Dienstag, 27. August 2019

Wohnen, Design - Geld verdienen!

Essen ist Geschmacksache. Wohnen und Einrichten ist Ansichtssache, denn es hat auch etwas mit Wissen zu tun. 
Jemandem, der nichts von ergonomischem Design gehört hat, kann man kein entsprechend zweckmäßiges Haus, kein gesundes Sitzmöbel oder griffiges Besteck verkaufen. Und wo das ausgeschlossen wird und das Gefühl die Kaufentscheidung für ein „Wohlfühlen“ bestimmt, wo Altes nicht alt ist sondern industriell kopiert wird im Sinne eines Historismus, ist der Kitsch der Kumpel.

Die Deutschen lieben "altdeutsch" aus industrieller Produktion.

Das ist ein optimal ergonomisch gestaltetes Besteck von WMF. Leider extrem teuer.
Wir leben zwar nicht mehr mit Bakelittelefonen und schicken Briefe nicht per Post, sondern erledigen sogar das Fotografieren mit dem Smartphone. Wir reiten und radeln nicht von Stadt zu Stadt, sondern fahren auch zum nahen Briefkasten mit dem Auto. 
Aber wir lieben Traditionen und wohnen auch in Thailand gern in Häusern mit Satteldächern, Zwerchdächern und Krüppelwalmdächern im norddeutschen oder schwarzwälder Landhausstil. 
Entsprechend ist die Inneneinrichtung hölzern wie in einem Blockhaus. Aus dunklem Naturholz sind Fenster und Türen, auch in der Küche, im Wohn- und Schlafbereich hat alles Zierleisten, was bei der dreckigen Luft in Thailand der Hausfrau Vergnügen bereitet.



 Dunkles Holz an Wänden und Möbeln macht die Zimmer dunkel, da helfen auch keine großen Fenster. Meinen Augen zuliebe ist bei uns alles hell und der Putzarbeit von mir und meiner Frau zuliebe sind Fenster, Türen und Schränke glatt. ZWECKMÄSSIG ist die Devise. Aussen am Haus und drinnen gibt es nur Weiss, Grau und Schwarz, die Farben machen die Menschen und die Bilder. Auf den weissen Tellern machen die Speisen die Farben, nicht das Dekor.



Überall glatte Flächen und Türen ohne Zierleisten - leicht zu reinigen.


Modernes Design schließt nicht die Nachbarschaft von Antiquitäten aus. Antike Möbel und  modernes Design und abstrakte Kunst sind oft eine sehr ästhetische Kombination.



Aber das ist - wie oben erwähnt - Ansichts und Gefühlssache. Das fängt schon beim Hausbau an. Und da hat Thailand einen großen Vorteil gegenüber Europa: Du kannst fast machen, was du willst, auch in einer Siedlung. Freunde von mir haben der Horror-Heimat den Rücken gekehrt, weil sie dort keine hellen, die Sonne reflektierenden Dachziegel benutzen durften. "In der Siedlung werden nur rote Ziegel benutzt!" sagte das Bauamt. Schönes Thailand!



Das gibt es bei den reichen Thai auch: Ein Haus ganz aus Teak. Extrem teuer und heute verboten.

Modernes Haus im Bauhaus-Stil 
Modernes Haus im Bauhaus-Stil
Modernes Haus im Bauhaus-Stil

In Thailand kannst du fast machen, was du willst...

Auch an modernen Bauten ist Holz ein Baumaterial, sehr schön eingesetzt

Auch in der Inneneinrichtung moderner Architektur kann Naturholz sehr ästhetisch eingesetzt werden.

Alte Möbel und Geschirre finde man in historischen Sammlungen. In den modernen Museen werden nicht nur Bilder gezeigt, sondern auch modernes, zweckmäßiges Design. (Metropolitan Museum und Museum of Modern Art MoMA, NY) 
Eine der besten Lampen, die jemals entworfen wurden, findet man dort: die TIZIO. 


