Unser Straßenhund TOTO
rennt leider ganz freundlich auf alle Hunde und Menschen zu, um sie wedelnd zu begrüßen. Oft wird er
dann gebissen und manchmal von verärgerten Passanten geschlagen.
Aber die
kleinen Welpen in der Nachbarschaft lieben ihn sehr und spielen gern mit ihm.
Auch ich habe diese kleinen, ausgesetzten Winzlinge gern und sie rennen auf
mich zu, wenn sie mich von weitem sehen.
Eines der Winzlinge wurde
anscheinend mal im Rudel der Straßen- und Waldhunde beim Futterstreit gebissen. Die Wunde schien
zu verheilen, war aber in dem warmen Klima sofort von Millionen Bakterien besetzt und es entstand
eine Eiterbeule groß wie ein Hühner-Ei.
Ich bemerkte das bei meinem
morgendlichen Rundgang mit den eigenen Hunden und transportierte die kleine Hündin sofort in die
Tierklinik, auch wegen des horrenden Zeckenbefalls am Körper, an den Augen, Ohren und Genitalien.
„Bonus“ – so war der Winzling von meiner Familie genannt worden, die ihn hin
und wieder fütterte, – musste operiert werden. Sie sollte einige
Tage in der Klinik bleiben. Das Wehgeschrei der kleinen Hündin veranlasste die
Ärzte, sie sofort abholen zu lassen.
Sie schien die OP ganz gut verkraftet zu
haben, denn in meinen Armen, die sie seit Wochen kannte, machte sie einen sehr
lebendigen Eindruck.
Die Wunde musste täglich
gesäubert werden. Außerdem gab es jeden Tag zwei Injektionen. Wir entschlossen
uns, diesen kleinen Straßenhund bis zur völligen Genesung bei uns aufzunehmen.
Ob die bei uns wohnenden vier
erwachsenen Hündinnen und Rüden das akzeptieren würden, blieb abzuwarten.
Was uns aber dann zu Hause
sehr erstaunte, war ein regelrechter Kampf unserer Hunde um die Sorge für dieses Baby. Der Gewinner
war unser relativ zahnloser TOTO, der mit aller Macht und ohne die entsprechenden
Kampfwerkzeuge seine Liebe zu der kleinen Bonus verteidigte. (Er hat als
ausgesetzter Markthund nur Obst- und Gemüseabfälle zu fressen bekommen, war immer krank
gewesen und hat keine Zähne entwickeln können).
Wir mussten die kleine
Patientin aber vor dem vehementen Zuneigungsspektakel von Toto und den anderen Hunden schützen.
Also kam die Patientin, die in der Klinik vor der OP geduscht und von allen
Blut saugenden Insekten befreit
worden war, ausnahmsweise in den Wohnraum. Alle potentiellen Mütter und Väter und Betreuer blieben
wie immer draussen.
Das gefiel Toto gar nicht,
und er versuchte die trennende Scheibe zu entfernen. Als das mit den Pfoten und
Krallen nicht funktionierte, glaubte er, die Scheibe weglecken zu können. Da
das auch nicht die Nähe zu seiner kleinen Freundin verringerte, wurde er
zunehmend enttäuscht und ärgerlich.
Seine kleine Freundin fand
das hinter der Scheibe rührend und bat mit flehenden Augen: „Nun lasst ihn doch endlich rein zu mir!“
Das ging aber nicht so
schnell. Und wenn wir hoffentlich jemand finden, der diese noch sehr junge
Hündin an sein Haus gewöhnen und damit die Umgebung vor Ratten, Schlangen und
Gangstern schützen will, sind die Freundschaftsverbindungen sowieso gerissen.
That´s life. So dachten wir es uns.
Aber erst einmal blieb die
kleine Bonus bei uns und kam natürlich an den folgenden Tagen zu Toto und den
anderen Hunden. Wir achteten darauf, dass die erwachsenen Hunde nicht zu wild
mit ihr umgingen.
Aber es kam anders.
In der Klinik wird viel
geredet unter den Tierbesitzern und Erfahrungen werden ausgetauscht. Eine
ältere Thai-Dame, die sehr geschmackvoll angezogen war und ihr graues Haar
nicht gefärbt hatte, was ihrem Gesicht eine gewisse Vornehmheit verlieh, hörte
die Geschichte von Bonus und unseren anderen ehemaligen Straßen- bzw.
Waldhunden. Als wir nach der Behandlung von Bonus weggehen wollten, sprach sie
uns an und fragte, ob sie die Behandlung von Bonus übernehmen dürfe. Luck und
ich waren sprachlos, aber ehe wir etwas sagen konnten steckte die Dame Luck
5000,- Baht in die Hand, lächelte und verschwand. Da sagte Luck: „ Ist doch
klar, die Hündin heisst BONUS!“
Ich kaufte daraufhin ein Los mit dem Datum des Glückstages
und ein anderes mit den Alphabet-Stellen von BON. Außerdem war uns klar, dass
wir diese kleine Glücksbringerin behalten, wenn sich sonst niemand findet, dem
sie Glück bringen soll. Sollten wir gewinnen, wird geteilt mit anderen, die sich in schöner buddhistischer Tradition für Mensch und Tier in Thailand engagieren. (Warum sind das zu 90% Ausländer, die keine Buddhisten sind?)
Inzwischen ist Bonus so weit genesen, dass sie die
Klinikbesuche zwar zitternd aber ohne Wehgeschrei erträgt. Sie tobt mit unseren
Hunden durchs Gelände und spielt mit ihrer ehemaligen Familie, besonders mit
dem Brüderchen, wenn ich sie dorthin führe.
Wenn sie den bulligen Peter spielerisch attackiert, erscheint mit das als ein völlig hoffnungsloser Kampf ungleicher Gegner.
Irgendwann ist sie müde und kann
sich sorglos ausruhen. Nur der Verband stört und sollte weg sein.
"Mein Brüderchen und ich sind ganz liebe und sehr
hübsche Hunde. Wen sollen wir beschützen und erfreuen und ihm Glück bringen? Bitte melden!“
Mail: thailuck@aol.de,
Tel.: 044 (Pakchong)-363 393,
Handy: 089-0597907
Luck, Mooy und Manfred, 23.August 2014
Es grüßen außerdem meine Schwägerin Jek, die unsere ersten Hunde Peter und Patty aus dem Monsunmatsch im überschwemmten Wald gerettet hat, die Hundemutter Tawan, ohne deren mütterliche Hilfe sie nicht überlebt hätten und unsere Nachbarin Margrit, die alle vom Millionärs-Nachbarn ausgesetzten Hunde füttert, ohwohl sie von ihnen jede Nacht massiv gestört wird.
Und es grüßen alle Tierärzte in Pakchong, die sich ein besseres Miteinander von Mensch und Tier wünschen.