Wat Phim Pha Ram, Pak Chong
Der schöne Kleine in der Nachbarschaft
Wir wohnen in Pak Chong auf der Phimparam Road 101. Auf unserem Hügel umgeben von Wäldern und Farmen ist uns durch die alten, hohen Bäume die Sicht auf unseren Haustempel gleichen Namens „Phim Pha Ram“ versperrt. Nur beim jährlichen Loy Krathong-Lichterfest sitzen wir lange auf der Terrasse und sehen die Ballons vom Tempel aufsteigen und lange nach Westen schwebend im schwarzen Himmel verschwinden.
Bei meinen vielen Besuchen im Tempel bin ich fast immer allein, habe meine Ruhe zum Nachdenken, Lesen oder Schreiben.
Einmal traf ich einen Mann, der an den schattigen Steintischen ein dürftiges Mittagessen verzehrte: „Ich habe für Spenden kein Geld. Aber ich fege das Laub von dem gefliesten Platz und mache den Park sauber.“
Von Park kann man nach der Entfernung der Büsche und vieler Bäume nicht mehr sprechen. Wie bei vielen Restaurants zu beobachten ist, denen es schlecht geht und die immer mehr Tische aufstellen um Gäste zu locken, so entstanden im Gelände des Pimparam Tempels immer mehr Bänke und Tische mit Sitzplätzen.
Aber es kommt keiner. Nur die Vögel hüpfen auf Tische und Bänke und tun, was sie nicht lassen können.
Wat Phim Pha Ram ist kein wohlhabender Tempel, wird aber immer mal wieder renoviert. Ich mag den spärlichen Umgang mit Farbe. Andere prachtvoll wirkende Tempel erwecken bei mir den Eindruck, dass zu viel Geld für Gold und Deko ausgegeben wird. Aber nicht nur die Thailänder lieben den schönen Schein und außerdem: Warum soll es am Wat anders sein als im normalen Leben?
Der leider normalerweise abgeschlossene Tempel hat eine Frontseite nach Nordwesten, die von hohen Bäumen umsäumt wird. Nur nachmittags scheint hier die Sonne. Diese Seite präsentiert sich immer anders, je nachdem, ob ein Fest gefeiert wird.
Seitenansicht |
Ein schöner Raum, allerdings unaufgeräumt. Da war wohl schon lange nichts mehr los. Ich machte nur schnell ein Foto von dem bekleideten Buddha und seinen Jüngern zur Rechten und Linken.
Rückseite mit nicht verschlossenen Türen |
Buddha mit Mantel und Jüngern |
Leider traf ich draußen nie einen Mönch, den ich fragen konnte, warum der Buddha ein rotes Gewand trägt. Auch nach der Bedeutung der weißen Vögel draußen hätte ich gern gefragt.
Ein Verwandter sagt mie eben, Dass die Vögel für Frieden stehen(???).
Ein Verwandter sagt mie eben, Dass die Vögel für Frieden stehen(???).
Während meiner jahrelangen Besuche wurde am Tempel durch eine Spende der Betonboden durch schöne Fliesen ersetzt. Auch die Fassade mit den Stuckarbeiten wurde neu geweißt,
Am Eingang zum Tempel begrüßt eine Buddha-Figur den Besucher.
Andere Figuren, die den Besucher begrüßen, wechseln. Aber kitschig sind sie immer. Welche Bedeutung das Rotwild hat, das man in vielen Tempeln sieht, weiß ich noch nicht.
Die Hände bedeuten: rechts Wissensvermittlung, Diskussion; links Versenkung, Muße (meist liegt die Hand nicht vorgestreckt, sondern abgewinkelt im Schoß) |
Die Thailänder haben ein völlig ungebrochenes Verhältnis zum Kitsch. Am Eingang zu einer christlichen Kirche wäre so etwas unvorstellbar. |
Einige Figuren sind nicht kitschig, sondern ausgesprochen erotisch. In einem extrem prüden Land, wo Küssen und Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit verpönt sind und bestraft werden, sind solche Frauen-Darstellungen erstaunlich. Oder auch nicht. Irgendwie muss das Verdrängte ja kompensiert werden.
Leider sehen diese Schönheiten nur renoviert attraktiv aus |
lädierte Schönheit |
Wat Poh in Bangkok |
pralle Brüste historisch |
pralle Brüste aktuell im Wat Simalai Songtham, Pak Chong |
Die Sexualität - neben dem Nahrungstrieb die stärkste Kraft bei Mensch und Tier - wird in Ländern mit repressiver Sexualmoral in sanktionierten Bereichen kompensiert. Dazu gehören Kunst und - wenn dazu das Interesse fehlt - die Religion. Dann werden Göttinnen und Engel meist ausgezogen und das provozierend vorgeschoben Becken oder die jugendlichen oder prallen Brüste erfreuen den Betrachtern und lassen alles Religiöse in den Hintergrund treten. Eine schöne Besonderheit von Wat Pimparam, vor allem, wenn die Figuren restauriert sind.
Nachdem ich mich satt sehen hatte, spazierte ich durch das etwas unaufgeräumte Gelände, vorbei am großen Versammlungsraum und dem Krematorium. Hier könnte der Malermeister mal tätig werden. Vielleicht sollten einige Mönche auch mal nach dem Meditieren einen Blick auf den Friedhof werfen. Der Dreck der Tauben auf den Giebeln stört weniger.
könnte mal renoviert werden |
könnte mal aufgeräumt werden |
Meine Aufmerksamkeit wurde von Anfang an durch einen Baum mit sehr ungewöhnlichen Blüten erregt. Niemand konnte mir Auskunft geben. Durch Zufall entdeckte ich, dass es sich um einen Kanonenkugelbaum handelt, dessen Früchte wenig schmackhaft sind. Mit dem Buddhismus hat er nichts zu tun, obwohl er oft in Klöstern zu finden ist.
fantastische Blüten des Kanonenkugelbaums |
Anders ist es mit dem im Wat Phim Pha Ram häufigen Bodhi-Baum, dessen wissenschaftlicher Name „ficus religiosa“ bereits auf seine Bedeutung für buddhistische Tempel hinweist: Unter diesem „heiligen“ Baum soll Buddha seine Erleuchtung bekommen haben. So wie Buddha in dem berühmten Feigenbaum in Ayatthuya eingewachsen ist, haben im Wat Pimparam die Mönche eine kleine Buddha-Figur in einen hohlen Ficus-Stamm gestellt. Diese mehrstämmigen Bäume sind für das Auge jedes Mal eine Freude.
Ich entdeckte einen Lagerschuppen, in dem Gegenstände gelagert wurden, die ich bei früheren Besuchen anlässlich der Feste draußen gesehen hatte.
Ich kenne diesen „Haustempel“ nun schon viele Jahre und weiß immer noch nicht alles über alle Details. Das erkunde ich aber nach und nach, denn ich will wissen, was ich sehe. Abgesehen davon habe ich in diesen kleinen Tempeln meine Ruhe…
Manfred Spies
10.8.2020
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen