Die Straßen
in unserer Siedlung wurden natürlich in den letzten 15 Jahren durch Häuserbau
und die Baufahrzeuge strapaziert. Bis vor knapp zwei Jahren war alles
Privateigentum und die Bewohner hatten für den Zustand der Straßen und die Beleuchtung
selbst zu sorgen. Das ist jetzt anders: Alles liegt in der Verantwortung der
Behörde (Thesaban oder Tessaban, welche Sprache man benutzen will).
Als sich der
Zustand der Hauptstraße „Pimparam Road“ so stark verschlechterte, dass vor
allem abends Unfälle passierten, weil auch die Hälfte der Beleuchtungen kaputt
war, übergaben wir am
30.
September 2013 der Behörde eine Fotodokumentation (siehe Blog…Bombenangriff).
Der Abteilungsleiter versicherte uns, dass im November 2013 mit der kompletten
Erneuerung der Pimpaka-Straßen begonnen werde. „Das Geld aus Bangkok ist schon
da.“ Es geschah aber nichts ausser vereinzelten Reparaturen der besonders
tiefen Schlaglöcher.
08.
September 2014: Besuch von Mitgliedern meiner Familie Lakkhamphan und mir bei
der Thesaban mit einer aktuellen Fotodokumentation und einem Schreiben (englisch/thai),
in dem wir an unseren Besuch vor einem Jahr und an das Versprechen der Behörde
erinnerten und die Frage stellten: „Wo ist das Geld geblieben? Wessen Haus
wurde damit gebaut?“ Die letzte von mir geäusserte Frage wurde von meiner Frau
nicht übersetzt.
Man übergab
die Unterlagen dem irgendwo sitzenden Abteilungsleiter und wir erhielten die
etwas zerknirschte Antwort: „Es hat ein Meeting gegeben. Das Geld wurde für
wichtigere Projekte ausgegeben. Aber die Hauptstraße bis hinter dem
Fußballplatz wird in diesem Jahr komplett erneuert.“ Nachfrage: Erneuert oder
repariert? Antwort: Erneuert!
10. Oktober
2014: neuer Besuch bei der Behörde. Ich war sehr wütend, präsentierte Verletzungen
eines aktuellen Sturzes mit dem Fahrrad, zeigte eine 24seitige DIN
A4-Dokumentation der zerstörten und der zum Teil zugewachsenen
Pimpaka-Strassen.
Die Briefe
und Fotos gehen jetzt in sechsfacher Ausfertigung an die Presse. Ich machte deutlich,
dass nicht nur meine Geduld am Ende sei. Wir hatten in nur zwei Tagen 41
Unterschriften (!!!) in Pimpaka gesammelt, auch vom Schuldirektor, von Lehrern
und Bewohnern, vor allem von ThailänderInnen! Luck erklärte, sie und ihre
Schwestern Jek und Mooy in dem Shop an der Straße haben in vielen Gesprächen
gehört, dass sich die Nachbarn nicht noch einmal vertrösten lassen werden. Die Bürger im Isaan sind nicht so dumm, wie viele in Bangkok
glauben.“ Ein großes Transparent mit dem Text (engl./thai) „DANGER! MOONROAD! Be
careful. Thesaban don't care?“ ist in der Mache. (Was mit dem realisierten Poster passierte, kann man im Nachfolgenden Blog lesen)
Wir schrieben
der Behörde u.a.:
„We woulds like to remind you of our visits on
September 30th, 2013 and on September 8th, 2014… In both dates it was promised
to us, till the end on 2013 as well as now to the end of 2014 to repair the
roads with concrete… Here we hand over to you once again an extensive
documentation. We ask you politely to remember to your promises to eliminate
the dangerous situation for local residents, visitors, pupils and her parents…”
Man zeigte
sich bestürzt, hatte Verständnis und empfahl uns, einen Antrag auch bei der
Präsidentin von Mo Din Daeng zu stellen. Sie habe größeren Einfluss und könne
mehr Druck machen. Es werde mit dem Rückschnitt der Pflanzen an den Straßenrändern
begonnen, so dass die Straßen wieder passierbar sind. Es werde SOFORT mit der
Ausbesserung der schlimmsten Schlaglöcher begonnen.
13.
September 2014: Besuch bei der Präsidentin von Mo Din Daeng. Auch sie erhielt
die Dokumentation mit den Behörden-Briefen, der Unterschriftenliste und den
vielen Fotos. Luck füllte noch einmal einen Antrag aus. Die Präsidentin gab zu
bedenken, dass die Behörde 24 Dörfern zu helfen habe. Dort sei der Zustand oft
noch viel schlimmer.
20. September
2014: Am Anfang der „Moonroad“ wurden
Schlaglöcher mit Asphalt gefüllt, die anderen Löcher ebnete man mit einem Gemisch
aus Sand und Steinen ein. Der nächste Regen kommt bestimmt. :-) Aber immerhin, der gute Wille ist
sichtbar.
Was lernen
wir daraus? Die Hoffnung soll man nie aufgeben. Aber Reden hilft gar nichts.
Auch Versprechungen soll man nicht glauben. Wichtig sind belegbare Fakten.
Deshalb habe ich die Gespräche bei den Behörden protokolliert und ihnen
schriftlich bestätigt. Danach kann man sich weniger leicht raus winden und ggf.
hat man Beweise für die Presse. Der Druck kann so deutlich erhöht werden.
Ich danke besonders
meiner Familie für ihr Verständnis und ihre Hilfe, besonders im Shop von Jek
Lakkhamphan, der ja ein Kommunikationsort ist. Ich danke allen, die mit ihrer
Unterschrift geholfen haben. Ich danke auch dem Schuldirektor und Herrn
Limponglee vom Fußballplatz, die ebenfalls mehrfach bei der Behörde reklamiert
haben. Warum ich dankbar bin? Weil ich verdammt noch mal auch mit meinen
schlechten Augen gefahrlos mit dem Rad fahren will! Die Eltern der Schulkinder,
die Besucher des Fußballplatzes und wir haben ein Recht auf eine gefahrlose
Benutzung der Straßen.
Manfred
Spies, 20.Oktober 2014