Donnerstag, 29. Mai 2014

Europa - verlogen!

"Hinter der Trommel her
trotten die Kälber.
Das Fell für die Trommel,
das liefern sie selber...."
(Bert Brecht)

 http://www.lyrikline.org/de/gedichte/der-kaelbermarsch

Das könnte man auch auf die Situation in Thailend anwenden, wenn man ungeduldig ist und nicht abwarten will, was in den kommenden Monaten passiert. Was allerdings der Militär-Premier heute im Fernsehen an Ansichten verbreitet hat, könnte original aus dem Munde des verhassten Thaksin sein ("Wenn die reichen Eliten des Landes ensehen, dass es eine Förderung und Ausbildung der armen Bevölkerung geben muss, weil sie gut ist für die Zukunft des Landes..."). Das macht nachdenklich und mahnt zur Geduld, um geäußerte Absichten und Ergebnisse überprüfen zu können.

Anlass zu weniger Geduld und zu mehr Grund zum Zitieren des Brecht-Gedichts geben die Europärer mit ihrem Rechtsruck bei der Eoropawahl. Dieser Rechtsruck hat Ursachen in einer Ausländerfeindlichkeit und der Sorge, etwas vom eigenen Geld den anderen Ärmeren abgeben zu müssen.

Ehrlich gesagt kriege ich das Kotzen über dieses von Egoismen zerfressene Europa. Da ändert sich nichts im Menschlichen, Ethischern, Moralischen. Fast dreißig Jahre ist es her, dass ich dieses Thema in Düsseldorf plakatierte und damit auf vielen Titelseiten der deutschen Presse war. Und Herr Schilly schrieb mir einen persönlichen Lobesbrief. Und was hat sich seitdem verbessert? Scheiss drauf!
Da lebe ich lieber in einer ehrlichen Militärdiktatur, als in einem verlogenen Land, das ich mal als meine Heimat betrachtete.
Plakat gegen die Reform des Asylrechts von 1986
Nachtrag: Hab noch etwas von damals gefunden, das auch die Dummheit, die Verlogenheit und den Opportunismus im damaligen Deutschland zeigte. Und das ist nur noch schlimmer geworden.
> homepage "Manfred-spies.de", Artikel "Ein Plakat kann nicht geklebt werden...Moslem oder Islamist"

MS.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Thailand News and censorship

Natürlich ist die Nachrichtenlage nach einem Militärputsch keine normale. Das würde auch niemand erwarten. Aber hier scheint es sehr unnormal zu sein. Fast schon komisch.

Nachrichten am 27.5.14 zur Ausgangssperre

Wochenblitz(Thailand), 3.03h
http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/52080-ausgangssperre-bleibt-unveraendert.html

TIP online(Thailand), 8.23h
http://www.thailand-tip.com/nachrichten/news/ausgangssperre-wurde-entgegen-vieler-geruechte-nicht-aufgehoben/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+thailandtip%2FAktuelle_Thailand_Nachrichten+%28ThailandTip+-+Aktuelle+Nachrichten+aus+Thailand+%29

Der Farang(Thailand), 12.31h
http://der-farang.com/de/pages/touristen-sollten-ausgangssperre-ernst-nehmen

Der Farang(Thailand), 17.57h
http://der-farang.com/de/pages/ausgangssperre-gelockert

Bangkok Post, 21.33h
http://www.bangkokpost.com/news/coup/412082/new-curfew-midnight-4am

Normal ist auch, dass nach einem Putsch des Militärs keine Pressefreiheit existiert. Die gab es übrigens noch nie in Thailand. Nur ein kleines Beispiel aus der Thaksin-Zeit:
http://rodsjournal.wordpress.com/2008/05/03/thai-women-are-fighters-a-post-for-world-press-freedom-day-2008/
(wenn das aus unerklärlichen Gründen nicht klappt, bitte bei google suchen unter:
"Thai women are fighters for world press freedom day 2008"

Das war bei Thaksin, dem mehrfach demokratisch Gewählten und Verfechter demokratischer Entwicklungen in Thailand, absolut kein Einzelfall. Daran werden sich die Journalisten von "Bangkok Post" und "Nation" noch gut erinnern. Kann man auch bei Wiki nachlesen. Und wie die Premierministerin Yingluck die Aufführung einer Verfilmung von Sheakespeares "König Lear" (Thai-Regisseurin) verbieten ließ, weil sie Vergleiche mit ihrem Bruder entdeckte, steht in einem meiner Blog-Beiträge.
Was also heute an Zensur in Thailand passiert, hat jede Regierung getan. (s. Reporter ohne Grenzen)
Wie sich die Geschichte zu wiederholen scheint, kann man aus einem Interview mit eben dieser Supinya Klangnarong (s.o.) herauslesen:
http://www.boell.de/de/navigation/demokratiefoerderung-thailand-krise-interview-internet-demokratisierung-9158.html


Die Militärjunta hat jetzt kritische Berichte oder Kommentierungen der "Arbeit des Militärs und seiner Organisationen, die für Frieden und Ordnung sorgen sollen" , unter Androhung von Strafe verboten. Auch Mails und Soziale Netzwerke werden überwacht und ggf. gesperrt und die Autoren und Kommentatoren vor das Militär zur Anhörung bestellt.
Es gibt viele öffentlich zugängliche Meldungen, die ich gesammelt habe und die nicht kommentiert zu werden brauchen. Man braucht sie nur zu zitieren und entsprechend zusammen zu stellen.

Pressefreiheit:
Juntachef will bejubelt werden
http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/52137-fragen-gestellt--verhaftet-.html#contenttxt

Meinungsfreiheit:
http://www.dw.de/milit%C3%A4r-unterdr%C3%BCckt-meinungsfreiheit/a-17663490?maca=de-rss-de-region-asien-4023-rdf

Journalist demonstriert mit zugeklebtem Mund:
http://www.thailand-tip.com/nachrichten/news/werden-journalisten-bei-ihrer-arbeit-in-thailand-behindert/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+thailandtip%2FAktuelle_Thailand_Nachrichten+%28ThailandTip+-+Aktuelle+Nachrichten+aus+Thailand+%29

Verhaftung von ehem. Bildungsminister:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/putsch-in-thailand-minister-vor-journalisten-verhaftet-a-971923.html#ref=rss

Und wieder sind die Ausländer an allem schuld:
http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/52100-ncpo-in-der-kritik-wegen-kritikverbots.html#contenttxt
Demonstrieren denn da nur FRAUEN? Und die sind alle mit ausländischen Männern verheiratet? Und was ist mit den männlichen Putsch-Kritikern?

Und zum Abschluß noch etwas in die Zukunft Weisendes:
Juntachef ernennt Berater-Team:
http://der-farang.com/de/pages/militaerjunta-ernennt-regierungskritiker-zu-beratern-1

Ja, wen sehen wir denn da zwischen den Generälen als zukünftigen Berater? Richtig! Suthep! Einen Lügner, Aufhetzer, Anstifter zu Gewalttaten und Terrorismus, der anfangs ganz ganz lieb und gewaltlos sein wollte.
Suthep war noch Abgeordneter und nicht Mobführer, als er am 2.Augist 2013 sagte: "Dieser Kampf wird von Prinzipien der Gewaltlosigkeit sowie auf demokratische Weise abgehalten, um Thaksin und Yingluck Shinawatra mitzuteilen, dass Thailand nicht dieser Familie gehört."
http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/41845-tausende-versammelten-sich-am-lumpini-zur-anti-thaksin-demo.html

Was danach passierte, konnte man nicht nur in meiner Blog-Chronik, sondern viel umfangreicher in allen internationalen Zeitungen lesen. Hier nur ein Bild der demokratischen Gewaltlosigkeit:

Der Anführer solcher "demokratischen" Demonstranten kann sicher ein guter Berater sein
Wer sich über die täglichen Entwicklungen in Thailand informieren will, dem sei dieser Überblick empfohlen:
http://news.feed-reader.net/643-thailand.html

Das Militär setzt jetzt alle bisher blockierten Pläne der Yingluck-Regierung um. (Die waren übrigens nicht von Militär blockiert worden) Die Reisbauern werden bezahlt (was bisher zu teuer war), die Infrastruktur-Programme sollen umgesetzt werden (bisher mit 2,2 Billionen Baht als "den Staat ausbeutend" und völlig inakzeptabel bezeichnet, und jetzt sind 2,6 Billionen auch für den Hochgeschwindigkeitszug gebilligt), es sollen Milliarden in die Bildung gesteckt werden (mal sehen wo, ob im Bangkok, im Süden oder auch ein paar Mittel für den Isan und den Norden?), usw. usw.. Das ist ja alles ganz prima und keiner demonstriert dagegen. Mal sehen, ob die Zeiten blühend oder bleiern werden. Wir können nur abwarten und Tee trinken. Oder Bier, denn guter Wein ist immer noch zu teuer.

Nachtrag
Nun gehen natürlich bei allen gutmenschelnden und demokratiebeflissenen Ausländern die diversen Aufschreie der Empörung los. Haben diese Leute - zumal die Deutschen - denn ganz übersehen, wie lange es in ihrer Demokratie Zensur gab und heute gibt? Wissen Sie nicht, dass nicht nur in den 50er und 60er Jahren hundertfach gegen Sex, in den 70er Jahren  noch mehr gegen politisch Andersdenkende und bis heute in der unterschiedlichsten Weise (Sex, Gewalt, Religion, Persönlichkeitsrecht usw.) mit der Zensurkeule vorgegangen wird? Ein Fernsehsender (BR) hat sich damals mehrfach aus dem Kabarett-Programm von Dieter Hildebrandt (Scheibenwischer) ausgeschaltet! Und das alles passierte nicht unter einer Militärdiktatur!

Ich bin so oft ohne Urteil zensiert worden, dass ich aufgehört habe zu zählen. Ich habe die Zensoren aber immer lächerlich gemacht. Das war meine Waffe. Die ist heute in Thailand in dieser Weise noch nicht einsetzbar.
Als ich völlig legal auf einer gemieteten Wand gegen Zensur plakatieren wollte, kam die Polizei und wollte das verhindern.

Unter der zensierenden Ordnungsmacht eines Staates entsteht Friedhofsruhe. Es sei denn, es regt sich massiver Widerstand.

Aber wenn ich mir hin und wieder meine weit zurück liegenden Engagement-Artikel in meiner ersten Homepage "manfred-spies.de" >Moslem/Islamist, Plakat kann nicht geklebt werden, durchlese, kann ich meine damalige Wut verstehen. Zum Schluß schrieb ich:

"Das ist die real existierende Demokratie. Das ist die Kehrseite von in Sonntagsreden gefordertem „mündigem Bürger“und „Engagement und Zivilcourage“und der tatsächlichen Verhinderung all dessen. Immerhin habe ich mich in den letzten 20 Jahren über 500x auf Großflächenplakaten versucht einzumischen und dabei 16 Ermillungsverfahren gehabt, die alle eingestellt wurden, weil auch nicht die Spur einer Straftat erkennbar war. Das Papier für Absichtserklärungen wird in der Gegenwart beschrieben, aber die Vergangenheit sitzt uns im Gedärm und im Gehirn. Da bekommt man Angst um die Zukunft."

Grüße von Manfred Spies


Freitag, 23. Mai 2014

THAILAND - PÄNG!


    Es war wieder ein verdammt heißer Tag mit verdammt harter Arbeit im Garten. Aber Luck sagte mir, dass alles bald fertig ist. Und die Ergebnisse meiner Maloche seien sehr schön.
    Mittag, Essen und ein wenig ausruhen und in den klimatisierten Räumen einige Sachen erledigen. Pause. Morgen ist auch noch ein Tag. Wie sagt Eddy immer: „Wir sind doch nicht auf der Flucht!“

    In der Hängematte las ich am Nachmittag in einer Geschichte von Rattawut Lapcharoensap, wie die Mutter langsam erblindete, als Luck von unten schrie:“Militärputsch? Was ist los? Keine Nachrichten im Fernsehen!“Ich rannte ins Atelier und suchte im Computer. Bei „20 Minuten online“ las ich „Militärputsch in Thailand“. Dann fand ich die gleiche Information unter „tageschau“.

    Also doch. Da wird sich die hohe US-Beamtin des Pentagon, Amy Searight, aber sehr wundern und feststellen, dass die USA ihren ältesten und engsten asiatischen Verbündeten gar nicht gut kennen.

http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/51653-pentagon-es-wird-keinen-putsch-in-thailand-geben.html

    Was man seit der TV-Ansprache des Putsch-Generals, der seine Aktion nicht als einen Putsch bezeichnet, in den internationalen Medien lesen konnte, braucht hier nicht wiederholt zu werden. Es ist so viel Vernünftiges dabei, dass sich jeder sein Bild machen kann. Es ist aber wie immer, wenn etwas die Welt bewegt, auch so irrsinnig viel Schwachsinn besonders in den Foren dabei, dass ich hier nur etwas zum Totlachen aus dem SPIEGEL-Forum zitieren möchte:



    Auch am Abend gab es keinerlei Nachrichten über die aktuelle Thailand-Politik. Die politischen Sender sowieso, aber auch über zehn weitere und zum Teil internationale Sender waren abgeschaltet bzw. zeigten ein entsprechendes Standbild. Warum die Nachrichten über Thailand und das gesamte Programm der Deutschen Welle zu sehen war, BBC, CNN und andere Sender aber von der Zensur betroffen waren, ist mir ein Rätsel.



