Dienstag, 2. Mai 2017

Thailand: Humus für den Garten


Dear ladies and gentlemen,

This article concerns land, plants, climate and material in Thailand. The information is therefore only interesting for people who live here and have a garden. Sorry, that I have written in German language only.

Thailand: Humus für den Garten

In unserem Blog haben wir schon oft über unseren Garten geschrieben und Bilder gezeigt. Dabei waren auch Berichte über die Optimierung unseres Pflanzenbodens zu sehen. Wir mischen den Humusboden aus gekaufter Blumenerde (10kg-Säcke), verarbeitetem Kuhmist, Sand, Reisspreu und Kompost.

Vom Säckelager hinten bis zur Kompostierung vorne ist alles sehr praktisch angeordnet und gegen Regen geschützt. Ganz vorne die grünen Tanks speichern das gepumpte Grundwasser.

Zum Glück haben wir in dem etwa ein Rai großen Garten (1600qm) genügend Platz für die „Düngerstation“.
Aufgrund der Fotos bekam ich Anfragen zur Herstellung des Bodens. Da dabei viele allgemeine Fragen zu klären sind, habe ich mich mit diesem Bericht ausgiebig beschäftigt, um einmal eine ganz grundsätzliche Information unter Berücksichtigung möglichst vieler Fragen zu schreiben.
Ich hoffe, dass die Interessenten mit meinen Infos etwas anfangen können. Ich bin allerdings kein Gärtner und habe mir das Wissen erst ab 2012 angeeignet.

1. Was ist Humus?
Gemeint ist damit dunkle Erde, die als Oberboden mit einer Schicht von 15-30cm besonders viele Nährstoffe enthält. Diese zersetzten, organischen Substanzen sind sehr wichtig für das Pflanzenleben. Welkes Laub, kleine Äste und andere abgestorbene Pflanzenteile werden von Makroorganismen zerkleinert, gefressen, ausgeschieden und „vermodern“ durch die klimatischen Einwirkungen und Mikroorganismen. Man kennt das von Streu, die man auf Beeten verteilt. Um damit einen Humus zu bekommen und erst recht, wenn man eine 15-30cm dicke Schicht erreichen will, muss der Gartenbesitzer so lange warten, dass er wahrscheinlich genervt lieber Schotter in seinem Garten verteilt und Topfe bepflanzt.
Deshalb hier meine Tips.

2. Welchen Grundboden hat das Grundstück?
Wie schon der Titel sagt, geht es hier um Boden und Klima in Thailand. Ich habe in unserer Gegend auf einem Quadratkilometer vier verschiedene Böden gefunden (s. Bildbeispiele). 
verschiedene Böden (der Boden ist wirklich so rot)

verschiedene Böden

verschiedene Böden

verschiedene Böden, das ist unser Boden, nachdem auf dem Lehmboden eine Schicht "Mutterboden" verteilt wurde

Auf unserem Grundstück ist der Boden lehmig. Das hat den Vorteil, dass Wasser nicht sofort versickert. Leider speichert Lehmboden weder Wasser noch Sauerstoff, was für viele Pflanzen nachteilig ist. Außerdem wird der Thai-Lehmboden hier nach Regen und anschließender Sonne steinhart. Mit einem Spaten ist so ein Boden fast nicht zu bearbeiten. 
Wir haben unseren Lehmboden umgepflügt und acht LKW-Ladungen dunklen Boden darauf verteilt. Das war aber sowieso kein guter „Mutterboden“. Beim nächsten Monsun sah man davon wenig in dem noch sehr dürftig bepflanzten Garten. (Bild) 

Der Garten nach dem ersten Monsunregen. Der Grundboden aus Lehm ließ das Wasser nicht ablaufen. Der "Mutterboden wurde teilweise weggeschwemmt. Der Pfeil markiert einen Bäumchen, das man in folgenden Bildern als schnell gewachsenen  "Erwachsenen" sehen kann. Das ist ein Vorteil für Gartenbesitzer in Thailand: Es wächst alles wie bekloppt. Allerdings auch das "Unkraut", das meine Familienmitglieder aber zum Teil für Tee, Suppen oder als Würzmittel verwenden.

