Sonntag, 28. Juli 2019

Thailand - „Dreck weg Tag“, 28.7.2019


Heute ist der Geburtstag des neuen Königs RAMA X. Angeblich sind alle Thai-Bürger aufgerufen, die Straßen und Wege schön sauber zu machen, wild wucherndes Unkraut zu beseitigen und allen Müll wegzuräumen. 
DAS IST EINE GUTE IDEE!  Wahrscheinlich haben die Thai eine hübschere Formulierung für diese Aktion als ich. Wenn man die Aktion mit dem Geburtstag des Monarchen verbindet, sind die Thailänder besonders motiviert. Und das ist okay, wenn es der Umwelt dient.

Mich hat nur gewundert, dass ich nichts davon in den Medien gelesen habe. In der größten, deutschsprachigen Zeitung für Thailand, dem FARANG, stand und steht nichts, obwohl diese Zeitung für eine geradezu unterwürfige Haltung gegenüber allem Herrschenden in Thailand bekannt ist.

Egal, die Monarchie im Besonderen und der Müll im Allgemeinen sind Thai-Sache. Meine Frau zog sich ein gelbe Hemd an und ich nahm die Kamera, um zu beobachten. Ich muss vorweg sagen: GROSSE KLASSE, hier in Pak Chong!



Man war für Sonntag Vormittag verabredet und traf sich in Gruppen an verschiedenen, verabredeten Punkten. Damit es schnell geht, arbeitete man an vielen Straßen gleichzeitig.

Organisator Limponglee

Limponglee auf Kontrollfahrt

Helferinnen versorgen mit Getränken

Auch schweres Gerät wurde besorgt, um die Ränder der zugewachsenen Straßen zu säubern



Organisator war wie schon oft der Herr Limponglee, dessen Familie mehrere Geschäfte und einen Fußballclub besitzt. Am Fußballplatz hatte er die Organisationszentrale und den Treffpunkt für das Mittagessen eingerichtet, das er wie auch die Getränke für alle Mitwirkenden spendierte. Er fuhr auch überall herum, um zu beraten und zu kontrollieren.

Meine Frau machte natürlich auch mit. Sie hatte Erfahrung mit einer Aktion, die ich 2013 machte. Ich ging damals jeden Morgen durch die Siedlung und sammelte allen Müll, vor allem Plastik in insgesamt über 30 Säcken.

Ich sammelte den Müll von anderen ein halbes Jahr lang. Zuerst hatte ich mir einen Picker und am Eimer einen Abstreifer gebastelt.

Ausserdem wurden Zettel und Aufkleber gedruckt, damit die Knallköppe den Müll nicht immer neben die Tonnen schmeissen.

Nach einigen Tagen tat mir den Rücken weh und ich besorgte mir aus Deutschland einen Greifer

Auch T-Shirts wurden gedruckt

Ich entschloss mich, den in Umweltfragen ahnungslosen Thai Infos zu geben. Ein doppelseitiger DIN A3-Flyer wurde in einer Auflage von 10.000 Stück gedruckt und in allen Behörden, Hospitälern, Schulen und vielen Geschäften verteilt. 

Und ich sammelte weiter und die Thai schmissen weiter einfach auf die Straße (mehr Bilder unten)

Die Schule in der Siedlung lud mich zu einer Info-Veranstaltung ein


Das ist nun 5 Jahre her. Anfangs gab es Widerstände, weil sich der Thai nichts sagen lässt, schon gar nicht von einem Ausländer. Aber vernünftige Leute gaben mir recht und erklärten, dass ich ja schon seit Monaten HELFE und nicht BELEHRE.
Was passierte danach? Die Lautsprecherdurchsagen in der Stadt ermahnten die Bürger, den Müll nicht in die Umwelt zu werfen. Die Schulen ließen Kinder in Gruppen vor den Schulen sauber machen. Überall wurden Schilder aufgestellt, dass Verbrennen vin Abfall verboten ist....

Man soll also geduldig sein. Vor vielen Jahren wurden die Umweltschützer in Deutschland als "ÖKOSPINNER" bezeichnet. So reden manche heute noch. Wenn ich mir den heutigen Tag in Pak Chong ansehe, dann scheinen die Thai schnell zu lernen.


Seltsam ist allerdings, dass sie mehr Wert legen auf die Beseitigung von Unkraut als an den Plastikmüll zu denken.

Heute waren sehr viele Arbeiter mit Trimmern unterwegs


Die Bagger und Bulldozer schoben alles beiseite in den Wald. Da blieb es liegen, bis meine Frau kam. 


Luck hat mit bewundernswerter Energie und Gelassenheit den Müll aufgesammelt.  Ein wirkliches Vorbild.

Und andere Vorbilder gab es genug. Anders als viele der Reichen, die sich nicht blicken ließen und nicht halfen oder Getränke spendeten, schleppe die gehbehinderte Dame ihre Säcke zu den Ablagestellen.




Es waren über 40 Säcke mit Müll, die in den 20 Sträßchen unserer Siedlung gesammelt wurden. Zusätzlich wunde noch in die Mülltonnen gestopft.

Es ist einfach viel schöner, durch einen sauberen Ort zu gehen...

...ohne dabei die Liebhaber von blinkenden Schick und Schein kritisieren zu wollen. (Cadillac einer Pizzeria in Pak Chong.)

Klar, vor den Häusern der Reichen gab es nie Müll...

...sie haben ja auch jede Menge Mitarbeiter und eine andere Bildung.

Schade, dass man auch bei Wohlhabenden oft nicht das geringste Interesse an der Umwelt oder an Ästhetik findet.

Es muss ja nicht so aussehen, wie bei uns vor der Türe, hahaha.

Aber das war die Siedlung vor 5 Jahren, Akademiker-Thai-Haus. Heute sauber.

Straße vor einem Land-Lord-Haus vor 5 Jahren, heute sauberer.

Siedlungsstraße vor 5 Jahren, heute undenkbar!

Vor fünf Jahren: Da fragte man sich wirklich, warum? Der Mülleimer steht wenige Meter entfernt

Vor fünf Jahren: Da fragte man sich wirklich, warum? Der Mülleimer steht wenige Meter entfernt

Damals habe ich gesagt: Okay, ich mache die Scheisse weg. Heute sollen die Thai es selbst machen - und es klappt.

damals

heute

Vielleicht erkennen die Thai auch, dass ein schöneres Leben nichs mit Geld zu tun hat. Einen wunderbaren Anfang habe ich heute gesehen!




Manfred Spies
Pak Chong am Sonntag, 28.7.2019



Samstag, 27. Juli 2019

IN DEUTSCHLAND LEBEN

Erinnerungen an einen deutschen Sommer 2018

Der Sohn unserer Vermieterin kutschierte uns
zusammen mit zwei neuen Gästen in seinem grauen
VW-Bus zum Liegeplatz des Ruderbootes. An der
Uferpromenade stand ein schlanker, dunkelhäutiger 
Mann in weisser Hose und hellblauem Hemd mit einer 
Zeitung in der Hand. 
„Jetzt treiben sich die Schwatten auch schon hier herum“ 
sagte unser Fahrer. 
Ob die Stille im Auto Zustimmung oder Betroffenheit 
bedeutete, weiss ich nicht. 
„Mit dem Schwatten habe ich gestern gesprochen. 
Er ist in Deutschland geboren, Journalist für den 
Tagesspiegel und macht hier ein paar Tage Urlaub. 
Sein Vater arbeitet seit 30 Jahren in Berlin als Augenarzt“ 
sagte ich. Ich musste etwas antworten. 
Ob die Stille im Auto Zustimmung oder Betroffenheit 
bedeutete, weiss ich nicht.

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Ein sonniger Tag. Wir steigen aus dem Bus 764 nach 
Rheinsberg. Wo ist das Schloss? Ich frage einen 
sympathisch aussehenden jungen Mann, der einen 
VW-Transporter belädt. 
„Da, ein Stück weiter, vorbei am Denkmal vom Alten 
Fritz. Der Soldatenkönig hätte sich nicht träumen 
lassen, was einmal aus diesem Land wird. Er hätte 
die Grenzen gegen diese Schmarotzer verteidigt und 
sich als erstes das so genannte heilige Land Israel 
vorgenommen, das an allem Schuld hat. 
Und danach diese Verräterin Merkel, diese Lesbierin aus 
einer polnischen, jüdischen Familie, die eine Scheinehe 
mit diesem Professor führt.“ 
Er packt seine Kartons und Kisten in den VW und redet 
ununterbrochen weiter, als wenn er seinen Redeschwall 
auswendig gelernt hätte.

