Die für weitere Verhandlungen und Realisierungen im Zusammenhang mit unserer Hütte nötigen Unterlagen sind in einem dicken Ordner gesammelt.
Luck befördert gerade mit ihrer letzten Massage in diesem Jahr (Abreise am Dienstag) eine sehr treue Klientin in den Himmel, der auf Lucks Webseite angezeigt ist.
Mit einem Gläschen Wein, das demnächst in Thailand bei hoffentlich gleicher Qualität das Fünffache kostet, schreibe ich ein paar entspannte Gedanken auf, während im Hintergrund Miles Davis sein "Time After Time" zelebriert.
Bei minus 7 Grad friere ich mir langsam - vor allem ohne Auto und auf dem Fahrrad - den Arsch ab. Aber Luck ist bei jedem Schneefall ganz aus dem Häuschen. Klar, es ist ihr letzter Winter mit Schnee bereits im November. Und viel Schnee! Und Glatteis auf den Straßen.
Als ich gestern mit dem Rad zur Post fuhr, um ebay-Pakete abzugeben, stürzte ich auf eisiger Straße. Ich fuhr ganz vorsichtig. Das nützte aber nichts. Der junge Mann, der mir aufhelfen wollte, rutschte ebenfalls und fiel auf mich drauf. Das hat die Rippe beeinträchtigt und ich bekam kurzzeitig wenig Luft.
Als ich bei der Stadt anrief, um diese äußerst gefährliche Stelle zu melden - wenn es Abend wird, werden alle Leute, die die Straße überqueren wollen, stürzen - bekam ich zur Antwort: "Wir streuen nach Plan". Ich konnte nicht umhin, den Mann anzubrüllen: "Warum sitzt ihr sesselfurzenden Arschlöcher noch da? Jeder programmierte Computer macht das billiger!"
Natürlich werde ich von meiner Frau bedauert, aber sie liebt die Kälte und den Schnee weiterhin. Heute erklärte sie mir lächelnd aber ernst gemeint: Dieser Schnee im November - das hatten wir schon lange nicht mehr - wurde speziell vom Wettergott für sie gemacht, weil es ihr Abschied ist. Das ist Thai! Entweder sind die bösen Geister oder die lieben Götter schuld.
Lucks Schwester Jek fährt jeden Abend nach ihrer Arbeit zu unserem Grundstück, um die Entwicklung des Bauens zu beobachten. Vor zwei Wochen entdeckte sie eine abgemagerte, halb verhungerte Hündin mit ihren sechs verzweifelt saugenden Jungen. Die Hündin knurrte, wahrscheinlich mit letzter Kraft. Jek fuhr sofort nach Hause, holte Reste und Reis und vor allem etwas zum Trinken. Das tat sie danach jeden Abend. Inzwischen erwartet die ganze Hundefamilie die himmlische Speisung, und die Hündin lässt sich von Jek streicheln. Bekannte, Verwandte inclusive Jek sind davon überzeugt, dass sich die Hündin nicht ohne Grund unsere Baustelle ausgesucht hat: DA SIND GUTE GEISTER! Das ist auch ein wunderbares Zeichen für uns!
Die Feier mit Gaben für die Götter (siehe damaliger Beitrag) hatte ein besänftigendes, ja wunderbar wohlwollendes Ergebnis. Das ist typisch Thai!
Die Feier mit Gaben für die Götter (siehe damaliger Beitrag) hatte ein besänftigendes, ja wunderbar wohlwollendes Ergebnis. Das ist typisch Thai!
Selbst meine durchaus nicht irrational einzustufende Freundin Angelika meinte: "Warum glaubst du nicht daran. Schaden kann das sowieso nicht." Ja, ja, "Glaube ist ein Opfer der Vernunft" hat mein Freund Dieter Forte einmal geschrieben. Und ich halte Emotionalität und Rationalität nicht für Widersprüche, aber Irrationalität gehört nicht zu meinem Inventar. Es gibt eine von mir geliebte Buddha-Figur. Dieser Buddha hat anscheinend Kant gelesen und verzweifelt an der real existierenden Wirklichkeit in seinem Namen.
