Donnerstag, 28. Mai 2020

Kreativität auf Straßen - Linien



Auf den meisten meiner Großflächen-Plakate wurden Fragen gestellt oder auf Missstände hingewiesen. Das sollte und musste aber nicht so bleiben.

Der Hauptausschuss der Stadt Düsseldorf beschloß 1979, zwischen Mai (Europawahl) und September (Kommunalwahl) die 374 Wahlplakat-Ständer aus Kostengründen nicht ab- und wieder aufzubauen, sondern stehen zu lassen. Als Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler in D´dorf beantragte ich, den Bildenden Künstlern, Akademiestudenten Filmern und Schriftstellern einige Wände für Arbeiten und Experimente zu überlassen. 

Der von vielen Kolleginnen und Kollegen unterschriebene Antrag (Beuys, Graubner, Droese, Polke, Immendorff, Palermo, Sieverding, Mommartz, Kirchhoff, Schroer…) wurde abgelehnt. Wir empfanden das als Affront einer Kunststadt den Künstlern gegenüber. Einige Kollegen und ich entschlossen sich zu einer illegalen aber legitimen Aktion: 
Über 150 der Großflächen wurden von uns sauber gemacht, weiß abgedeckt und bearbeitet. 
Da gab es auch kreative Arbeiten, wie man sie sonst nur in Museen sieht.
Am Luegplatz in Oberkassel klebte ich mühevoll aus schwarzen Streifen ein Linienbild, dessen Mittelteil sich täglich veränderte und damit Aufmerksamkeit erregte. Der damalige Akademiedirektor Prof. Norbert Kricke, -  ein abstrakt arbeitender Bildhauer  -  rief mich begeistert an und gratulierte.






Übrigens wurden seitens der Stadtverwaltung fast alle unsere Arbeiten zerstört oder überklebt, „da sie nicht genehmigt waren“.



Ich bin bis heute der Meinung, dass sogenannte Kunst nicht nur in die „heiligen Hallen“ gehört. Kreativität, Poesie und auch Witz und Ironie können auf den Straßen das Leben der Menschen enorm positiv beeinflussen. 


Auch die Mauern um unser Grundstück in Thailand werden für kreative Arbeiten genutzt. Thailänder und Ausländer, die keinen blassen Schimmer von abstrakter oder kinetischer Kunst haben, sind interessiert. halten an und reden.

Das Bild eines mit einem Spray „beschmierten“ Telefonkastens ("Das andere Düsseldorf", 24.5.2020 um 7.55h)  erhielt in dieser FB-Gruppe so viele Likes, wie bisher kein anderes Bild in meinem Facebook-Leben. Daraus sollten auch die Behörden lernen.

Manfred Spies
29. Mai 2020

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