Montag, 9. Januar 2012

Neujahr 2012 in Thailand

Das "Gelage" ist schon lange vorbei und die Folgen waren leichter und schneller zu beseitigen, als ich dachte. Ich wollte diesen Nachtrag zu meinem letzten Horror-Blog-Eintrag schnell schreiben, aber ich wartete auf einige Party-Fotos. Wenn man selbst zu einem Fest einläd, muss man sich um Vieles kümmern und hat wenig Zeit zum Fotografieren.
Ich bat meine Gästen, mir die Fotos schnell zu schicken. Wenn man weiss, dass die Thailänder in Bezug auf Langsamkeit die Schweizer potenziert übertreffen, ahnt man, dass ich befürchtete, den Beitrag über unsere Neujahrsparty unter diesen Umständern mit Ostergrüßen kombinieren zu müssen. Aber Wunder geschehen auch in Thailand. Heute, am 9.1.2012 gegen 18 Uhr erhielt ich zwei Fotos des Heißluft-Ballönchens. Die anderen Bilder sind eigene. Dann kann ich ja loslegen.

Man soll es nicht glauben, aber der Gärtner ist mit allem fertig geworden! Der Baumplatz konnte möbliert und mit einer der vielen Kisten für den Abfall versehen werden. Im Gartenhaus konnten wir Tische und Stühle und das Buffet aufbauen sowie die Getränke deponieren. Sogar der Fußmassageweg wurde mit Prosecco begossen und nach ersten, zum Teil etwas schmerzhaften Massageversuchen auch wegen der Hunde während des Festes abgedeckt.





Als nachmittags die ersten Gäste eintrafen, hatte die Familie schon etwas zum Futtern und zum Trinken bereit gestellt. Die Sonne schien noch, die Außentemperatur betrug 28 Grad und man trug leichte Kleidung, viele der jungen Frauen knappe Shorts. Eine 18jährige fragte mich nach einem Flaschenöffner. Ich gab der von langer Fahrt Erschöpften aus der Eiskiste ein Mineralwasser, einen Becher und den Öffner. Sie grinste, stand auf und holte sich ein eiskaltes Bier.

Die Organisation und der Aufbau eines privaten Buffets sieht in Thailand vergleichsweise anders aus als in Deutschland. Ich habe hier und da noch helfend eingegriffen, etwas geordnet und die auf den Tischen liegenden Bestecke in entsprechende Behälter getan. Aber irgendwann legst du dich in eine Hängematte und beobachtest das relative Chaos aus der Entfernung.

Wenn ich in Deutschland Feste feierte, wurden die Getränke in Curver-Kisten in Eis gesetzt und jeder konnte sich bedienen. Die Buffets sahen natürlich auch schön aus, weil ja angeblich das Auge mit isst.












Viele andere Gäste waren nachmittags mit dem Aufbau von Zelten für die Nacht beschäftigt.



Am Morgen hatte ich im Garten Teelicht-Laternen und Fackeln aufgestellt und Lampen in die Bäume gehängt, so dass man auch nach stundenlangen Genüssen thailändischer Alkoholika nicht in den Blumenbeeten und Sträuchern von Luck landete. Über der Terrassentüre leuchtete eine Lichterkette.



Natürlich hatte ich auch überlegt, was Gäste machen, wenn sie am Tor klingeln und niemand öffnet, weil wir im Garten die Klingel nicht hören. Man hätte ein großes Schild ans Tor hängen können mit dem Hinweis „Das Tor ist offen, wir sind im Garten, bitte wegen der Hunde wieder schließen.“ Tat ich aber nicht. Das nennt man Konfliktstrategie. Sollen die Thai doch selbst dran denken und lernen.
Es fuhren viele Gäste  - vor allem die Fremdlinge - wieder nach Hause. So war die Familie fast unter sich, und das gefiel mir. Gemein? Nee, ich bin doch nur ein Farang und habe ja gar nicht eingeladen, bin also für nichts verantwortlich!
Ein bisschen verantwortlich fühlte ich mich schon, als ich aus dem Zimmer von Lucks Schwester Mooy bläuliches Licht schimmern sah. Gleichzeitig vermisste ich die Kids. Ich ging hin, brüllte „Dangerous, prohibit!“ und versprach ihnen Spiele mit Geldgewinnen. Zack-Bumm war der Fernseher aus und alle kamen zusammen mit einigen Erwachsenen zu einem großen Memory-Spiel, das ich mit vielen amüsanten, persönichen Bildern und mit Thai-Motiven selbst gestaltet hatte. Allen hat es lange Zeit großen Spaß gemacht und ich habe mich innerlich sehr gefreut.

