Dienstag, 25. Dezember 2012

Thai - Lächeln, zum dritten und genug!

Was ist schöner, als ein tägliches Lächeln? Um Antworten wird gebeten.

Angesichts dessen, was einem im "Land des Lächelns" täglich nicht nur in Gesichtern auf der Straße, in Geschäften und im TV bei Politikern, Serien-Darstellern, Interviewern und Interviewten, Nachrichtensprecherinnen usw. usw bis hin zu den Milliarden feixender Smilies im Konsumgüterbereich begegnet, ist eine Übersättigung mit Würgefolgen normal.
Der Düsseldorfer Fotograf Uwe Loesch, der sich auch mit der kritischen Betrachtung und Analyse von Produkten beschäftigte, fände hier unendlich viele Themen für seine Studenten.
Aber ich hoffe, dass mancher Leser selbst bei meiner Formulierung von Ärgerlichem merkt, dass mich mein Humor noch nicht verlassen hat, selbst wenn er sich zuweilen in Ironie und Sarkasmus äußert und mein Lächeln etwas gepresst wirkt.

Heute möchte ich etwas schreiben über meine "Weisse Weihnachten 2012"
Es ist der 24.12.2012 und es war morgens sehr kalt: 17 Grad um 6 Uhr, dabei ein sehr frischer Wind. Also zog man Jacken und Pullover an und machte sich auf den Weg - nein, nein, nicht zum Geschenkekaufen am Heiligabend, sondern zum Streichen der letzten Regale für den Shop von Lucks Schwester.



Der Imbiss, das Restaurant oder der Pub, wie man es auch nennen will und wie es sich entwicken wird, war ja schon fertig und schön. Die über 40 Stilleben mit Früchten, Fleisch und Fischen, sowie den entsprechend gemalten Getränken von Künstlern aus über 2000 Jahren (von Pompeji über Michelangelo bis Picasso und Dali) schmückten die Wände und erfreuten einige zufällige Besucher.

 Gestern sah alles ganz anders aus. Jek transportierte ihr gesamtes Angebot, Leergut und private Gegenstände in die Räume und an ein Bewegen und Testen, an welcher Stelle und in welcher Anordnung die vielen Regale stehen sollten, war nicht mehr zu denken.


Wenn die Verwandtschaft eigene Planungen und Organisationen mit Chaos und Spontanität zunichte macht, braucht man starke Nerven. Die braucht übrigens jeder Farang, der mit ThailänderInnen zu tun hat, die nicht ihr halbes Leben im Ausland verbracht und Erfahrungen gesammelt haben. Denn Desorganisation ist ein Synonym für Thailand. Aber: immer nur lächeln und wenn es zu viel wird brüllen. Dann bekommt man keine Magengeschwüre.

Luck und ich haben dann in aller Frühe „aufgeräumt“, das heisst Platz für Planung geschaffen. Gott sei Dank gibt es vor dem Haus und auch nach hinten riesige Terrassenflächen zum Abstellen. Dann wurden die Regale angeordnet und zwar so, dass es optisch angenehm ist und nicht die großen Teile den Blick nach hinten versperren. Die vorher auf Millimeterpapier gezeichneten Pläne schafften eine sehr viel größere Angebotsfläche als im alten Shop. Mal sehen, wie es nach der Einrichtung des Angebots aussieht. Dann stehen vielleicht wieder die Glühbirnen neben den Zahnstochern und die Zahnpasta liegt neben den Batterien und Feuerzeugen und die Kunden lächeln, und wenn sie Farangs sind lachen sie darüber.

Im 2m breiten Getränkekühlschrank habe ich schon Ähnliches bemerkt. Milch, Bier, Säfte, Sodawasser und Joghurt völlig planlos durcheinander. Warum nicht die Energy-Drinks neben die Präservative, das hätte doch eine gewisse Logik.

Luck will das morgen wieder in aller Frühe verbessern. Sie hat in Deutschland viel gesehen und auch bei ihrem ordnungswütigen Mann viel gelernt.
Natürlich haben wir heute bei der Streicherei über die neu installierte Hifi-Anlage mit den Bose-Acoustimass-Boxen „Holy Night“ von Mahalia Jackson und andere Weihnachtsmusik gehört. Aber ansonsten findet Weihnachten bei uns nicht statt. „Wir haben jeden Tag Weihnachten, Ostern und Geburtstag,“ sagt Luck und liegt damit richtig. Und schenken tun wir, wenn der andere einen Wunsch äußert und warten nicht auf ein Datum.

Klar erinnern wir uns an andere Weihnachten, als Luck zum ersten Mal im Dezember in Deutschland war und ich ihr dieses wichtigste Fest der Deutschen zeigen wollte. Daher können wir alle Verwandten, Freunde und Bekannte mit einem traditionellen Bild grüßen und schöne Tage und ein gesundes und angenehmes Jahr 2013 wünschen.



Luck und Manfred am Nachmittag des 25.12.2012 bei inzwischen angenehmen 27 Grad nach getaner Arbeit lächelnd.

Thai - Lächeln, zum zweiten!

„Richtig ist, dass in Thailand in der Tat ständig und überall gelächelt wird. Nicht richtig ist dagegen die Hypothese, dass jedes Lächeln als freundliche Geste gemeint sei.
Die feinen Unterschiede werden allerdings erst dann deutlich, wenn man die Fähigkeit der Thais zu lächeln, in wirklich unschönen Situationen selbst einmal miterleben konnte. Egal ob Unfall oder Streitgespräch, das Lächeln erlischt selten ganz. Falls das doch passieren sollte besteht Gefahr, dass die Situation komplett außer Kontrolle gerät (siehe auch Kühles und heißes Herz), und das möchte niemand, denn Thais hassen Gewalttätigkeiten und Konflikte, weil diese meistens mit einem Gesichtsverlust verbunden sind.“(zitiert aus thailandblick.com, der Link zum ganzen Artikel lautet:
http://www.thailandblick.com/Seiten/thailaender-das-laecheln.html

Zwei Äußerungen in dem Artikel muss ich sofort widersprechen:
Die Feststellung dass Thais Gewalttätigkeiten und Konflikte hassen ist Blödsinn. Der Autor soll sich mal die Polizeiberichte über den Umgang mit Waffen im täglichen Leben der Thais und die Gewaltberichte in den Zeitungen ansehen. Die von den Thais täglich in Gewaltmovies gezeigten Abscheulichkeiten aber auch die Gewalt von Männern gegen Frauen in den unzähligen Seifenoper-Serien hat der Autor wohl nie beachtet.
Zweitens: In Thailand wird nicht ständig und überall gelächelt. Das ist Quatsch. Sehr viele Thais laufen mit teinahmslosen und auch mürrischen Gesichtern herum. Natürlich  lächelt der Thai immer, wenn etwas schief geht, wenn er Fehler macht oder einen anderen schädigt. ER will ja keine Probleme haben, der geschädigte Farang zum Beispiel versteht das nicht und empfindet es als unverschämtes Grinsen.

Auch bei uns wurde vorgestern wieder viel gelächelt, allerdings nicht von mir.
Ich hatte Bodenfliesen gekauft, die ich im Shop von Jek auf die Schreibtischplatten der alten Kassentische legen will, um diese nicht zu verkratzen. Die Fliesen mussten mit einem Fliesenschneider zugeschnitten werden. Wir waren um 11.45 bei der Fliesenfirma, die uns die Platten immer verkauft und gegen ein Entgeld zuschneidet. Leider machen die Arbeiter von 12 bis 13 Uhr Mittagspause. Sie waren ein bißchen früher gegangen. Die Inhaberin lächelte, wie alle Thais, wenn sie in Situationen kommen, wo man sie eigentlich ausschimpfen möchte. Die Fliesenfirma ist immerhin 20 km entfernt.

Luck sagte, das sei kein Problem und die Arbeiter auf der Baustelle bei uns gegenüber verlegen gerade die Fußböden. "Die machen das vielleicht sogar umsonst."
Sie machten es umsonst. Morgen müssen wir neue Fliesen kaufen. Luck meinte angesichts der kurvenreichen Ergebnisse, "das waren die Frauen, die Männer waren schon zu Hause." Natürlich gibt ein Thai niemals einen Fehler zu. Die Damen lächelten und murmelten etwas von schlechtem Material.




Ob die Männer etwas anderes kreiert hätten, möchte ich bezweifeln. Das Team kauft jeden Morgen im Shop von Jek Zigaretten, einen Karton Bier und eine Flasche Whisky. Ein etwas zynischer Hinweis zur demographischen Entwicklung dieses Landes ist, dass durch die ständig steigende Zahl der Verkehrstoten durch Trunkenheit und durch die ständig steigende Zahl der Nikotin-Krebstoten Arbeitsplätze und Wohnungen frei werden.

Wenn man angesichts des nicht durch Lohnkosten sondern durch dauernde Reparaturen und Neukäufe verursachten Handwerker-ärgers den Humor VERLIERT, wird man zum Amokläufer, aber auf einer Marathonstrecke.


Morgen wird weiter gelächelt von Manfred Spies
(dieser Beitrag ist schon zwei Tage alt, weil ich keine Zeit zum Einstellen hatte, sorry)

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Thai - Lächeln, zum ersten!

