Dienstag, 8. September 2020

Wat Sanaamsai, Nähe Pak Chong

Aufmerksame Besucher unserer Seiten kennen inzwischen unsere Zuneigung zu kleinen aber feinen, unspektakulären Tempeln. Die stehen oft in keinem Reiseführer und man findet auch nichts bei google. Aber schön sind sie doch...
Ich erinnere mich gern an den Besuch im Wat Sanaamsai in unserer Nähe, weil ich von dort so einen spektakulären Blick in die Umgebung hatte. In der weiten Ferne sah ich den Pisa-Turm der Anlage „Toscana Valley", über die ich ja schon berichtete.



Zwei Sachen sind mir bei meinem einsamen Besuch in Erinnerung geblieben: Die lange Treppe mit den unendlich vielen Glocken und eine Statuenreihe von Buddha-Figuren für jeden Wochentag. Eine Figur fehlte in der Reihe: Der Samstag-Buddha, beschützt von der vielköpfigen Naga, ragt am Ende der Treppen riesengroß in den Wolkenhimmel.


Die Anlage ist unspektakulär, die Tempelgebäude findet man weit unterhalb der Buddha-Naha-Figur. Zum Glück führt eine beschilderte, kurze Straße bis oben, wo den einsamen Besuche ein paar freundlich Hunde begrüßen. Ansonsten auf den ersten Blick kein Mensch.





Zuerst einmal genoss ich die fantastische Aussicht von der Terrasse vor der Buddha-Naga-Figur.




Treppe mit unendlich vielen Glocken zum Anschlagen für unendlich viele Wünsche.




Bei einem Rundgang sah ich nur lädiert aussehende Figuren. Ich erfuhr früher, dass da mal Goldplättchen klebten. Genaues wird uns hoffentlich Reiner Kerner erklären, der ja Fachmann in solchen Fragen ist.





Auch entdeckte ich eine Reihe von Figuren, die die Wochentage-Buddhas darstellten. Diese Figuren sahen ebenfalls lädiert aus. 


Was diese Wochentags-Figuren bedeuten, fand ich genau erklärt mit schönen Bildbeispielen bei Reiner Kerner:


An den Gründer des Tempels wurde mit einer Bodhisattva-Figur erinnert.



Schliesslich entdeckte ich einen Werkzeugkasten, der mich zu einem Handwerker führte. Er war nicht gesprächig und konnte mir keine weiteren Infos geben, auch nicht, ob seine Arbeit giftig ist.



Nach dem Abschied von den Hunden ging es weiter zu einem Winzer und zum Secret Art Garden.

Manfred Spies
30.6.2020


Sonntag, 6. September 2020

Sightseeing: Thailand / Deutschland



"Die schönsten Tempel, die tollsten Strände, die aufregendsten Nationalparks, die leckersten Gerichte, die besten Diskos…?"

Natürlich nehmen viele Artikel im Internet Rücksicht auf solche Touristenfragen. Das Ergebnis ist Tempel-Hopping, Insel-Hopping usw. zwischen tausenden von ähnlich amputierten Touristen, die auch ihre Neugier und Eigeninitiative verloren haben oder sich als Lemminge wohl fühlen.


 

Massentourismus an so genannten Sehenswürdigkeiten gibt es überall... 

Ich habe mich gefragt, wie viele der großartigen Kathedralen, Dome und Münster solche Sightseeing-Spezies in Deutschland gesehen haben. Sind sie auch durch ihre Heimat gereist um Romanik-, Gothik-, Barock- oder Renaissance-Schönheiten zu suchen.

Münster in Ulm, Freiburg, Aachen und Würzburg, die Dome in Köln, Berlin, Limburg, Fuda, Speyer, Bamberg, die Paulskirche in Frankfurt, die Frauenkirchen in München und Dresden oder die Wallfahrtskirche in Birnau am Bodensee.

relativ unbekannte Barockkirche in Birnau, Bodensee
Diese prachtvollen Barockkirche, die kaum einer kennt, lernte ich als Dreizehnjähriger bei einem Urlaub in Unteruhldingen mit meinen Eltern kennen. Da war mein Interesse für Kirchen geboren. Später beim Studium in Kunstgeschíchte MUSSTE ich mich damit beschäftigen. Ich tat es gern und sah viel.