Aber der Fertigrasen und fast alle Pflanzen wurden mit der die Wurzeln umgebenden Erde geliefert. Und in den folgenden Jahren haben wir immer wieder Säcke mit gekaufter Blumenerde verteilt, insgesamt bis heute etwa 1200 Stück. Und wir haben uns sehr viel Arbeit mit der Bewässerung gemacht. Geholfen hat uns dabei, dass wir alle Haus-Dächer mit Regenrinnen versehen haben und das Regenwasser in einen Kellerraum (30 Kubikmeter) geleitet wird. Von dort holen Pumpen das Wasser in den Garten. Außerdem haben wir natürlich einen Brunnen und pumpen von dort das Wasser in riesige Tanks und von dort versorgen andere Druck-Pumpen die Gartenbewässerung. Dadurch ist die Wasserrechnung an die Kommune gering, aber der Garten ist das ganze Jahr grün incl. der Rasenflächen.  Wenn nicht gewässert wird, sieht es nicht schön aus.


"Rasen" in der Nachbarschaft. Zu bequem, um zu wässern. Wenn der Monsun kommt, kommt auch der Rasen wieder. Wir aber wollen es das ganze Jahr über grün haben.



Wenn man die Bilder von 2011, 2013 und 2015 vergleicht, sieht man sofort, das sich die Arbeit gelohnt hat. (Wer sich den Garten genau ansehen will, gibt bei google ein >Thailand Garten Rundgang. Da gibt es 9 Beitrags-Teile.)

Garten mit Gartenhaus 20011

Garten mit Gartenhaus 20013

Garten mit Gartenhaus 20015


3. Welche Art von Garten soll es sein?
o  Will man einen Ziergarten mit gestaffelter Randbepflanzung vorne Blumen, dahinter Stauden und Sträucher und dahinter Büsche, Palmen und andere Bäume und in der Mitte eine Rasenfläche?
o  Will man eine „Parkanlage“ mit Wegen oder
o  will man einen Gemüse- und Obstgarten. 

In allen Fällen muss der Boden anders vorbereitet werden.
Die meisten Gartenbesitzer hier benutzen Kunstdünger (in 20kg-Säcken zu kaufen) Auf den Säcken sind die Bestandteile angegeben:
N steht für Nitrat, für alles, was grün sein soll (auch Salate und grünes Gemüse)
P steht für Phosphat, für alles, was blühen soll (alle Blumen)
K steht für Kali, für Wurzeln und Knollen (Sellerie)
Wenn auf den Säcken z.B. 20-20-20 oder 20-40-20 steht, so bezeichnet das die Zusammensetzung immer in der Reihenfolge NPK.
Ich kenne mich als Chemie-Vermeider damit nicht so gut aus. Aber die Handhabung von Kunstdünger ist natürlich einfach und die Wirkung kommt schnell.

4. Selbst ist der Öko-Freak
Leider sinkt der Boden hier überall jährlich um 1-2cm ab. Die im Garten unter der Erde und unter dem Rasen verlegten Rohre für Wasser und Elektro liegen inzwischen an der Überfläche. In den Beeten und an den vielen Baumscheiben muss deshalb dauernd Erde aufgefüllt werden. Diese soll gut sein. Wenn wir sie selbst mischen, wird es sehr viel preiswerter und wir erhalten eine Qualität, die man nirgends kaufen kann. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema.

Bei der Harmony-Bio-Farm und bei anderen Farmen haben wir aufgehäufte Beete gesehen mit einer ganz lockeren Humuserde. 


Harmony-Bio-Farm
Zufällig sah ich neben einem langen Tomatenbeet einen Sack mit Reisspreu (Reisschalen). Ich habe immer gefragt und gefragt und gefragt. Am Ende hatte ich die Information, dass die Erde - ja sogar auch der Lehmboden - gelockert und verbessert werden kann durch Beimischungen von Reisspreu, Sand und Kuhmist. Ganz optimal aber hier von keinem praktiziert ist Kompost als ganz wichtige Beimischung.
In den Reismühlen sind die Reisschalen Abfall. Inzwischen sind die Müller clever und verkaufen den Abfall, allerdings einen großen Sack für umgerechnet nur 15 Cent. (s. Fotos) Wenn Besucher kommen und ich Reisspreu brauche, nehme ich die Leute mit. Der Besuch in der Mühle, die wie vor 300 Jahren arbeitet, ist ein Hammer.

