Dienstag, 19. November 2019

Fotografie-Markt

Im zweiten Teil meiner Serie über Portrait-Fotografie möchte ich mich mit dem Fotografen-Markt beschäftigen, der ganz ähnlich wie der Kunstmarkt funktioniert. Und ich möchte einen kleinen Test machen.

Es gibt im Kunstmarkt Stars, deren Werke zu utopischen Preisen gehandelt werden. Und es gibt Millionen Kreativer oder als „Künstler“ bezeichnete Menschen, die keiner kennt oder wahrnimmt. 
Als ich in Düsseldorf Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler war, gab es eine Untersuchung über Künstler in Deutschland. Danach konnten nur 6% der deutschen „Künstlerinnen“ und „Künstler“ von ihrer Arbeit leben. Sie waren angewiesen auf einen Zweitberuf, die Unterstützung durch den Ehepartner oder staatliche Stütze.

Wer als Künstler(in) Erfolg hat, entscheidet nicht das Können und schon gar nicht die Kreativität. 

Malen ist keine Kunst, aber Verkaufen ist eine Kunst. (Max Liebermann)


Entscheidend sind Marketing. Man muss mit einer „richtigen“ Idee (am besten etwas Spektakuläres!), zur richtigen Zeit im Beisein der richtigen Medien auf sich aufmerksam machen und dann die richtigen Leute (Galeristen, Kritiker, Museumsdirektoren usw.) kennen . Diese richtigen Leute stellen fest, ob der Mann oder die Frau einen „Stil“ hat, ob es auf Dauer einen „Wiedererkennungswert“ der Werke gibt und andere Kriterien, für das sich der Einsatz lohnt. Das ist bei Modell-Agenturen und Schauspielmanagement genauso. Das ist auch bei der Einführung eines neuen Produkts nicht anders.
Im Kunstmarkt kann man allerdings auch absoluten Schwachsinn erfolgreich managen. Die Geschichte von des „Kaisers neuen Kleidern“ ist aktuell. Das ist bei Fotografen selten möglich.




Der "Künstler" Spencer Tunick versammelt in vielen Städten der Welt hunderte Nackte und arrangiert sie zu "Kunstwerken."
Er behauptet, nackte Körper seinen für ihn Schönheit. Warum er dann zwischen all der Schönheit spektakulär für die Medien mit einem Messer herumläuft, weiss nur er allein. Ich weiss es allerdings auch.


Der Fotomarkt funktioniert nach vergleichbaren Prinzipien. So ist zu erklären, warum ein Foto-Star (wie ein Produkt) nicht mehr gefragt ist und vom Markt verschwindet. 
Und mit Marketing hängt auch zusammen, dass es sehr viele sehr gute Fotografen mit sehr guten Arbeiten gibt, die niemand kennt, außer ein paar Freunde bei Facebook. 
Oft sind diese Frauen und Männer ZU VIELSEITIG für professionelle Auftraggeber. Sie fotografieren nicht wie ihre berühmten Kollegen nur Naturdokus, nur Portraits, nur Tiere, nur Journalismus. Wohin soll eine Vermittlungsagentur oder eine Zeitung sie stecken, wenn diese Redaktionen in ihren Schubladen Gerichtsreporter, Wirtschaftsjournalisten, Lokalreporter und Kulturredakteure haben? Einen Hochzeitsfotografen will man nicht in ein Kriegsgebiet schicken (obwohl es evtl. eine sensationelle Reportage würde, hahaha).

Ich erlebe bei mir und bei Freunden, dass Vielseitigkeit beglückend ist.  Und ich erlebe bei Freunden absolut hervorragende Fotos in JEDER Sparte, ob Natur, Landschaft oder Porträt. Aber es wird nur von wenigen wahrgenommen und erkannt. Das ist schade.
Aber bei den meisten von uns spielt es keine Rolle, weil wir gar nicht so mediengeil sind und mit dem, was wir machen, unabhängig und sehr zufrieden sind. Und damit bin ich bei meinem Test:

Ich habe 10 Portrait-Fotos gefunden, die alle in Südostasien gemacht wurden. 
Alle Bilder sind meiner Meinung nach hervorragend. 
Welche „Stars“ namentlich dabei sind, spielt keine Rolle. 

Ist es möglich, ein Bild von einem Nicht-Profi sofort zwischen Bildern von hervorragenden Berufsfotografen zu erkennen?
Bitte beteiligt euch. 
Gebt mit der Nummer an, welches Bild (Bilder) ihr nicht einem Profi-Fotografen zuordnen würdet. 
Ich freue mich über massenhafte Antworten und melde mich am Wochenende.














Der dritte Teil meiner kleinen Serie behandelt schließlich das, was für mich das Spannendste ist und wo sich die Geister scheiden werden: Fotografie und Fantasie. Vom Träumen, Sehen und Gestalten.


Manfred Spies
Mittwoch, 20.11.2019


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen