Bisher habe ich noch nie einen Kommentar zu einem Beitrag gesehen und deshalb achte ich auch nicht darauf. Nun wies mich eine Freundin darauf hin, dass „die Kommentare immer lächerlicher werden.“ Da habe ich mal reingeguckt und 10 Kommenare zum Beitrag vom 26. Januar 2912 gefunden. Allein acht waren von ein und derselben Person, die sich als „Pimpaka-Aufklärer“ bezeichnet. Dabei ging es meist gar nicht um den in meinem Beitrag beschriebenen, stolpernden Notar, sondern um den Bau unseres Hauses. Das ist doch längst Schnee von gestern!
Da der „Aufklärer“ feige anonym schrieb, wurden alle Kommentare gelöscht. Das mache ich grundsätzlich so, auch mit positiven, lobenden Aussagen von anonymer Seite.
Der einzige, namentlich gekennzeichnete Kommentar kam am 15.2.2012 von Sandra Meier. Er enthält Informationen. Wenn ich aber nicht bald hinter dem Namen ein Profil entdecken kann, wird auch dieser Beitrag gelöscht.
Manfred Spies, 19.02.2012
Samstag, 18. Februar 2012
Samstag, 11. Februar 2012
Krieg in Thailand? Plötzliche Ruhe. Was ist passiert?
Heute Nacht konnte man bei offenem Fenster schlafen! Ich brauchte kein Ohropax! Aus keiner Himmelsrichtung wurden wir beschallt, zum ersten Mal seit dem 26.12.2011!!!
Was ist los? Ist der König gestorben? Gibt es Krieg in Thailand? Warum die plötzliche Stille??? Das Wetter heute Morgen erinnerte mich an den Volkstrauertag oder Allerheiligen im November in Deutschland. Aber Luck sagte, solche Feste der Ruhe gibt es nicht in Thailand.
Wir haben drei Kerzlein auf den Frühstückstisch gestellt, um die bosen Geister zu besänftigen und die guten Geister zu erfreuen und natürlich auch, um es in der Dämmerung gemütlicher zu haben. Mal sehen, ob die himmlische Ruhe abends wieder in höllischen Lärm wechselt.
Ich habe in den letzten Jahren immer wieder die Techniken der akustischen Kontaminierung in Thailand fotografiert. Es wird Zeit, das mal in einem Blog-Beitrag darzustellen.
Unsere Nachbarn - besonders jene, die mit der Nagelschere ihre Rasensäume schneiden - sammeln Unterschriften, damit die Schlaglöchern in den Straßen beseitigt und die Stoßdämpfer ihrer Autos geschont werden. Meinem Fahrrad und mir ist so etwas egal. Ich würde gern Unterschriften sammeln gegen den rücksichtslosen, gesundheitsschädlichen Lärm, gegen die Verpestung der Luft und gegen die Vermüllung des ganzen Landes. Aber da die Gehirne auch reichlich vermüllt sind, käme man mit Unterschriftenlisten nicht weiter.
Manfred Spies am Abend des 11.2.2012
Nachtrag: Als ich meiner Frau diesen Blog-Beitrag erklärte, erinnerte sie mich an den thailändischen Kunststudenten Pranai, den wir im Zusammenhang mit unserem Kulturaustausch nach Deutschland eingeladen hatten. Wir besuchten die dokumenta, viele Museen und Galerien in unterschiedlichen Städten, radelten durch Parks und speisten in Restaurants und Kneipen. Nach drei Wochen fragte Luck ihn, ob er sich wohl gefühlt habe und sich vorstellen könnte, in Düsseldorf, zu leben. Seine Antwort war "Nein, das ist ganz schön hier, aber wie im Friedhof, zu still." Das ist einer der Gründe für den wechselseitigen, bilateralen Kulturschock.
Manfred Spies am Abend des 11.2.2012
Was ist los? Ist der König gestorben? Gibt es Krieg in Thailand? Warum die plötzliche Stille??? Das Wetter heute Morgen erinnerte mich an den Volkstrauertag oder Allerheiligen im November in Deutschland. Aber Luck sagte, solche Feste der Ruhe gibt es nicht in Thailand.
