Sonntag, 30. November 2014

freudiger Nachtrag zu "Back in Town

Ja, auch das gibt es nicht in Thailand. Gemeinsam singen, tanzen, Lebnsfreude vermitteln? Vielleicht, aber dann nur über 3 Meter hohe LAUTSPRECHER!
Freude
Freude Hallelujah
Tanzen vor Freude
Freude grenzenlosFreude

Back in Town

 

 

 
Montag, 17.11. sollte es losgehen nach Düsseldorf, wo ich im Marienhospital geboren wurde und bis auf die Evakuierungen während des Krieges lebte. Vor dreieinhalb Jahren - es scheint mir viel länger her zu sein - verließ ich im Groll diese Stadt der reichen Oberflächlichkeiten.
 
Der Minibus stand schon eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin 4.00 Uhr vor der Tür in Pimpaka. Abfahrt zusammen mit Luck und Mooy um 4.50 Uhr. Ein ausgezeichneter Fahrer, ein sehr bequemer Bus, der zwischen en Sitzreihen viel Platz für lange beine bietet. Ich schlief ausgestreckt auf der hinteren Bank. Ein Kopfkissen hatte ich - auch für den Flug - eingepackt. Der Fahrer raste nicht und war trotzdem schnell am Ziel für 3500,- Baht hin und zurück. Er wohnt in Pimpaka. Empfehlenswert.
 
In Bangkok auch am Montagmorgen nur kurze Zeit im Stau. Ankunft am Airport um 7.40 Uhr.
Erwarteter Abflug um 10.10 Uhr.
 
Am Infoschalter nach sehr freundlicher Begrüßung wurden alle Daten des Hin- und Rückfluges angezeigt und der freie Festerplatz konnte für beide Flüge gewählt und ausgedruckt werden.
 
In meinem großen Koffer sind nicht nur schwere Winterkleidung, sondern auch einige Elektrogeräte, die einer fachkundlichen Reparatur bedürfen. Gewicht 28,5 Kg. Kosten für das Übergewicht 3850,- Baht. Ich bin zu nervös, um das genau nachzurechnen. Später stellte ich fest, das der Koffer bei der Air France ab 23 Kg als Übergewicht berechnet wird. Dass ich für 5,5 Kg Übergewicht etwa 90,- Euro bezahlen musste, will ich in Düsseldorf klären lassen. Eine Quittung erhielten wir übrigens nicht.
 
Dann folgen die thaiüblichen Abschiedszeremonien mit dem Umbinden von Glücksbändchen, guten Wünschen, Umarmungen und unterdrückten Tränen. Ich gehe schnell zur Passkontrolle.
 
Start um 10.15 bei strahlendem Sonnenschein. Im Flugzeug habe ich vor mir einen Monitor, auf dem ich wählen kann zwischen Infos, Filmen und Musik. Ich sehe bei den CDs alle Musiksparten und Life-Konzerte. Mit Django Reinhard schwebe ich auf 7000 Meter. Danach kommt eine Lieblings-CD von Luck: Ella und Louis mit "Isn´t it a lovely day" und "I´m in heaven - cheek to cheek...". Eine wunderbare Musikauswahl zwischen Klassik, Jazz, World, Rock, Blues und New Wave, die ich fast den ganzen Flug genieße.
 
Mittagsmahl um 13 Uhr. Da der mittlere der drei Plätze nicht belegt ist, habe ich beim Essen mehr Platz, als es das Tablettessen normalerweise gestattet. Nudeln mit Shrimps, Klösschen, Salat und Soße, Baguette mit Bri und Butter, Kuchen, ein Fläschchen Portwein (19%) und ein größeres Fläschchen Merlot Reserve von 2012 ergänzen mein Wohlbefinden.
 
Wehrmutstropfen: Im Flugzeug ist es richtig kalt, alle hüllen sich in Pullover und Decken. Das folgende Essen gibt es erst 9 Stunden später. Als mein Blutzucker beängstigende Werte erreicht und ich nach etwas Essbarem frage, ist die lakonische Artwort: "In one hour." Aber ich helfe mir mit Dextro.
 
