Freitag, 20. November 2020

Krank in Thailand (3), Hospital-Horror-Diagnose

 Mittwoch 12.8.2020 

Im Tempel schwer auf die linke Seite gestürzt. 

Einen Sturz mit dem Rad bei Glatteis hatte ich 2010 schon einmal. Der Oberschenkel-Knochen war gebrochen und ein Platin-Teil wurde eingesetzt. Nach dem aktuellen Tempelsturz in 2020 wurden die Schmerzen stark und ich kam in das städtische NANA-Hospital in Pak Chong.                                                    Gebrochen war nichts. Der 7. Lendenwirbel hatte sich angeblich laut Röntgenbild verschoben. Am Oberschenkel-Helenk sah man nichts Ungewöhnliches!!! 

Man zeigte mir 5 Gymnastik-Übungen, um den Wirbel zurück zu schieben und die Muskulatur zu stärken. Das machte ich zweimal täglich intensiv je zwei Stunden lang. Sechs Wochen sind vergangen.


Mittwoch, 23.9.2020

Die Schmerzen am Oberschenkel haben nicht abgenommen. Im Gegenteil. Ich werde ungeduldig. Deshalb heute in die Klinik zu neuen Röntgenaufnahmen. Ich will wissen, warum es nach sechs Wochen bei täglich vier Stunden Training keine Besserung gibt, verdammt noch mal! 

Zwei Orthopäden untersuchten mich und sie orderten aktuelle Röntgenbilder. Nach 30 Minuten wurde ich zur Besprechung gerollt: Die Wirbel waren alle in Ordnung. Meine Schmerzen hatten eine andere Ursache: Das runde Ende des Oberschenkel-Knochens  (Gelenkkopf) aus Metall (Platin) hatte sich tief in die Gelenkpfanne geschoben. Ich weiss nicht, ob da vorher Knorpel zur Dämpfung waren. 

Wir verglichen die alten Bilder aus Düsseldorf, die fast identisch mit den Bildern direkt nach dem Sturz waren. Da gab es keinen Unterschied. Die Verschiebung hat also in den letzten sechs Wochen während meines Trainings stattgefunden(?!) "Haben Sie Zementsäcke getragen?" fragt scherzhaft der Arzt. 

Wenn ich also mir aufgetragene Übungen machte, die besonders das geschädigte linke Bein belasten und stärken sollten, dann war das falsch. Jetzt empfahl man mir, das linke Bein immer hoch zu halten und zum Gehen nur das rechte Bein und die Krücken zu benutzen. Habe ich probiert. Da falle ich nach wenigen Schritten um.

Was kann man tun? Von einer OP in meinem Alter rieten die Ärzte ab. Zudem gäbe es keine Garantie für eine Besserung. Wenn ich weiter Übungen mache, die allerdings den Körper in der Vertikalen nicht belasten, kann ich die Schmerzen lindern. Ein Gehen ohne Krücken und Treppensteigen wird nie mehr möglich sein. Die guten, teuren Fahrräder kann ich abgeben. Ob Schwimmen irgendwann geht, muss abgewartet werden.


Es gibt ein Bild einer möglichen OP, das vom Hospital mit einem Datei-Formar versehen wurde, das leider vom Mac nicht zu öffnen ist. Es zeigt oberhalb der Gelenkpfanne eine Art Metallgitter zum Schutz, damit das Platin-Teil nicht "in den Bauch wandert", wie die Ärzte es formulierten. 

Frage: Was wird mir genommen? Lohnt ein Weitermachen mit dem Rest? Was bleibt denn?

Diese Fragen kann jeder nur für sich beantworten. Niemand kann Ratschläge geben, weil niemand in der Haut und dem Kopf des Anderen steckt. Was in solchen Situationen hilft sind Verständnis und Mitgefühl.

Ich erinnere mich an die Beerdigung der Frau eines Freundes. Am Grab schüttelte man ihm die Hände und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Die Bemerkung "Warte mal, in paar Wochen bist du überm Berg, die Zeit heilt", empfand ich als Unverschämtheit. Ich nahm ihn in den Arm und wir weinten beide. 

Ein Freund, der mich gut kennt schrieb, "Wenn man immer eine eigenständige und selbst bestimmte Person war, ist das Angewiesensein auf die Hilfe/Pflege von anderen ein unausstehlicher Gedanke."

Mal sehen, wie lange ich diesen unausstehlichen Gedanken aushalte.


Manfred Spies, 26.9.2020, 








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