Irgendwann verschwanden die zahlreichen Gäste im Haus und rüsteten sich mit warmer Kleidung und Wollmützen gegen die einsetzende, eisige Kälte von 21 Grad Nachttemperatur. :-)



Die ältere Schwester von Luck namens Mooy, eine wunderbar ruhige, liebevolle Person, hatte am Tag der Party Geburtstag. Ich schenkte ihr einen aus Deutschland mitgebrachten, großen Heissluftballon aus ganz dünnem Papier, an den sie unten einen Wunschzettel befestigen und in den Himmel schicken durfte. Die ganze Aktion war nicht ungefährlich, da die Thai mit solchen Ballons, die in dem warmen Land lange brauchen, um den nötigen Auftrieb zu bekommen, keine Erfahrung haben. Ich musste in den Ballon kriechen, um die Brennscheibe zu präparieren und anzuzünden und gleichzeitig darauf achten, dass der obere Teil hoch gehalten wurde und kein Feuer fing.
Was mich bei der ganzen Aktion sehr wunderte, war die Tatsache, dass nach dem Abheben des wunderbaren Ballons alle sofort wieder an die Tische zum Sitzen, Essen und Trinken eilten. Der Einzige, der dem Ballon ein wenig gerührt so lange nachschaute, bis er von der klaren Nacht verschluckt wurde, war der Farang. Nein, die Thailänder vergöttern jeden Kitsch, aber romantisch sind sie nicht.



Meiner Flaschenöffner-Freundin, die mit dem Bauarbeiter-Bier am Nachmittag, bot ich zur Lockerung der Glieder für ein zukünftiges Tänzchen einen meiner berüchtigten Cocktails an. Sie stimmte begeistert zu. Ich mixte für einen 0,5l-Willy-Becher 0,15l Wodka, 0,1l Triple Sec, 0,1l Kokosmilch und einige Spritzer Angostura, füllte das Ganze mit Orangensaft und Eis auf und ließ etwas Grenadine am Glasrand nach unten sinken, wie bei einem Tequila Sunrise. Da war viel Sprit drin. Sie fand es sehr lecker (aroy maag maag!) und trank das Glas aus. Nach all dem Bier und einigen Abstechern zum Thai-Whisky war ich gespannt auf die umwerfende Wirkung.
Dann tanzten wir eine Salsa und sie bewegte durchaus ansehnlich ihre Hüften, obwohl ihr Tanzstil mit dem Original nichts zu tun hatte. Sie wollte mir wohl ein Kompliment machen, als sie sagte, dass die deutsche Musik sehr schön sei.

Als ich am nächsten Morgen um 6 Uhr aufstand, um das Fühstück für 24 Personen vorzubereiten, saß das Mädchen topfit, lächelnd und Wasser trinkend im Gartenhaus. Ein vitales Geschöpf, das wahrscheinlich jeden russischen LKW-Fahrer unter den Tisch saufen würde, wenn sie in diesem Land nicht heißen Getränken den Vorzug gäbe. Aber die kann man ja auch anreichern.

Für den anderen Morgen hatte ich einen Salat mit eigenem Endivien, vielen Früchten zum Teil aus unserem Garten und frischen Kräutern geplant. Jeder konnte sich selbst die sehr leckere Soße dazu tun. Außerdem Wurst, Käse, Brombeer- und Holunder-Marmeladen, die wir in großer Zahl mitgebracht haben, Fleisch und Würstchen vom Party-Buffet, Sardinen in Tomatensoße und Kuchen und Kaffee.



Nach dem Frühstück - von der Salatsoße waren die Thailänder total begeistert - hörte man Musik, betrachtete meine Bücher und amüsierte sich mit meiner Brillensammlung. Es lief am Abend und am Morgen alles sehr entspannt ab und Luck hatte sich wegen der Werttsachen mal wieder unnötig Sorgen gemacht. Alles klar und keine Panik. Nichts musste vorsichtig eingeschlossen oder weggepackt werden. Weit und breit keine Diebe in Sicht, bei unseren Verwandten sowieso nicht!




Nicht nur die Farangs, sondern auch die Thai haben hier große Angst vor Einbrechern und drogensüchtigen Gangstern, die zu allem fähig sind. Okay, die gibt es und man liest in den Medien darüber. Aber IN MEINER HÜTTE WERDEN KEINE FENSTER VERGITTERT!!! Ich erkläre jedem, dessen Gehör funktioniert, dass mich meine Hunde warnen und meine Schrotflinte schützt. Wer die Ladung abbekommt, stirbt zwar nicht, aber der Arzt hat viel zu tun und es ist nicht angenehm.

Wir lachen jedem Morgen entgegen und ich lache inzwischen auch über thailändische Unsäglichkeiten, wie die Story meines Nachbarn, der nach einem Krankenhaus-Aufenthalt zu Hause in seinem Arztbericht über sein gebrochenes Bein etwas las. Sein Bein aber war total heil, er hatte eine Virus-Grippe mit sehr hohem Fieber behandeln lassen. Die Tussi in der Anmeldung verwechselte bei mehreren Patienten mit dem gleichen Vornamen die Akten. Dass es auch einen zu beachtenden Nachnahmen gibt, war ihr nicht klar zu machen. Solche Fälle häufen sich angeblich besonders bei Vollmond. Das war gestern.
Meine Zahnarzt-Story von gestern mit Klopapier statt Mullröllchen im Mund und meiner Brücke,  unter der mir nicht das Wasser im Mund zusammen lief sondern - sie war der Ärztin aus der Hand auf den Boden gefallen - sich die Ohrenklemmer auf dem Boden der Praxis tummelten, lest ihr demnächst.

Heute Abend war der Himmel vom Balkon aus sehr schön.




Liebe Grüße an euch alle von Manfred.