Was hätten wir gehört und erlebt, wenn meine Frau auf 
dem T-Shirt einen Davidstern und ich auf dem Kopf 
eine Kippa getragen hätte?

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Dem jüdischen Gymnasiasten Gil Ofarim wurde in 
München auf dem Schulhof gesagt, „Dachau ist nicht 
weit.“
Einem jüdischen Professor in Bonn wurde die Kippa 
vom Kopf geschlagen. 
Anette Kahane, Vorsitzende einer Stiftung gegen 
Rechtsextremismus, wurde als „ehrloser, jüdischer 
Abschaum“ beschimpft (SPIEGEL, 21.7.18, S.38), und sie 
erhielt einen Twitter-Eintrag: „Aus der Kahane-Fresse 
würde ich einen Lampenschirm machen.“

Im Juli 2918, vier Wochen vor unserer Reise nach 
Berlin und später nach Lindow/Mark, wo die AfD jetzt 
20% hat (Anmerkung: 2019 bei der Europa-Wahl über 35%)
und bei der nächsten Wahl stärkste politische 
Partei werden könnte, fuhren wir die Antennen aus und
fragten auch in einer Thai-Facebook-Gruppe, ob Luck 
als Ausländerin in Deutschland sicher sei. Wegen der 
umfangreichen und zum Teil gehässigen Kommentare 
schloss der Admin die Kommentar-Funktion. 

Ich mag mir nicht vorstellen, was wir gelesen hätten, 
wenn Luck als Jüdin ihre Frage in der Thai-Expat-
Gruppe gestellt hätte. 
Deutsche in Deutschland, 
Deutsche in Thailand, 
die gleichen Farben?



Manfred Spies
27. Juli 2019

Donnerstag, 25. Juli 2019

IN THAILAND LEBEN

Facebook-Kommentar einer Freundin aus Deutschland, Lindow/Mark, Brandenburg:

„In Thailand könnte ich nicht leben und wohl auch keinen Urlaub machen.
Abgesehen von der Hitze brauche ich freundliche, offene Kontakte ohne falsches Lächeln und „Ergebenheit“.
Auch würde mir die thailändische Diktatur und die fehlende Demokratie nicht gefallen.
Ganz abgesehen von dem eingeschränkten Leben in der Öffentlichkeit und den nicht vorhandenen Kneipen und Lokalen.
Die vielen Deutschen, die in T
hailand leben, beklagen das oft und bleiben trotzdem.
Ich frage mich: Warum bloß“

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Liebe Freundin, ich lebe in Thailand. Ich lebe gern hier, obwohl du meine oft kritischen Artikel über Land und Leute gelesen hast und vielleicht etwas anderes vermutest.

1.  OKAY, viele könnten hier nicht leben oder Urlaub machen. 
Das ist ja auch gut so. Noch mehr Urlauben würden die Städte und Strände kaum verkraften und noch mehr vermüllen. Oder nehmen die Touristen ihren Dreck in Jutebeuteln verpackt wieder mit nach Hause? Schön wär´s.







2.  OKAY, hier ist es schön warm, oft sogar heiß. 
Aber immerhin brauchen wir hier keine Sonnenstudios!!! Und 2018 und auch in diesem Jahr stöhnen und meckern die Deutschen, weil sie zu viel Sonne in eigenen Land haben. Aber die Deutschen stöhnen und meckern ja eigentlich immer.
Wenn ich es mal kühler haben will, setze ich mich mit einem kalten Cocktail in den Kühlschrank oder lege mir Eisbeutel auf den Kopf und unter den Hintern. Das ist ungefährlicher als in Düsseldorf bei meinem letzten Eiskontakt mit gebrochenem Oberschenkel.


Der deutsche Winter hat seine Tücken: Einen Tag vor unserer Reise nach Thailand stürzte ich auf dem Glatteis am Frankenplatz und hatte einen Bruch im Oberschenkel.


3.  OKAY, freundliche und offene Kontakte zwischen Einheimischen und Ausländern gibt es hier zwar massenhaft, aber nicht in Kneipen und Lokalen. 
Und wie schön ist es da in Deutschland, wo die von überall her kommenden Ausländer in den Kneipen und Biergärten freundlich an die Tische gebeten werden und man mit ihnen offen über alles redet. Und wenn es den Ausländern zu kalt im Land ist, zündet man ihnen ihre Hütten an und auf den Straßen treibt man mit ihnen Sport, rennt hinter ihnen her und erschlägt sie.





