Mittwoch, 7. Juli 2021

Tod des "Blütentraums"

Es ist doch nur ein Baum!

Wie bitte? Die Bäume in unseren Gärten waren immer mehr, als nur dekorative Pflanzen. Ob die Pflanzen ein "Leben" haben und empfinden können, werden wir in einigen Jahren genauer wissen. Die Forscher haben in den letzten hundert Jahren so Gewaltiges über die Natur herausgefunden, das geht weiter.

Aber unabhängig davon hat man einen Baum wachsen sehen, man hat ihn gepflegt und er hat viele Jahre mit seinem schönen Wuchs, seinen im Wind rauschenden und flüsternden Blättern und seinen wunderbaren Blüten uns etwas zurück gegeben.

Meine Frau Luck hat 2011 nach meinen Gartenplänen die ersten Bäume, Palmen und Sträucher gepflanzt. Ein Bäumchen, das seine zuerst blauen  und dann immer heller bis zum Weiss werdenden Blüten das ganze Jahr über trägt, gehörte dazu. Ich nannte ihn meinen "Blütentraum"-Baum. Sein botanische Name ist Solanum macranthum oder Solanum wrightii.


Viele unserer Besucher wollten Ableger mitnehmen. Als sie erfuhren, dass man um den Baum herum täglich sehr viele der Blüten und der großen Blätter einsammeln muss, überlegten sie es sich anders. Auch keiner unserer Farang-Nachbarn hat Laubhölzer im Garten, nur pflegeleichte Palmen.


Luck erklärte mir als Farmerstochter, dass er uns nur etwa fünf Jahre erfreuen kann. Er gehört wie viele andere - Bananen gehören auch dazu - zu den nicht langlebigen Pflanzen. Aber vielleicht wegen meiner guten Pflege und meiner lobenden Worte stand er 10 Jahre prächtig in unserem Garten und wurde so groß, dass wir die Berge und die Sonnenuntergänge nicht mehr sehen konnten. Nicht schlimm, ich hatte ja hunderte Fotos bereits gemacht.




Gestern tranken wir auf der oberen Terrasse nach dem Mittagessen einen Kaffee, als es plötzlich knackte, krachte und dann rauschte. Ein Teil des dreistämmigen "Blütentraums" war umgekippt, einfach so. Zum Glück machte der Gärtner eine Pause und Luck war auch nicht mit Blätterfegen beschäftigt. 


Ich sah bei dem "Restbaum" oben die vielen Blüten und plädierte für eine Rettung. Keine Chance, Die Fachleute machten mir klar, dass der Rest auch sehr brüchig und angefault sei und eine Stehenlassen gefährlich sei. 




So saß ich dann auf der Terrasse und sah zu, wie aus den abgesägten Ästen Kleinholz gemacht und der "Blütentraum" langsam von einem traurigen Erwachen abgelöst wurde. 



Selbst Luck sitzt jetzt nicht gern beim Frühstück oben auf der Terrasse, obwohl der Blick wieder frei ist auf die Farmlandschaft und die Berge.


Luck und Manfred,                                                                                                  7.Juli 2021

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