Donnerstag, 31. Oktober 2019

Herbst

Über den wunderbaren, farbenprächtigen Herbst dichteten die Dichter wenig. 
Manchmal reimten sie holperig wie junge Mädchen für´s Poesiealben oder ältere Damen nach einer Flasche Rotwein:

Dem Theodor Storm sind nicht nur Frauen hold sondern auch der Wein und er muss wiederholen, wiederholen, um zu reimen.
„Der Nebel steigt, es fällt das Laub
Schenk ein den Wein, den holden. 
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden.“

Und seinen Namensvetter Fontane verlässt das Gefühl für Rhythmus wenn er reimt
„Ich geh den Wald, den Weiher entlang
Es schweigt das Leben, es schweigt Gesang.
Ich hemme den Schritt, ich hemme den Lauf
Erinnerungen ziehen herauf.“

Da war er wohl selbst etwas gehemmt. Und wenn er geht und den Schritt hemmt, dann läuft er plötzlich nur des Reimes wegen. Und wenn er weiter dichtet
„Erinnerungen sehen mich an,
haben es wohl auch sonst getan..“
dann ist die Banalität zum Lachen.

Der von der Hippie-Generation verehrte Hermann Hesse reimte über einen nebeligen Herbsttag in einer Weise, die man nur mit einem dicken Joint als Dichtung bezeichnen konnte:
"Voll von Freunden war mit die Welt
als mein Leben noch Licht war.
Jetzt, da der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar!"

Vielleicht empfanden sogar die großen Dichter die Herbstwelt als zu dunkel:
Ein Dichter ist ein Schöpfer lichter Dinge.
Im Trüben fischen nur die Dichterlinge. 

Meine Frau und ich empfanden in all den Jahren den Herbst als die schönste Zeit. Sie hatte eine solche Blätterpracht noch nie gesehen und wir stapften in diesen goldenen Wochen fast täglich durch das hohe Laub.












Düsseldorf hat nicht nur den Hofgarten, die 8km langen Rheinpark-Wege an beiden Seiten des Stroms, den Nordpark, den Florapark, den Ostpark, den Volksgarten, den Südpark und die zum Teil riesigen Friedhöfe, sondern auch den Aaper Wald, den Grafenberger Wald usw..
















Und nun betreten wir den japanischen Tempelgarten in Düsseldorf Niederkassel. 


Das ist tatsächlich im Herbst ein Traum. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.






Auch mein Lieblingsreimer Georg Kreisler mochte den Herbst und besang ihn poetisch:
"Ja, die beste Zeit ist der Herbst
Denn er bringt beflissen 
das Wissen, dass du jetzt erbst..."

Wir wünschen schöne Tage.

Luck und Manfred

1.11.2019

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Schöne, neue Welt

Das Eis schmilzt. Nicht nur vor meinem Mund, wenn ich es nicht schnell genug schlecke.  Auch an den Polkappen schmilzt es. Und dann steigt der Meeresspiegel. Und dann wird das Land kleiner und viele Wohnungen werden unbrauchbar. Nicht nur in Bangkok. Gerechterweise auch in Rio, Tokyo, New York, London, Hamburg usw.

Nun will ich mich heute nicht an dieser hitzigen Diskussion um das Klima beteiligen. Wir wollen es ja nicht noch wärmer haben. Nein, endlich soll man mal die Sache von einer positiven Seite sehen:


Die Devise heisst: Raus aus den Behausungen der Städte und rein in die Zimmerchen auf dem Meer! Da ist ja bei steigendem Meeresspiegel genug Platz. Und die Kreuzfahrtschiffe machen es uns doch vor. Das Wohnen auf dem Meer mit bis zu 5500 Menschen auf einem Schiff ist so ähnlich wie in den Wohnsilos zuhause. Es muss nur etwas billiger werden. Aber da werden Angebot und Nachfrage die Sache schon regeln.





 Und wenn die einmal auf dem Meer sind, können sie ja den Motor abschalten und das Klima schonen. 






Ist doch klasse in so einem Wohnsilo draußen auf ruhiger See. 
Und die Architektur ist doch fast wie zuhause








Also Freunde, Optimismus ist angesagt. So wie man in den Wohnsilos der Trabantenstädte viele nette Nachbarn hat, mit denen man ein Quätschchen halten kann, so wird man in einem Schiff-Wohnsilo auch überall Gelegenheit für ein Plauderstündchen haben. Und das unter freiem Himmel und mit dem Plätschern der Wellen. Und keine Autos! Ist das nicht herrlich?!