Bei dem heutigen Nebel konnten wir nicht einmal die Gartengrenzen sehen, aber es war ganz still und kein Volkstrauertag. |
Ich habe in den letzten Jahren immer wieder die Techniken der akustischen Kontaminierung in Thailand fotografiert. Es wird Zeit, das mal in einem Blog-Beitrag darzustellen.
Unsere Nachbarn - besonders jene, die mit der Nagelschere ihre Rasensäume schneiden - sammeln Unterschriften, damit die Schlaglöchern in den Straßen beseitigt und die Stoßdämpfer ihrer Autos geschont werden. Meinem Fahrrad und mir ist so etwas egal. Ich würde gern Unterschriften sammeln gegen den rücksichtslosen, gesundheitsschädlichen Lärm, gegen die Verpestung der Luft und gegen die Vermüllung des ganzen Landes. Aber da die Gehirne auch reichlich vermüllt sind, käme man mit Unterschriftenlisten nicht weiter.
Manfred Spies am Abend des 11.2.2012
Nachtrag: Als ich meiner Frau diesen Blog-Beitrag erklärte, erinnerte sie mich an den thailändischen Kunststudenten Pranai, den wir im Zusammenhang mit unserem Kulturaustausch nach Deutschland eingeladen hatten. Wir besuchten die dokumenta, viele Museen und Galerien in unterschiedlichen Städten, radelten durch Parks und speisten in Restaurants und Kneipen. Nach drei Wochen fragte Luck ihn, ob er sich wohl gefühlt habe und sich vorstellen könnte, in Düsseldorf, zu leben. Seine Antwort war "Nein, das ist ganz schön hier, aber wie im Friedhof, zu still." Das ist einer der Gründe für den wechselseitigen, bilateralen Kulturschock.
Manfred Spies am Abend des 11.2.2012
Donnerstag, 9. Februar 2012
Thailand-Party
Eine Gartenparty in Thailand
Wenn man in europäischen Breiten bei mildem Wetter - was es ja geben soll - zu einer Party im Freien einläd, gibt es leckeres Essen und zum Trinken meist Kaltes mit mehr oder weniger Prozenten. Es wird Musik gehört und fast immer dazu getanzt. Außerdem wandert man herum, sitzt mal bei dem Freund oder der Freundin, die man schon lange nicht mehr gesehen hat, geht der Exfrau aus dem Weg und ruft lange nach Mitternacht ein Taxi.
In Thailand ist Manches ähnlich aber Vieles ganz anders.
Auf einer meiner letzten Gartenpartys in Düsseldorf waren auch ein paar Promis. Die Bürgermeisterin von Düsseldorf, Gudrun Hock, war unsere Trauzeugin und Ross Feltus, der bekannte Fotograf und Vater der Exfrau von Boris Becker war mein Freund. Und Bodygards brachte keiner mit.
In Thailand läd man VIPs ein, damit man damit angeben kann. In Thailand läd man sowieso ein - am besten wahnsinnig viele Personen - weil das Image damit aufpoliert wird. Mir kann doch keiner erzählen, dass die über 500 Personen auf der Hochzeit in unserer Nachbarschaft alle enge Verwandte und Freunde des Paares waren. Das war bei unserer Thai-Hochzeit ja ähnlich. Nachdem ich fast im Streit die Gästezahl von 250 auf „nur“ 100 reduziert hatte, waren dabei mindestens 50 Personen, die ich nie im Leben noch einmal sehen werde. Das ist Thai.
Meine Familie wollte zur Fertigstellung des Hauses einladen. Sie baten 40 Personen zur Party und ich lud noch 10 deutsch sprechende Gäste dazu ein. Gekommen sind 72 Personen, die auf der Straße flanierenden Bodygards der VIPs nicht mitgerechnet. Ich war verblüfft. Nur 72 Personen? Normalerweise bringen die Thai jede Menge nicht eingeladene Gäste zusätzlich mit. Das war ja ne richtig popelige Fete!
Aber vorher kamen am Morgen neun Mönche, um das Haus vor bösen Geistern zu schützen und uns Glück, Wohlstand und Gesundheit zu bringen. Nachdem sie ordentlich bezahlt worden waren, tafelten die Mönche an einem sehr reichhaltig gedeckten Tisch, und zwar nur sie. Bedient wurden sie andächtig, geradezu devot in gebückter Haltung ausschließlich von der männlichen Verwandtschaft.