    Nach dem Abendessen wollten wir Frau Maischbergers „Danke Ulli Hoeness!“ nicht ansehen und legten die DVD „Z“von Costa Gavras in den Recorder. Das passte gut. Am Ende dieses phanstastischen Politklassikers verbietet die griechische Militärjunta Männern das Tragen langer Haare, den Frauen Miniröcke, Sophokles, Tolstoi, Euripides, das Gläserwerfen nach Trinksprüchen, Arbeitskämpfe bzw. Streiks, Aristophanes, Ionesco, Sartre, Albee, Pinter, Pressefreiheit, Soziologie, Beckett, Dostojewski, moderne Musik (Popmusik), Volksmusik, moderne Mathematik.

    Das wird in Thailand sicher nicht geschehen. Gestern gab es erst einmal landesweit eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr morgens und keine  „Ansammlungen“ von mehr als 5 Personen. Die lauten Durchsagen und die Musik vom nahe gelegenen Fußballplatz waren noch um 22.45 Uhr zu hören, als ich genervt das Fenster schloß. Die Thailänder halten sich nicht an Verkehrsregeln, aber auch nicht an das Kriegsrecht der Militärs.
    Mal sehen, wie lange diese Regelungen gelten. Es wird für sehr, sehr viele Farangs eine angenehme Begleiterscheinung des Putsches sein, denn die Thailänder sind das lauteste Volk, das ich je erlebt habe. Nicht was das Reden, Singen oder gar Gröhlen angeht. Aber den Einsatz von zum Teil gigantischen Lautsprechern am Tag und bei Nacht habe ich immer als akustische Kontaminierung empfunden.


    Da nun dieser Putsch bisher ganz ruhig und ohne einen einzigen Knall so ganz thai-untypisch verlaufen ist, brachte mich das auf die Idee, endlich mal mit einem lauten PENG etwas über über die Hörgewohnheiten der ThailänderInnen zu zeigen.

    Zuerst muss man auf eine kulturelle Besonderheit der Thai hinweisen, sonst kann man viel von ihrem Verhalten nicht verstehen: Das Wort „Rücksicht“ kommt nicht vor. Ein Bekannter in Düsseldorf, der auch mit einer Thailänderin verheiratet ist, fragte mich einmal, ob die Thailänder Empathie nicht kennen. Um Gottes willen, Empathie!!! Das ist ja die absolute Steigerung! Nein, bleiben wir einfach bei der Rücksichtnahme auf andere. Darüber denke nicht nur ich nach:

http://der-farang.com/de/pages/ruecksichtslos

    Und wenn es um Lärm geht, gibt es dazu auch Infos von kompetenterer Seite, von Günther Ruffert:
(Auszüge):
„Davor sitzt die halbe Dorfgemeinde und schaut einer Thai-Burleske zu, die mit ohrenbetäubendem Lärm aus den Lautsprechern schallt.“

„Nun geht das Feiern richtig los. Jetzt kommt auch das wichtigste Requisit der Veranstaltung voll zur Geltung: die Musik. Schon am Vortage war eine Lautsprecheranlage aufgebaut worden, die zur Beschallung eines Grossraumstadions völlig ausgereicht hätte....und im Übrigen dafür sorgt, dass die Lautstärke voll aufgedreht bleibt und vor allem die Bässe nicht zu kurz kommen. Das Ding läuft – mit Ausnahme der Zeit, in der die Mönche beten – den ganzen Tag und auch noch fast die ganze Nacht. “

„An aufgestellten Tischen labt sich die ganze Gesellschaft an Essen und Getränken, natürlich begleitet von ohrenbetäubender Musik, die auch hier aus Riesenlautsprechern ertönt. Gegen Mitternacht verlassen wir, satt gegessen und getrunken die Party, die aber – wie ich an dem Krach, der die ganze Nacht über anhält, unschwer erkennen kann – bis zum frühen Morgen weiter geht.“

Kann man sich dagegen wehren?
http://blog.vimami.com/2012/06/unertraegliche-laermbelaestigung/

Vorbereitungen für eine Party

Wenn man möchte, dass die halbe Provinz etwas hört, baut man zusätzliche Hörner auf Gerüste

Das ist ein Arrangement für den Hausgebrauch

Die Sitzmöbel des Cafes sind Geschmacksache. Die Beschallung ist geschmacklos.

