Freitag, 17. Juli 2020

Soulanta

Soulanta ist tot. Seit zwei Monaten. Das erfuhren wir leider erst jetzt.




Sie war eine der intelligentesten und sympathischsten Thai-Frauen, die ich je kennengelernt habe. Von ihrer umwerfenden Ausstrahlung will ich gar nicht erst reden.
Bevor wir unser Haus bauten, haben wir oft in ihrer Pension gewohnt. Da gab es eine große Gemeinschaftsküche mit allem, was man zum Essenmachen und -Auftischen braucht. Soulanta kümmerte sich um alles selbst, die Zimmer wurden auch von ihr gereinigt.
Sie kümmerte sich nicht nur um ihre eigenen Hunde, sondern um alle Tiere.

Als sie zwei kleine aus dem Nest gefallene Vögel fand, sah ich sie jeden Tag mehrmals mit einem Netz in den Wald gehen, um Insekten für die Winzlinge zu sammeln. Später wichen diese Vögel nicht von ihrer Seite.

Da sie lange mit ihrem Mann in Hamburg gelebt hat, sprach sie neben Thai und Englisch auch die deutsche Sprache. Das war praktisch für Schweizer, Deutsche und Österreicher, die mit Visa, Hausbuch, Führerschein und den vielen Thai-Formularen nicht klar kamen.
Anfangs half diese hilfsbereite Frau allen umsonst. Als es ihr zu viel Zeit wegnahm, brauchte sie ein kleines Honorar. Das nahmen ihr manche Ausländer übel.

Ja, sie hat auch einstecken müssen. Vielen Ausländern half sie beim Hausbau, übersetzte für beide Seiten und erklärte den Handwerkern die Wünsche oder Reklamationen der Bauherren/frauen. Eine sehr zufriedene Schweizer Familie lud zur Hauseinweihung viele Gäste, die Handwerker und natürlich auch sie ein. Von den Gästen aus der Nahbarschaftkannte sie alle.
Sie zog sich schön an und kam zur Feier. "Wo soll ich Platz nehmen?" fragte sie die Hausbesitzerin. "Da drüben, bei den Arbeitern und Handwerkern. Du willst doch sicher Thai sprechen."

Als du uns das damals etwas traurig erzähltest, ahnte ich, wo ich gelandet war. Davon gab es einige, um die wir danach einen Bogen machten.

Obwohl wir deine Hilfe nicht in Anspruch nehmen mussten - (Luck spricht auch drei Sprachen und kennt sich perfekt aus) - werden wir dich nie vergessen. Wir sind sehr traurig, nicht Abschied genommen zu haben, bevor dich diese grausame Krankheit uns allen wegnahm.

Manfred Spies, Luck Lakkhamphan
17. Juli 2020




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