Eine von vielen Seiten, auf denen Schulkinder die ihnen bekannten "Türken-Witze" geschrieben haben.  Wenn das Kindern bekannt ist, wenn solche Ungeheuerlichkeiten in einer "offenen und freundlichen" Gesellschaft erzählt werden, ohne dass sich auch nur eine einzige Zeitung darum kümmert, dann liebe Freundin möchte ich in so einem Land nicht leben und verzichte ich gern auf Kneipen und Biergärten.
Ach, wie schön ist es in einem Land zu leben, wo es so viel Freundlichkeit und Offenheit gibt!

4.  OKAY, gelächelt wird bei uns viel und oft ohne Grund. 
Aber das ist mir meistens lieber, als in missmutige Fressen zu gucken. An die erinnere ich mich vor allem vor Weihnachten, dem Fest der Liebe, wo alle gehetzt unter Einkaufs-Terror litten und sehr hässlich aussahen.




5.  OKAY, Thailand ist real keine Demokratie. 
Aber dafür haben wir hier fast täglich Realkabarett. 

Krawall im Thai-Parlament

Gelbhemden-Demonstranten haben die Polizei-Absperrgitter dazu benutzt, um die Polizei einzusperren. Realsatire.


Und haben das ehrliche Umsetzen von Wahlversprechen, die Verteilung von Posten und Geld in Deutschland etwas mit vorbildlicher Demokratie zu tun? Nach UN-Statistiken muss man als Deutscher ins Ausland gehen (z.B. Skandinavien, Belgien, Andorra, Barbados, Schweiz, Portugal, Japan, Australien, Irland, Neuseeland, Kanada…)), wenn man mehr Demokratie als in Deutschland suchen will. 


Plakat von Klaus Staeck, abgebildet ist der Vorstand der Waffenfabrik Rheinmetall.

Sigmar Gabriel als Wirtschaftsminister: da wurde Deutschland zu einem Waffenexporteur in bisher nie gekanntem Ausmaß. Bei dieser unglaublichen Verlogenheit kann Deutschland allen reaktionären Staaten die Hände reichen.


6.  OKAY, wir haben in  Thailand keine Meinungsfreiheit. 
Aber warum wurde ich in Deutschland über hundertmal zensiert? Warum hatte ich mehr als 15 Ermittlungsverfahren und Prozesse (s. Wiki), die ich alle gegen die „Verteidiger der Demokratie“ gewann? Warum waren es bei meinem Freund Klaus Staeck über 50 Prozesse? Warum muss man sich in einem demokratischen Land rechtfertigen und verteidigen, wenn man sich als „mündiger Bürger“ einmischt? 

Wenn ich in der Öffentlichkeit etwas machte, kam immer die Polizei. Demokratie? Meinungsfreiheit?

Warum hat Klaus Staeck so ein Plakat gemacht, wenn alles so wunderbar demokratisch in Deutschland war?´.

Was für Vollidioten in der Düsseldorfer Verwaltung müssen da am Werk sein, um mein Plakat zu zensieren?

Was für Vollidioten in der Düsseldorfer Verwaltung müssen da am Werk sein, um mein Plakat zu zensieren?


Ich wollte auf die verschiedenen Terrorismen hinweisen, die wir täglich erleben und in Kauf nehmen (1978)

Das Plakat wurde nach drei Stunden zerstört von Mitgliedern der Jungeh Union (CDU), die auf der Straße eine Friedensdemo veranstalteten.


Und in diesem Thailand, wo der „mündige Bürger“ immer mit einem Bein im Knast ist, gibt es Menschen, die sich wehren, eine große, öffentliche Zustimmung bekommen und danach sogar im Fernsehen zu Wort kommen dürfen! Na, wer hätte das in einer Diktatur vermutet, liebe Freundin? Findest du diesen Mut in deiner Heimat so massenhaft?

Der Thai-Student Akawutt protestiert 2014 gegen den damaligen Parteivorsitzenden der "Demokraten", der das Wahlrecht zugunsten der Eliten ändern wollte ("Die weniger Gebildeten können nicht die gleichen Stimmen haben wie die Gebildeten")

Seine Aktion wurde zu einer Bürgerbewegung!!!