Reismühle wie vor hunderten von Jahren

Die Reisschalen schaufeln wir selbst in die Säcke

1 = Lager, 2 = Güllebehälter, 3 = 2 Wannen zum Einweichen des Kuhmists, 4 = Tonnen zum Entwässern des Kuhmists,
5 =  Mischwannen für die fertige Erde, als Nr. 6 folgen die Kompostbehälter

Lager und rechts Gülle-behälter

Kästen zur gegen Regenwasser-geschützen Lagerung und einfachen Entnahme von Sand und Reisspreu

da einige Garten-Helfer Analphabeten sind, habe ich das Lager entsprechend bebildert: Kokosschalen und Kuhmist

zwei Behälter zum Einweichen und Gären von Kuhmist, in der Mitte die Behälter zum Pressen und Entwässern der eingeweichten Masse

mittels eines Hahns wird die Gülle-Flüssigkeit unten entnommen

Behälter für Gülle

Gülle, hervorragender Grün-Dünger (stark verdünnt!)



Den Sand bekomme ich vom Baumarkt.
Den getrockneten, zerkleinerten Kuhmist kaufe ich beim Bauern in Säcken. Ich muss ihn in zwei großen Bottichen in Wasser einweichen und eine bis zwei Wochen gären lassen. Dann wird die Masse ausgeschöpft, gepresst und zur Humusmasse gemischt. Die Gülle ist (mit Wasser stark verdünnt.) ein hervorragender Gieß-Dünger für alles Grüne, besonders für den Rasen.


Und nun kommen wir zum Kompost. 
Wie überall werden dort organische Küchenabfälle (keinesfalls Fisch oder Fleisch!) abwechselnd geschichtet mit getrocknetem Rasenschnitt, Laub, Sand gemischt mit Reisspreu, Häckselgut


Der Häcksler
in jedem Garten gibt es Abschnitt von Büschen, Sträuchern und Bäumen. Um es zu kompostieren müssen diese Abfälle mit einem Häcksler zerkleinert werden. Es würde hier zu weit führen, die Vor- und Nachteile der Walzen- und Messerhäcksler zu diskutieren. Einen Häcksler für meine Bedürfnisse gibt es in Thailand nicht zu kaufen, obwohl Firmen wie Bosch und Makita ein gro0es Angebot anderer Artikel haben. Für mich war wichtig, dass der Häcksler wegen des Versands aus Deutschland mit Verpackung unter 30kg wog. Das war nur bei einem Messerhäcksler von ATIKA der Fall. Ich bin mit dem Gerät zufrieden, nachdem ich die Einschub- und die Auswurföffnungen aufgesägt habe. So wie diese Öffnungen vom Hersteller vorgesehen sind (wahrscheinlich Kinderhand-Schutz, hahaha) waren sie für mich unbrauchbar.

Häcksler, klein, leise, robust und arbeitsam. Die Messer muss man nach etwa 10-maligen Gebrauch drehen und später wechseln. (Immer gleich mehrere Ersatzmesser kaufen!)

Häcksler mit selbst gemachter Tüte und geändertem Einschub

ausgesägter Einschub

die hier abgebildeten Menge x 10 ist in einer Stunde zerkleinert und wunderbar zu kompostieren


Wenn ich hier Äste von Laubhölzern zehn Tage liegen lasse, sind die Blätter weg und die Äste sind trocken und sehr hart. Aber auch das macht der Häcksler gut, wenn man ihm zwischendurch auch mal frisches Grün zu kauen gibt. In der Abbildung zeige ich eine Wanne mit trockenen Ästen (max. 4cm Querschnitt) und etwa 10 frische Äste. Die zehnfache Menge habe ich in einer Stunde gehäckselt und hatte drei halbe Säcke voll für den Kompost.
Den von ATIKA mitgelieferten Auffangsack habe ich sofort entsorgt und mir selbst etwas gebastelt. Und man sollte beim Häckseln von trockenen Ästen IMMER eine Schutzbrille tragen!

