Angesichts dessen, was einem im "Land des Lächelns" täglich nicht nur in Gesichtern auf der Straße, in Geschäften und im TV bei Politikern, Serien-Darstellern, Interviewern und Interviewten, Nachrichtensprecherinnen usw. usw bis hin zu den Milliarden feixender Smilies im Konsumgüterbereich begegnet, ist eine Übersättigung mit Würgefolgen normal.
Der Düsseldorfer Fotograf Uwe Loesch, der sich auch mit der kritischen Betrachtung und Analyse von Produkten beschäftigte, fände hier unendlich viele Themen für seine Studenten.
Aber ich hoffe, dass mancher Leser selbst bei meiner Formulierung von Ärgerlichem merkt, dass mich mein Humor noch nicht verlassen hat, selbst wenn er sich zuweilen in Ironie und Sarkasmus äußert und mein Lächeln etwas gepresst wirkt.
Heute möchte ich etwas schreiben über meine "Weisse Weihnachten 2012"
Es ist der 24.12.2012 und es war morgens sehr kalt: 17 Grad um 6 Uhr, dabei ein sehr frischer Wind. Also zog man Jacken und Pullover an und machte sich auf den Weg - nein, nein, nicht zum Geschenkekaufen am Heiligabend, sondern zum Streichen der letzten Regale für den Shop von Lucks Schwester.
Der Imbiss, das Restaurant oder der Pub, wie man es auch nennen will und wie es sich entwicken wird, war ja schon fertig und schön. Die über 40 Stilleben mit Früchten, Fleisch und Fischen, sowie den entsprechend gemalten Getränken von Künstlern aus über 2000 Jahren (von Pompeji über Michelangelo bis Picasso und Dali) schmückten die Wände und erfreuten einige zufällige Besucher.
Gestern sah alles ganz anders aus. Jek transportierte ihr gesamtes Angebot, Leergut und private Gegenstände in die Räume und an ein Bewegen und Testen, an welcher Stelle und in welcher Anordnung die vielen Regale stehen sollten, war nicht mehr zu denken.
Wenn die Verwandtschaft eigene Planungen und Organisationen mit Chaos und Spontanität zunichte macht, braucht man starke Nerven. Die braucht übrigens jeder Farang, der mit ThailänderInnen zu tun hat, die nicht ihr halbes Leben im Ausland verbracht und Erfahrungen gesammelt haben. Denn Desorganisation ist ein Synonym für Thailand. Aber: immer nur lächeln und wenn es zu viel wird brüllen. Dann bekommt man keine Magengeschwüre.
Luck und ich haben dann in aller Frühe „aufgeräumt“, das heisst Platz für Planung geschaffen. Gott sei Dank gibt es vor dem Haus und auch nach hinten riesige Terrassenflächen zum Abstellen. Dann wurden die Regale angeordnet und zwar so, dass es optisch angenehm ist und nicht die großen Teile den Blick nach hinten versperren. Die vorher auf Millimeterpapier gezeichneten Pläne schafften eine sehr viel größere Angebotsfläche als im alten Shop. Mal sehen, wie es nach der Einrichtung des Angebots aussieht. Dann stehen vielleicht wieder die Glühbirnen neben den Zahnstochern und die Zahnpasta liegt neben den Batterien und Feuerzeugen und die Kunden lächeln, und wenn sie Farangs sind lachen sie darüber.
Im 2m breiten Getränkekühlschrank habe ich schon Ähnliches bemerkt. Milch, Bier, Säfte, Sodawasser und Joghurt völlig planlos durcheinander. Warum nicht die Energy-Drinks neben die Präservative, das hätte doch eine gewisse Logik.
Luck will das morgen wieder in aller Frühe verbessern. Sie hat in Deutschland viel gesehen und auch bei ihrem ordnungswütigen Mann viel gelernt.
Natürlich haben wir heute bei der Streicherei über die neu installierte Hifi-Anlage mit den Bose-Acoustimass-Boxen „Holy Night“ von Mahalia Jackson und andere Weihnachtsmusik gehört. Aber ansonsten findet Weihnachten bei uns nicht statt. „Wir haben jeden Tag Weihnachten, Ostern und Geburtstag,“ sagt Luck und liegt damit richtig. Und schenken tun wir, wenn der andere einen Wunsch äußert und warten nicht auf ein Datum.
Klar erinnern wir uns an andere Weihnachten, als Luck zum ersten Mal im Dezember in Deutschland war und ich ihr dieses wichtigste Fest der Deutschen zeigen wollte. Daher können wir alle Verwandten, Freunde und Bekannte mit einem traditionellen Bild grüßen und schöne Tage und ein gesundes und angenehmes Jahr 2013 wünschen.
Luck und Manfred am Nachmittag des 25.12.2012 bei inzwischen angenehmen 27 Grad nach getaner Arbeit lächelnd.