Das Essen der Party kam von einem Restaurant, das auch die 10-Personen-Tische und Stühle lieferten. Da in Thailand alles auf Show ausgerichtet ist, mussten die Tische und Stühle weiß bezogen und mit goldenen Bändern drapiert aufgestellt werden. Für uns Ausländer stellte ich bewußt die aus Düsseldorf mitgebrachten Biergartenmöbel ohne Tischdecken und anderem Firlefanz auf. Meine weitere Aufgabe bestand in der Organisation und der Bereitsstellung von Technik.
Die Thai-Tische könnte man auf die 16 Meter lange Terrasse stellen. Da war genug Licht, die Restaurantküche war nebenan positioniert und der Weg zu den Toiletten war nicht weit. Wir Farangs sollten im Gartenhaus sitzen.
Am Tag vor dem Fest fragte ich so nebenbei nach der Art und Größe der Tische. Die Antwort per Telefon warf alle Planungen um. Unsere Terrasse hat eine Breite von 3 Metern, die Tische sind rund und benötigen incl. Stühlen mehr als 3,50 m Durchmesser.
Kein Problem, sagte meine Verwandschaft. Dann kommen die Tische auf den Rasen. Leider war für den Abend der Party Regen angesagt. Ich beruhigte die Gemüter: In den letzten Monaten war so oft „starker Regen“ für Pakchong angesagt. Aber geregnet hat es immer woanders.
Leider gab es aber ein wichtigeres Problem: Sollen die Leute in der Finsternis des weiten Gartens ihr Essen löffeln und ihr Bier schlürfen? Es gibt außer im Gartenhaus und am Baumplatz keine Beleuchtung. „Das macht das Restaurant, die haben sicher Spots,“war die Antwort meiner Frau.
Normalerweise sollte man die perfekt unorganisierten Thai vor die Wand rennen lassen, damit sie lernen und es danach besser machen. Konfliktstrategie innerhalb eines Change Managements nennt man das bei BWLern. Aber ich wollte ja nicht, dass das NÄCHSTE Fest gut wird, sondern die Party JETZT perfekt klappt. Also beauftragte ich Luck, bei dem Restaurant nach der Beleuchtung zu fragen. Die Antwort kam am Vormittag der Party: Keine Beleuchtung. Ja Freunde, so ist das im Land des Lächelns, da vergeht einem das Lachen!!!
In meiner Werkstatt fand ich vier 3m-lange Regalschienen, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Dazu entsprechende Träger zum Einklinken in beliebiger Höhe. Drei der Schienen rammte ich in die Erde, verlängerte sie mit der letzten Schiene auf 4,50 Meter Höhe, bohrte Löcher in die Stahlträger, klinkte sie entsprechend hoch ein und befestigte an ihnen zwei Halogenstahler und zwei Spots. Verlängerungskabel führten zu den Steckern. Die Lichtquellen ließen sich beliebig auf die Tische ausrichten, so konnte man die Teile des 9-Gänge-Menus auf den Tellern finden. Eine Problemlösung innerhalb von drei Stunden. Buddha sei Dank.
Der Freund des Hauses war ein Disc-Jokey, der mit seiner Truppe und enormer Technik anrückte. Sie bauten im Garten sieben (!) mannshohe Lautsprecher auf und auf dem Baumplatz wurde die ganze Technik nebst perfektem Karaoke-Internet-Zugang installiert. Dem DJ gab ich meine CDs und erklärte, dies sei ein ungewohnliches Thai-Fest, ohne laute Musik und nur internationale Rock-, Pop- und Folkmusik. Sie sollten sich entspannt an die Tische setzen und mit uns essen und trinken. Sie lächelten, spielten einige der CD-Stücke und zogen dann in der Lautstärke eines Rockkonzertes ihr volles Programm durch. Es gab etliche Gäste, die sich später fluchtartig auf den Baumplatz HINTER die Boxen flüchteten.
Hieraus erkennt man Zweierlei:
1. Empathie ist in Thailand ein völlig unbekannter Begriff. (Deine Bedürfnisse interessieren mich nicht!)
2. Lautstärke ist alles, verzerrte Töne werden nicht wahrgenommen, Quantität ist Qualität. Das ist Thai.
Unser Nachbar Manfred Sommerkamp erklärte mir, dass er bei manchen Festen, die in 1km Entfernung stattfinden, glaubt, die Band spielt hinter seiner Gartenmauer.