Der Rasenschnitt
Rasenschnitt muss vor der Beigabe zum Kompost oder als  Abdeckung von Beeten vorher unbedingt getrocknet werden. Das geht gut, wenn man Platz hat und den Rasenschnitt ausbreiten kann. In Thailand bei der Hitze ist das in wenigen Tagen erledigt. Den nicht benötigten, getrockneten Rasenschnitt kann man gut in Säcken lagern und nach und nach im Garten oder im Kompost verwenden.

frisch geschnittener Rasen muss trocknen, im Hintergrund trockener Rasenschnitt

der Rasenschnitt sollte tagelang gewendet werden, damit er gut trocknet


Die Kompost-Schichtungen MÜSSEN in Thailand von Zeit zu Zeit befeuchtet werden, damit die Verrottung gewährleistet ist. Der Vorteil in Thailand ist: Auch die oberste Schicht ist nach etwa drei Monaten erstklassiger Kompost. Das Vermodern und Verrotten geht hier sehr schnell, weil es heiß und feucht ist und die Makro- und Mikroorganismen das gern haben.

Kompostbehälter, 2x je 1 Kubikmeter. Die geschichteten Zugaben müssen nach etwa drei Monaten in die großen, leeren Wannen heraus genommen werden . In den Wannen werden die Schichten gemischt. Anschließend in Säcken gelagert und dann in den jetzt leeren Wannen mit allen anderen Zutaten zu einer köstlichen Pflanzenmahlzeit gemischt.

Noch sind die Gestelle für den Regenschutz aus Holz. Das verrottet in kurzer Zeit. In den nächsten Wochen werden Metallrahmen für die Abdeckungen gebaut.

Wir haben immer etwa einen Kubikmeter Kompost alle drei Monate vorbereitet. Diese Menge wird gemischt mit den anderen Zutaten. Das ergibt dann eine köstliche Langzeit-Mahlzeit für unsere Pflanzen.


alles wird in den großen Wannen gemischt


Die Herstellung dieser Mahlzeit mag nicht jeder Frau  und jedem Mann gefallen, da zwischendurch ein bäuerliches Aroma unsere Düngerecke bestimmt. Aber mir macht auch das unglaublichen Spaß und erinnert mich an meine ersten Kindheitsferien, die ich immer in der Nähe von Misthaufen und Schweineställen erlebte.

Allen Bewohnern dieses Landes vergeht oft das Lachen, wenn sie erleben, wie alles Geklebte, alle Kunststoff-Produkte und viele Metallteile durch das brutale Klima kaputt gehen. Ich könnte hier eine lange Aufzählung präsentieren. ALLE meine HiFi-Geräte waren wegen Oxidierungen schon zur Reparatur oder mussten ersetzt werden. Die Plastikfolien (s. unten das Bild) sind stark und lassen sich anfangs auch nicht mit Gewalt zerreissen. Nach einem Jahr sind sie wie Papier. Natürlich kann ich UV-beständige Folien kaufen. Sehr teuer und leider nur in einer Rolle 6 Meter mal 100 Meter zu haben. Bin ich Großhändler? Habe ich einen Baumarkt?


dicke Folie wird durch das aggressive Klima so zerreissbar wie Papier.

stabile Abdeckplane ist nach einem Jahr Sonne kaputt

Eisenkette sit nach wenigen Monaten verrostet

Das Staubsaugerrohr war in Deutschland 20 Jahre lang blitzblank. In Thailand ist es nach einem jahr verrostet.

Nachtrag: Alle Regenschutz-Abdeckungen aus Holzleisten und Plastikplanen sind ausgetauscht. Auf die Metall-Regallesiten wurden mit Gewindeschrauben preiswerte, UV-beständige Kunststoffplatten befestigst. Das war ein Tag Arbeit, hat etwa 3000 Baht gekostet und hält jetzt ewig.





Ich hoffe, euch mit einigen meiner Infos geholfen zu haben, ein trockenes Grundstück in ein grünes Paradies zu verwandeln.


Garten 2009

Garten 2015, gleicher Kamera-Standpunkt

Garten 2015

Manfred Spies, 3. Mai 2017