Schöne Tage voller Hoffnung wünscht

Manfred Spies
30.10.2019

Dienstag, 22. Oktober 2019

International - Kunst

Kunst und Können?

Seit über 100 Jahren gibt es diese Diskussionen, ob Kunst etwas mit Können, mit Kennen, mit Denken oder Verkaufen zu tun hat. Seit über hundert Jahren gibt es die Fotografie und besonders die Malerei hat sich anderen Dingen zugewandt, als der Abbildung der Realität.

Aber auch vor hundert Jahren ging es in allen Bereichen der Kunst darum, etwas hinter der abgebildeten Form zu vermitteln. Wenn der Betrachter angeregt, aufgeregt, berührt oder nachdenklich wurde, hatte der Künstler etwas erreicht. So wie bei Musik, kann das selbstverständlich auch bei einem abstrakten Bild geschehen.

Jeder Mensch hat unterschiedliches Wissen und unterschiedliche Erfahrungen, also auch unterschiedliche Bewertungen dessen, was er wahrnimmt.  Was für den einen Kitsch ist, ist für den anderen Kunst.
Ich habe besonders hier in Thailand eine solche Menge an Bildern und Objekten gesehen, die ich als Kitsch bezeichne. Aber ich habe auch Bilder und Objekte gesehen, die mich bewegt haben, die meine Gefühle getroffen oder mein Denken beeinflusst haben. Und diese Bilder und Objekte findet man in keiner Galerie, keinem Museum und schon gar nicht auf dem internationalen Kunstmarkt.


Ein Beispiel: Ganz selten sah ich eine Figur, die eine solche Zufriedenheit, eine solche Ruhe ausstrahlte, wie diese Gartenplastik. Wie hat der "Bildhauer" das geschafft?! Viele in meinem Bekanntenkreis, die etwas mit Kreativität zu tun haben, werden den Kopf schütteln und lachen, wenn ich sage: DAS IST KUNST!

Wenn Auguste Rodin in seiner "Eva" die Scham und die Verzweiflung über ihre Tat und ihre Angst vor der Zukunft zum Ausdruck bringt, wenn wir die Arm- und Kopfbewegungen sehen und ihre Gefühle nachempfinden können, ist das FÜR MICH AUF DER GLEICHEN EBENE wie die wunderbare Gartenfigur. Nur ist der eine Macher unbekannt und der andere ist berühmt.



Rodin hat einmal gesagt, er "müsse ein Jahr reden, um eines seiner Werke in Worten zu wiederholen."
Ich kann und will diese vollkommen in sich ruhende Thai-Figur nicht beschreiben, weil ich es nicht kann. Sie ist einfach wunderbar.

Für mich sind KENNEN und VERKAUFEN keine Kunstkriterien. Die Bilder von van Gogh waren schon Kunst, bevor sie sein Bruder aus dem Keller holte, nachdem van Gogh gestorben war. Und wenn sie jetzt immer wertvoller werden, weil immer mehr Leute sie kennen und begehren, hat das mit Kunst überhaupt nichts zu tun.


Eine ehrliche, offene Debatte will keiner.

Manfred Spies
23.Oktober 2019

Sonntag, 20. Oktober 2019

Thailand Umwelt - das Gift vom Nachbarn

Als ich morgens das Haus verlasse, um mit den Hunden spazieren zu gehen, kriecht mir Gestank in die Nase. Ich sehe in unmittelbarer Nachbarschaft Qualm aufsteigen. Der pensionierte Polizist hat vor seinem Haus einen Haufen mit Müll, Plastikbechern und Laub angezündet. 




Klingeln und diskutieren? Zwecklos. Ich hole eine Gießkanne mit Wasser und lösche das Feuer. 




Dann gehe ich ins Büro an mein „Umwelt“-Fach und hole ein paar aktuelle Thai-Infos und meinen Müll-Prospekt von 2013 und bitte Luck, mal kurz mitzukommen.




Wir klingeln. Luck übergibt die Papiere und erklärt dem missmutigen Mann und seiner noch missmutigeren Frau die Sachlage und fragt, ob sie nie morgens die Lautsprecher-Durchsagen am Markt hören. Da wird auf die aktuellen Verbote hingewiesen und erklärt, dass es die schönen, alten Traditionen der Selbstvergiftung in Thailand jetzt nicht mehr gibt.

Natürlich macht man sich so nicht sehr beliebt, aber das Ehepaar hat uns auch vorher nie gegrüßt. 

Luck und Manfred

21.10.2019