Als ich am nächsten Tag meine Hunde zum Spaziergang rief, reagierte keiner. Die waren total kaputt und hatten offensichtlich einen Hörschaden.
Nachdem bei Patybeginn um 18 Uhr die Tonwerker meine Lichtanlage gesehen und bestaunt hatten, trauten sie sich nicht, mich zu fragen, ob ich noch weitere Spots hätte. Die Profis hatten die Beleuchtiung der eigenen Karaoke-Bühne zu Hause vergessen. Das ist Thai. (Die Karaoke-Fotos wurden alle mit Blitz gemacht.)
Im Laufe des Abends sang so ziehmlich alles, was an VIPs und Normalos anwesend war. Dabei war kaum zu unterscheiden, ob garade eine Frau oder ein Mann sang. Die meisten männlichen Singenden in Thailand haben Stimmchen, als wenn sie als ehemalige Mitglieder der Wiener Sängerknaben frühzeitig kastriert worden wären. Stimmen, die man als Mezzosopran, Bariton oder Alt einstufen könnte - von Bass ganz zu schweigen - habe ich auch im Radio noch nie gehört.
Aber versöhnlich fand ich, dass angefangen vom Politiker über Juristen, Polizisten, General bis zum Lehrer und Eisverkäufer alle sehr schön und vor allem richtig sangen. Ausnahmen gab es auch, aber ich fand die Karaoke-Darbietungen erstaunlich gut. Der Bruder von Luck, ein in Udon Thani stadtbekannter Intellektueller, jodelte sogar! Der prominenteste Politiker war auch gleichzeitig der beste Sänger und Moderator. Er animierte die Gäste, machte Witze und brach ein Tabu, indem er unter dem Jubel der Gemeinde Luck und mich auf die Bühne zu einem Küsschen bat. Öffentliches Küssen ist in Thailand immer noch tabu.
Der Biervorrat von 60 Flaschen war nach zwei Stunden weggetrunken. Die Promis spendierten bis 23 Uhr immer wieder Nachschub, aber Betrunkene habe ich keinen Einzigen gesehen.
Was war anders, als ich es gewohnt bin? Lockere, dem Klima entsprechende Kleidung bevorzugen die Ausländer. ThailänderInnen machen sich fein. Auf Thai-Feten wird nie von den Gästen das Tanzbein geschwungen. Aber gesungen wird hier immer, in Deutschland nur im Karneval oder auf dem Oktoberfest, dann aber gegröhlt. Partys, deren Musik man mindestens drei Kilometer weit hört, sind gelungen. Man sitzt wie festgeklebt an seinem festlich hergerichteten Tisch, flanieren und wild die Plätze wechseln, um mir anderen zu quatschen, gibt es nicht.
Es war anders, aber schön. Die Einträge im Gästebuch zeigen, dass alle Gäste es ähnlich empfanden.
Luck und Manfred, 10.2.2012
Wenn man in europäischen Breiten bei mildem Wetter - was es ja geben soll - zu einer Party im Freien einläd, gibt es leckeres Essen und zum Trinken meist Kaltes mit mehr oder weniger Prozenten. Es wird Musik gehört und fast immer dazu getanzt. Außerdem wandert man herum, sitzt mal bei dem Freund oder der Freundin, die man schon lange nicht mehr gesehen hat, geht der Exfrau aus dem Weg und ruft lange nach Mitternacht ein Taxi.
In Thailand ist Manches ähnlich aber Vieles ganz anders.
Auf einer meiner letzten Gartenpartys in Düsseldorf waren auch ein paar Promis. Die Bürgermeisterin von Düsseldorf, Gudrun Hock, war unsere Trauzeugin und Ross Feltus, der bekannte Fotograf und Vater der Exfrau von Boris Becker war mein Freund. Und Bodygards brachte keiner mit.
