Sonntag, 17. Juli 2011

Johnny, unser Freund an der Flasche

Nun denkt ihr vielleicht, wir haben einen Alki als neuen Hausbewohner. Falsch, Johnny - den Namen hat er von Luck - trinkt nur Milch.
Die erste Begegnung war sehr aufregend. Eine Bauarbeiterin hatte den Winzling einer Katze abgenommen und uns einfach gegeben, da sie damit nichts anfangen konnte. Es handelte sich um ein blindes, in sehr hohen Tönen schreiendes Eichhörnchen-Baby, das Platz in einer Zigarettenschachtel hatte. 

Ich packte das Baby in eine kleine Schachtel und wir sausten mit dem Rad von einer Stelle zur anderen, von Tierhandlungen über Minimärkte, wo angeblich Leute arbeiten, die Eichhörnchenbabys aufgepeppelt haben bis hin zu Bekannten, die sich zwar mit Hunden, Katzen und Vögeln auskannten, aber bei Eichhörnchen ebenso überfordert waren, wie alle anderen. Milch, Milch, Milch war die häufigste Empfehlung. Danach kam Babybrei, den es gar nicht fertig gibt, Bananenmus und ähnlicher Unsinn für so ein wenige Tage altes Tier. Schließlich kauften wir ein Fläschchen für die Ernährung von Katzenbabys, in der Hoffnung, dass der Winzling es in sein Maul bekam.
Die ganze Aktion war für mich insofern der Horror, als es mir um jede Minute ging und die Thai in ihre Diskussionen über die Aufzucht von Eichhörnchen auch noch Fragen nach der Familie und dem Zustand unseres Hauses einflochten. Der offensichtlich enorme Anteil an Redundanz im Austausch von Informationen bei den Thai wundert mich oft, in dieser Situation brachte es mich aber an den Rand des Wahnsinns.


Während Luck im Kiosk der Schwester sowohl Kuh- als auch Ziegenmilch kaufte und ins Fläschchen füllte, las ich im Internet, dass alle laktosehaltige Milch - dazu gehörten die gekauften Produkte - für unser Baby absolut schädlich bis gefährlich sind. Ich raste also zum Kiosk, entdeckte dort im Regal ein Produkt LAKTOSOY und tauschte aus. 

Die erste Mahlzeit nahm Jonny dann nicht aus der Flasche, sondern von einem Löffel zu sich. Er wurde warm eingepackt und überlebte die Nacht. Auch die folgenden Tage nahm er die Milch vermischt mit Honig zu sich. Irgendwann wurde unser kleiner, blinder Hausbewohner munterer und krabbelte auch mal den Arm herauf. In der Folgezeit vermischten wir die Milch mit Kinderbreipulver und gaben hin und wieder pulverisierten Traubenzucker dazu. Die Mahlzeiten wurden immer angewärmt, da die Körpertemperatur der Eichhörnchen hoch ist.

Um es nun kurz zu machen: Wir sind begeistert, den Winzlich gerettet und nun richtig aufgezogen zu haben. Inzwischen kann er sehen, kommt zu den Mahlzeiten aus seinem geöffneten, großen Käfig heraus schnurstracks zu Luck, die die Flasche hat. Danach kommt meist eine halbe Stunde Sport, das heisst, alles wird erklettert, neugierig untersucht und beschnüffelt. Am Ende klettert er wieder in seinen Käfig, rennt noch einmal die großen Äste rauf und runter und geht dann in sein Bettchen in dem alten Karton. Wir sind sehr gespannt, wie das weiter geht.

Mich wundert nur, dass wir ein braunes Eichhörnchen-Baby haben. In unserer Gegend habe ich bisher nur Albinos gesehen.


zum ersten Mal trinken mit offenen Augen


Nach der zum Teil hastigen Sauferei ist Johnny oft sehr verklebt



So sehen hier die normalen, ausgewachsenen Eichhörnchen aus.


So, nach den anstrengenden Tagen des Kauphansah-Festes mit täglichen Besuchen von Freunden und Verwandten, die unser Chaos besichtigen wollten, bin ich jetzt reif für die Koje. Morgen um 6 Uhr geht es wieder los.
Es gibt noch sehr viel zu tun, vielleicht ermuntert mich Johnny.

Manfred

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