Samstag, 6. April 2019

Bilder aus dem Thai-Dorf

Nachdem die Verletzungen meiner diversen Stürze verheilt waren, bestieg ich an einem schönen Sonntag endlich wieder das Rad, um eine Tour in die umliegenden Dörfer zu machen. Schon lange hatte ich nicht mehr für meine Lieblingsalben Fenster, Türen und Mauer-Stillleben fotografiert. 
Seit 40 Jahren bin ich in allen Ländern zu diesen Themen auf Entdeckungsreise. Fenster und Türen haben für mich Symbolcharakter. Man schaut und geht rein und raus, und die Öffnungen für Licht und Blicke und die Türen, Tore und Portale sind mehr als nur Löcher in Wänden. 

Griechenland 1970
Griechenland 1974
Griechenland 1973 
Lindow/Mark 2017
Dresden 1986
Thailand 2009
Thailand 2013
Kairo 1996
Kairo 1996
Portugal 2001
Portugal 2001
Ronchamp 2004
Ronchamp 2004
Thailand 2018
Thailand 2018
Und die „Wandbilder“ und „Stillleben“ faszinieren mich wie abstrakte Kompositionen. Wer kein Interesse an Strukturen hat und wem Bilder z.B. von Robert Rauschenberg völlig unbekannt sind, wird meine Fotos wahrscheinlich als Schrottbilder abtun. Okay. Interessen sin zum Glück verschieden.

Mauer in Holland 1968
Mauer in Kairo 1999
Stillleben in Griechenland 1970
Stillleben in Thailand 2018
Stillleben in Thailand 2019


Aber bei einem Besuch der Dörfer entdeckt man sowieso viel Neues und hat Kontakt mit den Menschen. Manchmal sind sie anfangs scheu und skeptisch. Aber wenn ich mich zuerst z.B. für ihre Katzen interessierte, sind die Herzen schnell offen.




Am Ende konnte ich dann auch ein Foto eines typischen Wohnhofes auf dem Dorf machen.

Blumenbinder 
wunderbares Portrait des Blumenbinders
Junger Dorfbewohner 
Junger Dorfbewohner dankbar
Dorfbewohner, der mit stolz seine Tatoos zeigte


In so einem Dorf kann man manchmal nicht genau erkennen, ob dort arme oder reiche Thai wohnen. In ärmlich erscheinenden Häusern leben oft Familien mit riesigem Landbesitz.....


....und andere, die nebenan im gleichen Dorf wohnen, zeigen ihren Wohlstand.


Nebenbei erfuhr ich, dass die Straßen für die Müllwagen an vielen Stellen zu eng sind. Der Bürgermeister hat für eine Sammelstelle an einem zentralen Punkt gesorgt. Doch das ist mit der Tradition des „Einfach Wegwerfen“ und der Bequemlichkeit nicht kompatibel. Die Straßenränder sind schmutzig und die Tonnen sind relativ leer. 



In Dörfern mit Sehenswürdigkeiten und einem charismatischen Bürgermeister ist das anders. Ich habe noch nie in unserer weiteren Umgebung ein so schönes und sauberes Dorf gesehen, wie das Seidenweberdorf in unserer Nähe. „Wir machen wunderschöne Seide nach uralter Tradition. Dazu passt kein Schmutz. Jeder säubert vor seinem Grundstück. Das ist schön für uns und für die Touristen“, sagte der Bürgermeister und es funktionierte!




Wo ich in den Dörfern herum radelte gibt es keinen Tourismus. Aber Fenster, Türen und Stillleben. Ich war begeistert. Das etwas Brüchige, Morbide, Chaotische ist mein Thema neben dem Chic.








Das hier alles zu zeigen, wäre vielleicht für manche Leser*Innen langweilig. Irgendwann mache ich mal einen Blog-Artikel mit Alben von Fenstern, Türen und Stillleben aus meinem Archiv.

Nachdem ich etwa zwei Stunden herum gefahren war, wollte ich zurück zu einer der Hauptstraßen, um von da aus nach Hause zu kommen. Es war Mittag und mein Blutzucker sackte trotz der Einnahme von Dextro ab. 
Meine Orientierung war schlecht, ich fuhr anscheinend im Kreis. Eine alte Frau, die vor dem Haus Kräuter zupfte, stand auf und kam langsam auf den seltsam erscheinenden Farang zu. Ich verstand sie nicht. Sie sah mich an, wurde unruhig und holte ihre Enkelin. Die junge Frau hörte „Diabetes“ und begriff sofort. Ich sollte mich setzen und bekam eine Dose Cola. ZackBum ging es mir gut. 

Ich erzählte, wo ich wohne und fragte, wie ich dorthin zurück finde. Die junge Frau lachte und sagte, „That´s far away, follow me.“ Sie stieg auf ihr Moped und fuhr langsam vor mir her. Ich merkte mir jede Abzweigung und jede Kreuzung. Zuhause bat ich sie herein und gab ihr einen kalten Saft. Dann wollte sie wieder schnell nach Hause, um für ihre Eltern Besorgungen zu machen.

Nach dem Essen packte ich ein paar Geschenke auch für die Kinder ein und fuhr mit dem Auto zu diesen hilfsbereiten Dorfbewohnern. Die Freunde war diesmal groß bei ihnen.

Schön, mal wieder eine sooo freundliche Familie kennen gelernt zu haben!


Da der Tag so wunderbar verlaufen war, hielt ich an einem Lottostand. Was in all den Jahren noch nie der Fall war: 
Ich fand ein Los mit meinem Geburtsdatum.



Manfred Spies, 
geschrieben am 6. März 2019


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