Wie man ja bei Wikipedia unter meinem Profil nachlesen kann, haben mich die Ärzte seit 1983 für erblindet erklärt. Als ich sie 10 Jahre später darauf ansprach, war mein klar und deutlich sehender Zustand "ein medizinisches Wunder." Ich selbst führte das auf ganz andere Umstände zurück, unter anderem - jetzt lacht nicht - auf meinen enormen Knoblauch-Konsum.
Gestern hatte ich mir ein entsprechend intensives Tsatsiki gemacht, angereichert mit Chili und Thai-Basilikum: einfach köstlich!
Der Kiosk-Besitzer öffnete während meiner Abfertigung trotz der Kälte die Türe. Im Italo-Laden auf der Münsterstrasse fragte ein Kunde an der Kasse: "Mein Gott, hat hier jemand Knoblauch gegessen?" Die Kassierer verneinten. Ich sagt lächelnd: "Bei Gott, ich."
Seinen angewiderten Gesichtsausdruck versuchte ich aufzuhellen mit den Worten: "Knoblauch ist extrem gesund. Sehen Sie mir meine 70 Jahre an? Sehen Sie! Ich empfehle Ihnen und Ihrer Frau Knoblauch für oben und unten." Ich hatte allerdings den Eindruck, mich keinem der Anwesenden verständlich gemacht zu haben.
Als ich diese Story meiner Frau erzählte, lachte sie und meinte: "Damit hast du in Thailand keine Probleme. Selbst wenn die Leute es unangenehm empfinden, meckern sie nicht. Das wäre unhöflich. Und außerdem essen wir sowieso selbst viel Knoblauch". Das ist Thai!!!
Apropos Essen. Das gehört von morgens bis abends zum Thai-Leben. Wenn dich jemand besucht - angemeldet oder meist unangemeldet - fragst du nie, "Wie geht es dir" sondern immer "Hast du schon gegessen?" Die Thai wollen Spaß haben (sanuk - eines der wichtigsten Worte der Thai-Sprache) und das Leben genießen. Dazu gehört Essen. Es war immer wunderbar - und hier möchte ich allen unseren Freunden in Düsseldorf und Umgebung für die herrlichen Essen bei uns - weil wir viel Platz haben - und bei ihnen zu Hause danken: Ratree, Kung, Aunchalee, Nong, Savitree, Frank, Manfred, Olaf, Eduard, Peter...Der Abschied in einigen Wochen wird sehr traurig sein, aber es wird hoffentlich viele Wiedersehen geben.
Zum Schluss - Luck ist gleich fertig und wir wollen etwas Leckeres zu Abend essen und Donna Leon im TV sehen - noch einen gravierenden Unterschied zu Thai-Gedecken und unseren gedeckten Tischen. (Ich werde mich später mal ausführlicher mit den kulturellen und sozialen Unterschieden beschäftigen.)
1. Der Thai deckt niemals einen Tisch so ordentlich mit ausgerichteten Bestecken und Gläsern wie wir. Messer gibt es sowieso nicht, nur Gabeln und Löffel.
1. Der Thai deckt niemals einen Tisch so ordentlich mit ausgerichteten Bestecken und Gläsern wie wir. Messer gibt es sowieso nicht, nur Gabeln und Löffel.
2. Der Thai setzt sich an den Tisch, auf dem meist noch nicht alles aber schon etwas Essbares steht, und fängt an. Einen gemeinsamen Start kennt man nicht.
3. Der Thai steht auch auf, ohne abzuwarten, bis die Tafel "aufgehoben" wird.
4. Der Thai kennt traditionell keine Serviette. Auf dem Tisch stehen fantasievoll verpackte oder versteckte Klopapier-rollen.
Mich hat diese kulturelle Eigenart derart fasziniert, dass ich mich frage, warum niemand Thai-Tisch-Klopapierständer sammelt. Es gibt sie in den abenteuerlichsten Ausführungen. DAS ist viel spannender, als Buddha-Figuren oder andere Thai-Pretiosen zu sammeln.
Nun sind wir erst einmal weg bis Januar 2011.
Gesunde und im Wortsinn wunderbare Tage wünschen Luck und Manfred
Samstag, 4.12.2010
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen