Montag, 13. September 2010

Auswandern? Warum denn das?...Nach Thailand? Whow!!! Toll!!!


Seit ich mit dem Gedanken spiele, Deutschland zu verlassen, werde ich gefragt: "Warum das denn? Gefällt es dir hier nicht? Und für immer?"
  • Die Politiker betonen seit ich politisch denken kann, sie wollen den "mündigen Bürger." Das bedeutet, dass man als Bürger den Mund aufmacht, sich einmischt, Kritik übt und natürlich auch lobt - aber vielleicht nicht immer die Politiker. Ich habe das seit meiner Jugend getan. Ich tat es, weil ich meine, in einer Demokratie dazu nicht nur das Recht sondern auch die Pflicht zu haben. In dem politischen System meiner Eltern war das so nicht möglich. Im Staat unserer Brüder und Schwestern auch nicht, obwohl er sich "demokratisch" nannte.
    Seit meiner Jugend habe ich meine Meinung gesagt, ohne dabei gegen Gesetze zu verstoßen. Trotzdem hatte ich massenhaft Anzeigen und 17 Ermittlungsverfahren und Prozesse. Bei einem Prozess des Düsseldorfer EXPRESS/Dumont-Schauberg Verlag, ging es sogar um 500.000,- DM und mein Anwalt riet mir: "Auf hoher See und vor deutschen Gerichten bis du in Gottes Hand. Wenn du verlierst, bist du pleite". Da kaum ein Anwalt etwas vom Artikel 5 GG versteht, schrieb ich auch diesem Anwalt 80% des Schriftsatzes selbst.
    Keinen einzigen Prozess habe ich verloren und die Ermittlungsverfahren wurden alle im Vorfeld eingestellt. Aber es nervt. Und es ermüdet, wenn man nach 45 Jahren Engagement merkt, dass sich nichts verbessert hat, sondern das Gegenteil der Fall ist.
    "Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens". Ich bin leider weit entfernt davon, auch nur ein bisschen göttlich zu sein. Denn dann würde ich mit der Dummheit, die mich zunehmend umgibt, gelassener umgehen. Aber es geht nicht nur um Dummheit, sondern auch um Feigheit und um die Tatsache, dass Begriffe wie "Zivilcourage", "Engagement" und "Solidarität" zu Schmuddelwörtern verkommen sind.
    Auf einer meiner Webseiten (manfred-spies.de) habe ich im Sommer 2006 als Resümee zum Kopftuch-Artikel geschrieben: "Es gab mal das Wort von dem Deutschland der Dichter und Denker. Im Land der Deppen und Dödeln will ich meinen Goethe, Schiller, Lessing, Tucholsky, Böll und all die anderen nicht lesen, meinen Bach, Händel, Beethoven, Henze, Brahms usw. nicht hören. Ich will lieber weit weg sein und auswandern. Nicht heute, eher morgen oder übermorgen, aber bestimmt."
    Damit ist die erste Frage ja fast schon beantwortet. Vielleicht wendet jemand ein: "Aber es sind doch nicht alle blöd." Völlig richtig. Natürlich habe ich kluge Freundinnen und Freunde. Aber das ändert nichts, weil sie ja nichts ändern können und weil sie es zum Teil gar nicht wollen. Man hat anscheinend heute schon die Hosen voll, wenn man nur an Widerstand und Auflehnung DENKT. Halt! In Stuttgart werde ich eines Besseren belehrt! Mal sehen. Hoffentlich ist der obere Kulminationspunkt der Lahmarschigkeit erreicht, das Blatt wendet sich und ich behalte nicht recht. Schön wär´s. Aber an meinem Entschluss ändert das nichts mehr.
    Aber überlegt doch mal selbst, was sich in den letzten zehn Jahren in diesem Land ereignet hat. Der Sprachartist Ernst Jandl schrieb: "Manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!"
    Während einer SPD-Regierungszeit klaffte die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Politiker erhöhen gleichzeitig ihre Bezüge und unsere Steuern. Die Gier lässt sowieso schon Superreiche zu Verbrechern werden und den Bürger zum Leidtragenden. Wenn man in den Beurteilungskategorien der RAF denken würde, dann war Herr Schleyer ein Pimpf gegen heutige Manager und Bosse. Und wo sind der Widerstand, die Auflehnung?
    Ich höre schon, wie man mich warnt: "He, das ist ja Aufforderung zur Gewalt". Das würde nur zeigen, dass meine Vermutungen von vollen Hosen, von Angst vor Nachteilen und Selbstzensur schon beim Nachdenken leider richtig sind.
    (Übrigens hat die von mir vermutete Verknappung an Intelligenz, Kritikfähigkeit und Reflexionsvermögen nichts mit den Thesen von Herrn Sarazin zu tun, eher schon mit dem Privatfernsehen.)
    Also auswandern ja, aber wohin. Zuerst wollte ich nach Costa Rica. Dort hat am 8. Mai 1949 der damalige Präsident José Figueres Ferrer nach langen Jahren wiederholter Bürgerkriege das Militär abgeschafft. Das freie Geld wurde in Bildungs- und Gesundheitsetats gesteckt. Alle folgenden Präsidenten arbeiteten in dieser Richtung weiter, schufen eine friedliche und die Ökologie beachtende Gesellschaft. Inzwischen stehen fast 30% des Landes unter Naturschutz. Während in den anderen mittelamerikanischen Ländern (z.B. Nicaragua, Panamá, Guatemala, Honduras, El Salvador) jahrzehntelang Diktatur, Terror, Bürger- oder Guerilla-Krieg herrschten - und zum Teil noch immer herrschen -, gilt Costa Rica als die am besten funktionierende Demokratie Lateinamerikas. Außerdem ist es warm, grenzt an zwei Meere und hat wunderschöne Frauen.
    Dann lernte ich 2006 in einem anderer Land eine wunderschöne Frau kennen. Und sie war nicht nur "so beautiful for me", sondern auch zu mir. In ihrer Gegenwart bin ich auch ruhiger geworden. Mein ganzes, langes und sicher auch liebevolles Leben lang hielt ich die Ehe in der heutigen Zeit für einen Anachronismus angesichts der real existierenden Liebe. Luck habe ich sofort heiraten wollen. Jeden Morgen, wenn ich ihr das Frühstück mache, bin ich glücklich, sie getroffen zu haben.