Ein wunderbar lounchiges Plätzchen, um auszuruhen, wenn nicht......

Auch hier kann man in aller Ruhe speisen, denn die plärrenden TV-Geräte gehören zum Besteck.

Sonderangebote müssen in den Kaufhäusern immer so beworben werden, dass man es auf allen Etagen hört.

Ein TV-Gerät ist ein Muss in jedem Geschäft, in jeder Arztpraxis und natürlich auch im Immigration Office.

Klein aber laut, das ist die Unterhaltung am Busbahnhof

Im Bus selbst sind oft Unterhaltungen unmöglich. Über jedem Sitz röhrt eine Box.

Werbung an einem Kleinbus: "Hereinspaziert" wird auch draußen über Megaphone gebrüllt.

Chinesischer Umzug im Markt, ein Höllenlärm.

Muttertag wird gefeiert. Anschließender Besuch in der Ohrenklinik.

Keine Love-Parade, aber eine Demo.
Wenn man irgendein Produkt überall verkaufen will, packt man es ins Auto und montiert oben Lautsprecher drauf....


....das gab es nach dem Krieg auch in Deutschland. Längst verboten.

Spezial-Shop für den Einbau von Auto-Lautsprechern

Ein guter Kunde....

...der auf die hintere Sitzreihe verzichtet.

Wenn die hohen Mädchenstimmen aus den Tröten quäken, sind im Park Vogelstimmen nicht mehr zu hören.

Im Tempelpark krächzt es alle 20 Meter aus einem Lautsprecher

Egal ob im Schatten....

...oder in der Sonne, es ist einfach nur Krach.

Höllenlärm im Tempel...

...und auch bei Totenfeiern.
Thailand ist nicht nur das Land des angeblichen Lächelns, sondern viel mehr das Land des unglaublichen Lärms. Als meine Frau den von uns eingeladenen Kunststudenten Pranai nach drei Wochen Aufenthalt in Deutschland und Besuchen bei der documenta und in über 30 anderen Museen und Galerien und vielen Radtouren und Kneipenbesuchen fragte, ob er sich ein Leben in Düsseldorf vorstellen könnte, sagte er: „Nein, das ist hier ja wie auf einem Friedhof.“

In diesem Jahr habe ich mir etwas ganz Besonderes zum Geburtstag geschenkt: Ein Konzert mit Teilen meiner riesigen Musiksammlung, von Klassik über Folk, Soul, Jazz, Worldmusik, Pop und Rock´n Roll. Das Ganze natürlich aus geliehenen, typischen Thai-Boxen.
Anfangen wollte ich aber nicht wie die Thai vor Sonnenaufgang, sondern gegen sieben Uhr. Da sind alle längst wach, waren auf dem Markt oder sind schon zur Atbeit gefahren.
Die Boxen waren nicht riesig, die Anlage produzierte eine konzertante Qualität. Bässe habe ich fast weggedreht, die Boxen gaben davon sowieso genug ab.





Gestartet wurde um 7.15 Uhr mit „Happy Birthday“ von Stevie Wonder. Danach kam das „Halleluja“ von Händel und „Freude schöner Götter Funke" aus der Neunten von Beethoven. Als nach 13 Minuten der Walzer von Lehar „Gold und Silber“versprechen sollte, stand ein schwarzer Thai vor der Tür. Er hatte weiße Buchstaben vorne und hinten auf der Kleidung, die ihn als einen Mitarbeiter der örtlichen Polizei auswiesen. Ich wollte ihn zum flotten Walzer auffordern, aber er hatte einen anderen Auftrag. „Die Musik ist zu laut, wir haben Beschwerden, die Thai schlafen noch.“ So einen Schwachsinn habe ich noch nie am frühen Morgen gehort.

Mein Konzert wurde nach Plan fortgesetzt. Erst Klassik, dann ruhiger Jazz und New Wave, danach griechischer Bouzouki, Latin und so weiter.
Die Polizei kam oft. Ich fragte sie, ob sie heute Morgen auch im einen Kilometer entfernten Nachbardorf waren, als um 5 Uhr ein Einheimischer über viel größere Boxen seinen Thai-Pop abspielte. Davon wurden wir geweckt.

Einmal kam die Polizei sogar mit Signalhorn und Blaulicht. Sie brachten mit keinen Kuchen, auch keine Geschenke.
Mein schönes Konzert endete eine Stunde früher als geplant um 20 Uhr.

