Donnerstag, 6. Dezember 2012

Thai - Lächeln, zum ersten!

Wenn sich in dem gerade bezogenen Thai-Haus ein kleiner, grauer Fleck an der Wand über Nacht zu einem riesigen, abstrakten Bild entwickelt, weil die Handwerker die Wasserleitungen nur zusammengesteckt aber nicht verklebt und erst recht nicht vor dem Verputzen der Wand überprüft haben,
wenn der Farang in seinem komplett eingerichteten Haus seit vier Wochen vor seinen bei HomePro gekauften, auf dem Küchenboden herum lungernden Wandmöbeln steht, weil das Aufhängen der Möbel eine ganz andere Firma aus Bangkok besorgen soll, die sich aber nicht meldet,
wenn ich nach Abschluss aller Handwerker- und Installations-arbeiten an einem heißen Tag in der Badehose mit Schrubber und Schlauch die Terrasse reinigen will und dabei zufällig an den Kondensator der Klimaanlage komme und von einem Stromschlag getroffen über die Terrasse schleudere,
wenn auf der Autobahn an einem Turn der einbiegende Fahrer auf der Überholspur infolge Spritmagels stehen bleibt...
dann fragt man sich, ob sich große Teile Thailands im Koma (schwerste Form einer quantitativen Bewusstseinsstörung) befinden oder ob das alles mit dem berühmten „sanuk“ zu tun hat. Den in den meisten Fällen, die wir Farang nicht nur als Pannen, sondern als Katastrophen bezeichnen würden, lächeln die Thai. Dem Beobachter jedenfalls gefriert das Lächeln meist zur Grimasse, Commedy kennt er anders.

Da ist das, was ich gestern Abend erlebte, vergleichsweise sehr harmlos. Aber trotzdem habe ich mich stellenweise geärgert und wurde von teilnehmenden Gästen immer wieder zur Heiterkeit ermuntert.

Es  war unser Hochzeitstag und ich wollte Luck ein wenig überraschen und erfreuen. Ich wusste, dass Luck wahnsinnig gerne in Düsseldorf das Kirmes- und besonders das Japanische Feuerwerk bewundert hat. Da habe ich mich mit einem grossen Betrag an Jek (Lucks Schwester) gewandt und sie gebeten, ein paar Raketen und auch etwas Besonderes für die Feuerwerk-Ueberraschung zu kaufen.
Jek kaufte 10 dicke Feuerwerksbomben, alle vom gleichen Typ. Eine schöne Steigerung war also nicht möglich. Nachmittags erklärte mir meine Frau, im Fernsehen wurde dieses Jahr das Feuerwerkeln am Geburtstag des Königs untersagt. Warum? Thailänder fragen nicht nach Gründen. Das erklärt Vieles.
Ich erklärte Luck, das Feuerwerk unseres Abends habe gar nichts mit dem König zu tun, Freude und Feuer gelten unserem Hochzeitstag.

Als der Zündeln-Termin näher rueckte fragte ich gegen 19.20 Uhr, wer das Feuerwerk denn startet. Keine Antwort. Ich bat um das Lesen der Gebrauchsanweisungen. Keine Anweisungen auf der Packung. Die auftretende Unsicherheit wurde mit Wegsehen überspielt. Als ich ärgerlich wurde, rief man einen Freund an, der sich "mit so etwas auskennt". Auch er war ratlos, packte aber die Hälfte der Raketen und eine Taschenlampe, um sich in sicherer Entfernung ans Werk zu machen.
Es dauerte und dauerte. Gäste wurden unruhig und konnten auch mit Speisen und Getränken nicht erfreut werden.



Es sollte ein sicherer Platz gefunden, lange Holzstäbe gesucht, angespitzt und in den lehmigen Boden gerammt werden, damit die schweren Raketen eine genügend stabile Rampe hatten. Nach einigem Hin und Her wechselte man den Startplatz und benutze zur Sicherheit Betonpfähle!!!



Zum Glück waren die eingeladenen Beobachter und sowieso die herbei gekommenen und herum stehenden Thais inzwischen mit Essen, Trinken und Quatschen beschäftigt und die Minifeuerwerke der Kinder zündeten ohne jede Wartezeit.




Nach einer halben Stunde zündete auch unsere erste Rakete mit einer schönen, bunten Chrysantheme als Abschluss. Danach explodierten die teuren Teile am Boden.  Man hatte sie verkehrt herum aufgebaut, obwohl große Pfeile auf der Hülle angebracht waren und die Dunkelheit mit Taschenlampen erhellt werden konnte. Sollte ich jetzt auch zur Whisky-Flasche greifen und meinen Ärger runterspülen?


Die letzte Rakete explodierte angeblich wunderbar bunt. Komisch, ich sah nur rot.




Meine liebe Frau erkannte trotz Dunkelheit meine nur sehr verhaltene Freude und bedankte sich liebevoll und sagte, es sei wunderschön gewesen. Bei ihr kann man von "quantitativer Bewusstseinsstörung" nicht sprechen, ihre Wahrnehmungen funktionieren ausgezeichnet.

Für die abends als Beobachter erschienenen Gäste tat es mir leid, es war zwar ganz schön aber zeitlich etwas strapaziös.

Grüße von Manfred Spies am 6.12.2012

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