Der Weiterflug mit Air France von Paris nach Düsseldorf erfolgt pünktlich mit Anweisungen und Erklärungen fast ausschließlich in französischer Sprache. Wenn sich das Personal in Englisch versucht, verstehe ich fast kein Wort. Ja, die Franzosen fühlen sich immer noch als Weltmacht und - so habe ich es bei Parisbesuchen erlebt - halten jeden, der ihrer Sprache nicht mächtig ist, für einen Idioten.
 
In Düsseldorf wurde ich abgeholt von Brigitte. Sie fand lange Zeit ihr Auto nicht und wir wanderten durch verschiedene Parkhäuser und diverse Etagen, was mich mit meinem Gepäck etwas stark ermüdete. Und dann kamen die fast 100 Stufen hinauf zu ihrer Wohnung. Das Haus hat keinen Aufzug und schwarze Treppenstufen ohne Trittkanten mit einer Beleuchtung von wenigen 15 Watt-Birnen (keine Sparlampen!). Bei der nicht mehr funktionierenden Akkumodation meiner Augen war voraus zu sehen, dass ein Teppensturz in den folgenden Tagen unvermeidbar war.
 
Geduscht, geschlafen und morgens lecker gefrühstückt,
0a. Frühstück.jpg
 
Erster Gedanke: Wo sollen in dem winzigen Zimmer  von 10 qm mit Schrägen, meinem Bett, total vollgestopften Schränken und Regalen und dem Tisch mit PC, Drucker, Büchern und Akten meine Kofferinhalte untergebracht werden?
Ich besprach mit Brigitte, ob es noch Räume zum Ablagern gäbe. Oben auf dem Speicher, weitere 13 Stufen einer steilen Treppe hinauf, deren Stufen mit einer Tiefe von 15 cm selbst Kinderfüßen Probleme bereiten müssen.
Egal. Ich fuhr mit Brigittes Kleinauto mehrmals zu IKEA und kaufte in der Fundgrube Schranke und Regale, teilweise für 14,- Euro. Große Probleme gab es beim Heraufschaffen der fertig montieren Teile und auch beim Zusammenbau der Kleiderschränke. Aber nach einigen Tagen und Pausen der Erholung war es geschafft:
 
Sehr stabiler Kleiderschrank, leicht zu montieren, Euro 29,90
Zwar nur Euro 19,90, aber den Zusammenbau schaffen nur Spezialisten....
 
....ebenso wie bei diesem preiswerten Metall-Schubladenschänkchen. Da haben mir die IKEA-Leute geholfen.
 
 
1. Zimmer-vorher.jpg
vorher
6. Zimmer nachher.jpg
nachher
 
Alles ist an seinem Platz und greifbar, in "meinem" Zimmer ist Ordnung, Das schwere Fahrrad ist aus dem Keller transportiert, es gibt ausreichend zu Essen und zu Trinken im ganz kleinen Kühlschrank und noch besser gekühlt auf dem Speicher, der PC ist benutzbar, wenn Brigitte nicht ihren Kartenspielen frönt oder Nachrichten ließt. Back in Town, das Leben kann beginnen.
 
Am ersten Tag in Düsseldorf wunderte ich mich ununterbrochen. Wo sind diese über 500,000 Einwohner mit ihren Autos? Auch am Tag sind die absoluten Hauptstraßen fast leer. Zwischen den Ständen der Weihnachtsmärkte drängeln sich nicht die Menschenmassen. Ich sehe kein einziges Moped. Ich höre kaum Geräusche. Als ich abends über die vierispurige Prinz-Georg-Straße wandere und mir die schrecklichen Baumschäden des Pfingstorkans ansehen will, schließe ich die Augen und denke, ich bin im Wald: Kein Motorgeräusch, nur ab und zu das leise Rauschen von Winterreifen auf dem Flüsterasphalt. Die Autos schalten ihre Scheinwerfer bereits an, lange bevor die von den Stadtwerken dirigierte Straßenbeleutung alles erhellt. Ja, das ist in Thailand umgekehrt. Da fahren auch noch in der tiefschwarzen Nacht unbeleuchtete Selbstmordattentäter mit ihren Pickups durch die Gegend.
 