Ich gebe es zu: natürlich war dies auch ein Test. Hier wird gesagt, die Thai seien meist unfreundlich, unhöflich, ungastlich, ausländerfeindlich und bisweilen rassistisch. Sie fühlen sich selbst als die Größten und Besten. Ausländer sind etwas ganz Anderes. Menschenrechte? Nan arai?
 Ich wollte mehr wissen. Jetzt bin ich um einige Erfahrungen reicher.

Es ist kurz nach Mitternacht. Also leise Grüße von Manfred Spies

Nachtrag
Natürlich gab es auch die üblichen Geburtstags-Rituale. Aber kein Fest. Ich wollte diesen Tag mal ganz entspannt genießen. Meist saß ich im Gartenhaus, hörte meine Musik von allen Seiten, löffelte mein Essen mit den Zutaten aus dem Garten, trank einen Chardonnay (oder mehrere) und las.


Natürlich bekam ich auch eine Torte. Allerdings machte sie mich älter, was mich aber nicht ärgerte.
Für die hungrigen Thai-Besucher wurde sie dann später angeschnitten.




An dieser Stelle möchte ich den vielen Besuchern und Gratulanten danken, die mir persönlich, per Mail und drei über über facebook ihre Grüße und guten Wünsche übermittelten. Monika und Walter danke ich für den Prosecco, der noch auf ein leckeres Abendessen wartet. Ich danke auf diesem Wege Dorotheé Haeseling, Brigitte Stöckhert, Werner und Gabi Wierich, Monika-Maria Schinke, Jürgen Büssow, Eddy Wyrsch, Margrit Baur-Fisch, Erika Koch, meiner fast entschwundenen Freundin Petra-Maria, Paul Martini, Marianne Dengler, Thomas Ohl, Günter und Luise Herr, Aykut Egeli, "Speedy" Christoph Hermes, Jörg Biendarra in Chiang Mai, Kalle, Regine Mengel. Dank auch bei denen, die ich vergessen habe und mich dafür entschuldige. Meine Frau Luck ist überzeugt, dass ich 100 werde. Drückt mir die Daumen, dass ich diese lächerliche Prognose in den Schatten der Thai-Sonne stelle :-).

Euer Manfred


Sonntag, 18. Mai 2014

Thailand: Aufpassen oder anpassen?

Oft erhalte ich Mails von Leserinnen oder Lesern, die aus den Blog-Texten oder meinen Webseiten eine "Aufmüpfigkeit", einen "ungebrochenen Mut zum Widerstand" und "Zivilcourage" heraus zu lesen meinen. Das empfinde ich ganz anders. Ich halte und hielt es für normal, dass sich ein Bürger in einer Demokratie mit klarem Kopf und offenen Ohren und Augen bewegt und sich selbstverständlich auch hier und da zu Wort meldet, wenn er es für richtig hält. Ich halte alle, die das nicht tun, nicht für Schleimscheisser, Arschkriecher, Duckmäuser und Speichellecker. Ich finde es nur schade. dass kaum ein Deutscher den Artikel 5 des Gundgesetzes kennt, geschweige ihn anwendet.

Dafür, dass ich zeitlebens meine Freiheit - auch die Freiheit zu reden, zu schreiben, Bilder zu machen und zu veröffentlichen - für das Wichtigste und Grundlegenste für alles andere hielt, gibt es sehr viele Gründe. die eigentlich alle kennen könnten weil sie auch alle anderen betreffen. Insofern halte ich mein Engagement für nichts Besonderes. Dass es ungewöhnlich ist, liegt nicht an mir, sondern an der Gesellschaft.

Einer erneuten Mail zu diesem Thema habe ich geantwortet in einer durchaus allgemeinen Weise, so dass ich das mal veröffentlichen kann. Damit sind hoffentlich auch einige meiner Kritiker aufgeklärt.
..........................



Lieber Michael,

vielen Dank für dein heftiges Schulterklopfen, das mich ja fast bescheiden in die Knie gehen ließ, denn so etwas bin ich hier nicht gewohnt. Jeder ist sich selbst der Nächste und entfernt sich dabei nicht nur von den anderen Menschen, sondern auch von sich selbst.

Wie du vielleicht in meinem letzten Blog-Info sehen konntest, gibt es nicht nur sehr viel zu tun, sondern auch reichlichen Flüssigkeitsverlust. Die Temperaturen sind zur Zeit nicht angenehm.



