BILD, 8.11.2013:
Taifund „Haiyan bedroht die Philippinen, schon 4 Tote!
http://www.bild.de/news/ausland/hurricane/mega-taifun-haiyan-fegt-ueber-philippinen-33308438.bild.html
Wie wir alle wissen, erhöhte sich die Zahl erst auf „über 300“ und danach auf 1000 Tote. Und inzwischen sind es auf den Philippinen fast 4000 und wenn alles aufgeräumt und die Vermisstenzahlen untersucht sind, werden es wahrscheinlich noch mehr Getötete sein.
Während ich besorgt war, richtete in südlicheren Regionen Thailands ein Monsunsturm Schäden an. In Pattaya reagierten die Behörden in typischer Thaimanier. Es darf gelacht werden.
Thailand Tip, Freitag.8.11.2013 (am gleichen Tag wütete „Haiyan“ 1600km entfernt auf den Philippinen)
„Freitagnacht fegten schwere Winde und starker Regen über Pattaya. Dabei wurde ein im Hafen liegendes Polizeiboot stark beschädigt. Die Behörden geben dem Super Taifun „Haiyan“ die Schuld.
Die Presse fragt sich nun, wie ein Taifun, der derzeit noch über den Philippinen ist, für einen Schaden in Pattaya verantwortlich sein kann. Ein Journalist sprach die Behörden daraufhin an. Allerdings, so war der Journalist der Meinung, sei das Boot auch nur deswegen beschädigt worden, weil es unsachgemäß am Steg befestigt war. Von der zuständigen Behörde war natürlich niemand bereit, zu dieser Aussage Stellung zu nehmen.
Das Boot wurde stattdessen schnellstens aus dem Wasser gehoben und zur Reparatur gebracht."(Ende des TT-Zitats)
Klar Fehler, Fahrlässigkeit und Dummheit gibt man in Thailand nicht zu und wer den Finger in eine Wunde legt, bekommt ihn abgebissen, wenn kein Hackmesser in der Nähe ist.
Thailand war im Gegensatz zu allen umliegenden Ländern nie von Kolonialisten besetzt. In so einem land macht man doch keine Fehler, Buddha bewahre! |
Aber nicht nur in Pattaya an der Ostküste des siamesischen Golfs rappelte es. Ein Freund aus Deutschland, der in Hua Hin in einer Ananasplantage wohnt, kehrte am Freitag, 8.11.2013 aus Deutschland kommend in seine Wohnung zurück und wurde mit wehenden Fahnen und umstürzenden Baumen empfangen. Auch das war Thaiwetter, „Haiyan“ war noch weit weg. Hier Auszüge aus seinem sehr persönlichen Bericht:
Die Fotos sind allerdings nur Illustration, ich habe sie in den letzten Jahren in Pakchong gemacht. |
„Nat wohnt etwa 15 km außerhalb von Hua Hin inmitten türkisfarbener Ananasfelder, durch die sich eine Reihe ungemütlicher Feldwege windet. Als ich dort ankam, war es bereits dunkel geworden. So konnte ich es vergessen, meinen Wagen noch startklar zu machen. Schnell packte ich meinen Koffer aus und setzte den Kühlschrank in Betrieb. Nat hatte Laab Muu vorbereitet, ein nordostthailändisches Abendmahl mit Hackfleisch und Kräutern, und wir setzten uns erstmal zum Schmause hin. Wir plauderten lange, gingen aber zeitig ins Bett, denn am nächsten Morgen sei Tam Bun Baan, ein Hauseinweihungsfest mit 9 Mönchen im neu erstellten Haus von Bu und Uwe, und dort seien wir fest eingeplant. Eigentlich hatte ich ganz andere Pläne, aber gibt es etwas, das man im Angesicht solch pressierender Ereignisse nicht verschieben kann?
