Samstag, 30. April 2011

DER CONTAINER IST UNTERWEGS!!

"Denk ich an Thailand in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.°
Ähnlich wie den Heinrich Heine im Bezug auf Deutschland, so bringt mich die Sehnsucht nach Thailand und nach Luck und ihrer Familie um den Schlaf. Und die Unruhe, ob alles, was ich gepackt und zusammen gestellt habe, in den Container passt und heil ankommt, lässt mich seit langem zwischen 3 und 4 Uhr aufstehen.
Alle Freunde in unserer Umgebung haben gesagt: Nimm alles mit. Wegwerfen oder verschenken kannst immer noch. Unsere Wohnung inc. Atelier, Büro, Werkstatt, Firnessraum usw. hat 280 qm. Also musste ich einen großen, 12m langen Container (40ft) nehmen.
Gott oder wem auch immer sei Dank, dass ich plötzlich an die engen, thailändischen Gassen dachte und Luck beauftragte, einen passablen Weg von der Autobahn zu unserem Grundstück zu suchen. Der LKW hat eine Länge von 16 Metern, die man nicht knicken kann. Auf den Straßen, die wir normalerweise benutzen, würde der Sattelschlepper bereits nach 100 Metern weder vor noch zurück können. Nun gut, Luck hat einen Weg gefunden und wir werden sehen.


Der Container war terminiert für den 28.4.2011. Die Sperrschilder sollten eine Woche vorher vor den Grundstücken 23A und 25 die Nachbarn informieren. Als ich keine Schilder sah, hängte ich selbst eigene Hinweise auf, die aber juristisch keine Bedeutung haben.
Vor dem Grundstück Nr 23 meines Nachbarn wiesen auf einer Distanz von 6(!) Metern Schilder auf einen Umzug der Spedition Hesse hin. Aber in der Nachbarschaft wollte niemand umziehen!
Dann war Ostern und tagelang tat sich gar nichts. Am ersten Arbeitstag nach Ostern, am 26.4., rief ich früh SCHENKER an und reklamierte, dass noch keine offiziellen Schilder aufgestellt waren. Man sagte mir, die Spedition Hesse sollte das erledigen. Das hat sie auch, aber vor dem falschen Haus und mit einem viel zu kleinen Platz für den riesigen LKW!
Zwei Stunden später waren zusätzlich neue Schilder aufgestellt mit sehr unterschiedlichen Daten: Die Parkverbote galten für den 16.4. und für den 18.4.. Nur vor meinem Nachbarn waren die Schilder mit dem 28.4. richtig beschriftet. 
Ich nahm an, die Mitarbeiter der Fa. Hesse hatten über Ostern Unmengen hochprozentiger Eier gegessen oder kistenweise Eierlikör genossen. Jedenfalls hatte ich eine so bekloppte Ansammlung von Schildern noch nie gesehen und beschloss, mich darum nicht zu kümmern.





Das Team von SCHENKER kam am 28.4. gegen 9 Uhr, um die Gegenstände und Kartons zu sichten und einzupacken, was von mir nicht erledigt werden konnte. (Damit ich in den Wochen vorher wenigstens einige Stunden ruhig schlafen konnte, hatte ich 149 Kartons selbst gepackt und auch 70% der anderen Gegenstände professionell verpackt und immer wieder die Volumina berechnet.)



Mittags kam der Container und hatte natürlich keinen Parkplatz, da die dort parkenden Autos nach Auskunft der Polizei zu Recht parkten. Immerhin hatten wir den 28. April und nicht den 16. oder den 18.. Zum Glück war noch so viel Platz, dass Autos vorbei konnten, und die Polizei drückte einige Augen zu.


Das Team von SCHENKER arbeitete absolut professionell, sie verstanden sich gut untereinander und machten erst gegen 16 Uhr eine kurze Mittagspause von 15 Minuten, um etwas zu essen. Da ich mich langweilte, trug ich die Gartenmöbel aus dem Keller hoch und half ihnen mit meiner Sackkarre viele Gegenstände nach draußen zu transportieren. Letztlich war zwar noch viel Platz in dem riesigen Container. Aber mit einem 20-feet-Container wären wir nicht klar gekommen.


Gegen 19.30 Uhr unterschrieb ich die vielen Packlisten und anderen Dokumente und das Team verabschiedete sich. Ich pumpte die Luftmatratz auf, die meine liebe Freundin Erika Koch mir geliehen hatte, duschte mich, macht mir eine Kleinigkeit zu essen, trank sehr schnell eine Flasche Chardonnay und schlief seit Wochen zum ersten Mal tief und lang, was nicht nur am leckeren ausstralischen Wein lag.

Heute sind seitdem zwei Tage vergangen. Ich habe die reichlich leere Wohnung aufgeräumt, geputzt und bin dabei, die restlichen Sachen (immer noch viel) und die Bilder und Plakate (sehr viel) zu sichten, zu fotografieren und über ebay und andere Anzeigen zu verkaufen. Wenn ich die Menge sehe, kann ich schon wieder nicht richtig schlafen. Aber am Ende muss man zur Not wegwerfen, selbst wenn es wertvolle Sachen sind.

Manfred am 30.4.2011

Dienstag, 12. April 2011

Thailand Visum u.a. Top-Tips vom Konsulat

Die letzten Tage waren anstrengend und zum Teil - was meine Arbeitsergebnisse angeht - enttäuschend und entmutigend. Natürlich packe ich nicht alles in die Umzugskartons ein, sondern stelle Sachen zum Sperrmüll und werfe vieles, was eigentlich noch schön und brauchbar ist, in den Müllcontainer. Aber wenn eine sehr gepflegte, 100% intakte Yamaha-Konzertgitarre, die ich in meinem Schaufenster für nur € 25,- anbiete, noch weiter runtergehandelt werden soll, wenn andere, schöne Sachen offenbar kein Interesse finden und wenn ein Interessent, der sich viele Gegenstände in meiner Wohnung ansieht und mir beim Herraustragen des Sperrmülls hilft , in einem unbeobachteten Moment € 130 klaut, verlässt mich der Wille, weiter zu machen.


Aber es gibt auch Tage, an denen es positiv läuft.
Mit dem Mitarbeiter des Königlich-Thailändischen Honorarkonsulats in Essen, Herrn Probst, hatte ich bereits ein tolles Telefonat im Oktober 2010. Er war so aufgeschlossen und hat mir so großartige Tips gegeben, dass ich davon gleich begeistert unserem Freund Armin Stader erzählte. Er lebt in Bangkok, arbeitete lange in leitender Position bei der NOWEA und vertrat diese riesige, international arbeitende Messegesellschaft danach in Thailand. In dieser Position und als Mitglied der Deutsch-Thailändischen Handelskammer kennt er natürlich alle wichtigen und sich wichtig nehmenden Leute auch in Bangkok, von der Botschaft angefangern über das Goethe-Institut bis hin zu Industriellen, Hoteliers und ungewöhnlichen Straßenküchen-Besitzern. Natürlich kennt er auch diesen hilfbereiten Herrn Probst vom Honorarkonsulat in Essen. Auf meine Mail antwortete er mir: „Wenn alle Botschaften, Konsulate etc. so faire und engagierte Mitarbeiter hätten wie Herrn Probst in Essen.....! Ich kenne ihn als "gute Seele" des Konsulats. Was er dir sagt musst Du glauben, was er dir rät hat Gewicht  - er hat ja all die "gestrandeten Rückkehrer" immer wieder vor seinem Counter stehen.“

Nun habe ich heute Herrn Probst noch einmal einige Fragen gestellt. Da die Antworten auch andere interessieren könnten, gebe ich sie hier wider:

1. Frage
Was muss ich tun, wenn ich länger in Thailand bleiben will, als das ein Tourist normalerweise tut? (Alles, was ich hier schreibe, gilt für Personen über 50 Jahre!!!)
Antwort
In jedem Fall brauche ich ein anderes Visum, als das 30-Tage-Touristen-Visum. Infos dazu findet man auf Seiten der Thai-Botschaft und des Essener Konsulats.
In meinem Fall muss erst einmal das Visum für 90 Tage (Non-Immigrant-Visum) beantragt werden, danach wäre eine Dauer-Aufenthaltserlaubnis (Resident Permit) angenehm.

