Keiner? Falsch! Es gibt diese seltsamen Individuen, die nicht nur das Maul aufreissen, sondern auch in die Hände spucken, Mühen auf sich nehmen, nicht die Welt verändern wollen, aber etwas tun. Hier: der "Supermann" aus Bangkok, vor der Thai-Wahl 2019.
David Pfizenmaier, Thai-Deutscher in Bangkok (Foto von Lillian SUWANRUMPHA / AFP) |
In einem Superman-Anzug mit rotem Umhang joggt ein verschwitzter David Pfizenmaier durch den Stillstandsverkehr von Bangkok und hält an, um ein Schild zu entfalten. "If you love Thailand: VOTE!" Der 40-jährige Thailänder sagt, dass er nicht für eine bestimmte Partei kämpft, sondern sich stattdessen auf eine Mission begibt, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen, insbesondere bei jüngeren Wählern, "weil die Militärregierung auf lange Sicht nicht die Lösung für die Zukunft ist".
Thais gehen an diesem Wochenende zum ersten Mal seit einem Putsch im Jahr 2014 zur Wahl. Der 40-jährige Thailänder sagte am Donnerstag, dass er nicht für eine bestimmte Partei kämpft, sondern sich stattdessen auf eine Mission befindet, um die Wahlbeteiligung vor allem bei jüngeren Wählern zu erhöhen, "weil die Militärregierung nicht die Lösung für unsere Zukunft ist". Die Wahl am 24. März ist von der Militärregierung (angebliche Interimsregierung) immer wieder verschoben worden, und sie wird bestimmen, ob die Militärs ihren Machtgriff erweitern können.
Das Publikum für Pfizenmaiers Botschaft ist groß. Es gibt 51 Millionen Wahlberechtigte, darunter mehr als sieben Millionen ErstwählerInnen im Alter von 18-25 Jahren. Und die Begeisterung für die Teilnahme am demokratischen Prozess ist bereits deutlich.
87 Prozent der Thais, die sich für eine Vorabwahl am vergangenen Sonntag angemeldet hatten, kamen nach Angaben des Asian Network for Free Elections zur Stimmabgabe.
In seinem Bestreben, Zahlen zu heben, hat Pfizenmaier seine Botschaft an Universitäten, Gehwegen und belebten Kreuzungen verbreitet, trägt eine thailändische Flagge und posiert für unzählige Selfies. "Ich hoffe, dass ich einige Menschen davon überzeugen kann, ihre Pflicht als Bürger zu erfüllen und dazu beizutragen, das Land voranzubringen", sagte er. Die meisten Leute, denen er begegnet, sagen, dass sie wählen. Aber ob das stimmt wird man sehen. Groß und athletisch ähnelt der David seinem fiktiven Alter-Ego, das sich von einem potenziellen Wähler zum nächsten bewegt. Ob es ein Kampf gegen Goliath ist, kümmert ihn nicht. "Jeder Bürger auf der Welt, der Freiheit und Demokratie haben will, bekommt das nicht im Schlaf als Geschenk."
Vor fünf Jahren rebellierte ein Einzelner dagegen, dass von Teilen der rechten Gelbhemden eine gleichberechtigte Stimme bei Wahlen abgelehnt wurde. Eine Stimme aus Bangkok sollte gelten wie drei Stimmen vom Lande. "Die sind ja dumm. Die wissen doch gar niht, was sie wählen." Der junge Mann wurde aus einer Veranstaltung mit dem Kandidaten Abhisit abgeführt, aber sein Protest führte zu einer Massenbewegung.
Es ist dabei interessant, dass vor allem aus der Riege der Expat-Sesselfurzer bis heute die Verschwörungstheorie kolportiert wird, in Thailand sind alle Stimmen gekauft. Das stimmte eingeschränkt noch vor 20 Jahren, aber heute stimmt es nicht mehr. Vor allen nicht mit dieser hochnäsig-arroranten Verallgemeinerung.
Akawutt bei seinem Protest |
Es geht also doch, David gegen Goliath! Heute kandidiert Abhisit wieder, aber niemand wagt mehr diese ultrareaktionären, undemokratischen Forderungen zu erheben. Aber zur Zeit geht es um mehr. Meinungsfreiheit, Redefreiheit, Pressefreiheit gibt es unter einer durch Putsch an die Macht gekommenen Regierung nicht.
Davis sagt, "Leute, die mich kennen, sagen, dass ich viel Energie habe", und fügt hinzu, dass er den Comic-Helden inspirierend findet. "Jeder hat ein Superman-Gen." Zur Hauptverkehrszeit in Bangkok nutzt er die langen Ampeln der Stadt, um zwischen Motorrädern und Autos zu laufen, blinzelt ein Grinsen und hält sein Zeichen hoch. Nach etwa 30 Minuten sagt nur eine Person, sie würde nicht abstimmen. Andere gaben ihm Daumen hoch, High-Five, nickte mit dem Kopf ja, oder schüttelte ihm die Hand.
Na, das ist doch ´was. Ein Beispiel, ein Vorbild zum Nachmachen. Warum tun wir es nicht auf der Straße, da sieht man uns. Wenn wir viele sind, kann man uns nicht fesseln, wagt keiner zu schießen. Wenn wir es gut machen, haben wir die Menschen hinter uns.
Die wunderbaren Beatles sangen 1968, also vor mehr als 50 Jahren:
Manfred Spies, 23.März 2019