Samstag, 24. Dezember 2016

Rudi Dutschke



Am 24.12.1979 starb Rudi Dutschke an den Folgen des Attentats vom 11.4.1068. 
Alles längst vergessen?

Ich erinnere mich
  • nach dem Attentat auf Rudi Dutschke sang Wolf Biermann „Die Kugel Nummer eins kam aus Springers Zeitungswald.“
  • Das Verlagshaus verfügte in den sechziger Jahren über eine weitreichende Zeitungsmacht - und eine überwältigende in West-Berlin.
  • BILD druckte ein Bild von Rudi Dutschke und schrieb, “Man darf über das, was zur Zeit geschieht, nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Und man darf auch nicht die ganze Drecksarbeit der Polizei und ihren Wasserwerfern überlassen…Stoppt den Terror der Jung-Roten jetzt“.  Man müsse hart "durchgreifen", die ungeliebten Roten "abschieben" und „ausmerzen".
  • Dutschke war für Aktionen (Provokationen schaffen Aufmerksamkeit) und gegen Gewalt und Terror. („Individueller Terror aber ist massenfeindlich und antihumanistisch. Jede kleine Bürgerinitiative, jede politisch-soziale Jugend-, Frauen-, Arbeitslosen-, Rentner- und Klassenkampfbewegung in der sozialen Bewegung ist hundertmal mehr wert und qualitativ anders als die spektakulärste Aktion des individuellen Terrors.“(Rudi Dutschke, 1978) 
  • In der DDR verweigerte er den Wehrdienst. Wegen der menschenverachtenden DDR-Politik war er aus der DDR geflohen. Er wollte „die Befreiung des Individuums aus den Zwängen von Ökonomie, von Politik, von Öffentlichkeit zum Zweck eines gerechten und glücklichen Lebens“. Davon reden heute wieder sehr viele. Sind sie Terroristen?
  • Die Headlines und ihre hetzerischen Inhalte waren längst auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen, als Josef Bachmann am 11.4.1968 beschloss, den Studentenführer Rudi Dutschke zu erschießen. Es herrschte ein Stimmung, die sich auch und sogar in der Werbung der nationalen Fluggesellschaft Lufthansa deutlich machte: Wir hätten euch lieber draußen!
Lufthansa-Anzeige 1969

  • Bei demTäters fand man eine nationalistische Zeitung, , laut SPIEGEL war er in seiner Heimatstadt Peine Mitglied einer Neonazi-Gruppe. Das alles wurde bisher unter die Teppiche in Ost und West gekehrt. nie thematisiert und um Hintergründe haben sich kein BND oder  andere Behörden gekümmert. Und woher hatte der arme Hilfsarbeiter Bachmann die Waffe?,
  • Kennen wir das? Gibt es aktuelle Bezüge?
  • Am Abend des Attentats versammelten sich aufgebrachte Studenten vor dem Springer-Hochhaus in Berlin, weil sie der Bildzeitung mit ihren seit Jahren hetzerischen Parolen eine Mitschuld am Attentat gaben. Die Studenten waren nicht bewaffnet. Dafür sorge ein Mitarbeiter des Berliner Verfassungsschutzes, Peter Urbach. Spät am Abend,traf Urbach mit zwölf Molotow-Cocktails in Kreuzberg ein. Einige der Demonstranten griffen gerne zu – 15 Springer-Lieferwagen wurden stark beschädigt, einige brannten aus. Diese ekelhafte, kriminelle und verlogene Praxis, bestimmte Gruppen um einer Eskalation willen zu bewaffnen und zu kriminalisieren kennen wir bis heute.
  • Das Dreckblatt BILD-Zeitung hetzte und versuchte Rudi Dutschke noch nach seinem Tod lächerlich zu machen. Ein Schmierenredakteur, Helmut Bögen, lästerte über den „bürgerlichen“, der 11. Jahre nach dem Attentat es als „Revolutionär“ wagte, „mit seiner Familie Weihnachten mit Christbaum und Gänsebraten zu feiern.“ Natürlich war der Redakteur dabei und beobachtete auch die Nachspeise.
  • BILD wird als größte deutsche Tageszeitung von Millionen gelesen. Diesen Dreck-Journalismus betreibt das Blatt bis heute und es gibt aktuelle Anlässe, sich darum zu kümmern. Bald hier. 
  • Aber heute frage ich mich, ob die Welt und unsere Gesellschaft anders aussehen würde, wenn z.B. Rudi Dutschke keinen Attentäter gehabt hätte, so wie auch Martin Luther King, der nur wenige Tage vor dem Dutschke-Attentat ermordet wurde. Ich weiss es nicht. Aber zumindest vergesse ich diese Männer nicht.

Manfred Spies, 24.12.2016


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