Ich kaufe mir eine Flasche Altbier. Mein Gott, wie lange habe ich das vermisst! In den folgenden Tage esse ich türkische Vorspeisen, griechisches Taramar und Melizianasalata, trinke Retsina und Ouzo, verfuttere zweimal Currywurst, Riefkoke met Äppelmoos (Reibekuchen mit Apfelmus), Gans mit Knödel und Rotkohl á la Oma, Suzuk mit Paprikagemüse und Omelette aber auch vietnamesiche und Thai-Gerichte für nur 5,- Euro. Alles sehr, sehr lecker.
 
Und dann diese Luft! Ich werde hier Kälte tanken, wenn andere in den Süden und in die Sonne fliehen und Hitze tanken. Die Luft ist trocken, kalt und klar. Natürlich braucht hier niemand einem Atemschutz. Ich habe warne Socken, warme Schuhe, Pullover, einen Wintermantel und Handschuhe. Kälte ist immer eine Frage der Kleidung. Wenn ich rumlaufe und Radfahre schwitze ich sogar bei diesen 4 Grad Celsius.
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Blick aus meinem Fenster auf die Hinterhöfe
 
Es scheint ja seit meiner Ankunft die Sonne (s. Blick aus meinem Fenster) aus einem fast immer blauen Himmel. Ja, es geht mir sehr gut, ich fühle mich sehr wohl hier. Das liegt nicht nur daran, dass ich hier für einen Cabernet Souvignon aus Süd Afrika, einen Shiraz aus Chile, einen Chardonnay aus Australien und einen fruchtigen Furmint vom Gräfrather Hof zwischen 1,99 und 2,99 bezahle. Diese Qualitäten mit diesem Bouquet würden in Thailand ab 750,- Baht aufwärts kosten. Eine 1,5 Liter Flasche Mineralwasser mit Gas kostet 0,19 €, das Pfand für die Flasche kostet 0,25 €. Auch das ist Umweltschutz!
 
In den Geschäften wird man kompetent beraten und höflich behandelt. Und die Auswahl ist gigantisch in dem vielen, vielen Supermärkten Kaisers, Rossman´s, Penny (sehr preiswert) Liedl, Aldi, DM usw.
Und natürlich sind die Straßen sauber. Der Müll wird getrennt nach Restmüll, Bio, Glas (weiss, grün, braun getrennt), Papier und Pappe, Plastk. Schon seit Jahrzehnten schmeisst niemand seine leere Colaflasche oder Bierdose wie selbstverständlich an den Straßenrand.
 
Die Kehrseite: Man nimmt hier alles ganz, ganz, ganz, ganz genau.
Auf einem Weihnachtsmarkt komme ich von links und gehe an den Buden vorbei um die Angebote anzusehen. Eine alte Frau mit Krückstock kommt mir entgegen und schlägt mich mit ihrem Stock und schreit: "Können Sie nicht rechts gehen, wie sich das gehört?"
 
Als ich vom Haus die 20 Meter bis zur Ampel auf dem breiten Bürgersteig fahre, schreit mir eine Frau entgegen: "Das ist kein Radweg!"
 
Rechts sind parkende Autos, in der Mitte der Straße die Schienen der Straßenbahn, zwischen Autos und Schienen etwa 50cm Platz. Um der Gefahr einer scih plötzlich offenden Autotüre auszuweichen und um nicht mit den Reifen in die Schienen zu kommen fahre ich zwischen den Schienen. Die hinter mir kommende Bahn muss langsam fahren, der Fahrer klingelt dicht hinter mir wie die Feuerwehr, Da wird es mir zu viel. Ich lege mein Rad auf die Schienen, drücke die Falttür an der Fahrerseite auf und brülle so laut ich kann: " Sie gehören nicht an´s Steuer sondern ins Irrenhaus!" Ich steige auf mein Rad und fahre bis zur nächsten Ecke, der Fahrer klingelt nicht mehr.
Ja, die Rechthaberei im Verkehr wird im Thailand einfach durch Ignorieren aller Vorschriften realisiert, in Deutschland hupt man.