Daher kann ich nur kurz auf deine Mail antworten:

- Ob ich nicht nur seit 73 Jahren sondern bereits in den ersten neun Monaten nach meiner Zeugung "Kampfesbereitschaft" zeigte, könne nur meine Mutter beurteilen :-). Die kann ich nun leider nicht mehr fragen. Ich gehe eher davon aus, das mich Umstände meiner Sozialisation zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Denn weder meine Eltern, noch mein zwei Jahre älterer Bruder noch irgend jemand in meiner Verwandtschaft haben je so wie ich die ausgetretenen Pfade der ganz normalen Lebenswege verlassen.

- Ich hoffe, dass wir uns in Thailand nicht nur "mal über den Weg laufen", denn das käme ja einem Lottogewinn gleich. Wenn wir nicht zu weit entfernt wohnen (ab wann kommt ihr? wo wohnt ihr?), wären geplante Besuche sicher angenehm.

- Was meine "Aufmüpfigkeit" angeht, so halte ich diese nicht für für eine besonders lobenswerte Eigenschaft. Erstens bin ich nicht a priori aufmüpfig, sondern die Umstände provozieren meinen Widerstand. Ich bin also kein aggressiver Mensch, sondern die Wirklichkeit ist so enorm scheisse! Ich bin nicht in der DDR groß geworden und auch nicht im Dritten Reich. Also hatte ich immer die Chance zur Meinungsfreiheit und zum Einmischen. Das hielt ich nicht nur angesichts der deutschen Geschichte für eine CHANCE, sondern für eine VERPFLICHTUNG. Dass ich das so sehe, ist sicher heutzutage ungewöhnlich. Leider.
Der Weg ist nicht bequem, manchmal sogar anstrengend, weil man sich wieder und wieder gegen Politiker, Gewerkschaftsführer, Kirchenvertreter, Sportfunktionäre oder den Otto Normalo gerichtlich zur Wehr setzen muss. Du kannst bei WIKI lesen, wie oft ich Recht bekam: Immer!
Wenn man dann in einer immer angepasster und reaktionärer werdenden Gesellschaft intellektuell immer einsamer wird, denkt man hin und wieder ans Abhauen (s. Beitrag "Kopftuch" von 7/2006 auf meiner kleinen Homepage Manfred Spies, der enorm umfangreich recherchiert war und zu dem Schlusssatz führte:
"Es gab mal das Wort von dem Deutschland der Dichter und Denker. Im Land der Deppen und Dödeln will ich meinen Goethe, Schiller, Lessing, Tucholsky, Böll und all die anderen nicht lesen, meinen Bach, Händel, Beethoven, Henze, Brahms usw. nicht hören. Ich will lieber weit weg sein und auswandern. Nicht heute, eher übermorgen...")

Nun bin ich also hier und kam vom Nieselregen in die sturmflutartige Monsuntraufe. Gegen unsere vereinzelten politischen Schwachköpfe ist der hier fast kollektiv anzutreffende politische Hirntod wie ein Schüsselchen Papayasalat gegen ein 20 Meter langes Thai-Fressbuffet, wenn man es mal positivistisch aus Thai-Blickwinkel betrachtet. In diesem geistigen Klima gedeihen dann solche Vorstellungen (Suthep und Konsorten), dass man die Ausländer nicht braucht, dass die Meinungen von Ausländern total unwichtig sind, dass man fünf Jahre abgeschottet vom Ausland existieren kann, dass eine neue, nicht gewählte sondern von "guten Leuten" ernannte Regierung nicht den Segen des Auslandes braucht.(*)...Und weiter hört man, dass die geschasste Regierungschefin Yingluck nun in den Norden Thailands "geflüchtet" sei, und es dort natürlich deshalb sofort ein Erdbeben gab.
Was soll man dazu sagen? Da braucht man kein deutsches Kabarett oder Comedy-Shows bei der Deutschen Welle im TV, da hat man jeden Tag viele Gründe, sich halbtot zu lachen.

Öffentlicher Auftritt des ehemaligen Regioerungschefs und Führers der jetzt oppositionellen "Demoratischen Partei", Abhisit, mit Kondomhut. In Thailand gibt es übrigens keinen Karneval!



Symbolträchtige Thai-Flagge
(*) Sollen dann fünf Jahre alle ausländischen Vertretungen geschlossen werden? Wird je eine ausländische Regierung diese "Gute-Leute-Regierung" anerkennen? Werden dann die Thailänder keine Autos (alles Ausländer), keine Motorräder und Mofas (alles Ausländer), keine Elektrogeräte (alles Ausländer), keine TV- und HIFI-Anlagen (alles Ausländer), usw. usw. mehr benutzen, zu Fuß gehen und sich vor lauter Langeweile mehr als bisher an ihrem Thai-Fusel besaufen? Und werden sie nicht mehr mehrmals täglich ihre Nationalhymne singen, denn nicht einmal die haben sie selbst gemacht. Der Komponist ist ein Deutscher!

