Freitag, 14. April 2017

TANNENBAUM DÜSSELDORF

Tannenbaum Düsseldorf

Am 15.April 1982, heute vor 35 Jahren, öffnete ich zum ersten Mal die Türen meiner Lokalität TANNENBAUM in Düsseldorf-Derendorf. Nach viermonatigem Umbau und zum Teil eigener Renovierung und mehrmaliger Verschiebung des Öffnungstermins war es endlich soweit. Bis 1998 hielt ich durch. Ich war Kreativer und kein Gastronom. Nie vorher hatte ich ein Kellnertablett in der Hand gehabt und von Einkauf und Abrechnung in der Gastronomie hatte ich keine Ahnung. Später hatte ich viel gelernt, wollte aber 1998 nicht weiter machen.

1981 wurde ich an den Augen operiert. Ich fragte meine Augenärztin Frau Dr. Köcher, ob ich danach im hellen Licht von Griechenland Urlaub machen darf. Sie fragte den Operateur im Martinus-Krankenhaus, Herrn Prof. Dr. Kehr. „Lassen Sie den Mann nach Griechenland fahren, der sieht das Land sowieso das letzte Mal“, war seine Antwort.

Was sollte ich also machen nach einer Erblindung? Ein eigenes Restaurant, in dem ich  noch eine warme Suppe bekomme, wenn ich nicht mehr mithelfen kann, war machbar !!!

Wir waren fast ein Jahr auf der Suche. Keiner wollte mit einem Newcomer einen Vertrag machen.  Das total herunter gekommene, seit fast einem Jahr leer stehende Loch an der Tannenstrasse war die einzige Möglichkeit. 

leerstehedes Lokal an der Tannenstrasse 1981
In der Umgebung gab es fast nichts außer dem „la Capannina“, einem Edel-Italiener. Der Knast war um die Ecke. Für die Malocher von Mercedes Benz, Rheinmetall, dem Schlachthof usw. gab es nichts außer dem geschlossenen Lokal, in dem sechsmal in zwei Jahren der Pächter gewechselt hatte. Als die von meinen Plänen hörten, wurde in der ganzen Gegend kolportiert, „die wollen ihren alten Laden zurück haben, und sei es mit Gewalt.“ Ich hatte Angst und bat um Infos und Hilfe. Mein SPD-Freund Jogi Vormbrock erklärte: „Wir können nichts machen. Du wirst wohl einmal renovieren müssen.“

fast renoviertes Lokal TANNENBAUM mit lachendemm Signet
Ich wollte keine „normale“ Kneipe machen und mir am Tresen anhören, wenn sich Leute auskotzten und mit Bier und Schnaps nachfüllen. Es wurden 240 internationale Tageszeitungstitel in vertikalen Reihen tapeziert (die hängen noch heute und man kann das Eröffnungsjahr ablesen).
Vorne installierte ich eine 360x255cm große Plakatwand, weil ich den Arschlöchern in der Stadt, die mich an den öffentlichen, bezahlten (!) Wänden dauernd zensierten, etwas Eigenes entgegenhalten wollte. Andere, wechselnde Texte und Zitate wurden auf Tafeln rund um den Tresen gemalt. Im hinteren Speiseraum hingen Arbeiten von Beuys, Polke, Richter, Altvater, Bayrle, B+H Becher, Duchow, Buthe, Wunderlich, Ungerer, Tapies, Paik, Ramos, Esser, Leupin, Nemo, Lichtenstein, Brus, Vautier, Hundertwasser und von vielen Freunden aus Düsseldorf. In der Galerie, die nicht gastronomisch genutzt wurde, fanden in der Folgezeit jährlich etwa 10 Ausstellungen statt, die sonst niemand zu zeigen wagte (z.B. Ausländerhass, Pornographie, Neonazis, Hausbesetzer, Nahost-Krieg usw.). Es gab etliche Einbrüche, aber die Alarmanlagen funktionierten.


Plakatwand im TANNENBAUM

Macker-Männer und Maja - Plakatwand im TANNENBAUM

Tafel am Tresen

Tafel am Tresen. Immendorff mache auch auf der Mühlengasse ein Künstlerlokal auf. Er ging pleite. Er wurde gefragt, ob er schon mal im TANNENBAUM war. Antwort: "Da geh´ich nicht hin, der Spies kann doch nicht malen." Da habe ich sehr gelacht und geantwortet. 

