Ein Tag ging zu Ende.
Wie die Zeit vergeht!
Vom „Weckvogel“ ertönt minutenlang sein Ruf, den ich früher für den digitalen Wecker eines Nachbarn gehalten habe. Der „Schreivogel“ war schon vor 6 Uhr dran. Der „Lachvogel“ hat in Thailand täglich zu lachen und scheint sich auch zu amüsieren, wenn andere traurig sind.
Der Tag begann früh. Die Zeit steigt runter zu den Hunden, streicht über das glatte oder flauschige Fell, begleitet mich an der Mac-Tastatur über Manuskriptseiten hinweg und die Haustreppen hinunter läuft mit mir über Gartenwege und Siedlungsstraßen und wir überqueren den Highway 2.
Die Zeit macht auch einen Besuch bei einem Freund und hört geduldig seine Lebens-, Liebes- und Leidensgeschichten an. Wenn ich Erklärungsversuche der hoffnungslosen und scherzhaften Art versuche, entfernt sich die Zeit und lässt uns lange zeitlos allein.
„Mein Freund, früher sang Trude Herr,
„Ich will keine Schokolade,
ich will lieber einen Mann!
Einen richtigen, den ich küssen
und um den Finger wickeln kann.“
Auf Thai heisst das,
„Ich will nicht nur Schokolade,
ich will einen reichen Mann.
Einen Deppen, dessen Knete
ich restlos für mich haben kann!!!“
Die Diskussion dauert und nervt mich und auch meine liebe Zeit. Wir gehen, die Schokoladengegnerin herein kommt mit einem neuen T-Shirt und dem Aufdruck „Time is money.“
Die liebe Zeit ist etwas verschnupft.
Es wird schnell dunkel und meine Zeit streift langsam noch einmal das Fell der Hunde, schnellt sekundenlang hinauf zum Vollmond über der silbern glänzenden Bismarckpalme und macht eine lange Pause neben mir, der ich zurückgelehnt das Weinglas in der Hand und die Kerzen und Teelichter neben mir habe. Die Zeit ist jetzt selbst sehr langsam.
Und dann ist wieder ein Tag viel zu schnell zu Ende.
© Manfred Spies
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