Den Antrag finde ich unter 
www.thai-konsulat-nrw.de > Aufgaben > Visa.

Non-Immigrant Visum gültig 90 Tage - 1 Einreise - Aufenthalt 90 Tage
Das Visum (Typ 0) kostet  € 55,-. Das Visum ist nicht verlängerbar.
Wenn ich lange in Thailand bleiben will und die Leute von Immigration Office in meiner Provinzhauptstadt mir nicht innerhalb der 90 Tage meine Aufenthaltserlaubnis ausstellen, habe ich Pech. Dann muss ich ausreisen und die ganze Prozedur beginnt von vorne. 

Non-Immigrant gültig 1 Jahr - viele Einreisen - Aufenthalt jeweils 90 Tage
Wenn ich kein Risiko eingehen will, muss ich € 130,- bezahlen. Dieses Visum gilt ein Jahr, erlaubt mehrere Einreisen und ist bei jeder Aus- und Einreise um weitere 90 Tage verlängerbar. 
Das will ich also haben. Innerhalb eines Jahres sollte ich die Papiere vom Immigration-Office in Korat wohl erhalten.
Achtung! Das Konsulat in Essen nimmt keine Überweisungen an. Das Geld muss bar bezahlt werden, entweder bei einem persönlichen Besuch (Visum dauert nur eine Stunde) oder zusammen mit den anderen Unterlagen in einem Umschlag „Per Einschreiben“. (s. unten)

2. Frage
Welche Voraussetzungen für welches Visum muss ich erfüllen?
Antwort
Für beide Visa sind die Voraussetzungen gleich.
Ich benötige - den ausgefüllten Antrag 
- meine Heiratsurkunde in Kopie
- meinen Reisepass im Original, muss noch 6
                   Monate gültig sein
- ein Portraitfoto in Passbildgröße,
- den entspr. Geldbetrag.

Wenn ich das per Einschreiben an das Konsulat schicke, lege ich einen entspr. für eine Einschreiben-Rücksendung frankierten (3,50), adressierten Umschlag bei. Achtung! Auf den Umschlag bitte nicht „per Einschreiben“ schreiben, das macht das System des Konsulats selbst.

3. Frage
Wie geht es in Thailand weiter?
Mit dem „Multiple Enter-Visum“ kann ich  alle 90 Tage kurz über die Thai-Grenze reisen und zurückkehren. Dann habe ich wieder einen Stempel für weitere 90 Tage.
Wem das zu lästig ist, der beantragt eine Aufenthalts-Erlaubnis (Resident Permit).

Zusammen mit meiner Frau - sie kann die Verständigung erleichtern und den Behörden zusätzliche, positive Erklärungen über meinen Aufenthalt abgeben - gehen wir zum Immigration-Office unserer Provinz-Stadt. Dort beantragen wir die Aufenthalts-Erlaubnis.  Beweisen müssen wir der Behörde unter Vorlage von Dokumenten, dass wir nicht am Hungertuch knabbern. Da ich keine Rente oder andere regelmäßige Einkünfte habe, muss ich ein „Vermögen“ nachweisen. Für normale Farang-Eheleute sind es 800.000,- Baht, für thailändisch-deutsche Eheleute ist es die Hälfte. Das Geld MUSS bereits mindestens ein halbes Jahr auf dem Konto sein. Der Betrag könnte evtl. reduziert werden, wenn ich erhebliche Zuwendungen an meine Schwägerin beim Hausbau nachweise.
Wichtig und notwendig ist ein aktuelles, polizeiliches Führungszeugnis. Das bekomme ich beim Einwohnermeldeamt meines Wohnortes in Deutschland.
Außerdem sollte ich mir behördliche Sympathien verschaffen, indem ich die Bürokratie erfreue und mich ins Hausbuch (blau) meiner Schwägerin (Hausbesitzerin) eintragen und mir zusätzlich für mich ein gelbes Hausbuch (für Farangs) aushändigen lasse.