Um 21 Uhr lag ich in der Falle und schlief wie ein Stein. Die Reisestrapazen und der Schlafentzug hatten mich mitgenommen. Mitten in der Nacht wurde ich wach, denn draußen war die Hölle losgebrochen. Die jungen Palmen wirbelten hin und her, Laub flog durch die Luft und donnernder Starkregen hatte binnen kurzer Zeit das halbe Grundstück unter Wasser gesetzt. Ich habe in 12 Jahren Thailand schon so einige Unwetter lebt, aber noch nie einen solch vernichtenden Sturm. Er wütete die ganze Nacht und ebbte erst gegen 9 Uhr am nächsten Morgen ab. Er hatte reihenweise Bäume entwurzelt und Überschwemmungen verursacht. Die Bäume hatten die Stromleitungen gekappt und so saßen wir ohne Strom da. Es gab kein Licht, wir konnten unsere Handys nicht aufladen und duschen ging auch nicht. Ich lief in den Regen hinaus und stellte mich unter die kalten Bäche, die vom Dach herabprasselten, und putzte mir die Zähne mit aufgefangenem Regenwasser im Garten. Wir konnten nichts tun. Nat war schon um 6 Uhr aufgestanden und hatte unbeirrt mehrere Fische für die Mönchsparty zubereitet und ein riesiges Blech mit Khao Phat und darauf gehofft, dass Bu sie abholen würde. Doch Bu konnte nicht kommen und Bi (eine andere Freundin) traute sich nicht auf die überspülten Feldwege. Mein Auto befand sich unter einer dicken Staub- und Blätterschicht und war nicht betriebsbereit. Verzweiflung kam auf. Endlich hörte der Sturm auf und ich konnte das Auto in Gang setzen. Dann gings mit den zubereiteten Speisen auf dem Rücksitz los. Doch schon nach 100 Metern gab es den ersten Zwangshalt. Die aus den Ananasfeldern hervorbrechenden Wildbäche hatten den einzigen Zuweg ausgewaschen und in eine wüste Kraterlandschaft verwandelt. Ich lief den Weg zu Fuß hinab und hielt nach der besten Fahrspur Ausschau. Der Schlamm aus den Feldern und der Sand auf den Wegen hatten eine puddingweiche Masse zurückgelassen, in der so ein Auto gern stecken bleibt. Überall lagen herausgerissene Ananaspflanzen und dicke Steine. Irgendwie schafften wir es auf einen größeren Fahrweg und später auf eine befestigte Straße zu gelangen. Aber nun gabs überall Überschwemmungen, umgestürzte Bäume und zusammengekrachte Plakatwände. Das Ausmaß der Zerstörungen war unbeschreiblich. Vor Bu´s Haus war das Mönchszelt eingestürzt und ein paar Thais kauerten unter den Resten. Im Haus hockten die Mönche bereits auf einem mit einem roten Teppich ausgelegten Podest und brummten unentwegt ihren monotonen Singsang herunter. Vor ihnen kauerten die Thais mit gefalteten Händen. Wir trugen Nats Gerichte durch einen Seiteneingang in die Küche, wo auf dem Boden bereits eine wilde Anzahl von Schüsseln, Schalen und Töpfen mit ungewissen Inhalten aufgestellt war. Drumherum flatterte eine Schar Weiber, die damit beschäftigt waren, den Mönchen die besten Happen in vorbereitete Näpfchen zu legen. Ich hatte inzwischen Kohldampf wie irre, doch leider darf der gemeine Mensch erst essen, nachdem sich die Mönche gelabt haben. Durch Nats Fürsprache gelang es aber, ein Schüsselchen Reis mit Curry zu ergattern, was ich abseits im Stehen zu mir nehmen konnte.
Ich fuhr dann weiter nach Hua Hin. Überall Chaos, überall Zeichen der Zerstörung, überall stecken gebliebene Fahrzeuge in braunen Fluten. Das Militär und andere Hilfstrupps waren schon vor Ort und sägten Bäume aus den zerrissenen Leitungen. Immer wieder gab es Überschwemmungen. Mein erster Gang führte mich in einen Internetshop, aber auch hier ging nichts mehr. Seit 3 Tagen war ich ohne Internet, keine Nachrichten, keine Mails. Die Stadt war voller Autos, die sich überall gegenseitig behinderten. Und immer wieder: Überflutete Straßen, ausgewaschene Fahrbahnen, ausgefallene Ampeln, umgestürzte Bäume, abgedeckte Wellblechbuden.
Ich hatte genug und machte mich auf den Weg zurück, doch eine überspülte Brücke, die in ungebändigten Wildwassern versunken war, stoppte mich. Irgendwie kam ich nach endlosen Umwegen doch wieder bei Nat an. Es gab noch immer keinen Strom und damit kein fließendes Wasser. Unsere Handys waren inzwischen tot. Einen Telefonanschluss gibt es nicht. Ich erfrischte mich in der Dusche mit einem weiteren Eimer eiskalten Regenwassers, und Nat stellte ein paar Schälchen mit Essensresten von der Mönchsparty auf den Tisch. Abends saßen wir bei Kerzenschein auf dem Sofa und guckten besorgt auf die zentimeterdicken Mauerrisse und abgesprengten Kacheln in Nats Ananasheim, die von einem früheren Unwetter stammten. Zum Glück hatte ich drei Dosen Bier mitgebracht, die selbst lauwarm dem Abend doch noch eine versöhnliche Note verliehen.“(mit freundlicher Erlaubnis von Paul Martini)
Hua Hin an der Westküste des siamesischen Golfs war also am 8.11. gleichzeitig betroffen wie Pattaya und die weit entfernten Philippinen, aber natürlich nicht so schlimm. Strom war durch unterspülte und umgestürzte Strommaste und auf Leitungen gestürzte Bäume einen Tag lang weg, kein Internet, kein Licht, es gab katutte Straßen und abgetaute Tiefkühlschränke in den Geschäften (richtig lecker, wenn die Kühlkette unterbrochen ist!) usw. usw..
http://www.maxlehmann.ch/wpthai/2013/11/08/7-nov-2013-wetter-in-hua-hin/
Am 11.11.2013 berichtete die WELT über Zerstörungen des Taifuns „Haiyan“in Nordvietnam. Da war er also Anfang der letzten Woche. Der Taifun war also immer noch in unsere Richtung unterwegs.
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article121754675/Jetzt-fegt-Taifun-Haiyan-ueber-Vietnam-hinweg.html
Nun haben wir Sonntag, 17.11.2013 und das Lichterfest wird gefeiert. Es scheint die Sonne, richtig doll geregnet hat seit meinem letzten Monsun-Blog-Beitrag nicht mehr und wir installieren neue, stärkere Grundwasser-Pumpen und Tanks für die Bewässerung des großen, schönen Gartens. Ja, so verschieden ist die Welt. Auch im kleinen Thailand.
Manfred am 17.11.2013 in Pakchong, Provinz Nakhon Ratchasima
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