Auch bei uns im Gästezimmer
Die Tischleuchte TIZIO wurde von Richard Sapper für Artemide entworfen. Die Arme der Lampe können frei eingestellt und gedreht werden. Der Lampenkopf und die Gegengewichte sorgen für Stabilität. Der Kopf von Tizio kann unabhängig vom Körper der Lampe eingestellt werden, so dass das Licht genau dorthin geleitet wird, wo Sie es brauchen.
Diese Lampe findet man in TV-Filmen auf vielen Schreibtischen. Bei uns steht sie im Büro und im Gästezimmer.

Deutschland war vor genau 100 Jahren absolute Weltspitze was Architektur und Möbeldesign angeht. Leider kennen ein Bauhaus heute fast alle nur noch als Baumarkt und nicht das 1919 von Walter Gropius gegründete Institut, das Kunst und Handwerk verbunden hat. Das Bauhaus interpretierte den Gestaltungsgrundsatz „form follows function“ als „Verzicht auf jegliches Ornament“. Aber selbstverständlich galt das nur für die zeitgemäßen Gestaltungen und forderte keinen Bildersturm auf alte Ornamente und Antiquitäten. 

Bauhaus-Möbel sind auch aus heutiger Produktion wertvoll wie eine Aktie. Als ich nach dem Ende meines Studiums 1972 das Büro mit Original-Corbusier- LC1-Sesseln einrichtete, bezahlte ich pro Stück 365,- DM. Bei meiner Auswanderung 2010 verkaufte ich die gebrauchten Sessel für 1200,- Euro das Stück, obwohl meine Katzen auf dem Leder Andenken hinterlassen hatten. Heute kosten sie bereits das Doppelte. 






Ähnlich ist es mit der Corbusier -Liege LC4.

 
Für dieses Stück hatte ich damals kein Geld. Aber bei dem Möbelhaus Busch in Düsseldorf, das normal nur konventionelle, z.T. spießige Stücke verkauft, sah ich 1981 eine Art Kopie der Liege für 299,- DM. Die klotzige Holzbasis von Corbusier war durch ein Rohrgestell ersetzt, was meiner Meinung nach einheitlicher wirkte. Zackbumm gekauft. Als ich zwei Tage später für Freunde weitere Exemplare kaufen wollte, war das Lager mit 1000 Liegen schon ausverkauft.

THAILUCK-Massagestudio meiner Frau Luck in Düsseldorf
THAILUCK-Massagestudio meiner Frau Luck in Düsseldorf

auch heute Entspannung pur
Die Liege ergänzte im Massagestudio meiner Frau in Düsseldorf die Einrichtung optimal. Und auch heute ist sie bei uns ein Platz der Entspannung. Warum gibt es so etwas nicht in Thailand? Im so genannten Land des Lächelns werden doch Sanuk und Entspannung groß geschrieben.


die Preise für das Original sind natürlich jenseits von Gut und Böse

die Preise für das Original sind natürlich jenseits von Gut und Böse


Okay, so ein Möbelstück ist nicht Jedermanns Sache. Aber es gäbe auch in Thailand Tausende Interessenten und der informierte Mittelstand wird größer.

Das ist wieder so ein Beispiel, wo ich mich frage, warum habe ich so viele Geschäftsideen zum Verschenken, und niemand greift zu?
Weitere Edelstahl-Möbel könnten gegen eine geringe Beteiligung von mir entworfen werden. Das wär´doch was.

Eine Variation der LC4-Liege wäre sehr preiswert in der Herstellung. Die Liege wäre anzubieten in Hospitälern, bei Ärzten, Resorts, Hotels, Banken, Behörden, Betrieben, Möbelgeschäften und Privathäusern. Und zwar nicht nur als attraktiven Eye-Catcher, sondern zum Gebrauch. Da legt man sich überall gerne mal rein.

Mit ein bisschen Marketing könnte man in diesem Land viel erfolgreicher sein, als den millionsten Nudelsuppe-Imbiss zu eröffnen. Aber die Thailänder kleben auch an Traditionen und die Chinesen, Vietnamesen und Koreaner nehmen ihnen die Butter vom Brot, bzw. die Nudeln aus der Suppe.

Manfred Spies
28. August 2019



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen