Bei uns in Pak Chong / Nakhon Ratchasima, 29.7.2021
Vor einer Woche, am 21.7.2021 schrieb ich, dass in unserer kleinen Isaanstadt das Virus explosionsartig zugeschlagen hat.
Heute fahren nicht nur Lautsprecherwagen mit Warnungen durch die Gegend, sondern Helferinnen und Helfer klingeln an jedem Haus und fordern die Bewohner auf, sich mit ihrer ID-Card an einer Impfstation zu melden. Luck lässt sich mit Sinovac (1) und danach zweimal mit AstraZeneca behandeln. Ansonsten gibt es für Menschen ab 70 eine totale Ausgangsperre. Das ist Krieg.
Ein Haus wird von Sicherheitskräften evakuiert |
Hunderte Meter geschlossener Geschäfte an der Hauptstraße |
Nicht nur fast alle Geschäfte, Tages-, Wochen- und Nachtmärkte sind geschlossen, jetzt auch etliche 7eleven-Shops und sogar der große Tesco-Lotos-Discounter, nachdem es dort viele Infizierte gab. Wie sollen die armen, oft unmotorisierten Menschen einkaufen? Wo bekommen sie Reste geschenkt?
Luck hat vorgesorgt, die Kühlschränke sind voll, im Garten ist genug Bio-Obst und -Gemüse. Aber wenn ich an die Menschen in unserer Umgebung danke, könnte ich heulen. Natürlich gibt es Suizid, aber davon spricht niemand. Die Stadt ist schon tot genug.
Die umliegenden Tempel habe ihre Versammlungsräume (Wihan) für Kranke zur Verfügung gestellt, weil die Hospitäler keine freien Betten haben. Dort werden die Toten sofort ohne Angehörige verbrannt. Die gemeldeten Zahlen kann man vergessen: Die Menschen sterben und niemand weiss genau, woran.
Ich wollte mit Luck durch die Stadt fahren und fotografieren und dokumentieren. Da bekam sie fast einen Wutanfall und schloss alle Türen ab. Die beiden Fotos hat sie aus dem fahrenden Auto ihrer Schwester gemacht.
Uns geht es immer noch gut. Aber kann man sich vorstellen, wie es Vätern und Müttern geht, wenn sie nichts mehr für die Kleinen zu essen besorgen können und die Oma leise singend seit Stunden ein totes Baby im Arm hat?
Nein, das kann man sich nicht vorstellen.
Manfred Spies, 29.7.2021
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