Samstag, 31. Dezember 2011

Thailand: Jahreswechsel 2011 > 2012

Vor einigen Tagen schrieb ich Freundinnen und Freunden in Deutschland:


"Nun nähert sich für euch das Weihnachtsfest mit Riesenschritten, vielleicht dieses Mal nicht weiß aber hoffentlich winterlich kalt und ohne Glatteis. Wir wünschen allen angenehme, ruhige und leckere Tage und hoffen für euch das Beste für 2012 mit der Erfüllung vieler Wünsche bei bester Gesundheit."

Bei uns findet Weihnachten mit all den Ritualen nicht statt, wir hatten ja Weihnachten und Geburtstag zusammen jeden Tag in den letzten Wochen in unserem schönen Domizil. Und in Thailand beschenkt man sich sowieso nicht zu Weihnachten, sondern am 1. Januar. Zu diesem Tag, an dem wir viel Besuch erwarten, sollte auch der Garten fertig sein. Da wird ja seit Monaten gewerkelt, unterbrochen durch mehrere Todesfälle in den Familien des Gärtners bzw. seiner Mitarbeiter sowie durch das Hochwasser. Aber wenn man immer wieder solche Verzögerungen toleriert, beschleunigt man damit nicht die folgenden Arbeiten. Die Thailänder sind insgesamt nicht besonders schnell und genau beim Arbeiten. Wenn sie keinen Druck verspüren, dauert es endlos. So wird bis zum Jahresende hoffentlich unser Gartenhaus fertig, aber der Sitzplatz unter meinem Lieblingsbaum wohl eher nicht.


Außerdem bin ich nach jedem Arbeitsschritt mit Ausbesserungen und "Retuschen" beschäftigt. Warum nur arbeiten in Thailand ALLE Handwerker so extrem schlampig? Das Abdecken der Fußböden beim Streichen der Wände oder das Abkleben der Kanten mit Tesaband kennen sie nicht. Natürlich habe ich die Pfeiler des Gartenhauses selbst abgeklebt und gestrichen. Mein Sortiment von großen UND KLEINEN Pinseln wird bestaunt und belächelt. Ich habe hier in keinem einzigen Haus Türrahmen oder Fensterfüllungen gesehen, die nicht überkleckert waren. Und das spätere Säubern der Böden macht ja auch Arbeit.





Das Gästezimmer ist wirklich schön geworden mit großem Bett und zwei Leselampen, einem kleinen Alu-Tisch mit zwei Alu-Stühlen, einem Schreibtisch mit Granitplatte und einer Tizio-Lampe (dem Klassiker), sowie Edelstahl-Garderobe, großem Kleiderschrank und einem 220cm hohen Spiegel für besonders große Mitmenschen. Natürlich gibt es internet und TV sowie einen DVD-Player für meine etwa 3500 DVDs.  Vor die beiden Fenster habe ich Alu-Jalousien montiert, damit Langschläfer nicht von der Morgensonne geweckt werden. (Fotos demnächst im Blog)

Nun grüßen wir euch bis bald

Luck Lakkhamphan und Manfred Spies"

NACHTRAG:
Man soll auch in Thailand nichts für unmöglich halten: Heute, am letzten Tag des Jahres, ist alles fertig geworden. Zwar waren die Mitarbeiter des Gartenbauers schon  am 29.12. nicht mehr zu sehen. Der Gärtner erklärte lächelnd "Neujahr fängt schon früher an." Konsequenzen für soch selbstbestimmte Arbeitseinteilung gibt es in Thailand nicht. Es wird akzeptiert und der Gärtner beschäftigte für einen guten Lohn Mitglieder meiner Familie, die reinklotzten und keine Mittagspause von zwei Stunden machten. Sogar der Fußmassageweg, der gar nicht so dringend war, wurde auf diese Weise fertig. Dankeschon, khop khun kha.
Nun können die Verwandten zum Geburtstag von Lucks Schwester Mooy und zum Neujahrsfest anreisen.



Wenn ich in Deutschland ein Gartenfest machte oder in mein Restaurant TANNENBAUM einlud, wurde minutiös geplant, damit der Abend für die Gäste UND für mich möglichst stressfrei ablief.
In Thailand kann man das alles vergessen. Am besten legt man sich mit einigen Flaschen trinkbaren Bieres in die Hängematte und lässt machen. Chaos gibt es sowieso, ob man vorher eingreift oder nicht.

Neujahr ist ein Fest mit ausgiebigem Essen und Trinken bei den Thailändern. Mir angekündigt waren einige Verwandte, insgesamt 17 Personen. Inzwischen sind es 43 und es nimmt kein Ende. Zum Teil wildfremde Menschen, die Freunde und Freundinnen  der Freunde und Freundinnen, die man natürlich auch einladen muss, aber in diesem Leben nie mehr wieder sieht.  21 Personen werden hier schlafen (wir haben ein Gästezimmer mit einem Doppelbett!). Vom Geschirr und dem Besteck angefangen über Sitzgelegenheiten, Beleuchtung in der Nacht, Abfalleimer, Schlafmöglichkeiten bis zu der Frage, wo wird gepinkelt, wenn ich schlafen und das Haus abschließen will und die Gäste bis 4 Uhr im Garten  feiern, ist nichts seitens der Familie geregelt. Manche, die mich hoffentlich in positiver Erinnerung sowohl im gastronomischen als auch im privaten Bereich als Manfred-Organisatorix haben, werden mir keinesfalls einen entspannten Übergang in 2012 zutrauen. Da wir ja nicht genau wissen, wer alles kommt und wer wen mitbringt, werden von Luck meine gesamten Wertgegenstände, die man evtl. in die Tasche stecken könnte, weggeräumt, alle Schränke abgeschlossen. (*) Prost Neujahr!
(*) Ich habe schon an anderer Stelle darüber berichtet, dass Besucher in meinem Haus mit thailändischer Selbstverständlichkeit alle Schranktüren und alle Schubladen öffnen und hineinsehen. Meine Frau sagt, "Das ist Neugier, das ist Thai."

Zum Fest habe ich übrigens bei allen TV-Geräten die Modems abgebaut (hähä!), damit weder die Kinder noch die Erwachsenen vor der Glotze hängen können. Permanent laufende TV-Geräte neben permanent laufenden PC-Monitoren gehören zur Thai-Zivilisation (*).

(*) Karl Kraus hat gesagt: Mit zunehmender Zivilisation verblödet die Menschheit.

Ich wünsche allen ein gesundes und die Wünsche erfüllendes Jahr 2012.
Wenn das Gelage vorbei ist und die Folgen beseitigt sind melde ich mich wieder.


Manfred Spies am 31.12.2011