Dienstag, 13. März 2012

Thailand: Sturm über Pakchong

Das Malaysia-Gras ist wunderbar dicht, sehr stabil und wenn es höher gewachsen ist wie ein weiches Bett. Unsere riesigen Rasenflächen waren wie ein Himmelbett, seit fast zwei Monaten nicht geschnitten. Da es seit langer Zeit nicht geregnet hatte, und wir viel Zeit und Geld für das tägliche Bewässern aufwenden mussten, sehnten wir uns nach Regen.
In unserer 7-Tage-Wettervorhersage wurden am 4.3.2012 "starker Regen" und Abkühlung für den 10.3. angekündigt. Da blieb noch etwas Zeit, um bei Trockenheit endlich das Gras zu stutzen.
Hohes Gras, oben grün und unten braun - da mußte etwas geschehen

Luck auf einem Teil der Rasenflächen mit dem Liliput-Rasenmäher
Was wir nicht bedacht hatten, war die Größe unserer Rasenfläche ( etwa 1200qm) und die Kapazität unseres Liliput-Rasenmähers, den wir kurz vorher gekauft hatten. Mit einer Schnittbreite von 30cm und einer Korbgröße von 30 Litern war der Grasschnitt nicht zu bewältigen.
Mit einem geliehenen Rasenmäher und mit der stundenweisen Unterstützung eines Gärtners und seiner eigenen Maschine wurde es erträglich. Es waren aber immerhin drei Tage Arbeit und wir wurden vor dem angekündigten Regen fertig.

Samstag Mittag fielen tatsächlich die ersten Tropfen. Luck war begeistert: Die zeitraubende Bewässerung des Gartens konnte je nach Niederschlagsmenge ein oder zwei Tage ausfallen! Der Regen wurde monsunmäßig und die benachbarte Farm stand unter Wasser und war kaum noch zu sehen.
Der Himmel wurde dunkler und das Wasser vom Himmel kam aus Gewitterwolken, die den Himmel am Nachmittag gespenstig verfinsterten.

Natürlich fällt in solchen Situationen bei uns der Strom aus.
Das ist aber nicht schlimm, denn wir haben Unmengen von Teelichtern und Kerzen aus Deutschland mitgebracht, weil die Qualität in Thailand ärgerlich ist: sie gehen sehr schnell wieder aus.
Unangenehm ist der Stromausfall dann, wenn man am Computer komplizierte Dateien nicht gesichert hat. Die sind weg, es sei denn man hat einen Mac mit seinen Spezialprogrammen.

Dann brach urplötzlich die Hölle los mit Orkanböen, die Türen im Haus knallen ließen (Luck hatte den Wind nur von einer Seite vermutet und einige Fenster offen gelassen, was später zu einer stundenlangen Putzaktion in verschiedenen Raumen führte), und knackend-krachende Geräusche außerhalb des Hauses verursachten. Ein lautes Scheppern ließ mich in die obere Etage eilen. Auf der Terrasse waren Blumenkübel umgestürztz und zerbrochen, der Sturm hatte eine zusammengeklappte Gartenliege gegen die Glas-Schiebetür getrümmert und das Tablett des weißen Ikea-Tischchens floh vor der Wut des Orkans durch die Geländerstäbe und segelte wirbelnd in den Garten. Auf der Terrasse stand das Wasser hoch und stömte ins Badezimmer: Luck hatte einen Blumenkübel auf den Abfluss gestellt und der andere Abfluß war vom Laub verschlossen. Ich stürmte nach draußen in das herabstürzende Wasser, hielt mich wegen der möglichen "Verwehungen" am Geländer fest und beseitigte die Verstopfungen. Zack zack strudelte das Wasser in unser Sammelbecken unter dem Haus und die Gefahr der Überschwemmung auch anderer Räume der 2. Etage war gebannt.

Das Abendessen war laut (wegen des Sturms) und romantisch (wegen des Fehlens von Licht-Technik). Zum Kochen mit Gas habe ich allerdings meine Hallogen-Lampe auf den Kopf geschnallt, um den Garprozess in der Pfanne besser kontrollieren zu können.

Laut schreiend teilte Luck mir gegen 19.00 Uhr mit - sie hat auch nachts Augen wie eine Katze - dass ein Baum vor unserem Haus auf die Straße gestürzt sei und alle Leitungen abgerissen habe. Das bedeutete: wahrscheinlich bis Montag-Nachmittag keinen Strom, - Tiefkühlung kann man vergessen und das Speiseeis muss sofort aufgelutscht werden - kein Telefon, kein Internet.

Das bereits weiche Nestle-Eis wurde mit entsprechenden Spirituosen in Gläser gefüllt und von mir als Nachtisch genossen. Ich bin früh eingeschlafen und habe auch nicht bemerkt, als gegen 23.00 Uhr die Bauarbeiter der Pakchong-Behörde begannen, die abgerissenen Elektro-Leitungen zu reparieren. Man muss dazu sagen, dass von diesem Schaden nur drei Häuser betroffen waren, also keine Relevanz bestand.
In den ersten Minuten des Sonntags flammten bei uns die Lichter auf und die analogen Telefone machten "Piep". Großartig! Ein riesiges Lob den Pakchong-Verwaltungen /- Institutionen / - Firmen, die so etwas ermöglicht haben.

Am folgenden Morgen trieb es mich natürlich früh aus dem Bett. Ich wollte sehen, was passiert war.
Den Blick in unseren Garten - ich zeige nur wenige Fotos - kommentiere ich nicht. Wir waren sehr traurig, so viele Bäume und Pflanzen von der Faust der Orkanböen abgebrochen, weggerissen, zertrümmert zu sehen.



Auf verschiedenen Pimpaka-Straßen lagen umgestürzte Bäume, die Anwohner konnten weder mit Mopeds noch mit Autos rausfahren.

Aber all das ist überhaupt nicht zu vergleichen mit dem, was Hunderttausende armer und reicher Thailänder im letzten Herbst bei den Überschwemmungen erlebten und verloren haben.
Wie bei der Nichte meiner Frau in bester BKK-Wohngegend:  Wasser bis zur zweiten Etage, Elektrogeräte in Küche und Wohnraum, PC und das gesamte Arbeitsmaterial, die gesamte Kleidung und das Schlafzimmer und natürlich der traumhaft angelegte Garten - alles kaputt und weg. Da muss man viel Kraft haben, um neu anfangen zu wollen.

Nun müssen auch wir mit dem Aufräumen und Entsorgen beginnen und vor allem - weil für den 15.3.2012 wieder "starker Regen" angesagt ist - die noch lebenden Bäumchen und Pflanzen aufrichten und befestigen. Das Anspitzen der von mir zurecht gesägten 54 Hölzer kann Luck besser und schneller als ich. Mit der schweren Machete bekam ich sofort dicke Blasen an den Händen. Ich kloppe die Dinger lieber in den inzwischen wieder harten Boden und befestige die Pflanzen, das ist genug für mich.



Übrigens: Es gibt auch ganz andere Samstag-Nachmittage von unserer Terrasse aus gesehen:

Bis bald mit ganz herzlichen Grüßen am Dienstag-Abend,
13. März 2012
von Luck und Manfred


   
 

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