Wenn ich nun endlich diese Aufenthaltserlaubnis in Händen habe, muss ich trotzdem alle 90 Tage zum Immigration-Office und mich vorstellen. Das kann ich mit einem Einkauf oder Besuchen verbinden. Meine liebe Luck ist etwas beschämt, weil sie in Deutschland  ihre unbefristete Aufenthalts-erlaubnis sofort nach unserer Heirat erhielt, und sie sich danach nie irgendwo vorstellen musste. Aber Thailand ist Thailand.(Inzwischen sehe ich die Praxis der Ausländer-behörden in Thailand mit ihren zum Teil auch von Korruption oder Antipathie bestimmten Ergebnissen sehr kritisch, Nachtrag 11.2013)

Zusätzlich gab mir Herr Probst noch einige wertvolle Tips für den Umzug und für den Aufenthalt.
Für den Zoll deklarieren wir in unseren Packlisten der Firma SCHENKER (sehr kooperativ!) die Ikea-Bücherregale und andere, neue Möbelstücke auf die Namen meiner Frau oder meiner Schwägerin (sie war auch schon einmal in Deutschland). Damit sind diese Teile für den Zoll nicht mehr interessant. Ebenso verfahren wir mit Teilen meiner riesigen Musiktitel- (fast 25.000) und Filmsammlung (fast 3500). Wir haben aber für die 2.500 Bücher und die Musik- und Filmsammlung noch einen anderen Weg gewählt: Freunde und Personen der Familie haben in Pakchong einen Kulturverein gegründet  (geht auch ohne Anmeldung und Eintragung), dem der ganze Kram gehört. Das ist mit Aufklebern auf den Kartons vermerkt.
Außerdem wies mich Herr Probst auf die vielen Stammtische und Clubs der deutschen Aussiedler hin, bei denen ich auch Adressen von in der Nähe lebenden Handwerkern erfahren kann. Einen Schreiner, bei dem ich weiss lackierte Bretter, Leisten usw, bekommen kann, habe ich in unserer Gegend noch nicht gefunden. Ebenso benötige ich eventuell einen Uhrmacher für meine wertvollen, 270 Jahre alten Uhren. Aber da bekomme ich vielleicht von SCHENKER einen Tip, da sie für einen deutschen Uhrmacher einen Umzug nach Thailand mit 150 antiken Uhren gemacht haben.

Für einen Ausländer, der seinen Lebensabend in Thailand verbringt, gilt ein strenges Arbeitsverbot. Alles Handwerkliche, das auch ein Thailänder machen könnte, darf ich mit meinen mitgebrachten Werkzeugen EIGENTLICH nicht erledigen. Das klingt total bekloppt, aber wenn mich ein Thai-Nachbar anzeigt.........Es könnte ja sein, dass ich mit meinen Fähigkeiten und meinen Werkzeugen Geld verdienen will. 
Herr Probst kannte auch da Nebenwege: Wenn ich als Designer, Künstler, Fotograf usw. ein Creativ-Studio mit mindestens sieben Thai-Mitarbeitern gründe, wenn ich dazu noch kreative Kochkurse gebe und eine Malschule für Kinder leite, darf ich arbeiten. Die Thai-Mitarbeiter können übrigens zum großen Teil Familienmitglieder sein.(Nachtrag 2013: Aber der Bürokratismus der Anmeldung eines Gewerbes ist mir in diesem burokratiegeilen Land zu blöd. Da lasse ich das alles und baue meine Lampen, Tische, Schränke und Regale weiter selbst. So wie ich das mache kann das ein Thai sowieso nicht.)

Herr Schmeer von SCHENKER und sah sich nachmittags meine bereits gepackten Kartons, die Möbelstücke und die verpackten Kleinteile an. Wahrscheinlich fand er insgeheim sehr gut, dass ich bereits einen Teil der Arbeit von SCHENKER erledigt habe. Aber ich denke, er war ganz objektiv und professionell, als er mir erklärte: “Das passt alles rein.“ Das war das zweite, sehr positive Gespräch des Tages. Mal sehen, wie es weiter geht.




Da die Bauleute in Thailand wissen, dass ich durch meinen Unfall später komme, lassen sie sich etwas Zeit. Daher gibt es keine wesentlich neuen Ansichten des Hauses. Lediglich zur Straße hin ist ein neues Stück Mauer gezogen.



Manfred Spies
12.4.2011