Dienstag, 26. Januar 2021

Erinnerungen an den 25.1.2006

Erinnerungen: Schon 15 Jahre her!

Heute vor 15 Jahren, am 26.1.2006 lernte ich Luck kennen. Wie schnell die Zeit vergeht!


Ich war schon viel gereist, aber ausser den Malediven kannte ich kein asiatisches Land. Ein Bekannter - deutscher Design-Dozent in Bangkok - empfahl mir eine Thailand-Reise. „Das Land ist beeindruckend, die Menschen sind freundlich, das Essen ist sehr lecker und das Leben ist für europäische Verhältnisse sehr billig. Es gibt hier für ein paar DM pro Tag Guides, die englisch sprechen und dich während deines Urlaubs begleiten. Natürlich musst du auch ihr Essen und die Unterbringung bezahlen.“

Ich war interessiert und er wollte sich darum kümmern. Wenig später mailte er mir, er habe jemand gefunden, allerdings einen weiblichen Guide, allerdings nicht mehr so jung. Ich antwortete ihm, ich habe einige Enttäuschungen mit Frauen hinter mir, denen ich aus schwerwiegenden Gründen ihre Klamotten in einer Plastiktüte vor die Türe gestellt hatte. Ich würde zwar nicht zusammen mit Zucchero den ganzen Tag „Senza uns donna" singen, aber ich sei an einem Guide und nicht an einer jungen Frau interessiert.


Luck und ich traten in Mailkontakt. Es wurden Formalitäten und Vereinbarungen geregelt und am 26.1.2006 landete ich kurz nach zehn Uhr morgens in Bangkok.

Erwartet wurde ich nicht nur von Luck, sondern außer ihr von einigen Verwandten und zwei Studienkolleginnen. Jeder, der Ähnliches erlebt hat, wird lachen, denn das ist in Thailand normal. Auch dass der „Gast“ anschließend das Essen für die ganze Bagage bezahlt.


Nachdem am Airport alles erledigt war, fuhren wir mit zwei Autos zu einem Hotel am Stadtrand. Ich hatte noch keine Ahnung von der Thaihöflichkeit im Gegensatz zu meiner westlichen Offenheit. Ich lehnte ein Wohnen in dem riesigen Kasten sofort ab. „Aber Oy (die wohlhabende Nichte), bei der ich schlafe, wohnt in der Nähe,“ erklärte Luck. Sie vermied zu sagen, das man so die vor dem Farang zu beschützende Tante gut im Auge behalten konnte.


Links die Nichte Oy, danben Lucks jüngere Schwester Jek

Beim Mittagessen wurde ich dann in englischer Sprache über die familiären Verhältnisse und meine Pflichten aufgeklärt. „Wie are an old fashioned family….!“ Mir war klar, wie das gemeint war. Als ich von der das Wort führenden Oy erklärt bekam, dass ich Luck täglich zu bezahlen habe, holte ih tief Luft, stand auf und sprach mit erster Miene. 

Ich erklärte kurz meinen beruflichen Werdegang, dass ich nach dem Studium als Creativ Direktor in einer Werbeagentur arbeitete und danach meine eigene Firma gründete. Ich wurde später in Düsseldorf Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler usw. usw.. Ich schloss meine ersten Worte mit den Hinweis, dass Luck und ich alt genug seien. um unsere Angelegenheiten selbst zu regeln. Die Worte „Director“ und „President“ schienen Eindruck gemacht zu haben. Das Mittagessen wurde freundlich beendet.


Da ich sofort etwas von der Stadt sehen wollte und mich schon vorher informiert hatte, fuhren Luck und ich mit einem Taxi nach Banglamphu. Mit Hilfe von Luck fand ich ein sauberes, preiswerte Hotel zwischen Königspalast und Khao San Road. Mein Guide trank einen Kaffe während ich duschte und mich umzog. 








Dann durchstreifen wir zum ersten Mal die Gegend, die mich natürlich enorm faszinierte. So etwas gab es nicht in der Athener Plaka, den Ramblas in Barcelona und auch nicht auf den mir bekannten Märkten in London und Paris. Nur das Gewühl in Kairo und anderen nordafrikanischen Ländern war vergleichbar.



Es war auch verblüffend, in welchem Ambiente die Thailänder ihre Mahlzeiten zu sich nehmen




Dem Bangkok-Frischling fallen natürlich viele Dinge auf, die er nach ein paar Jahren gar nicht mehr wahrnimmt: Die Architektur-Mischung und manche Kleinbauten sind zum Lachen, die Hygiene beim Essen ist außerordentlich gewöhnungsbedürftig, der Müll auf den Straßen und in den Kanälen ist allgegenwärtig, Fahrradwege gibt es hin und wieder, aber Fahrräder sah ich lange in Bangkok kein einziges.







Am Spätnachmittag bestellte ich uns auf der Khao San Road zwei große, wunderbar hergerichtete Cocktails, für mich natürlich mit Alkohol. Luck erklärte, sie trinke nie Alkohol. Als sie auf die Toilette ging kamen die Getränke, die ich sofort vertauschte. „Mmmh, das ist aber lecker“ schwärmte Luck. 

Wir lachen darüber noch heute, wenn sie nicht will, das ich etwas Rotwein in die Soßen tue.


Gegen 18 Uhr machte sich Luck per Bus auf den Heimweg zu ihrer Nichte. Um morgens wieder früh gegen 8:30 Uhr bei mir zu sein, musste sie um 5 Uhr aufstehen. Bangkok ist groß und die Staus fangen früh an. Mein Vorschlag, aus Zeitersparnis auch ein Hotelzimmer zu nehmen, grenzte an ein unmoralisches Angebot.

Ich überlegte am Ende dieses Tages, was ich dieser fröhlichen, hilfsbereiten, bezaubernden Sechsundvierzigjährigen als Aufmerksamkeit schenken könnte. Womit beglückt man Thailänderinnen? Ich hatte keine Ahnung, aber wir hatten ja noch vier Wochen….


Manfred Spies,

26.1.2021

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