Also, bei dieser Realität muss man doch mit Blindheit oder Doofheit geschlagen sein, wenn man gar nichts wahr nimmt. Und wenn man zu allem den Mund hält und nur mit dem Kopf schüttelt, wird einem auch schnell schwindelig.



Grüße von Manfred Spies

Mittwoch, 14. Mai 2014

Thailand - Sonne

Es ist nicht alles schön, was scheint. Das trifft auf die brutale Sonne in den Sommermonaten April bis Juni in unseren Breiten besonders zu. Ich bin immer wieder voller Erstaunen und Bewunderung, wenn ich in dieser Hitze die Arbeiter beim Hausbauen beobachte. Aber das sind dem Vernehmen nach ganz arme Leute aus Laos oder Kambodscha, die von den Thai als Gastarbeiter für Billiglöhne angeheuert werden. Man sagt, inzwischen würden die Thailänder selbst solche Arbeiten nicht mehr machen. Das kommt mir bekannt vor.

Meine lieben Leserinnen und Leser in Deutschland berichten mir aus kalten Zonen. Da denke ich gern zurück an letzte Apriltage, an denen wir schon die Tische und Bänke für den Biergarten meines Kneipen-Restaurants rausstellen mussten, weil die Gäste bei milden Temperaturen von 18-20 Grad gern an der frischen Luft ihren Salat oder ein Gratin genießen wollten. Und dazu ein kaltes Alt.

Was habe ich gesagt? 18-20 Grad? Wunderbar! Selbst über Temperaturen weit darunter würden sich meine Gemüsegarten-Handwerker, Luck und ich sehr freuen. Hier ein Foto der heutigen Temperatur am frühen Nachmittag.
Temparatur von heute, natürlich ist das Thermometer NIE in der Sonne!
Wollt ihr mit uns tauschen? Aber dann auch verbunden mit Arbeit!
Wir haben für die biologisch angebauten Gemüse und Kräuter - die Thailänder verwenden leidenschaftlich gern jede im Ausland verbotene Chemikalie zur Verbesserung der Erträge - ein gegen Regen und Sonne geschütztes Gemüsehaus gebaut. Das muss sein, weil viele Sorten - vor allem Tomaten - wenig Sonne und gar keine Wässerung von oben vertragen. 
Die Pläne wurden aus Kostengründen mehrfach geändert, sehr viel habe ich selbst gebaut und zementiert. Das hat auch Spaß gemacht. Aber bei den körperlichen Anstrengungen hat mein 73jähriger Rücken nie protestiert. Es gab bei dem Transport von mehreren Tonnen Material bei der enormen Hitze die Notwendigkeit von Pausen. Auch wegen des enormen Flüssigkeitsverlustes. Aber wir sind jetzt mit den neun großen Beeten und dem um das Gemüsehaus herum liegenden Bereichen mit Obst und Gewürzanbau sehr zufrieden. 
Nur eine Bitte: schickt uns etwas von euren niedrigen Temperaturen. Wir sind dankbar und schicken Hitze zuzrück.
Das Gemüsehaus wurde von Handwerkern nach unseren Plänen gebaut. Danach mussten die noch vorhandenen Pflanzen entfernt und die Beete gebaut werden. Probleme gab es mit der Folie gegen den Regen, die nach dem ersten Wind wegflog. Danach wurde sie mit einer von mir vorgegebenen Technik neu installiert. Die Thailänder haben das erstaunlicherweise akzeptiert. Übrigens: Wen der schiefe Telefonmast im Bild irritiert, soll bedenken: Wir sind in Thailand! 

Ja, liebe Freunde, auch bei fast 40 Grad im Schatten müssen Bäume beschnitten und der Beschnitt abtransportiert werden!

Was Luck heute bei der Auflockerung des steinharten Lehmbodens der Beete geleistet hat, war unglaublich. Sie hat auf dem Schotter die Stiefel ausgezogen und gesagt, "Das ist gute Fußmassage!" Nun kommt mein selbst gemachter Bioboden drauf und die Bepflanzung kann beginnen.

Ganz herzliche und heiße Grüße aus Pakchong von Luck und Manfred