„Lucks Schwester Jek fährt jeden Abend nach ihrer Arbeit zu unserem Grundstück, um die Entwicklung des Bauens zu beobachten.
Vor zwei Wochen entdeckte sie eine abgemagerte, halb verhungerte Hündin mit ihren sechs verzweifelt saugenden Welpen. Die Hündin knurrte, wahrscheinlich mit letzter Kraft. Jek fuhr sofort nach Hause, holte Fleischreste und Reis und vor allem etwas zum Trinken. Das tat sie danach jeden Abend. Inzwischen erwartet die ganze Hundefamilie die rettende Speisung, und die Hündin lässt sich von Jek streicheln.
Bekannte, Verwandte inclusive Jek sind davon überzeugt, dass sich die Hündin nicht ohne Grund unsere Baustelle ausgesucht hat: DA SIND GUTE GEISTER!“
Von den sechs Welpen überlebten fünf, zwei Rüden und drei weibliche Tiere. Diese drei Hündinnen bekamen im August 2011 ihren ersten Nachwuchs. Wir haben die Tiere nicht alle gesehen, schätzen aber, dass es insgesamt etwa 20 Welpen waren.
Alle diese aus dem Wald kommenden, wilden Hunde versuchen sich am Leben zu halten, indem sie Tiere im Wald jagen, kleine Tiere von Farmen erbeuten oder auch hin und wieder den „Haushunden“, die ebenfalls weitgehend auf der Straße leben, Futter abjagen. Die "Waldhunde" sind unbeliebt, sie werden mit Knüppeln und Steinen verjagt und sind daher extrem scheu. Menschen lassen sie nicht an sich ran.
Das ist bei Jek, der Schwester von meiner Frau, seit fast einem Jahr anders. Immer noch füttert sie die Urmutter und ihre Nachkommen täglich. Einige dieser Hunde lassen sich sogar von Jek streicheln.
Ich habe diese Tierliebe mit gemischten Gefühlen betrachtet und schon Anfang des Jahres darauf bestanden, dass die Welpen sterilisiert / kastriert werden. Der Tierarzt hat angeblich gesagt, die Tiere müssten erst einmal heiß gewesen sein. Na prima. Das Ergebnis lag nun irgendwo im Wald, wurde gesäugt und die Mütter und Väter wurden gefüttert. Es ist leicht auszurechnen, dass bei vollzähligem Überleben aller Tiere die Urmutter von November 2010 bis Mai 2012 eine Nachkommenschaft von etwa 90 Hündinnen haben könnte, die Rüden zähle ich gar nicht mit. Aber das ist Statistik, denn viele der Hunde überleben nicht.
Am 18. September 2011 kündigte ich im Blog einen Beitrag dazu an. Ich schrieb: „Es gab einige sehr heftige Monsunstage und -nächte, die erfüllt waren von dem entsetzlichen Geheule und Geschrei der Hundemütter und Hundebabys. Wer noch nicht von den Schlangen gefressen wurde, ertrank in den Mulden, die die Hündinnen sich im Dickicht gebaut hatten.
Hund und Monsunfolgen |
Sollte ich die Winzlinge einfach ihrem Schicksal überlassen? Sollte ich - wie vorher bei dem Eichhörnchen Johnny, Retter spielen? Ich habe an überhaupt nichts gedacht, sondern die matschigen Bündel blitzschnell nach Hause gebracht und in warmem Wasser gewaschen. Sie zitterten so erbärmlich, dass wir sie in Decken und Handtücher hüllten. Heute weiß ich, dass sie nicht froren, sondern Angst hatten. Selbst als sie nach Tagen auf dem Wege der Besserung waren, zitterten sie immer, wenn man sie auf den Arm nahm. Die Angst haben sie über Generationen vererbt bekommen. Ihre Mütter zittern auch in der Nähe der Menschen.
Alle Welpen der anderen Hündinnen waren tot. Unsere beiden Welpen lagen im Wald nebeneinander, waren also aus einem Wurf.
Sie waren in einem schrecklichen Zustand: Der Körper hatte am Kopf und am Schwanz kein Fell und war von krustigen Flecken übersät. Luck meinte, das seien Wunden von Blutegeln. Ich machte Fotos und zeigte sie am nächsten Morgen einem Tierarzt.
Es waren keine harmlosen Blutegel, sondern eine sehr gefährliche Milbenkombination. Sie greifen nicht nur das Fell an, sondern auch die Haarwurzeln und die Hautzellen. Das Immunsystem der Kleinen war natürlich völlig im Eimer, die Körper waren eine hervorragende Angriffsfläche für Bakterien und alle Schädlinge. Für den Menschen sind diese Milben bei vernünftiger Hygiene ungefährlich.
Wir erhielten Tabletten und Spritzen und den ärztlichen Rat, die Mutter zu finden und trotz ihrer Scheu zu bewegen, sich um die Kinder zu kümmern. Die kleinen Hunde waren einen Monat alt und brauchten nichts so sehr, wie die Muttermilch.
Ich weiß noch, wie riesengroß meine Freude war, als die Hündin „Tawan“(Sonne) auf unsere Terrasse gelockt wurde und sofort ihre Kinder säugte. Dabei stellte ich fest, dass sie ebenfalls Flecken am Fell hatte und daher auch behandelt werden musste.
In den folgenden Wochen wurden die beiden Welpen, denen wir die Namen „Peter“ und „Patty“gegeben hatten, immer lebendiger und kräftiger. Sie schienen sich wohl zu fühlen, denn sie spielten und kämpften miteinander.
Unsere "Kampfhunde" nach etwa drei Wochen |
Auch die Hündin tobt gern mit ihrem "Sohn". |
ganz aktuelles Bild von Peter und Tawan |
Wenn ich mich daran erinnere, mit welch armen Häufchen Hundeleben das angefangen hat....
Patty am 12. September 2011 |
Aber absolut entschieden wurde von mir, weiteren Nachwuchs durch die Sterilisation aller in unserer direkten Umgebung herum laufenden Hündinnen zu verhindern. Der Anfang ist gemacht, zwei weitere Tiere sind trotz der Verabreichung starker Schlafmittel bisher nicht einzufangen. Mal sehen, wann es klappt. Es muss bald geschehen, denn die Rüden lassen nichts unversucht.
Drei operierte Hündinnen, noch im Narkoseschlaf auf der Terrasse. Sie müssen etwa eine Woche bis zum Ziehen der Fäden bei uns bleiben. Aber dann kehrt hoffentlich wieder Ruhe bei uns ein. |
Zur Situation der Straßenhunde in Thailand hier ein recht aktueller Artikel (27.8.2011).
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/bangkok-streunende-hunde-sollen-sterilisiert-werden/back/2/
Vom Auffinden der beiden Welpen bis zur Sterilisation der Hündinnen waren die Ausgaben nicht gering. Aber wir haben unseren Teil bei einer Hundefamilie getan. Das könnten andere auch, die über die streunenden Hunde nur meckern und nach Gift oder dem Staat rufen. Von den Thailändern sollte man gar nichts erwarten, denen ist das so scheißegal wie die Schlaglöcher in der Straße, der Müll oder die ganzen Umweltgifte, mit denen sie sich täglich freiwillig beglücken. Über diese Form des Thai-Suizids werde ich noch mehr recherchieren und auch mal berichten. Wieder sind zwei Bekannte / Verwandte jung an Krebs gestorben. Gemessen an der Bevölkerung ist die Zahl der Krebstoten in Thailand ein Horror.
Manfred Spies, Pakchong den 28.10.2011
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