Donnerstag, 11. März 2021

Neid, Gier, Macht

Neid, Gier und andere Selbstverständlichkeiten

Am christlichen Fest der Barmherzigkeit, dem Tag der Mantelteilung des heiligen Martin, singen die Kinder ein geradezu unverschämtes Lied:


„Hier wohnt ein reicher  Mann,

der uns Vieles geben kann. 

Vieles soll er geben…“


Da wird nicht gefragt und um etwas gebeten. Ein Reicher - das wird im Lied einfach vorausgesetzt - SOLL geben. Den Text hat nicht Lenin geschrieben.


Ich habe das Lied nie gesungen. Das schönere Lied „Laterne, Laterne, Sonne. Mond und Sterne…“ beinhaltete keine Aufforderung, keine gierigen Absichten. Aber die christlichen Kinder lernen anscheinend früh christliche Unbescheidenheit.


Heute sind Unbescheidenheit und Gier weltweit verbreitet und sanktioniert. Keiner der Superreichen hat ein schlechtes Gewissen, täglich Millionen dazu zu verdienen, wenn andere nichts zu Essen haben und jährlich 30–40 Millionen Menschen an Hunger bzw. den unmittelbaren Folgen sterben. 


Kinderarbeit Kambodscha (Foto Internet)

Hunger in Afrika, Sahel (Foto Internet)
Bettler in Bangkok (Foto Spies)

Bettlein in Bangkok (Foto Spies)



Oft lese ich gerade von deutschsprachigen Ausländern, die in Thailand leben, wie viel Ungerechtigkeit es hier gibt, und sie schimpfen auf die Superreichen. Schauen wir uns ein paar Zahlen im Vergleich und weltweit an.

In der Liste der reichsten Länder der Erde nimmt Deutschland Platz 3 ein. 

Thailand belegt Platz 31.Das verteilt sich


Gesamtmilliarden $    Milliardäre    % des Reichsten an den 

                                                                  Gesamtmilliarden


Deutschland

        501                           114                          7%

Thailand

         94,8                          31                          31%


In Deutschland hat also der reichte Bürger 7% des Vermögens aller Milliardäre.

In Thailand ist der Prozentsatz gewaltig, weil es der König ist. Ee besitzt also von den 100% aller Superreichen ein Drittel.


Eine andere Frage ist die nach der Verteilung aller Vermögen in einem Land. Da wird immer gesprochen von einer SCHERE, die zunehmend auseinander geht. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Das hat schon der deutsche Künstler Klaus Staeck 1972 der CDU als Absicht unterstellt. Als diese Ungleichheit in der Regierung Schröder immer mehr Realität wurde, habe ich es der SPD unterstellt.


Poster von Klaus Staeck 1972



Und wie ist es in Thailand? Wir als hier Lebende, die das Elend und die Armut in diesem Land sehen und auch den unermesslichen Reichtum kennen, vermuten, dass Thailand in dem Ranking der Ungerechtigkeiten weit hinter Deutschland liegt. Die Zahlen geben Auskunft:

Der Gini-Koeffizient (oder Gini-Index) gibt den Grad der Ungleichheit der Einkommensverteilung, z.B. in einem Land oder einer Region, nach dem häuslichen Pro-Kopf-Einkommen. Wie hat sich das von 2000 bis 2016 entwickelt?


Land                2000             2016             2019


Deutschland      66,7              72,1             82,3


Schweiz            80,3              72,1             70,2


Thailand            71,1              85,9             84,6


Ja, es gibt Unterschiede, aber sie sind nicht so gewaltig wie vermutet. Und es ist verblüffend, dass es in einem Nachbarland von Deutschland eine umgekehrte Entwicklung gab! 


Aber wenn heute in Thailand Rücksicht, Barmherzigkeit und Bescheidenheit relativ unbekannte Begriffe und Neid und Gier in diesem buddhistischen Land tägliche Realität sind, ist das beschämend.

Wenn in einem aufgeklärten, gebildeten Deutschland christliche Werte wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Warmherzigkeit und Solidarität als etwas für Betschwestern abgetan wird und zu Schmuddelbegriffen verkommt, ist das mehr als beschämend.

Schauen wir uns oben die Zahlen an und lassen wir die Hände unten, wenn wir auf andere zeigen wollen.


Manfred Spies

12.3.2021


PS.: Zahlen weltweit

Die reichsten 0,001 %, etwa 90 000 Personen, besitzen etwa 30 % des weltweiten Finanzvermögens. 

Die reichsten 0,01 %, etwa 800 000 Personen, besitzen etwa  49 % des weltweiten Finanzvermögens.  

Die reichsten 0,1 %, etwa 8,5 Millionen Personen besitzen etwa 81 % des weltweiten Finanzvermögens. 

Den Rest von 19% teilen sich etwa 7,59 Milliarden Menschen.   


Demnach besitzen weniger als 9 Millionen Menschen, etwa 0,1 % der Weltbevölkerung über 80 % des weltweiten Finanzvermögens.

Warum sind die Mächtigen und Superreichen so gierig?


Notiz, 3.3.2021:

(Reuters) - Warren Buffetts Vermögen hat am Mittwoch die Marke von 100 Milliarden Dollar erreicht, nachdem Investoren den Aktienkurs seines Unternehmens Berkshire Hathaway Inc. auf ein Rekordniveau getrieben haben.

Buffetts Nettovermögen, wie vom Forbes-Magazin gemessen, kommt fast vollständig aus dem Besitz von etwa einem Sechstel von Berkshire, einem rund 600 Milliarden Dollar schweren Unternehmen.


Der Aktienkurs von Berkshire ist im März sprunghaft angestiegen, wobei die Aktien der Klasse A am Mittwoch die Marke von 400.000 Dollar überschritten.


Das kam, nachdem das in Omaha, Nebraska ansässige Unternehmen am 27. Februar sagte, dass sich die Betriebsergebnisse im vierten Quartal trotz der Coronavirus-Pandemie verbessert haben, während Gewinne in Apple Inc und anderen Aktien einen Gesamtgewinn von $35,8 Milliarden befeuerten.














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