Er wurde bekannt und auch zu TV-Sendungen eingeladen. Allerdings war das ein  kritischer Sender, der später von der Militärregierung gestört wurde. Abschalten konnte man ihn nur kurze Zeit, alles andere hätte zu einem gewaltigen Protest geführt. Aber unscharfe Bilder zu sehen ist auch kein Vergnügen.


Zensurplakat Thailand


7.  OKAY, eine Regierung in Thailand, die sich vorwiegend aus dem Militär und rechten Kräften rekrutiert, 
zeigt zwar meist die Farbe Gelb, ist aber nicht das Gelbe von Ei. 

Der ehemalige Juntachef und heutige Ministerpräsident Prayut will die Monarchie mit aller Macht aufwerten. Gelb ist die Königsfarbe in Thailand. Die Mitglieder seiner Partei und der Regierungsparteien tragen jetzt Gelb. Beamte im öffentlichen Dienst haben dem auch zu folgen. Manche sagen, das sei bereits Nordkorea light.


Publikum bei der Krönungsfeier
Im Parlament und in den Medien macht das die Opposition nicht mit. Sie tragen zwar keine roten Turnschuhe, aber kommen ohnen Krawatte.


Wenn in Deutschland die Rechten, bei denen nachgewiesen viele Neonazis sind, im Bundes- und vielen Landesparlamenten sitzen, ist das - um beim Bild zu bleiben - nicht das Gelbe von Ei sondern ein faules, stinkendes Ei. 

AfD-Demo in Lindow/Mark mit NPD-Plakat




Liebe Freundin, auch wenn wir in Thailand keine demokratische Regierung haben, ist davon in der Öffentlichkeit nichts zu spüren. Wir werden ausgenutzt, aber wir haben keine Angst.
In deiner direkten Umgebung bekam die AfD ein Drittel der Wählerstimmen und hält ihre Versammlungen bei deinem Lieblingsitaliener ab. Ist es da angenehm, „freundliche und offene Gespräche“ zu führen oder „ergibt“ man sich, bevor man sich übergeben muss.


8.  OKAY, die Unterschiede zwischen Armen und Reichen sind in Thailand groß. 
Aber warum machte Klaus Staeck in den 70er-Jahren sein Plakat, und ich nutzte als SPD-Mitglied 2005 seinen Slogan gegen meine eigene Partei? Nach Schröder klaffte die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter auseinander! Und dieser Slogan ist in Deutschland heute aktueller als vor 40 Jahren!!!!

Plakat von 1972 von Klaus Staeck

Meine Aktion von 2005

Oben und Unten blieb, Rechts und Links vermischten sich


9.  OKAY, wir haben in thailändischen Städten nicht so viele Parks wie in Deutschland. 
Aber wir haben den Urwald um die Ecke, wir haben einen Garten mit exotischen Pflanzen, Palmen und Früchten, und wir haben eine Tierwelt, für die man in Deutschland in die Zoos großer Städte gehen muss.
Urwald in unserer Nähe

Urwald in unserer Nähe



Ich habe in meinen vielen Blog-Beiträge und auf Facebook sooo viele Flora- und Fauna-Bilder gezeigt, dss ich das jetzt hier nicht wiederhole.






Das ganze Jahr über Planschen und Toben im Wasser

Das ganze Jahr über Planschen und Toben im Wasser



Und wir können bei uns im Garten das ganze Jahr über Planschen oder in mit dem Rad erreichbaren Bädern Bahnen schwimmen, den ganzen Tag für umgerechnet 1.30 Euro. Und wir haben in unserer kleinen Stadt eine Infrastruktur mit Shops der unterschiedlichsten Art, mit sieben Baumärkten, mit Tages- und Nachtmärkten, mit Diacountern größer als in Düsseldorf die METRO, mit zwei Kliniken und allen erdenklichen Spezialärzten und Therapie-Zentren, fast alles in 10 Minuten mir dem Rad erreichbar. Und dann das leckere Mittagessen - wenn wir nicht zuhause kochen - kostet zwischen 1,- und 5,- Euro. 








10. OKAY, wir haben in der Umgebung nur EINEN König. 
Was für ein unglaubliches Manko das ist (hahaha), siehst du doch an deinen Landsleuten, die massenhaft an Berichten über Monarchien in Europa interessiert sind. Ganze Verlagshäuser leben davon…. 


