Donnerstag, 29. September 2011

Trockener Gruß

Nachdem ich vorgestern einigen Freundinnen und Freunden in Deutschland Fotos von den Folgen des Monsuns als "nassen Gruß" geschickt habe und einer vermutete, wir hätten ein Haus am Fluss gebaut, möchte ich das flugs relativieren:



Der Garten ist zwar lehmig-morastig, aber die Straße ist wieder begehbar. Und das Wetter hat sich gebessert. So etwas ändert sich hier in wenigen Tagen. Woanders sind die Schäden allerdings groß.

Wenn ihr, liebe Freunde in D. uns besucht, werdet ihr abends entspannt mit einem eiskalten Getränk und meist ohne Moskitos immer wieder neue Abendstimmungen genießen können.





Gruß bei frischem Wind, 24 Grad in der Dämmerung und einem eiskalten Mojito. (der Rumpreis ist erträglich, der braune Zucker billig, die Minze wuchert im Garten)

Luck und Manfred

Sonntag, 18. September 2011

Luft holen

In den letzten beiden Wochen passierten Dinge, die unseren Atem stocken oder uns nach Luft schnappen ließen und uns lähmten, uns völlig die Luft nahmen.

Es gab eine Beendigung der Bautätigkeit und eine geplante Abnahme in Anwesenheit eines Gutachters, der ein Freund unseres Architekten Wisit ist und von diesem mitgebracht wurde. (späterer Beitrag: Von Guten und von Bekloppten. Dieser Beitrag wurde exportiert > Blog: Thailand-Pakchong selected information)

Es gab einige sehr heftige Monsunstage und -nächte, die erfüllt waren von dem entsetzlichen Geheule und Geschrei der Hundemütter und Hundebabys. Wer noch nicht von den Schlangen gefressen wurde, ertrank in den Mulden, die die Hündinnen sich im Dickicht gebaut hatten. Gegen die Moskitos vermummt suchten wir an einem Tag, woher das Wimmers kam. Von zwei Hundebabys sahen wir nur das Gesicht, der Rest der zitternden Körper lag im morastigen Schlamm. (späterer Beitrag: Wie bei Johnny - Rettung in letzter Minute.)

Aber hier und jetzt noch einmal ein paar Sätze über Johnny. (Alle Bilder werden durch Click groß)



Ein lieber und verrückter Kerl, der immer zwischendurch unsere Nähe suchte.

Als Johnny den Garten entdeckte, bearbeitete er am liebsten die Rinde abgestorbener Äste.




Zuletzt schrieb ich, dass Johnny keine Lust auf die Freiheit des Gartens und des Waldes zu haben schien, oder Angst ihn von Ausflügen abhielt. Das hat sich in den letzten Tagen völlig geändert. Schon früh morgens nach seinem Frühstück turnte er an einer für ihn aufgehängten Kette in die erste Etage, um von dort mit gewaltigen Sprüngen die Baumkronen zu erforschen. Er benutzte auch die Telefon- und Elektroleitungen, um auf die andere Straßenseite und in den Wald zu gelangen. Es war wunderbar, seine Freude am Entdecken der neuen Welt zu beobachten und zu sehen, wie er auf unser Rufen meist zurück kam, aufgeregt auf unseren Schultern und Köpfen herum wuselte und wieder verschwand. Abends, wenn er müde war und nicht mehr gut sehen konnte, wollte er immer im Gartenzimmer geschützt übernachten.
Luck beobachtete das alles mit etwas gemischten Gefühlen: an einem so schönen Tier, das man aus dem Maul einer Katze befreit und mit der Flasche groß gezogen hat, hängt man sehr. "Wenn er im Wald eine Freundin findet, ist er weg," haben uns alle Fachleute und auch die mit Tieren erfahrenen Verwandeten gesagt. Luck sah das ein, hatte aber vor der Tatsache Angst.
Am gestrigen Samstagabend, nach einem sonnigen Tag mit viel Arbeit am und im Haus und im Garten und fröhlichen Begegnungen mit Johnny gingen wir auf den Flohmarkt, um unsere Wochenration Kuchen einzukaufen. Wir verspäteten uns und kamen im Dunkeln nach Hause, da ich zwei Shorts von Lacoste und YvesSaintLaurent :-) haben wollte. Erstklassiger Stoff, viele Taschen, eng geschnitten, knappe Beinlänge, gebraucht aber pico bello für umgerechnet 4,- Euro das Stück.
Johnny lag mit vielen trockenen Bisswunden tot auf der Terrasse vor dem Gartenzimmer. Luck sah die große, wilde Waldkatze weglaufen.
Die Wut ist riesig, der Schmerz nicht zu beschreiben.

Luck und Manfred, 18.9.2011

Freitag, 9. September 2011

Unsortierte Gedanken: Thaihaus, Johnny, das Leben und Anderes

Nach einer sehr stressigen Woch mit viel Ärger und völlig überflüssigen Kosten - das meiste hing mit der Verlängerung meines Visums zusammen (siehe nächster Blog-Beitrag) - habe ich es heute mal etwas ruhiger angehen lassen und mich heute Nachmittag mit einem großen Getränk mit viel Eis zum ersten Mal seit drei Monaten auf die Terrasse in die Sonne gesetzt.
Morgensonne auf der oberen Terrasse

Ja, zum Entspannen hatten wir bisher keine Ruhe, keine Gelegenheit und manchmal auch nicht die geeigneten Wetterverhältnisse.
Ich will mal ein paar unsortierte Eindrücke auflisten, etwas, das unser Leben hier von dem gewohnten Leben unterscheidet.

Das fängt schon beim Frühstück an, habe ich wohl schon einmal erwähnt. Zum Glück habe ich meinen Düsseldorfer Küchentisch mit den drei alten Stühlen mitgenommen, denn auf einer Baustelle auf der Terrasse zu frühstücken ist nicht angenehm.

Die Küche ist fertig, nur die vielen Plastikbehälter für Gewürze, Koch- und Backzutaten müssen noch sauber beschriftet werden. Alles muss wegen der Tiere - vor allem Ameisen - fest verschlossen aufbewahrt werden. Die Schwester von Luck hat als erfahrene Frau einen Stift wie Tippex besorgt, mit dem wir entsprechend ausgeschnittene Pappdeckel unter z.B. Obstschüsseln auf dem Tisch bestreichen. Das überqueren die Ameisen nicht.  Gute Idee.
Mit dem Rad 5 Minuten entfernt gibt es am Wochenende immer eine Art Flohmarkt, allerdings wie bei uns auch mit normalen Artikeln. Dort haben wir uns immer für die Woche mit köstlichen Teilchen und Kuchenstücken eingedeckt, Stück  umgerechnet 25 Cent.

Gestern konnten wir in Bangkok endlich ungemahlenen Bohnenkaffee (ich habe sofort 15 Pakete gekauft) und einige Pakete Filterkaffee bekommen. Endlich keinen Nescafe mehr. Der Kaffee ist 4x so teuer wie bei Aldi und die Filtertüten kosten  € 6,- für 80 Stück . Daher muss ich mich erkundigen, ob man mir mal einen Dauerfilter schicken kann. So etwas gibt es auch als Kunststoffsieb-Einsatz für die Kaffeemaschine. Meine ich jedenfalls.
Dafür sind die Früchtesalate zum Frühstück oder Mittagessen grandios. Es gibt so viele Früchte hier, die ich noch nie gegessen habe.

Bei meinem geliebten Glas Wein oder einem Cocktail am Abend habe ich das gleiche oder noch ein größeres Problem wie beim Kaffee: unglaublich teuer.

Die Thailänder sind schon in vieler Beziehung seltsam. Sie lächeln immer freundlich, wuseln im Geschäft um dich herum und wollen dir deine Einkaufstüte tragen und zur Kasse bringen, sind weltweit berühmt für ihre angebliche Höflichkeit, aber wenn sie anrufen nennen sie nie ihren Namen. Das hat mich schon in Deutschland aufgeregt. Da rufen diverse Freundinne oder Verwandte von Luck an und sagen, wenn ich mich mit Namen melde "Hello Manfred...", aber ihren Namen nennen sie nicht. Heute rief eine Frau an und wollte Luck sprechen. Ich sagte, sie ist in der Stadt und kann zurück rufen. Wie ist denn der Name? "Ich bin eine Cousine" war die Antwort. "Und wie heisst die Cousine" fragte ich. "No, not important" war die Antwort und sie legte auf. Als wenn ich sie nach Form und Farbe ihres Schlüpfers gefragt hätte.

Tagsüber hatten wir lange Zeit Temperaturen von 24-26 C im Haus. Draussen wurde es tagsüber schon mal wärmer, aber selten so heiss wie heute. Unser Haus ist vielleicht das am besten isolierte Haus weit und breit. Wir haben das viele Geld für Klimaanlagen und Ventilatoren fast umsonst ausgegeben, denn in den drei Monaten wurden die Dinger noch nie eingeschaltet. Das liegt aber auch an der Lage und Bauweise des Hauses. Wir liegen hoch und haben dazu noch im 1. Stock mehr Wind als alle einstöckigen Häuser. Wenn die Fenster und Türen offen sind - natürlich sind die Moskitofenster und-Türen geschlossen - zieht es wunderbar durch die Räume. Das ist sehr angenehm. Zudem ist das Dach mit hellen, die Sonne reflektierenden Ziegeln gedeckt und doppelt isoliert. Ein weiterer Punkt sind die dicken Hohlblocksteine, die bei früheren und sehr warmen Hausern nicht verwendet wurden.

Das Gästezimmer liegt allerding unten, aber es ist nicht der Sonne ausgesetzt. Luck hat jetzt allerdings alle Bäume, die noch zusätzlich Schatten spendeten, entfernen lassen und neue gepflanzt. Bis die mal Schatten spenden bin ich kühl über den Wolken.

