Freitag, 20. November 2020

Tourismus in Zeiten des Neo-Kolonialismus

Mit der materiellen Überlegenheit geht einher auch das Gefühl einer kultuellen Überlegenheit gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländern. Deren Anderssein wird von den Touristen exotisch gefunden und als Bestandteil eines „Erlebnisurlaubs“ gebucht. Gleichzeitig wird aber auf genau dieses Anderssein der Bevölkerung, ihre moralischen und religiösen Werte und Vorstellungen, wenig Rücksicht genommen. 

Und da unterscheidet sich der Rucksacktourist nicht vom Pauschaltouristen. Im Gegenteil: Oft sind die Backpacker die Vorhut mit einem neokolonialistischen Verhalten, das aus ihrer Vorstellung von Freiheit und Abenteuer genährt wird. Diese Vorstellung von Freiheit und deren Import in die „exotischen Länder“ ging immer einher mit einer zunehmenden Deformation und bedauernswerten Degradierung der traditionellen Kulturwerte dieser Länder. 
Es ist schon merkwürdig: Mit der gleichen Arroganz, mit der man sich in Urlaubsländern "auslebt", wird zuhause von Ausländern die Akzeptanz einer "Leitkultur" gefordert!




Der Import einer anderen "Esskultur" ist eindeutig die Ursache für die außergewöhnliche Zunahme von Krankheiten wie Diabetes in Thailand.



Der Import einer anderen Sexual-"Moral" hat mit den tradierten Vorstellungen in Thailand nichts zu tun.

Und dort, wo es früher z.B. auf den thailändischen Inseln einsame Strände gab, bevor sie Backpacker als Paradiese entdeckten und danach ein Massentourismus mit Müllbergen einsetzte, ist heute die Existenz der Einheimischen bedroht, weil die Ratten das sinkende Schiff zum nächsten Paradies verlassen.




Wenn Mann/Frau sich in moslemischen Ländern oder auch im prüden Thailand vor den Augen Einheimischer oben ohne in die Sonne legen und nackt baden und das rechtfertigen mit fortschrittlicher Sexualität, die angeblich etwas gegen eine repressive Sexualmoral (der angeblich rückschrittlichen Urlaubsländer) setzt, dann ist das purer Neokolonialismus.






Meine Frau würde niemals in Thailand in einem Bikini an den Strands gehen. Ich habe mich ein wenig amüsiert, als si in Cha Am unter ihren "Badekleid" Unterwäsche trug. Und dabei ist sie kein "Landei". Sie hat in Buriram und Bangkok studiert und ist diplomierte Psychologin.

So geht man auch im Badeort Cha Am als Thailänderin ins Wasser. Wer sich darüber lustig macht, disqualifiziert sich selbst.

Man muss eine repressive Moral nicht akzeptieren. Aber man hat sie zu respektieren und zu tolerieren. Oft geht einher mit dieser Rücksichtslosigkeit im Urlaubsland ein Gestammel über eine "Leitkultur" zuhause.

Ironischer Einschub: Wir regen uns auf über Verschleierung, auch wenn diese von den Verschleierten als Teil ihrer Religion und Kultur betrachtet wird. Westliche Länder fordern ein Burka-VERBOT.
Bei dem, was mir westliche Touristen entschleiert bieten, fordere ich ein Burka-GEBOT. Das wäre in Zeiten des Neokolonialismus ein respektabler Schritt rückwärts :-)))



Ich fordere ein Burka-Gebot

Ich fordere ein Burka-Gebot


Ich fordere ein Burka-Gebot

Ich fordere ein Burka-Gebot

Ich fordere ein Burka-Gebot

Ich fordere ein Burka-Gebot


Wenn vor allem die Frauen an heissen Tagen weit weg vom Strand im Bikini bei 7eleven shoppen  - was sie in Deutschland niemals tun würden - dann ist das purer Neokolonialismus. 
Und nun komme mir keine Frau mit dem Argument, ich schreibe frauenfeindlich. Solange sich keine Frauen kulturFEINDLICH verhalten, schreibe ich nicht frauenKRITISCH.




Ich habe diese Entwicklungen in fast 50 Jahren am Mittelmehr, im Orient, in Nordafrika und anderswo beobachtet. Als sich bereits Anfang der 60er-Jahre die deutschen Frauen an den spanischen Küsten auszogen und von den Bauarbeitern in der Nähe mit Steinen beworfen wurden, konnte ich mich einer klammheimlichen Schadenfreude nicht erwehren.

Wenn die Touristen auf ihren Bikes, ATVs und Quads halbnackt und ohne Helm über gefährliche Strassen und durch die Natur donnern, ist das schädlich für das Land und ich habe angesichts von Unfällen keinerlei Regungen. Übrigens habe ich auf Schiffen (Rauchverbote!) und an vielen anderen Orten gerade Backpacker beobachtet, die sich in ihrem Freiheitsdrang rücksichtslos über Regeln und Verbote hinweg setzten.
Rauchen ist auf fast allen Schiffen und Fähren in Thailand verboten. Auch an Deck. 
Aber was soll´s, die Asche wird den anderen Passagieren ins Gesicht geweht und die Kippen landen im Meer.


Thailand hat gefährliche Straßen

Thailand hat gefährliche Straßen

Aber für die Touristen zählen Freiheit und Abenteuer

Wenn die Backpacker und Touristengruppen gern an einsamen Buchten oder im schattigen Wald Picknick machen und ihre Verpackungen und Reste an Ort und Stelle liegen lassen, „weil ja da keine Mülleimer stehen“, dann ist das schädlich für das Land und purer Neokolonialismus. Der Hinweis, die Thais vermüllen doch ihr Land selbst, ist herablassender Unsinn der die Verursacher legitimiert. Den Müll auf den Inseln und an den Touristenorten können die paar Einheimischen gar nicht produzieren. Eine Müllgebühr pro Tourist am Flughafen wäre eine Lösung.

Die Strände werden nicht von den dort Wohnenden versaut. Aber sie sollen den Scheiss der Touristen (auch der Thai-Touristen) beseitigen. Dafür MUSS bei der Einreise von jedem Touristen eine Müllgebühr von 50 Baht pro Ferientag erhoben werden.








Wir zeigten und zeigen hier gern bereitwillig unsere schönsten Bilder aus Thailand und von überall. Wir wünschen uns aber, dass auch unsere kritischen Zeilen und Bilder gesehen werden und einige zum Nachdenken bringen, damit der Ruf der Ausländer nicht beschädigt wird und uns die Sonne der Sympathie noch lange scheint.

Manfred Spies, Wilailuck Lakkhamphan, 
23. Oktober 2018, immer aktuell

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