In Thailand läd man VIPs ein, damit man damit angeben kann. In Thailand läd man sowieso ein - am besten wahnsinnig viele Personen - weil das Image damit aufpoliert wird. Mir kann doch keiner erzählen, dass die über 500 Personen auf der Hochzeit in unserer Nachbarschaft alle enge Verwandte und Freunde des Paares waren. Das war bei unserer Thai-Hochzeit ja ähnlich. Nachdem ich fast im Streit die Gästezahl von 250 auf „nur“ 100 reduziert hatte, waren dabei mindestens 50 Personen, die ich nie im Leben noch einmal sehen werde. Das ist Thai.
Hochzeit in der Nachbarschaft mit der typischen Neonbeleuchtung, großer Bühne und vielen Gästen. |
Aber vorher kamen am Morgen neun Mönche, um das Haus vor bösen Geistern zu schützen und uns Glück, Wohlstand und Gesundheit zu bringen. Nachdem sie ordentlich bezahlt worden waren, tafelten die Mönche an einem sehr reichhaltig gedeckten Tisch, und zwar nur sie. Bedient wurden sie andächtig, geradezu devot in gebückter Haltung ausschließlich von der männlichen Verwandtschaft.
Frauen dürfen Mönche nicht berühren und halten sich in Entfernung auf |
Was die Mönche nicht aufgegessen hatten, wurde anschließend von den gläubigen Laien verpinselt. |
Die Thai-Tische könnte man auf die 16 Meter lange Terrasse stellen. Da war genug Licht, die Restaurantküche war nebenan positioniert und der Weg zu den Toiletten war nicht weit. Wir Farangs sollten im Gartenhaus sitzen.
Am Tag vor dem Fest fragte ich so nebenbei nach der Art und Größe der Tische. Die Antwort per Telefon warf alle Planungen um. Unsere Terrasse hat eine Breite von 3 Metern, die Tische sind rund und benötigen incl. Stühlen mehr als 3,50 m Durchmesser.
Kein Problem, sagte meine Verwandschaft. Dann kommen die Tische auf den Rasen. Leider war für den Abend der Party Regen angesagt. Ich beruhigte die Gemüter: In den letzten Monaten war so oft „starker Regen“ für Pakchong angesagt. Aber geregnet hat es immer woanders.
Leider gab es aber ein wichtigeres Problem: Sollen die Leute in der Finsternis des weiten Gartens ihr Essen löffeln und ihr Bier schlürfen? Es gibt außer im Gartenhaus und am Baumplatz keine Beleuchtung. „Das macht das Restaurant, die haben sicher Spots,“war die Antwort meiner Frau.
Normalerweise sollte man die perfekt unorganisierten Thai vor die Wand rennen lassen, damit sie lernen und es danach besser machen. Konfliktstrategie innerhalb eines Change Managements nennt man das bei BWLern. Aber ich wollte ja nicht, dass das NÄCHSTE Fest gut wird, sondern die Party JETZT perfekt klappt. Also beauftragte ich Luck, bei dem Restaurant nach der Beleuchtung zu fragen. Die Antwort kam am Vormittag der Party: Keine Beleuchtung. Ja Freunde, so ist das im Land des Lächelns, da vergeht einem das Lachen!!!
In meiner Werkstatt fand ich vier 3m-lange Regalschienen, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Dazu entsprechende Träger zum Einklinken in beliebiger Höhe. Drei der Schienen rammte ich in die Erde, verlängerte sie mit der letzten Schiene auf 4,50 Meter Höhe, bohrte Löcher in die Stahlträger, klinkte sie entsprechend hoch ein und befestigte an ihnen zwei Halogenstahler und zwei Spots. Verlängerungskabel führten zu den Steckern. Die Lichtquellen ließen sich beliebig auf die Tische ausrichten, so konnte man die Teile des 9-Gänge-Menus auf den Tellern finden. Eine Problemlösung innerhalb von drei Stunden. Buddha sei Dank.
Um ein wenig dezente Partymusik zu haben, wollte ich einen im Lager befindlichen Teil meiner Bose-Boxen auf die obere Terrasse stellen und fünf ausgewählte CDs am Abend abspielen (Cocker, Sting, Hooker, Cohen, Reed, Springsteen und etwas Pavarotti und World-Musik). Meine Verwandtschaft sagte, das sei nicht nötig. Es kommt ein Freund des Hauses mit einer Anlage mit CD-Player und einem Mikrophon, denn wir sollen ja auch ein paar Worte zu den Gästen sagen. Na prima.
Der Freund des Hauses war ein Disc-Jokey, der mit seiner Truppe und enormer Technik anrückte. Sie bauten im Garten sieben (!) mannshohe Lautsprecher auf und auf dem Baumplatz wurde die ganze Technik nebst perfektem Karaoke-Internet-Zugang installiert. Dem DJ gab ich meine CDs und erklärte, dies sei ein ungewohnliches Thai-Fest, ohne laute Musik und nur internationale Rock-, Pop- und Folkmusik. Sie sollten sich entspannt an die Tische setzen und mit uns essen und trinken. Sie lächelten, spielten einige der CD-Stücke und zogen dann in der Lautstärke eines Rockkonzertes ihr volles Programm durch. Es gab etliche Gäste, die sich später fluchtartig auf den Baumplatz HINTER die Boxen flüchteten.
Ein Boxenpaar neben einem Gast, der kein Liliputaner ist. |
1. Empathie ist in Thailand ein völlig unbekannter Begriff. (Deine Bedürfnisse interessieren mich nicht!)
2. Lautstärke ist alles, verzerrte Töne werden nicht wahrgenommen, Quantität ist Qualität. Das ist Thai.
Unser Nachbar Manfred Sommerkamp erklärte mir, dass er bei manchen Festen, die in 1km Entfernung stattfinden, glaubt, die Band spielt hinter seiner Gartenmauer.
Als ich am nächsten Tag meine Hunde zum Spaziergang rief, reagierte keiner. Die waren total kaputt und hatten offensichtlich einen Hörschaden.
Nachdem bei Patybeginn um 18 Uhr die Tonwerker meine Lichtanlage gesehen und bestaunt hatten, trauten sie sich nicht, mich zu fragen, ob ich noch weitere Spots hätte. Die Profis hatten die Beleuchtiung der eigenen Karaoke-Bühne zu Hause vergessen. Das ist Thai. (Die Karaoke-Fotos wurden alle mit Blitz gemacht.)
Im Laufe des Abends sang so ziehmlich alles, was an VIPs und Normalos anwesend war. Dabei war kaum zu unterscheiden, ob garade eine Frau oder ein Mann sang. Die meisten männlichen Singenden in Thailand haben Stimmchen, als wenn sie als ehemalige Mitglieder der Wiener Sängerknaben frühzeitig kastriert worden wären. Stimmen, die man als Mezzosopran, Bariton oder Alt einstufen könnte - von Bass ganz zu schweigen - habe ich auch im Radio noch nie gehört.
Aber versöhnlich fand ich, dass angefangen vom Politiker über Juristen, Polizisten, General bis zum Lehrer und Eisverkäufer alle sehr schön und vor allem richtig sangen. Ausnahmen gab es auch, aber ich fand die Karaoke-Darbietungen erstaunlich gut. Der Bruder von Luck, ein in Udon Thani stadtbekannter Intellektueller, jodelte sogar! Der prominenteste Politiker war auch gleichzeitig der beste Sänger und Moderator. Er animierte die Gäste, machte Witze und brach ein Tabu, indem er unter dem Jubel der Gemeinde Luck und mich auf die Bühne zu einem Küsschen bat. Öffentliches Küssen ist in Thailand immer noch tabu.
Der Biervorrat von 60 Flaschen war nach zwei Stunden weggetrunken. Die Promis spendierten bis 23 Uhr immer wieder Nachschub, aber Betrunkene habe ich keinen Einzigen gesehen.
Was war anders, als ich es gewohnt bin? Lockere, dem Klima entsprechende Kleidung bevorzugen die Ausländer. ThailänderInnen machen sich fein. Auf Thai-Feten wird nie von den Gästen das Tanzbein geschwungen. Aber gesungen wird hier immer, in Deutschland nur im Karneval oder auf dem Oktoberfest, dann aber gegröhlt. Partys, deren Musik man mindestens drei Kilometer weit hört, sind gelungen. Man sitzt wie festgeklebt an seinem festlich hergerichteten Tisch, flanieren und wild die Plätze wechseln, um mir anderen zu quatschen, gibt es nicht.
Es war anders, aber schön. Die Einträge im Gästebuch zeigen, dass alle Gäste es ähnlich empfanden.
Luck und Manfred, 10.2.2012
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