Natürlich gab es anfangs unerfreulichen Besuch. Malocher im Unterhemd und Rocker machten Probleme, schraubten an den Pissoirs unten die Verschlüsse ab, zerbrachen massenhaft Biergläser, grölten und wollten sich besaufen. Meine Kellner waren angewiesen, keinem etwas Alkoholisches zu verkaufen, wenn er nicht mehr verbal klar bestellen kann. Außerdem legte ich für diese Gesellschaft immer gern Beethoven und Chopin auf. (hahaha) Irgendwann war das Publikum gut sortiert.

In der Küche stand anfangs ein ausrangierter Gas-Kochherd meiner Mutter (hahahahaha!) Nach zwei Monaten musste ein professioneller Herd gekauft werden. Wir fingen mit kleiner Küche von 12 Gerichten an. Tsatsiki, griechischer Bauernsalat, Straßburger Nudelauflauf, grüne Nudeln Alfredo und Kalter Hund (nach einem uralten Rezept meiner Mutter) stehen auch heute nach 35 Jahren noch auf der Karte.


TANNENBAUM nach Renovierung 1991



Ich habe versucht, meinen MitarbeiterInnen und mir selbst die Zeit so schön wie möglich zu machen. Wir haben viele Feste gefeiert und einmal im Jahr war Pause und es gab ein „Betriebsfest“. Da wurde z.B. das Münsterbad zur Hälfte gemietet und wir veranstalteten mit zwei Team-Mannschaften Schwimmwettbewerbe mit Regenschirmen in einer Hand, Bällen zwischen den Füßen, Steinetauchen und andere Späße. Anschließend wurde gegessen und es gab Geschenke. So etwas waren für mich die absoluten Highlights. Und es wurden auch Freundschaften geschlossen. Klaus Staeck, Dr. Wieland König vom Stadtmuseum, einige andere und natürlich meine Eltern hatten eine lebenslängliche Freikarte für Essen und Trinken. Entsprechend hoch war der Tip für die Kellner, die übrigens auf meine Empfehlung immer gutes Trinkgeld an die Küche abgaben.

Am letzten Tag des Jahres 1998 waren die Gäste eingeladen, unentgeldlich alle Vorräte an Essen und Getränken leer zu machen, damit ich nicht so viel Arbeit mit der Inventur hatte. Es war mein letzter Tag. Mein vom ersten Tag an mit mir arbeitender Kellner Jorgo flüsterte mir zu: „Du kommst wieder. Der TANNENBAUM ist dein Kind.“ Nein, man muss auch loslassen können und sich nur noch erinnern.


TANNENBAUM heute, Der neue Beitzer, Andreas Bär, versuchte das Signet mit einem Bär zu kombinieren. 

Die hier gezeigten Bilder fand ich auf meiner Festplatte oder im Internet. Mehr habe ich nicht.
Das gesamte Bild und Akten-Material von der ersten Besichtigung 1982 an, dem Umbau, den Ausstellungen, den Festen, den TV-Sendungen aus dem Lokal bis zu meinem Abschied 1998, mehrere tausend Dokumente, habe ich dem Stadtmuseum Düsseldorf geschenkt. Ebenso alles Bild-, Film- und Aktenmaterial meiner gesamten kreativen Vergangenheit. Man versprach eine umgehende Digitalisierung und Publizierung. Aber alles lagert und modert in irgendeinem Museums-Fundus-Keller.

Ich wünsche dem TANNENBAUM, seinem Team und seinen Gästen weitere, gute 35 Jahre.

Manfred Spies, 15. April 2017


Mittwoch, 5. April 2017

Thailand / Pakchong, Mehr Licht!

"Mehr Licht!" Angeblich waren das die letzten Worte des bedeutendsten deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe.
Hier in Pimpaka, einem Ortsteil von Pakchong in Thailand, kennt diesen Mann kaum einer. Aber der Ruf nach mehr Licht am Abend und in der Nacht ist publik. Darüber habe ich auch in diesem Blog schon mehrmals geschrieben.


