Sonntag, 22. Februar 2015

Partyregen - trotzdem Lächeln

Heute am Morgen gab es einen schönen Sonnenaufgang, den ganzen Tag über strahlende Sonne mit Cumulus und blauem Himmel und am Abend einen herrlichen Sonnenuntergang.
Tagsüber war ich unterwegs um hier und in Europa mal zu zeigen, dass es auch in Thailand neben Holzhäusern auf Pfählen, Wellblechhütten und den immer gleichen, ziegelgedeckten Satteldach-Bauten auch moderne Architektur gibt. Direkt in unserer Umgebung.









Diese Häuser stehen fast alle in der direkten Umgebung von Pakchong, allerdings etwas außerhalb und an den Bergen in einer wunderschönen Landschaft. Da sie nur am Wochenende genutzt werden, wenn sich die Eigentümer alle Vorräte aus Bangkok mitbringen, benötigen diese keine Infrastruktur.


Natürlich sind das keine armen Leute, denn sie wohnen und arbeiten meist in Bangkok und alle diese Häuser sind nur für Wochenendbesuche gebaut. Aber schön sind sie.
Als ich meine ersten Pläne für unser Haus im bauhaus-Stil mit Flachdach zeichnete, sagten man mir von allen Seiten: Unmöglich. Das geht nicht. Aber ich bin jetzt auch mit unserem konventionellen Haus zufrieden. Allerdings: Die Ästhetik dieser modernen Bauten muss für jeden Besitzer bei jedem Betreten eine Freude sein.


Bei meiner heutigen Tour kam ich auch an wunderschönen Parks vorbei, hoch über Pakchong, ganz still und einsam gelegen. Ich muss noch klären, was das ist. Die Häuser im Park schienen verlassen, die Pools waren leer und ungepflegt.






Warum konnte es gestern nicht ähnlich schönes Wetter geben. Unsere Freunde feierten die Hauseinweihung und die Ehefrau von René betete noch am Nachmittag für eine regenfreie Party.

Das Wetter macht, was es will, da hilft kein Beten.
Wir kamen nachmittags an und es war eine gute Zeit für entspanntes Klönen. Die Party unter dem großen Zelt mit aufwendig eingepackten Plastikstühlen und den typischen, bis auf den Boden reichenden, drapierten Tischdecken sollte erst gegen 18 Uhr beginnen.
Als wir uns bereits eine Stunde früher unter das Zelt begaben, sagte ich zu René: "Schau mal in die Richtung, woher der Wind kommt. In fünf Minuten haben wir Regen. Der Himmel ist dunkel. Das dauert lang."


Leider hatte ich Recht.
Die riesigen Lautsprecher von der Bühne dröhnten dermaßen, dass der ganze Himmel erschüttert wurde und es sofort nass wurde. Die in typischer Thaiart chaotisch wirkende Küche mit ihrem Personal saß abwartend vor den Vorräten und riesigen Töpfen. Von einer Wettervorhersage hatte hier offenbar noch nie jemand etwas gehört.
Die Stimmung unter dem Zelt war bei beginnendem Regen gut. Auch als das Wasser an den Zeltnähten herabstürzte und der gesamte Boden unter dem Zelt sich in eine lehmige Moorlandschaft verwandelte, gab es keine Panik und keinen Ärger. 

Draußen regnet es bereits, aber unter dem zelt ist die Stimmung gut



Die Musikanlage hielt eine zeitlang bei Regen durch. Dann gab es einen oder mehrere Kurzschlüsse, auch das Licht fiel aus und es war eine wunderbare Ruhe. Nur das meditative Rauschen des Regens war zu hören.

Das Küchenteam war zum Warten verurteilt


Manche Besucher versuchten mit Musik das Magenknurren zu übertönen

Wenn es in Thailand regnet, dann regnet es richtig.


Der Boden im Zelt hatte nach kurzer Zeit eine interessante Konsistenz

Es heisst: Spinne am Abend, erquickend und labend. Davon konnte jetzt keine Rede sein.

Das Einzige, was in den Gläsern - nicht zum Verzehr - gesammelt wurde, waren die großen Insekten, die durch das Licht angelockt wurden.

Die Dame mit den High Heels hatte Probleme....

.....das Kochpersonal löste das Problem sehr pragmatisch

Nachdem man sich durch den Schlamm in sichere Gefilde begeben und die Beine und Füße gesäubert hatte, gab es endlich sehr leckere Gerichte, auf die sich nicht nur die Ausländer (Farang) stürzten. Was unter diesem Umständen das Kochpersonal auf die vielen Tische zauberte, verdient allerhöchste Anerkennung!






Während die anderen für weiteren Nachschub sorgten, saßen ein paar einsame Dokumentaristen an den Tischen und warteten auf neue Ereignisse.


Auch das gesamte Dorf mit Polizei und Bürgermeister war hungrig gekommen.

Die Geschenke mussten natürlich inclusive der Schenkenden dokumentiert werden.

Ein wenig traurig machte mich die Mühe des emsigen Kochpersonals, die nach dem Regen auch an die noch immer gedeckten Tische die Leckereien stellten, obwohl kein weiterer Gast mehr kam.


Da die Bühne vor dem leeren Zelt aufgebaut war, bekam kein Gast die Vorführungen der Tänzerinnen und Sänger mit.




Nach dem Essen hielt es einige Gäste nicht auf den Stühlen. Es musste getanzt werden.




Insgesamt war es ein schöner, ereignisreicher Abend, wenn auch mit ungeahnten Überraschungen.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei den Gastgebern Nang und René ganz, ganz herzlich bedanken für die Einladung zu diesem Fest und besonders für das leckere Essen.


Luck und Manfred am 22.2.2015









Montag, 16. Februar 2015

Hundeleben in Pak Chong

Die Arbeiter des bekannten Architekten Winai in Pakchong, der auch die neue TOYOTA-Zentrale gebaut hat, fahren jeden Morgen bei meinem Hunde-Spaziergang "volles Rohr" mit dem Pickup an mir vorbei. Am Morgen liebt der Fahrer ein morgendlich.mörderisches Tempo. Ich begebe mich meist auf die Flucht wegen des aufgewirbelten Drecks.

Am Samstag, 14.2.2015 war ich morgens gegen 7.30 Uhr mit den sechs eigenen und zwei Hunden aus der Nachbarschaft unterwegs, Die Hunde laufen natürlich oft hin und her und sind nicht immer vorsichtig. Das haben sie von den Schulkindern und den Mopedfahrern gelernt. Ich sah den weissen Pickupt kommen und rief die vielen Hunde  links auf meine Seite. Aber es waren einige langsam und kamen nicht sofort. Der Fahrer verlangsamte sein Tempo nicht und erwischte die kleine Bonus voll an der ganzen Seite. Sie schrie so erbärmlich, dass man es noch 100 Meter weit hören konnte. Ich schrie lauter. 

Den Pickup-Fahrer und seine fünf oder sechs Arbeiter auf der Ladefläche schien das nicht zu stören. Der Wagen donnerte die Straße bis zum Winai-Grundstück weiter und hinterliess eine Staubwolke. Über die Fahrweise dieses Arschlochs regen sich bereits verschiedene Anwohner schon lange auf.

Ich rannte zu dem schreienden kleinen Hund, der wild um sich schnappend sich windete und ich wollte helfen. Sofort verbiss er sich dermaßen heftig in meinem Arm, dass ich ihn mit seinem ganzen Gewicht von 13 Kilo in meinem Fleisch hängen hatte, als ich den Arm nach oben riss. Das war ein Anblick und ein Gefühl, dass mich noch heute traumatisiert.

tiefe Bisswunde



Die Wunde war sehr tief und blutete stark. Die kleine Bonus lag inzwischen etwas beruhigt am Straßenrand und ließ sich streicheln. Ich rannte also nach Hause, um die Wunde zu reinigen und zu verbinden und zum Arzt zu fahren. Vorher suchten wir die ganze Gegend nach Bonus ab, die an der Unfallstelle nicht mehr zu finden war. Nach der Rückkehr vom Arzt war sie auf zwei linken Beinen nach Hause gekrochen, lag vor dem Tor und wedelte mit ihrem Schwanz, als sie meine Stimme hörte.

Man muss wissen, dass ich diesen kleinen Hund, der von seinem Besitzer Apichai (Boo) - auch ein bekannter und wegen seiner „hochwertigen“ Arbeit sehr beliebter Architekt - mit seinen anderen Hunden ohne Nahrung auf die Straße befördert worden war, in mein Herz geschlossen hatte, als ich die ausgesetzten Hunde fütterte. Danach haben wir Bonus und den kleinen Bruder bei uns aufgenommen (s. Blog)
Bonus hatte gesundheitliche Probleme und war leider oft in der Tierklinik. Aber sie war immer fröhlich und spielte gern mit dem Brüderlichen.

Fütterung der von Herrn Apichai auf die Straße beförderten Hunde und Welpen

mein kleiner Liebling - bis heute beruht die Zuneigung auf Gegenseitigkeit
Bonus zwar krank, aber immer lustig und spielend


Bei der vom Winai-Pickup überfahrenen Bonus ergaben In der Tierklinik die Röntgenbilder einen gequetschten rechten Vorderfuß, eine Bauchprellung, ein ausgerenktes Hüftgelenk und einen gebrochenen, rechten Hüftknochen.
Nach einem Tag- und Nachtaufenthalt in der Klinik durfte sie wieder nach Hause. Ich fand es rührend, wie sie mich am nächsten Morgen begrüßte. Und ich fand es unglaublich, dass sie mir die ersten 50 Meter auf zwei linken Füßen hoppelnd folgte. Wie hält sie dabei das Gleichgewicht?

schwer verletzte Hündin Bonus


Luck und ihre Schwester Jek waren ganz unthaimäßig wütend und wollten wissen, ob ich mit meiner Fahrervermutung und den Ziffern des Auto-Kennzeichens recht hatte. Ihre Recherchen am frühen Sonntagmorgen waren aufschlussreich. Die Herkunft des Fahrzeugs
ist geklärt: Architekt Winai. Wer hat das Fahrzeug gesteuert? Darüber gibt es dermaßen märchenhafte Darstellungen, dass man alles nur als Thailand-typisches Lügen-Kulturgut klassifizieren kann. 

weisser Pickup von Winai-Arbeitern


Die Arbeiter des bekannten Architekten Winai bezichtigten einen Kollegen als Fahrer und gaben den „Unfall“ zu. Der Architekt Winai behauptete angeblich, den Wagen selbst gesteuert zu haben, sehr langsam gefahren zu sein - wie immer - und den Hund zwar überfahren zu haben, aber weil dieser unvorsichtig vor das Auto gelaufen sei träfe ihn keine Schuld. „Die Hunde gehören an die Leine!“ war sein Argument.
Nun ist zu klären, ob der bekannte Architekt Winai bei seinen mutmaßlichen Behauptungen bleibt (die eindeutig unwahr sind), ob er einlenkt und seinen Fahrer zu einer Entschuldigung veranlasst und irgendwer die Tierklinik-Kosten übernimmt und wir damit bereit sind, keine weiteren Schritte einzuleiten. Wir willen keinen Streit um jeden Preis. Aber wenn ein Auto einen Schaden verursacht und wegfährt, ist das strafbar. Auch wenn ein Hund zu Schaden kommt.

Der Anwalt würde Herrn Winai fragen;
- wenn Sie tatsächlich am Steuer waren, sagen Sie mal, aus welcher Richtung der unvorsichtige Hund kam?
- wenn Sie tatsächlich am Steuer saßen, haben Sie ja sicher angesichts der vielen Hunde auf der Straße gestoppt? Wenn nicht, wäre das gegen Vorschriften.
- wenn Sie tatsächlich an Steuer waren, haben Sie doch sicher die Schreie des Hundes und des Ausländers gehört. Haben Sie gestoppt oder sind Sie einfach weiter gefahren?
- wenn Sie den Unfall zwar bemerkt haben, aber weiter gefahren sind, ist das eine strafbare Handlung.
- wenn Sie der Meinung sind, alle diese Hunde geören an die Leine, welche Art von Leinen schlagen Sie für all die unvorsichtigen Kinder und Mopedfahrer vor?
- haben Sie bei allen anderen Hundebesitzern angeleinte Hunde gesehen oder sehen Sie nur Hunde ohne Leine, die überfahren werden können, weil sie selbst Schuld haben?
- habe Sie jemals etwas darüber gehört, dass sich jeder Autofahrer auch dann rücksichtsvoll zu verhalten hat, wenn andere sich rücksichtslos verhalten? ER MUSS VERSUCHEN, UNFÄLLE ZU VERHINDERN!

Im Falle eines  uneinsichtigen Verhaltens müsste der Anwalt diese Fragen vor Gericht wiederholen und das Gericht würde Herrn Winai bitten, nun endlich zuzugeben, das er selbst an diesem Morgen gar nicht im Auto saß.
Dann werden die Fragen dem tatsächlichen Fahrer gestellt.
Wir waren und sind IMMER zur Kooperation und zum Reden und Verstehen bereit. Das kann man in unendlich vielen Beiträgen nachlesen. ABER: Auf gar keinen Fall bin ich bereit, mich in die Reihe der Duckmäuser, Anpasser, Arschkriecher, Speichellecker und Schleimscheisser zu begeben. Auf keinen Fall! Das sollte man in Zeiten der weltweiten Verteidigung von Meinungsfreiheit und Menschenrechten gelernt haben. Aber meist wird mir aus der Umgebung verständnislos geantwortet
„Wat is dat denn?“
„Was ischt los? Gitz das? Das chasch grad vergässe!“

Wir sind bereit, mit Herrn Winai und seinen Arbeitern eine Lösung auf Augenhöhe zu finden. Ich bin ebenso bereit, mit dem stellvertretenden Bürgermeister Khun Lith zu sprechen (s. folgenden Blog Beitrag über Pimpaka-Straßen).

Meine Familie hat entsprechend angekündigt, dass nach Weigerungen die Polizei Strafanträge entgegen nimmt und Gerichte entscheiden müssen. Da würde ich sehr gern im Vorfeld viel Geld an einen guten Anwalt bezahlen wollen. Ich möchte wissen, in welchem geistigen Klima ich lebe. Zivilisation oder Steinzeit? Und ich habe immer so gehandelt, selbst wenn mir meine Anwälte in Deutschland abgeraten haben. (s. Wikipedia). Der aufrechte Gang ist eine sehr gesunde Art der Fortbewegung.

Meines Wissens nach hat Thailand als eines der ganz wenigen Länder an den Trauerfeiern für Nelson Mandela NICHT teilgenommen. Meines Wissens nach hat sich Thailand mit keinem Wort in der letzten Zeit zu dem Terror gegen die Meinungsfreiheit und gegen Andersdenkende engagiert geäußert. Okay, ich will genau wissen, wo ich lebe.

Übrigens empfehle ich als Bettlektüre das Buch „Unbequem“ von Utz Claassen“, einem der erfolgreichsten Industriemanager in Deutschland. Er sagte „ Unbequeme Denker sind langfristig die Erfolgreichsten…Kritisches Denken führt zu Innovationen…" Alle meine Vorbilder waren so gestrickt, das werde ich auch in diesem Land bei allem Respekt nicht aufgeben.

Grüße von Manfred Spies, 16.2.2015