Wenn sich in dem gerade bezogenen Thai-Haus ein kleiner, grauer Fleck an der Wand über Nacht zu einem riesigen, abstrakten Bild entwickelt, weil die Handwerker die Wasserleitungen nur zusammengesteckt aber nicht verklebt und erst recht nicht vor dem Verputzen der Wand überprüft haben,
wenn der Farang in seinem komplett eingerichteten Haus seit vier Wochen vor seinen bei HomePro gekauften, auf dem Küchenboden herum lungernden Wandmöbeln steht, weil das Aufhängen der Möbel eine ganz andere Firma aus Bangkok besorgen soll, die sich aber nicht meldet,
wenn ich nach Abschluss aller Handwerker- und Installations-arbeiten an einem heißen Tag in der Badehose mit Schrubber und Schlauch die Terrasse reinigen will und dabei zufällig an den Kondensator der Klimaanlage komme und von einem Stromschlag getroffen über die Terrasse schleudere,
wenn auf der Autobahn an einem Turn der einbiegende Fahrer auf der Überholspur infolge Spritmagels stehen bleibt...
dann fragt man sich, ob sich große Teile Thailands im Koma (schwerste Form einer quantitativen Bewusstseinsstörung) befinden oder ob das alles mit dem berühmten „sanuk“ zu tun hat. Den in den meisten Fällen, die wir Farang nicht nur als Pannen, sondern als Katastrophen bezeichnen würden, lächeln die Thai. Dem Beobachter jedenfalls gefriert das Lächeln meist zur Grimasse, Commedy kennt er anders.

Da ist das, was ich gestern Abend erlebte, vergleichsweise sehr harmlos. Aber trotzdem habe ich mich stellenweise geärgert und wurde von teilnehmenden Gästen immer wieder zur Heiterkeit ermuntert.

Es  war unser Hochzeitstag und ich wollte Luck ein wenig überraschen und erfreuen. Ich wusste, dass Luck wahnsinnig gerne in Düsseldorf das Kirmes- und besonders das Japanische Feuerwerk bewundert hat. Da habe ich mich mit einem grossen Betrag an Jek (Lucks Schwester) gewandt und sie gebeten, ein paar Raketen und auch etwas Besonderes für die Feuerwerk-Ueberraschung zu kaufen.
Jek kaufte 10 dicke Feuerwerksbomben, alle vom gleichen Typ. Eine schöne Steigerung war also nicht möglich. Nachmittags erklärte mir meine Frau, im Fernsehen wurde dieses Jahr das Feuerwerkeln am Geburtstag des Königs untersagt. Warum? Thailänder fragen nicht nach Gründen. Das erklärt Vieles.
Ich erklärte Luck, das Feuerwerk unseres Abends habe gar nichts mit dem König zu tun, Freude und Feuer gelten unserem Hochzeitstag.

Als der Zündeln-Termin näher rueckte fragte ich gegen 19.20 Uhr, wer das Feuerwerk denn startet. Keine Antwort. Ich bat um das Lesen der Gebrauchsanweisungen. Keine Anweisungen auf der Packung. Die auftretende Unsicherheit wurde mit Wegsehen überspielt. Als ich ärgerlich wurde, rief man einen Freund an, der sich "mit so etwas auskennt". Auch er war ratlos, packte aber die Hälfte der Raketen und eine Taschenlampe, um sich in sicherer Entfernung ans Werk zu machen.
Es dauerte und dauerte. Gäste wurden unruhig und konnten auch mit Speisen und Getränken nicht erfreut werden.



Es sollte ein sicherer Platz gefunden, lange Holzstäbe gesucht, angespitzt und in den lehmigen Boden gerammt werden, damit die schweren Raketen eine genügend stabile Rampe hatten. Nach einigem Hin und Her wechselte man den Startplatz und benutze zur Sicherheit Betonpfähle!!!



Zum Glück waren die eingeladenen Beobachter und sowieso die herbei gekommenen und herum stehenden Thais inzwischen mit Essen, Trinken und Quatschen beschäftigt und die Minifeuerwerke der Kinder zündeten ohne jede Wartezeit.




Nach einer halben Stunde zündete auch unsere erste Rakete mit einer schönen, bunten Chrysantheme als Abschluss. Danach explodierten die teuren Teile am Boden.  Man hatte sie verkehrt herum aufgebaut, obwohl große Pfeile auf der Hülle angebracht waren und die Dunkelheit mit Taschenlampen erhellt werden konnte. Sollte ich jetzt auch zur Whisky-Flasche greifen und meinen Ärger runterspülen?


Die letzte Rakete explodierte angeblich wunderbar bunt. Komisch, ich sah nur rot.




Meine liebe Frau erkannte trotz Dunkelheit meine nur sehr verhaltene Freude und bedankte sich liebevoll und sagte, es sei wunderschön gewesen. Bei ihr kann man von "quantitativer Bewusstseinsstörung" nicht sprechen, ihre Wahrnehmungen funktionieren ausgezeichnet.

Für die abends als Beobachter erschienenen Gäste tat es mir leid, es war zwar ganz schön aber zeitlich etwas strapaziös.

Grüße von Manfred Spies am 6.12.2012