Mittwoch, 19. Dezember 2018

THAILAND OPEN AIR GALLERY PAK CHONG, Teil 2

Auf der ersten Mauer entstand ein sich selbst bewegendes (kinetisches) Bild, dass seine Wirkung durch die Schatten bei Sonneneinfall noch in schöner Weise verstärkte. Ich habe darüber bereits im ersten Artikel geschrieben.

Die Schatten werden zu einem zusätzlichen Gestaltungselement


Auf der zweiten Wand an der Straße sollte wieder ein Bild zum Thema "Licht und Bewegung" entstehen.
Zwei Flächen einer Wand werden mit unterschiedlichen Farben bemalt: Violett, Grün. Auf diese Flächen werden Leisten parallel verschraubt, deren sichtbare Seiten mit drei unterschiedlichen Farben bemalt wurden: links gelb, oben grün, rechts rot. Ein Teil dieser bemalten Leisten steht auf weissem Untergrund.



Je nach Licht und Bewegung des Betrachters entstehen andere Bilder. Zusätzlich zum Betrachtungswinkel und zu den Lichtverhältnissen werden die Farben auch durch Reflexionen (od. Reflektionen) der benachbarten Farben verändert. So kann z.B. die rotes Seite der Leiste je nach Untergrund (violett, grün, weiss) und durch die Spiegelung der gelben Leistenseite verschiedene Tönungen erhalten.

Das gleiche Gelb wird durch die Reflexion der roten Leistenseite zum Orange

Und da, wo die Leisten auf weissem Untergrund stehen, wirken sie natürlich heller.


Beim Gelb der anderen Leistenseite ist es ähnlich

Frontalansicht von nah

Frontalansicht aus einigen Metern Abstand. Hier sieht man bei den grünen Vorderseiten der Leisten drei versch. Grüntöne.


Schon vor 150 Jahren begannen sich neue Formen der Malerei zu entwickeln. Die Künstler waren an Licht interessiert, an seiner Physik und an seiner Wirkung. Die Impessionisten zeigten u.a., welche Wirkung die beleuchteten Gegenstände aufeinander haben. Gesichter werden durch Reflexionen mal grün, mal rötlich oder gelb. Wenn wir mit Freunden unter einem grünen Blätterbaum ein Bier trinken, sieht unser ausgleichendes Auge die Gesichter normal. Wir wundern uns anschließen über grünliche Gesichter auf den Fotos. Die Impressionisten setzten das bewusst ein.

Vier Bildbeispiele des Impressionisten Claude Monet



Je nach Umfeld sind die Gesichter unterschiedlich


Die Pointilisten zerlegten das Sichtbare in einzelne Farbpunkte, wie es später in den Druckverfahren mit Farbrastern geschah. Ähnlich zerlegt werden heute die Bilder in Pixel (= picture elements)

Offsetdruck Haubentaucher (Deutschlands Vogelwelt)

Pixelmund, Internetfoto vergrößert


Op Art, Kinetische Kunst u.a. bedienten sich ZUSÄTZLICH technischer Voraussetzungen, optischer Täuschungen und der Trägheit unseres Auges.

Die gleiche Farbe Orange wirkt vor unterschiedlichen Hintergründen verschieden

Die gleiche Farbe Gelb wirkt vor unterschiedlichen Hintergründen verschieden

Alle horizontalen Linien sind parallel. Unser Auge sieht das anders.

Die Felder mit den horizontalen Linien wirken dunkler und unschärfer. Solche Tatsachen machten sich die Künstler von Op Art und "Licht und Bewegung" zu eigen.


Wer Spaß daran hat, wird tolle Bilder im Internet und bei Kreativen wie Victor Vasarely u.a. finden. Wer lieber bei den Realisten und bei Blumenbildern bleiben will, dessen Auswahl ist noch viel größer.

Ich habe mich gewundert und gefreut, dass von den Thais abends etwas heimlich meine Bildwände geblitzt werden und manche Vorbeifahrenden mir tagsüber sagen, wie schön und interessant sie das finden. Aber das ist eine glitzekleine Minderheit. Schön, dass meine Frau dazu gehört.


Manfred Spies, 19. Dezember 2018






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