Was ich sagen will: Warum dieses Interesse für Thai-Wats, wenn es in der Heimat kaum Interesse für die unglaublichen Architekturen und die fantastischen Innenausstattung von Kirchen gab und gibt? Ausser bei Touristen. Und damit schließt sich der Fragenkreis: Nur das Fremde ist interessant? 



Manfred und Luck
7.9.2020

Mittwoch, 2. September 2020

Thailand-Handwerker

Das Thema "Handwerker in Thailand" eignet sich vorzüglich sogar an kultivierten Biertischen als Ersatz des Witzerzählens. 
Alle kennen die Geschichten von falsch herum eingebauten Klinken ("Wieso, geht doch auf!"), beuftragten 2 Meter Türen, die dann 1,80cm hoch waren, Deckenhöhen statt 340cm nur Thai-Höhe 2,80cm, geschlossenen Türen, durch deren Oberkante man eine Hand stecken konnte und Malerarbeiten, bei denen der Handwerker einen ganzen Tag brauchte, um die Farbe von den bekleckerten Bodenfliesen zu entfernen. 


Lachnummer

Lachnummer:
Granitrahmen im Wohnraum wurde trotz eines eundeutigen Plans falsch verlegt.
 
Lachnummer: richtig verlegt 
Lachnummer: hübsche Schweissarbeit
Lachnummer: unterste Stufe! Kooperation mit Orthopädie-Klinik?

Lachnummer: Im Kellergeschoß ist Lager vorgesehen, sind die Pumpen und alle Leitungen zugänglich. Wird zugemauert... 
...und wieder geöffnet.
Lachnummer: Regenrinne ohne Abfluss 
Lachnummer: Wir haben den Handwerkern gezeigt, dass es mit Abkleben und Boden abdecken besser geht. Aber wenn Thailänder Ratschläge annehmen, verlieren sie ihr Gesicht, selbst wenn sie eine blöde Visage haben. 
Ärgerlich: Bauende und Abnahme sollte laut Vertrag der 1. April 2011 sein, anderenfalls monatliche Konventionalstrafe. Bauende war 15. September. Wir haben nicht bestraft.
                                                                 ******************

Aber wie immer ist das nur eine Seite. Ich habe AUCH andere Erfahrungen gemacht, über die ich in den vergangenen Jahren im Blog berichtete. 

So auch jetzt. Durch versch. Umstände konnte ich meine Gymnastik-Matte nicht mehr benutzen, ich kam nicht mehr vom Boden hoch. Also machte ich eine Zeichnung mit Maßen für ein Vierkantrohr-Gestell. 
Farang-Spezies aus der Nachbarschaft, für die ich schon viele Tage an Hilfsbereitschaft geopfert hatte, konnten aus "Zeitgründen" nicht einmal einen prüfenden Blick auf meine Zeichnung werfen. An den Einsatz ihrer Schweissgräte hatte ich sowieso nicht gedacht.

Bei einem Elektriker in der Nachbarschaft hatte Luck Arbeiten mit Vierkantrohr gesehen. Er wurde gefragt. Er verstand meine Zeichnung, wollte aber die Füße stärker machen. Vielleicht glaubte er, ich würde träge und zunehmen und meine 73kg verdoppeln. Die Holzplatte wollte ich billig aus Pressspan haben und mit Wandfarbe grau streichen. Man sieht sie sowieso nicht, weil die Matte drauf liegt.




Nach zwei Tagen (!) trugen sie das Teil in mein Atelier. Es war eine weiße, beschichtete Platte auf einem schwarz lackierten Gestell. Absolut ästhetisch und eine perfekte Arbeit für 2.200,- Baht insgesamt.(knapp über 60,-€) 

Wie sagt man: Es gibt sone und sone und Höhensonne. 
Nach dem Ende unseres Hausbaus scheint bei uns nur noch die strahlende Handwerker-Sonne.
Dafür ein weiteres von vielen Beispielen.
Gibt es in unserer kleinen Stadt ohne viel Tourismus (mit entspr. Infrastruktur) Spezialgeschäfte, z.B. für Bilderrahmen? ES GIBT ALLES!
Für den riesigen Picasso-Druck "Guernica" brauchten wir einen 180x90cm großen Rahmen. Das Geschäft war herrlich-typisch Thai. (Es darf gelacht werden).