Unser Eichhörnchen ist jetzt nach fast 2,5 Monaten Lebenszeit erwachsen, so scheint es mir jedenfalls. Er ist groß und sehr hübsch. Das Fell ist von schwarzbraun zu hellbraun gewechselt mit schwarzen Pfoten und einer schwarzen Schwanzspitze.
Johnny nach 4 Wochen

Johnny nach 10 Wochen

Johnny hat uns in den letzten Wochen beschissen - im eigentlichen Wortsinn. Wenn er eine Mahlzeit bekommen hatte, sprang er auf eine erreichbare Schulter und hinterließ ein Häufchen. Das tat er außerdem, wenn er frei herum laufen durfte, überall.
Und außerdem bepinkelte er uns, was besonders morgens mit frischer Wäsche bei Luck keine Freudenrufe auslöste. Die Konsequenz war der Käfig. Ich habe nun vorgeschlagen, diesen in das Gartenzimmer zu stellen. Das ist übersichtlich, nicht zu groß, ein abgeschlossener Raum mit viel Kletter- und Spielmöglichkeiten. Aber Luck warnte: Er knabbert alles mit seinen scharfen Zähnen an, auch die Gartenmöbel und die Bezüge.

Ich habe vorgeschlagen, mich in der Freigangstunde mit der Wasserpistole daneben zu setzen und zu erziehen. Das hat wenig funktioniert, denn meine Methode kann nachts nicht wirken. Wände, Türen und Möbel sind weitgehend angeknabbert. Also musste er in die Freiheit entlassen werden. Das hat bisher nicht funktioniert, er hat vor dem Garten, der frischen Lunft und der ungewohnten Umgebung Angst und rast immer sofort wieder ins Gartenzimmer.

Noch hat Johnny Angst vor der Freiheit
 Das Haus ist jetzt fertig, der Architekt bekommt sein Geld abzüglich all der Kosten und Strafen. Das wird noch eine Diskussion geben. Aber nachdem er mir am 20.8. ein Schreiben übergab mit der Ankündigung, in einer Stunde die Bauabnahme durchführen zu wollen mit drei Zeugen auf seiner Seite und einem Gutachter, habe ich vor seiner Nase das Papier zerrissen und ihm gesagt, ich habe mir für den Nachmittag ein wenig Entspannung im Schwimmbad vorgenommen und ich sei nicht sein Hündchen, das auf seinen Pfiff hört. Bauabnahmen bespricht man mit uns, indem man sie ein paar Tage vorher ankündigt.

An dem Tag bin ich nicht ins Schwimmbad gegangen, sondern habe eine Mängelliste für draußen und drinnen gemacht. Es waren 83 Positionen, allerdings auch solche, die ich mit der Lupe gesucht habe. Aber das war meine Wut-Reaktion.
Wie und wann die Sache nun endlich abgeschlossen sein wird. kann man dann in Kürze hier nachlesen.

Innen sind noch nicht eingerichtet das Wohn- und Esszimmer, das Gästezimmer mit Bad und das Zimmer der Luck-Schwester mit Bad. Da habe ich heute gearbeitet. Nächste Woche kommen die Möbel. Ich will das hier drinnen weiter allein machen. Bisher hat es geklappt es waren alle beeindruckt und begeistert. Es sieht alles sehr teuer aus, war aber preiswert denn ich habe ja so viel aus Deutschland mitgebracht und nicht kaufen müssen. Natürlich könnte man das mit viel Geld noch viel besser machen, aber meine These ist: wenn es gut funktioniert, brauche ich keinen teuren Schnickschnack.

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich Heimweh habe und an Düsseldorf, denke. Bisher nein. Aber ich träume manchmal von einem meiner leckeren Salate oder von einem Pasta-Gericht mit Lachs, Estragon und geriebenem Parmesan. Hier leider nicht drin. Und außerdem sehne ich mich nach dem deutschen Hörfunk, dem WDR mit seinen unterschiedlichen Programmen und Sendungen. Die Thai-Sendungen sind hier dermaßen durchsetzt mit brüllender Werbung der primitivsten Art, dass ich den Apparat fast nie einschalte. Und die anderen Geräte sind noch nicht angeschlossen, die Lautsprecherkabel noch nicht verlegt. Das dauert. Lediglich im Schlafzimmer steht ein TV-Gerät, das nur für das Ansehen von DVDs gedacht ist. Einen TV-Anschluss gibt es noch nicht. Ist bei dem zu empfangenden Thai-Angebot auch nicht nötig.

Zum Glück gab es in den letzten Wochen in der Gegend keine Hochzeiten, das heisst auch kein Diskogeplärre von morgens um fünf bis abends um 23 Uhr oder später. Die Thailänder sitzen bei solchen Festen auf Plastkstühlen an Plastiktischen und es wird gegessen. Das ist der Hauptgrund der Einladung. Getanzt wird niemals, außer von bestellten Tänzerinnen - wenn man viel Geld hat. Ja, die Thai tanzen nicht. Da denke ich ein wenig wehmütig an meine jahrelangen Sirtaki-Vergnügen oder unsere Feste und Nächte mit Afro- oder Latinmusik. Hier unbekannt.

So, die nächsten unsortierten Gedanken formuliere ich, wenn mir genug einfällt.
Noch ein Bild von der Terrasse am Abend...


und tschüss für heute sagt Manfred