    Bitte nicht lachen! In Thailand, wo man auf Äußerlichkeiten mehr Wert legt als auf innere Werte, MUSS man sich vor einer Hochzeit schminken lassen. Denn die Hochzeiter sollen die Schönsten von allen sein. Man musste mich festhalten und ich habe anschließend sofort ein Taschentuch benutzt.
    Sie und ihre wunderbare Familie sind natürlich der Hauptgrund für meine Auswanderung. Über die vielen Fragezeichen, die ich als auch politisch denkender Mensch hinter dieses Land setze, schreibe ich sicher in einem späteren Beitrag. Denn die freudigen Ausrufe "Whow!" und "Toll!" und "Du bist zu beneiden!" lassen dieses Land in den Köpfen der Ausrufenden als absolutes Paradies erscheinen. Das ist aber falsch.
    Nun ist Thailand mein Land für den letzten Lebensabschnitt. Meinen 70. Geburtstag möchte ich in unserem hoffentlich fertigen Haus in Thailand feiern. Nach jahrelangen Verunsicherungen und Problemen mit den Leuten, die wir zuerst als Architekten und Bauaufsicht erkoren hatten, und die sich dann verkrümelten, weil wir offensichtlich zu sachliche und kritische Fragen stellten, haben wir nun einen Architekten kennengelernt, der
    1. studierter Spezialist für Haus- und Gartenbau ist,
    2. kooperativ bei der Preisgestaltung war,
    3. absolut zuverlässig und punktlich arbeitet,
    4. jeden Tag ununterbrochen auf der Baustelle ist, was für die Kontolle thailändischer Arbeiter ganz, ganz, ganz wichtig ist,
    5. dazu auch noch ein ungemein sympathischer Mensch ist.

    Zur Zeit sind wir nicht vor Ort und können selbst nicht aufpassen. Aber die Verwandten von Luck kommen neugierig jeden Tag auf die Baustelle und berichten uns nur Positives. Und ein Neffe von Luck ist Architekt in einem der größten Büros Thailands. Sie bauen nur Großprojekte, auch für europäische und amerikanische Firmen. Somit hatte er natürlich keine Zeit, unseren Bau durchzuführen. Aber er hat schon dreimal höflich und unerkannt die Baustelle besucht. Was hat er als sehr erfahrener und kritischer Mann gesagt? "Ihr habt großes Glück. Wisit, euer Architekt, mach absolut professionelle Arbeit. Ich habe mich zuerst nicht zu erkennen gegeben. ich wollte nicht, dass er sich kontrolliert fühlt. Aber gestern habe ich mit ihm gesprochen und ihn gelobt. Er hat bescheiden aber sehr froh reagiert."
    Wenn man die Baumängel, die wir in der Nachbarschaft an anderen Häusern gesehen haben und die nachfolgenden Streitigkeiten, die ja auch im Internet ausgetragen werden, berücksichtigt, ahnt man, wie froh wir sind. Hoffentlich bleibt es so.
    So, nun habe ich quasi eine Einleitung geschrieben und Anfangsfragen beantwortet. In den nächsten Tagen wollen wir mehr über unseren ersten Besuch im Gebiet des Nationalparks Khao Yai und unsere Siedlung Pimpaka schreiben. Und dann kommen natürlich zwischendurch Beiträge über das Thai-Leben abseits vom Tourismus, über die angeblich so sexmunteren Thai-Frauen, über den Buddhismus und den Kapitalismus in Thailand, über den Verkehr und die Umwelt usw. usw..
    Luck sieht sich das Spiel Deutschland : Belgien an und ich mache jetzt Schluss für heute. Wir wünschen einen guten Morgen und grüßen.

    Manfred, 13.9.2010






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