In den nächsten Tagen soll es richtig kalt werden und sogar schneien. Na ja, auch hier sind die Wettervorhersagen so unwahrscheinlich wie die Prognosen eines Börsenbrokers. Mal sehen.

Damit ihr auch ein wenig Freude habt, schicke ich in einem Nachtrag ein paar entsprechende Links
 
Und nun ganz herzliche Grüße und bis bald.
 
Manfred
 
 

 
 

 

 
 
 
 
 
 





 
 
 
 

Dienstag, 4. November 2014

AUF DEN STRASSEN VON PAK CHONG, Schild-Buergermeister-Streich

Wenn man die Hauptstrasse unserer Siedlung wie versprochen voellig neu betonieren will, muss sie gesperrt werden. Wie sollen dann die Bewohner, die Fahrzeuge mit den bauarbeitern, die Eltern und Busse mit den Schuelern und die Besucher und Spieler des Fussballplatzes an ihre Ziele kommen?

Wir zeichneten eine Idee und uebergaben sie auch der uns etwas desinteressiert erscheinenden Behoerde.


Schon vor laegerer Zeitbrachte uns ein nachbar auf die Idee, die Strasse ironisch in MOONROAD umzubenennen. Es wurde ein 3m x 3m - Poster gestaltet und als Erinnerung an die Thesaban-Versprechen und auch als Warnung fuer alle Benutzer der Strasse am 4. November um 15 Uhr aufgebaut. Den Platz hatte uns der Besitzer des Farmgelaendes zur Verfuegung gestellt. 

15 Uhr, ironisches Plakat zur Erinnerung und zur Warnung. Das Plakat enthaelt eine Frage, ob die Behoerde nach all den jahrelangen Versprechungen sich nichtn genug um die Buerger sorgt.. Ist das beleidigend?

Gegen 17 Uhr kam der stellvertretende Thesaban-Leiter, der auch in unserer Siedlung wohnt, nach Hause und schien sich ueber das Schild zu wundern und zu aergern. Er fragte im Shop meiner Schwaegerin nach den Urhebern. Sie antwortete: "Mein Bruder, meine Schester, verschiedene Farang und Thai aergern sich schon lange. Sie kennen doch die Unterschriftenliste und die vielen Briefe und Fotos. Reden Sie mit ihnen." Das versprach der stellvertretende Buergermeister.
Er tat es aber nicht, sondern beauftragte sofort die Beseitigung des Riesenposters. Uniformierte Maenner bauten das Plakat ab und nahmen es inclusive der Befestigungsstangen mit. Die Besitzer des Plakates wurden weder befragt noch informiert.

Gegen 17.30 Uhr war das Plakat abgeraumt. Bei der Aktion bildete sich auf der Strasse ein Stau von Interessierten.
SEHR CLEVER! Normalerweise sind das keine legalen Handlungsweisen. Normalerweise. Aber der Beamte war clever und genau. Er sah, dass die von Luck beaufsichtigten Arbeiter das Plakat etwa 20 cm VOR dem Begrenzungspfahl des Farmlandes postiert hatten. ES STAND ALSO AUF DER STRASSE, und die gehoert der Behoerde. Damit war die Handlungsweise voellig in Ordnung, zu meinem Aerger. Aber heute lache ich darueber. Pech gehabt. Nicht aufgepasst.
Das Positive an der Aufregung ist, dass nun die Behoerde und die MO Din Daeng-Mitarbeiterin hoch und heilig versichert haben, dass die Strasse bis Ende 2014 gebaut wird. Das klingt fast wie eine schriftliche Bestaaetigung, die wir bisher nie erhalten haben.

Immer noch etwas skeptisch bin ich aber mit die Entwicklung zufrieden und der Thesaban dankbar fuer die Sicheheit, in der wir uns wiegen koennen. Wie sagt der Behoerden-Mirarbeiter: WIE CARE! Na prima.
Wenn wir diese SICHERHEIT vorher gehabt haetten, waere das Poster nie aufgestellt worden. Aber den Gag, die Strasse "Moonroad" zu nennen, finde ich immer noch gut.

Manfred Spies, 5.November 2014