Der ins Haus gelieferte Rahmen war Spitzenqualität, der Preis umwerfend (800,- Baht, damals 20,-€)


Wilailuck Lakkhamphan und Manfred Spies
3.9.2020

Dienstag, 1. September 2020

Krank in Thailand (2)





Wir reden hier nicht über krank sein und die Arten von Erkrankungen. 
Ich möchte einen Blick werfen auf das, was geschieht, wenn man raus ist aus der Klinik.

Leider kenne ich diese Situation aus Deutschland sehr gut. Nach Brüchen, HWS-Problemen und Operationen wurde ich entlassen und mit ein paar Ratschlägen mir selbst überlassen. Selten wurde ich zu einer Nachuntersuchung gebeten. Einmal wurde ich in eine REHA geschickt

Beim Blick auf Thailand sehe ich nach einem Schlaganfall und einem Sturz mit jeweiligen Klinik-Aufentahlten ein anderes Bild.
Zwei Wochen nach dem Schlaganfall kam ein Team zu mir nach Hause, untersuchte mich und gab mir Ratschläge für Bewegungsübungen. Nach weiteren vier Wochen kontrollierten sie die Entwicklung.



Ähnlich war es nach dem Sturz. Das Team war über alle Berichte der Krankenhäuser informiert, kannte die Anamnese und beriet. Diese Besuche sind für die Patienten kostenlos. 

pardon, ein sehr schlechtes Handy-Foto
Abschließend möchte ich sagen, dass ich bei diesen stationären Hospital-Aufenthalten nie in einer privaten Klinik war, immer in staatlichen Krankenhäusern. Ich wollte Erfahrungen sammeln, wie der einfache Bürger untergebracht und behandelt wird, selbst wenn es für mich auf Kosten des Komforts geht. Beurteilen kann man nur, wenn man Erfahrungen gemacht hat.

Meine Erfahrungen im größten, regionalen Hospital Thailands, der Maharat-Klinik in Nakhon Ratchasima (1680 Betten, dazu kommen noch hunderte auf Terrassen und Fluren), möchte ich nicht missen. 
Nach zwei Tagen auf der Intensivstation mit 40 Betten verließ ich die Heilstätte auf eigenen Wunsch und wechselte ins NANA-Hospital in Pak Chong in eine Stroke Unit-Station (intensiv) mit sechs Betten. Dort wurde ich von Ärzten behandelt, die zeitweise auch in Privatkliniken arbeiten. Meine Beurteilung der medizinischen Qualität: Optimal. 

Und noch etwas: Im NANA-Hospital gab es morgens, mittags und abends eine völlig geschmacklose Art Reissuppe mit mikroskopischen Gemüseanteilen. Ich verweigerte mit dem Argument, ich ernähre mich lieber von den Infusionen. Ob man da nicht etwas Chili reintun könnte. 
Die anschließende Thaidiskussion auch der anderen Patienten verstand ich nicht. Abends bekam ich  GreenCurry. Das war Spitze und sehr scharf. Ich wurde von Schwestern und Patienten bobachtet. Als ich alles verputzt hatte, sagte ich ehrlich und laut in den Raum, "Aroy maaag maaag!" Es war, als wenn ich einen Witz erzählt hätte. Danach war meine Ernährung ausserhalb von Infusionen gesichert. 
Eine solche Umstellung wäre in deutschen Kliniken undenkbar. Danke, NANA-Hospital!

Meine momentane Situation ist selbst verschuldet. 
Warum will ich nach zwei Schlaganfällen und nach langer Ruhigstellung mit Muskelschwund  in einem Tempel eine hohe Stufe beklettern, um  ein noch besseres Foto zu machen?

Manfred Spies
2.9.2020

Erster Bericht "Krank in Thailand"
https://thailand-pimpaka.blogspot.com/2020/08/krank-in-thailand.html