Thailand Karneval, Fastnacht, Fasching?
Leider Fehlanzeige
Eines der wichtigsten Thai-Worte ist SANUK. Das bedeutet SPASS. Zwar übernehmen die Thais gern alles an Festen von anderen Ländern, weil ja feiern Spaß macht. Sie feiern das christliche Weihnachten, zu Ostern findet man Hasen und gefärbte Ostereier in den Geschäften und in das neue Jahr „rutscht“ man internationale am 1. Januar, auf chinesische Art Anfang Februar und Mitte April in das thailändisches Neujahr SONGKRAN. Aber Karneval gibt es nicht.
Warum? Darüber kann ich nur Vermutungen anstellen, denn Begründungen fand ich nicht.
Das Gesicht.
Das Gesicht ist in Thailand ungemein wichtig. Es hat hübsch zu sein und auch bei Männern stapeln sich in den Badezimmern Kosmetika.
Vor einem besonderen Fest verbringen die Frauen oft Stunden in einem Beauty-Shop um schön gemacht zu werden. |
Ob das dann schön ist, hängt vom Geschmack und kulturellen Backround der Betrachter ab |
Sich in dieser Weise das Gesicht zu bemalen ist in Thailand nicht SANUK |
Sich in dieser Weise das Gesicht zu bemalen ist in Thailand nicht SANUK |
Also verdeckt man es doch nicht mit Farbschichten und hässlichen Masken! Man will sich nicht verstecken, sondern gesehen und erkannt werden.
Wenn im alljährlichen „Karneval der Kulturen“ in Berlin (was überhaupt nichts mit Fasching oder Karneval zu tun hat) auch Thai-Gruppen auftreten, so sind die Gesichter lange gepudert und geschminkt, aber nie lustig bemalt.(*)
Die Masken
Thailänder vertrauen dem Glauben mehr als dem Wissen. Sie glauben an Geister und Götter und vermuten hinter Masken Bedeutungen. Farbenprächtige Gewänder und Masken werden nicht einfach zum Spaß getragen, sondern sind Teil ritueller Handlungen und historischer Tänze. Masken vor dem Gesicht, dazu noch bösartige - da ist man skeptisch!
Karnevalsmasken - da ist man in Thailand eher erschrocken |
Yaksha-Tänzer |
Tempel-Wächter in Bangkok |
Insofern hat unser Versuch, am Rosenmontag Karneval in den Thai-Alltag zu tragen, keinen Erfolg gehabt. Unsere venezianischen Masken haben an der Kasse des Discounters nur Irritation ausgelöst.
frivoler Früchte-Geist |
frivoler Früchte-Geist |
Luck mit venezianischer Maske in Pak Chong |
Manfred mit venezianischer Maske in Pak Chong |
Die Obrigkeit
Hierarchie, Obrigkeitsdenken bis hin zur Unterwerfung in für westliches Denken unvorstellbarem Maße ist in Thailand Tradition, Normalität und ist zu respektieren.
Text Günther Ruffert |
Der König übergibt den neuen Thai-Diplomaten ihre Urkunden. |
Was wir als Repression empfinden, geschieht in Thailand in Familien, in Schulen und Universitäten, im Berufsleben und natürlich bei allen Ehrerbietung gegenüber Würdenträgern. Kritik ist allgemein unerwünscht. In jedem Reiseführer ist nachzulesen, dass Kontroversen und kritische Diskussionen unhöflich und das Gegenteil von SANUK sind. Das widerspricht total der Geschichte von Karneval:
„Die Römer feierten vom 17. Dezember bis 19. Dezember die Saturnlaien zu Ehren ihres Gottes Saturnus. Das Fest war verbunden mit einem öffentlichen Gelage, zu dem jedermann eingeladen war.,,,Sklaven und Herren tauschten zeitweise die Rollen, feierten und saßen gemeinsam bei Tische, tranken und aßen, konnten jedes freie Wort wagen und überschütteten sich mit kleinen Rosen. Aus den Rosen entstand möglicherweise das in unseren Tagen bekannte Konfetti….
Wolfram von Eschenbach beschreibt 1206 in seinem Minengesang „Parzival“ mit blumigen Worten, wie die Frauen rund um die Burg der Grafen von Hirschberg-Dollnstein am Donnerstag vor Aschermittwoch groteske Spiele, Tänze und Verkleidungen vollführten. Die kleine Marktgemeinde Dollnstein im Altmühltal (Bayern) reklamiert deshalb für sich, Wiege des deutschen Karnevals im Allgemeinen und der Weiberfastnacht im Besonderen zu sein.“(Wikipedia)
Ein Rollentausch von Herr und Diener, „freie Worte“ gegenüber der Obriigkeit oder gar ein Hofnarr, der sich über die Monarchie lustig machen darf, sind in Thailand völlig undenkbar.
Politik-Kritik ist in Thailand so nicht möglich und nicht SANUK |
Politik-Kritik ist in Thailand so nicht möglich und nicht SANUK |
Allerdings hatte das auch im Abendland oft Grenzen:
„Am 9. Februar 1609 wurden zum wiederholten Male in Köln das Karnevalsfest und die „Mummerei“ verboten, um die öffentliche Ordnung zu wahren….“(Wikipedia)
Eher als närrische Verzweiflungstat aufzufassen war ein Versuch in Laos. in einem Restaurant „Helau“ rufen zu lassen.
närrischer Einzelfall in Laos |
So können wir uns also nur aus der Ferne in das närrische Treiben einmischen, ein wenig neidisch auf die vielen Wagen mit satirisch geformten, durch den Karnevals-Kakao gezogenen Politikern blicken, „Helau“ und „Alaaf“ rufen und allen tonnenweise „Kamelle“ wünschen. Die damaligen Sammlungen von meiner Frau Luck waren beachtlich.
Und zum Abschluss von ein paar Bilder aus der eigenen Zeit.
Luck in Düsseldorf 2008 |
Luck in Düsseldorf 2009 |
Manfred 1955 |
Manfred 1957 |
Manfred 2008 als SPD-Weihnachtsmann, der viel verspricht aber keine Geschenke hat. |
(*)Karneval der Kulturen, Berlin
2018
Bildergalerie
Luck und Manfred, Rosenmontag, 4.2.2019
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