Freitag, 26. Juni 2020

Thailand: Chinesische Trauerkultur

In Thailand leben Millionen Chinesen bzw. Thailänder chinesischer Herkunft. Geht man durch Geschäftsstraßen und sieht die vielen Lampignons, ahnt man, dass diese Thai-Gruppe ihre eigene Kultur hat, sie zeigen und bewahren will. Das ist in Thailand möglich. In China immer weniger oder gar nicht.

Chinesische Trauerkultur
Einen chinesischen Friedhof habe ich bisher noch nie gesehen und auch nichts davon gehört. Im Internet gibt es Bilder aus Kanchanaburi, aber keine informativen Details.

Chinesen beerdigen traditionell ihre Toten, sie verbrennen sie nicht. Die Zementgräber bestehen aus großen, teilweise verzierten, halbrunden Bauten mit einem anschließenden Hügel, in dem der Sarg vergraben wird. Der Kopf des Toten muss zur Grabplatte mit Namen und Daten zeigen. Damit ist die Fläche einer traditionellen Chinesengrabstätte etwa sechs- bis zwölfmal größer als in Deutschland ein Einzelgrab. Hängt vom Vermögen ab. Es gibt noch viel größere Grabstätten.
Warum ist der Sarg nicht platzsparend unter der Betonplatte und vor der Grabtafel? Weil man nicht auf den Toten herum läuft. Die Größe chinesischer Gräber hängt zusammen mit der traditionellen, von Konfuzius gelehrten Ahnenachtung. 
In Mutterland China ist das alles anders geworden. In Thailand auf dem Lande - wo wir zum Glück in Ruhe leben - können die Chinesen noch traditionell trauern und beerdigen.

Tor zum chinesischen Friedhof in Pak Chong (Es gibt die Hauptzufahrt von BKK kommend 500m vor der Abfahrt nach Pak Chong. Hier diese Nordeinfahrt ist an der Straße rechts hinter TESCO.)

Traditionelle chinesische Friedhöfe brauchen viel Platz

Grabstätte mit...

...dahinter liegendem Grabhügel

Mein hilfsbereiter Nachbar Armin Rainer aus Bayern, der meine unerschöpfliche Neugier kennt, zeigte mir den chinesischen Friedhof, den er bei seinen kilometerlangen, abendlichen Spaziergängen mit den Hunden besucht. Das riesige Areal von mehr als 30 Hektar wird immer weiter ausgebaut. So etwas in in China völlig undenkbar.

Natürlich können und wollen nicht alle chinesischstämmigen Thai die großen und sehr teuren Gräber bezahlen, in denen maximal nur zwei Tote ihre Ruhe finden. (in großen Städten und in Chinas Metropolen kostet eine Grabstätte soviel wie ein Familienhaus, bis zu umgerechnet 200.000,- €). Auch Teile meiner Verwandten sagten, „Ich bin doch Thai, also Krematorium und normale Urnenbestattung,“

Große Grabstätte ohne Wasserkanal

Große Grabstätte mit Wasserkanal

Kleine Grabstätte mit Wasserkanal


Armin sah vorne um die Grab-Bauten schmale Kanäle mit Wasser, das seine Hunde gern schlürften. Geweihtes Wasser? Geistesabwehr? 
Bei meinen Chinesenbefragungen wurde das verneint. Es ist für ablaufendes Wasser bei den Grabreinigungen und für Regenwasser. Nicht nur am 5.April jeden Jahres, dem Tag des chinesischen Totengedenkens, werden die Grabstätten gereinigt.


Gewundert habe ich mich über den völligen Verzicht auf Bepflanzungen mit Sträuchern und Bäumen. Auch gibt es anders als auf unseren Friedhöfen keinen Blumenschmuck auf den Grabstätten. Das ist aber verständlich. Schnittblumen und Vasen gibt es in Thailand auch in Haushalten sowieso fast gar nicht, und wer soll bei dem Klima auf dem Friedhof Topfpflanzen gießen und pflegen?

Seltener Baumbestands
Am China-Friedhof gibt es eine Trauerhalle, in der ähnlich wie bei den Thai die Angehörigen Abschied nehmen können. Für prominente Chinesen gibt es im Zentrum von Pak Chong eine Art Aufbahrungs-Tempel. 
Glückliche Chinesen auf dem Lande in Thailand. Was für ein Unterschied zu allen Metropolen weltweit, wo Gewinne wichtiger sind als Gefühle.


Die Chinesen bei uns können sich glücklich schätzen, dass so etwas hier möglich ist.

Kapelle



Im Land  China ist inzwischen alles anders. Der Massen-Kultur-Vernichter Mao fing an, Bücher, Musik und alles andere, was mit Kultur zusammenhing, als reaktionär und dekadent zu verbieten und zu vernichten. (Wie konnte ein später so berühmter und völlig dem Kunstmarkt angepasster Künstler wie Jörg Immendorff,, der später bei Fürstin Gloria von T&T seinen Schampus soff, vorher ein glühender Mao-Verehrer und KPDML-Mitgied sein? Alles Show, Lüge und Selbstbetrug!).

Diese Kultur-Vernichtung setzt heute die kommunistische Regierung fort. Traditionen sind dekadent und dem Fortschrittsdenken im Wege. Konfuzius wurde von Mao abgelehnt und wird heute nur geduldet, weil sich seine Lehre instrumentatlisieren lässt. 
Außerdem brauchen Gräber Platz. Sie werden Parteibonzen und Regime-Profis vorbehalten, der einfache Thai soll neben dem Krankenhaus in einer kahlen, einem Parkhaus ähnelnden Halle 5 Minuten „betrauert“ und fix verbrannt werden. Die Asche wird auf einem extrem teuren halben Quadratmeter „befriedhoft“, im Garten vergraben oder im Meer verstreut. Das ist Trauer-Ökonomie.(s. Links zu diesem Thema)
Chinesen sind in der Mehrzahl Buddhisten, glauben also an Wiedergeburt. 

Ich beglückwünsche meine chinesischen Freundinnen und Freunde, dass sie außerhalb der Metropolen leben und traditionell trauern können, wenn sie es wollen.. Ich danke ihnen für ihre Informationen und ich danke Armin für seine Hinweise und das Zeigen von Kultur in einem Land, in dem wir leben. 

Und ich erinnere mich gern an Düsseldorf mit seinen Friedhöfen, die zu den schönsten, baumreichsten Parks der Stadt gehören. Hier ist fast alles anders, Wieder etwas gelernt.

Manfred Spies
26. Juni 2020


Links:
Sterben in China
Über Bestattungen in China

Gräber in China teuer

China Bestattungskultur

 China Dorfbestattung

Tod in China, FAZ-Artikel

Artikel mit vielen Infos von Stephan Schweitzer

Mein Blog-Artikel über Thailand
Leben, Sterben, Trauer, neues Leben in Thailand

Trauer allgemein




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