Wenn du mich fragst, was mir lieber ist:  Thai-Bürger, die freiwillig in Traditionen verwurzelt ihren König unterwürfig verehren oder Bürger, die sich beim Friseur, in Wartezimmern oder zuhause in die Betten und Kinderstuben europäischer Monarchien hineinlesen, ist meine Antwort klipp und klar.


11.  OKAY, wir haben hier keine Biergärten. 
Dann feiern wir eben zuhause. 







12.  OKAY, wir haben hier keine „Kneipenkultur“. 
Dafür haben wir Weinberge und Winzer um die Ecke.








13.  OKAY, in Thailand bringen die meisten Frauen eine Sache mit: eine leere Geldbörse mit Fächern für die ganze Familie. 
In Europa schleppen die Frauen einen großen Werkzeugkasten an, um an dem Mann zu sägen, zu bohren, zu hämmern, zu feilen, zu hobeln, zu schleifen bis sie sagen können: Ich habe jemanden, der ZU MIR PASST! (hier Bilder aus Deutschland zu zeigen, wäre zu privat und zu deprimierend)

14.  OKAY, in Thailand bekennt sich die Mehrheit zum Buddhismus, 
von der aber fast niemand die 5 Geboten und den Achtfachen Weg Buddhas kennt.  
In Deutschland bekennt sich die Mehrheit zu christlichen Werten. Frag mal, ob dir jemand das höchste christliche Gebot, die 10 Gebote oder das „Vaterunser“ aufsagen kann. Gelebt werden Religionen nirgendwo. 
Die TOLERANZ ist unterschiedlich. In Deutschland ist man bei Moslems erst einmal skeptisch und als Jude mit einer Kippa über die Straße zu gehen ist gefährlich geworden. In Bangkok steht in direkter Nähe zum weltberühmten Oriental-Hotel eine katholische Kirche. Und in Thailand gibt es gegen keine Religion Vorbehalte. Bei uns in Pak Chong gibt es alles nebeneinander.
Einer der schönen, kleinen buddhistischen Tempel in unserer Nachbarschaft.

katholische Kirche



auch zu einer Kirche gehört in Thailand ein Park

Moschee in Pak Chong




15.  OKAY, Thailand bezeichnet sich nicht als ein „Land der Dichter und Denker“, sondern als ein „Land des Lächelns“, was sich fast zu einem „Land des hämischen Grinsens“ gewendet hat. 
Aber Deutschland ist eher verkommen zu einem „Land von Deppen und Dödeln". Dazu habe ich  seit 2002 eine Menge geschrieben. Ausnahmen gibt es überall. Aber frage mal meine Düsseldorfer, Göttinger, Hamburger, Freiburger und Baseler Autoren-Freunde, was gern gelesen wird? Wahlverwandtschaften (richtig aktuell!)? Poesie? Lyrik von Loerke, Trakl, Hölderlin, Rilke, Benn, Fontane, Zweig, Heine, Jandl, Novalis, Ringelnatz, Morgenstern, Brecht, Mühsam…? 
Und kein Politiker und kein Bürger kapiert, dass man sich nicht zu wundern braucht, wenn Gewalt täglich in allen TV-Programmen und dann selbstverständlich auch in der Realität passiert. Ja, wie blöd muss man sein…
Mein Plakat 1979


16.  Und nun, liebe Freundin, der wahrscheinlich wichtigste Grund, warum ich in Thailand lebe und bleibe: 
Ich habe Luck geheiratet. Zum erst Mal nach 65 Jahren habe ich amtlich „JA“ gesagt und bin der Erlaubnis des Standesbeamten gern gefolgt: “Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“






Luck ist Thailänderin. Sie hat weder ein offenes Portemonnaie noch einen Werkzeugkasten mit in die Ehe gebracht. Selbst wenn Wolken an unserem Himmeln sind, scheint dadurch IMMER die Sonne. JA, wir sind immer zufrieden und oft auch richtig glücklich.

                                                              *********

Wir sollten die Kirchen in den Dörfern und die Tempel in den Städten und Siedlungen lassen und Länder und Menschen nur obkeltiv und durchaus liebevoll beschreiben. Urteilen sollten wir denen überlassen, die dort leben und sich besser auskennen. Verurteilen sollten wir eigentlich nicht. Aber das fällt als Betroffener manchmal schwer, das weiss ich selbst. Und deshalb habe ich auch mal diese Verteidigungsrede geschrieben.

Manfred Spies,
25.Juli 2019