Freitag, 28. August 2020

Thailand Widerstand 2020

THAILAND - tut sich immer noch ´was? Ja!

Am 1.3.2020 schrieb ich einen Blog-Artikel zu den aufflammenden Protesten der Studenten. Aber ab März beherrschte fast nur noch Corona die Schlagzeilen und das Interesse in der Öffentlichkeit. 
Nun, 5 Monate später ist der Widerstand nicht eingeschlafen, im Gegenteil. Nicht nur Studenten und auch deren Professoren, sondern Schüler und Teile der Mittelschicht sind auf der Straße. Der Regierungschef Prayut ist besorgt. Seine Sorge gilt den "heiklen Theman", über die die Studenten reden.

Ich teile seine Sorge, auch wenn ich andere Gründe habe.
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Im Vergleich zu früher hat sich trotz TV-Zensur und Medien-Kontrolle sehr viel geändert. (siehe Einschätzungen in meinem Beitrag vom 1.3.) 
Das ist eine große Chance. Hinzu kommt, dass die Demonstranten keine Angst mehr haben. Das Fingerzeichen für Widerstand wurde 2015 verboten. Darum kümmert sich heute niemand. Die Betonung auf Ruhe und buddhistisches Ertragen von Leid spielen kein Rolle bei den lauten Protesten.
Fingerzeichen für Widerstand - verboten,,,

...aber darum kümmert sich keiner mehr.


stille Proteste sind Vergangenheit





Wenn aber jetzt studentische Redner auch die Monarchie angreifen - ein absolutes Tabu - macht sich nicht nur Herr Prayut Sorge. Sofort müssten die Studentenführer feststellen, woher diese Stimmen kommen und dieses Thema radikal verhindern. Sie haben genug Widerstandsthemen, die mehrheitsfähig sind. Umfragen beweisen eine große Zustimmung in allen Teilen der Bevölkerung für mehr Demokratie und Freiheit und Ablösung der Regierung.(s.o.)

Jeder von uns hat schon in Diskussionen mit Thailändern erlebt, dass diese bei unterschiedlichen Ansichten kaum zu Kompromissen fähig sind. Profilierung und Gesichtsverlust blockieren alles. Das hatten wir in der Politik oft. Das ist auch Thai-Kultur und eine sehr große Gefahr, die alles an Gemeinsamkeit kaputt machen kann.

Es darf keine überzogenen, unangebrachten und zudem momentan irrelevanten Diskussionen geben. One step by annother. Alles Andere ist kontraproduktiv.
Mut allein reicht nicht, man muss auch einen klugen Kopf und Geduld haben. Sich mit völlig unrealistischen Forderungen profilieren zu wollen hat auch zu dem Thailand geführt, was wir heute sehen. Das will keine(r) mehr haben. 


Erinnerung an Situationen vor dem Putsch:
Die Regierungschefin war Yingluck Shinawatra, ihre Unterstüster waren "Rothemden". Die Regierungsgegner waren die "Gelbhemden".
Eliten und Demagogen wollten vor 6 Jahren keine Wahlen. Sie behaupteten, arme und ungebildete Bürger können keine politischen Entscheidungen traffen, weil sie dumm sind. Bürger aus Bangkok und den Metropolen sollen ein dreifaches Stimmrecht haben oder es gibt keine Wahl. Der Ober-Demagoge Suthep lies zu seinen Demonstrationen Mop und Schläger ankarren, die er bezahlte.









Die Situationen eskalierten ins Irrationale, wohl auch aus der oben von mi angedeuteten Unversöhnlichkeit der Thailänder. Es gab Prügeleien bei TV-Diskussionen und im Parlament.


Ich war damals als Beobachter auf Rothemden-Demos und war beeindruckt von der Friedlichkeit und Kultur dieser Veranstaltungen.








Ein einzelner Mann, Akawutt Ake Auttagon, wollte auf einer Versammlung des ehemaligen, gelben Regierungschefs Abhisit diskutieren. Abhisit gehört zwar der "Demokratischen Partei" an, aber er ließ ihn abführen. Sein kleines Pappschild mit der Aufschrift RESPECT MY VOTE wurde zu einem Slogan und zum Renner der Rothemden und auch sehr vieler Liberaler und sogar Anhänger der Gelbhemden, die sich eine Wahl nicht verbieten lassen wollten.







In dieser Weise müsste es weitergehen. Charismatische, glaubwürdige Redner müssten die Massen von Mut, Kraft und Gewaltlosigkeit überzeugen. Wenn der Polizei und den Soldaten gesagt würde, "Ihr seid keine Helden, wenn ihr auf euer Volk schießt. Ihr seid Helden, wenn Ihr euch wie Brüder und Schwestern fühlt und unsere Blumen in euren Gewehrläufen stecken lasst," hat man gewonnen.

Manfred Spies
28.August 2020

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