Mittwoch, 28. August 2019

Zinsen in Thailand? Vollkommen bekloppt!

Als die Bangkok Bank uns in der Zeit unseres Hausbaus einen Kredit mit 2% Zinsen anbot, war nicht nur meine Frau erstaunt. Ich ließ mir die Papiere geben und konnte von einer mit den monatlichen Zahlungen abnehmenden Zinsbelastung nichts entdecken. Es stelle sich heraus, dass das Wort „Zinseszinsen“ in Thailands Bankenwelt unbekannt ist. Kreditzinsen werden von der ersten bis zur letzten Ratenzahlung immer von der ganzen Kreditsumme gleich erhoben. So kommen z.B. nach einer achtjährigen  Laufzeit locker 15% der Kreditsumme an Zinsen zusammen. Das ist etwas anderes als 2%!!!
Können oder wollen die Thailänder und vor allem die Thailänderinnen nicht rechnen? Beides ist richtig. „Zinsen“ ist wie „Isaan-Bergdörfer“ und Rechnen ist nicht sanuk.

Am Rand unserer Siedlung gab es ein schönes, gut besuchtes Hot-Pot-Restaurant. Mit der Familie und mit Freunden gingen wir nie am Wochenende dort hin, da bekamen wir keinen Platz. 

Das Original-Restaurant zeige ich nicht. Aber es ist vergleichbar.



Jetzt ist der Laden geschlossen. Die Familie ist pleite und die noch jungen Töchter sind in Pattaya und die Söhne helfen auf Farmen, wo sie Gemüse und Obst geschenkt bekommen. Von den geringen Löhnen werden Milch, Kaffee und andere Küchenartikel gekauft. Die Familie ist bekannt, manches gibt man ihnen im Markt umsonst. Der Opa hat sich schon tot gesoffen.

Ja, besonders die Söhne konnten nicht mit Geld umgehen und der Vater verspielte den Rest. Dann wurde Geld beim Chinesen geliehen. Die Farangs erzählen, der Multi-Multi-Millionär verleiht für 20%. Das glaube ich nicht. Da können nicht einmal die monatlichen Ratenzinsen aufgebracht werden . Aber von 10% berichtet auch meine Schwägerin, die sich in der Stadt bestens auskennt. Das große Lokal gehört jetzt dem Chinesen. 
Ja, sind die Thai völlig bekloppt?

Die Thai-Frau eines Schweizers sollte ihrem Bruder Geld leihen. Der Schweizer lehnte ab. Das große Haus war auf den Namen der Thai eingetragen - wie überall in Thailand. Sie lieh sich 4 Millionen bei dem Chinesen, das Haus war die Sicherheit. Die Raten betrugen 100.000,- monatlich. Was die blöde Kuh nicht bedachte: Die Zinsen betrugen 400.000,- monatlich. Nach kurzer Zeit war Ende, das Haus gehört jetzt dem Chinesen, die Ehe ist geschieden, der Schweizer sitzt als Alki in den heimatlichen Bergen. 
Ja, sind die Thai völlig bekloppt?

Im „Korat-Forum“ schreibt ein Hannes:“Ich weiss von meiner Freundin, dass eine ihrer Cousinen von einem Wucherer zur Zwangsvollstreckung vor Gericht gezerrt wurde, weil noch ein relativ geringer Betrag offen stand. Sie hatte bereits fast das Doppelte des Kredites an Zinsen gezahlt. Der Richter sagte ihr, dass er ihr leider wenig helfen könnte: Vertragsfreiheit!“ 
Ja, sind die Thai wirklich völlig bekloppt?




Ich lese auch in den Foren, dass diese Art von Geldverleihen in jeder Stadt, in jedem Dorf in Thailand die Realität ist. Rechnen ist unbekannt, die Marktfrau benutzt für die Addition von zwei Artikeln ihren Rechner. Und genaue Zinsen ausrechnen kann man ja nur nach erfolgreicher Habilitation in Wirtschaftswissenschaften.

Das Problem ist aber etwas Anderes. Objektiv betrachtet sind die Banken und auch die Politiker Verbrecher gegenüber ihren Mitbürgern. Sie klären nicht auf. Sie warnen nicht ausreichend und energisch. Die Schulen unterrichten mangelhaft. 
Wenn ich mein Kind ohne Anweisungen und Aufklärungen in den Straßenverkehr spazieren lasse, bin ich bald Besucher seiner Einäscherung.
Insofern ist die Antwort auf die Frage, ob die Thai vollkommen bekloppt sind ein „Jein“.

Manfred Spies

Pak Chong, 28.8.2019

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