Wenn die Elektrizität in unserer Siedlung komplett ausfällt, ist der Energieversorger EGAT dafür verantwortlich.  Wenn einzelne Straßenlampen nicht leuchten, ist die Stadtverwaltung zuständig.  Aber wie in Deutschland sollten die Mitarbeiter der Verwaltung informiert werden, denn sie können nicht täglich am Abend herumfahren und kontrollieren.Nicht in Deutschland und schon gar nicht in Thailand.

In unserer kleinen Siedlung gibt es 90 Lampen. In ganz Pakchong sind es wahrscheinlich Zigtausende. Da müssen die Bürger initiativ werden, wenn sie mehr Licht haben wollen.

Da ich morgens, mittags und abends mit den Hunden unterwegs bin, sehe ich abgebrochene Lampen, andere ohne Licht und leuchtende. Um unser Grundstück war es seit einigen Wochen komplett dunkel.  Nun wollte ich mal genau wissen und es den Behörden mitteilen können, wo mehr Licht nötig ist.
  1. Ich zeichnete einen aktuellen Straßenplan von Pimpaka.
  2. Ich notierte in diesem Plan alle Straßenlampen.
  3. Ich zeichnete ein, welche Lampen nicht leuchten und welche total kaputt sind.
  4. Mit einem Fragezeichen versehen wurden Stellen, an denen man evtl. neue Lampen aufstellen könnte, da es dort finster ist.
  5. Den Plan in der Größe DIN A3 incl. mehrerer Farbkopien übergaben wir der Stadtverwaltung. Wir betonten, dass dies keine Kritik sondern eine Hilfe sei und niemand erwarte, das die 37 defekten Lampen sofort repariert werden können.
Straßenplan Pakchong/Pimpaka mit eingezeichneten Lampen

Die Leute in der Verwaltung haben verstanden und sich sehr gefreut. Wir kamen zum Behördenleiter und der erklärte, dass man alles nach Bangkok schickt und Geld beantragen muss.

Aber sehr erstaunt waren wir, als bereits eine Woche später der Kranwagen der Stadt an unserer Ecke stand und auch bei uns die Lampen reparierte. Wir haben uns bedankt.

Lampenreparatur am 27.3.2017

Stadt-Mitarbeiter mit unserem Plan

In Pimpaka haben wir einen „Verschönerungsverein“ mit einem selbst ernannten Führer dieser Grillparty-Gesellschaft, Heini Janssen, der sich eigentlich um so etwas kümmern sollte. Aber von dessen acht eigenen Lampen an der Straßenseite brennen ja seit Wochen nur zwei, was seine hohe Wahrnehmungs- fähigkeit und seine unermüdliche Initiative kennzeichnet. Um ihn herum gibt es viele Würstchen.  Mich wundert nicht mehr, dass hier Leute, die sich für intelligent halten, so einem Herrn, den man gerechtfertigt öffentlich als Lügner und Verleumder bezeichnen darf, Leitungsfunktionen in dieser Würstchenclique geben. (Herr Janssen hat öffentlich den Herrn Eddy Wyrsch der Brandsstiftung eines Waldstücks in Pimpaka beschuldigt. Eddy Wyrsch war nachweislich (mehrere Zeugen) am betreffenden Tag gar nicht in Pimpaka.)

Wir werden so weiter machen wie bisher. Unsere Bereitschaft zur Hilfe und Kooperation bestand von Anfang an und wurde vor allem von den arroganten Ignoranten ausländischer Couleur zurück gewiesen, ohne dass diese Dummschwätzer je mit mir ein Wort gewechselt hatten. Meine eigenen Initiativen in Bezug auf Straßenbau, Müllbeseitigung und Übergabe von Sportgeräten an die Schule incl. kostenloser UNTERRICHTUNG sowie jetzt das Zeichnen von Plänen und die Eintragung intakter, defekter und zerstörter Straßenlampen wurde und wird immer von anderen klein geredet oder sogar an die eigene Fahne geheftet. Ich habe von Anfang an gesagt und geschrieben, dass ich zu jeder Mitarbeit und Hilfe bereit bin, aber mit Schleimscheißern, Arschkriechern und Tratschsäcken nichts zu tun haben will. Das bleibt auch so. Wir kennen genug vernünftige Leute und haben Freunde genug, wie sich an meinem Geburtstag 2016 zeigte. Da halfen uns auch umgehend Mitarbeiter der Stadtverwaltung und waren selbstverständlich eingeladen.


Manfred Spies, 6. April 2017