Freitag, 23. Mai 2014

THAILAND - PÄNG!


    Es war wieder ein verdammt heißer Tag mit verdammt harter Arbeit im Garten. Aber Luck sagte mir, dass alles bald fertig ist. Und die Ergebnisse meiner Maloche seien sehr schön.
    Mittag, Essen und ein wenig ausruhen und in den klimatisierten Räumen einige Sachen erledigen. Pause. Morgen ist auch noch ein Tag. Wie sagt Eddy immer: „Wir sind doch nicht auf der Flucht!“

    In der Hängematte las ich am Nachmittag in einer Geschichte von Rattawut Lapcharoensap, wie die Mutter langsam erblindete, als Luck von unten schrie:“Militärputsch? Was ist los? Keine Nachrichten im Fernsehen!“Ich rannte ins Atelier und suchte im Computer. Bei „20 Minuten online“ las ich „Militärputsch in Thailand“. Dann fand ich die gleiche Information unter „tageschau“.

    Also doch. Da wird sich die hohe US-Beamtin des Pentagon, Amy Searight, aber sehr wundern und feststellen, dass die USA ihren ältesten und engsten asiatischen Verbündeten gar nicht gut kennen.

http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/51653-pentagon-es-wird-keinen-putsch-in-thailand-geben.html

    Was man seit der TV-Ansprache des Putsch-Generals, der seine Aktion nicht als einen Putsch bezeichnet, in den internationalen Medien lesen konnte, braucht hier nicht wiederholt zu werden. Es ist so viel Vernünftiges dabei, dass sich jeder sein Bild machen kann. Es ist aber wie immer, wenn etwas die Welt bewegt, auch so irrsinnig viel Schwachsinn besonders in den Foren dabei, dass ich hier nur etwas zum Totlachen aus dem SPIEGEL-Forum zitieren möchte:



    Auch am Abend gab es keinerlei Nachrichten über die aktuelle Thailand-Politik. Die politischen Sender sowieso, aber auch über zehn weitere und zum Teil internationale Sender waren abgeschaltet bzw. zeigten ein entsprechendes Standbild. Warum die Nachrichten über Thailand und das gesamte Programm der Deutschen Welle zu sehen war, BBC, CNN und andere Sender aber von der Zensur betroffen waren, ist mir ein Rätsel.



    Nach dem Abendessen wollten wir Frau Maischbergers „Danke Ulli Hoeness!“ nicht ansehen und legten die DVD „Z“von Costa Gavras in den Recorder. Das passte gut. Am Ende dieses phanstastischen Politklassikers verbietet die griechische Militärjunta Männern das Tragen langer Haare, den Frauen Miniröcke, Sophokles, Tolstoi, Euripides, das Gläserwerfen nach Trinksprüchen, Arbeitskämpfe bzw. Streiks, Aristophanes, Ionesco, Sartre, Albee, Pinter, Pressefreiheit, Soziologie, Beckett, Dostojewski, moderne Musik (Popmusik), Volksmusik, moderne Mathematik.

    Das wird in Thailand sicher nicht geschehen. Gestern gab es erst einmal landesweit eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr morgens und keine  „Ansammlungen“ von mehr als 5 Personen. Die lauten Durchsagen und die Musik vom nahe gelegenen Fußballplatz waren noch um 22.45 Uhr zu hören, als ich genervt das Fenster schloß. Die Thailänder halten sich nicht an Verkehrsregeln, aber auch nicht an das Kriegsrecht der Militärs.
    Mal sehen, wie lange diese Regelungen gelten. Es wird für sehr, sehr viele Farangs eine angenehme Begleiterscheinung des Putsches sein, denn die Thailänder sind das lauteste Volk, das ich je erlebt habe. Nicht was das Reden, Singen oder gar Gröhlen angeht. Aber den Einsatz von zum Teil gigantischen Lautsprechern am Tag und bei Nacht habe ich immer als akustische Kontaminierung empfunden.


    Da nun dieser Putsch bisher ganz ruhig und ohne einen einzigen Knall so ganz thai-untypisch verlaufen ist, brachte mich das auf die Idee, endlich mal mit einem lauten PENG etwas über über die Hörgewohnheiten der ThailänderInnen zu zeigen.

    Zuerst muss man auf eine kulturelle Besonderheit der Thai hinweisen, sonst kann man viel von ihrem Verhalten nicht verstehen: Das Wort „Rücksicht“ kommt nicht vor. Ein Bekannter in Düsseldorf, der auch mit einer Thailänderin verheiratet ist, fragte mich einmal, ob die Thailänder Empathie nicht kennen. Um Gottes willen, Empathie!!! Das ist ja die absolute Steigerung! Nein, bleiben wir einfach bei der Rücksichtnahme auf andere. Darüber denke nicht nur ich nach:

http://der-farang.com/de/pages/ruecksichtslos

    Und wenn es um Lärm geht, gibt es dazu auch Infos von kompetenterer Seite, von Günther Ruffert:
(Auszüge):
„Davor sitzt die halbe Dorfgemeinde und schaut einer Thai-Burleske zu, die mit ohrenbetäubendem Lärm aus den Lautsprechern schallt.“

„Nun geht das Feiern richtig los. Jetzt kommt auch das wichtigste Requisit der Veranstaltung voll zur Geltung: die Musik. Schon am Vortage war eine Lautsprecheranlage aufgebaut worden, die zur Beschallung eines Grossraumstadions völlig ausgereicht hätte....und im Übrigen dafür sorgt, dass die Lautstärke voll aufgedreht bleibt und vor allem die Bässe nicht zu kurz kommen. Das Ding läuft – mit Ausnahme der Zeit, in der die Mönche beten – den ganzen Tag und auch noch fast die ganze Nacht. “

„An aufgestellten Tischen labt sich die ganze Gesellschaft an Essen und Getränken, natürlich begleitet von ohrenbetäubender Musik, die auch hier aus Riesenlautsprechern ertönt. Gegen Mitternacht verlassen wir, satt gegessen und getrunken die Party, die aber – wie ich an dem Krach, der die ganze Nacht über anhält, unschwer erkennen kann – bis zum frühen Morgen weiter geht.“

Kann man sich dagegen wehren?
http://blog.vimami.com/2012/06/unertraegliche-laermbelaestigung/

Vorbereitungen für eine Party

Wenn man möchte, dass die halbe Provinz etwas hört, baut man zusätzliche Hörner auf Gerüste

Das ist ein Arrangement für den Hausgebrauch

Die Sitzmöbel des Cafes sind Geschmacksache. Die Beschallung ist geschmacklos.

Ein wunderbar lounchiges Plätzchen, um auszuruhen, wenn nicht......

Auch hier kann man in aller Ruhe speisen, denn die plärrenden TV-Geräte gehören zum Besteck.

Sonderangebote müssen in den Kaufhäusern immer so beworben werden, dass man es auf allen Etagen hört.

Ein TV-Gerät ist ein Muss in jedem Geschäft, in jeder Arztpraxis und natürlich auch im Immigration Office.

Klein aber laut, das ist die Unterhaltung am Busbahnhof

Im Bus selbst sind oft Unterhaltungen unmöglich. Über jedem Sitz röhrt eine Box.

Werbung an einem Kleinbus: "Hereinspaziert" wird auch draußen über Megaphone gebrüllt.

Chinesischer Umzug im Markt, ein Höllenlärm.

Muttertag wird gefeiert. Anschließender Besuch in der Ohrenklinik.

Keine Love-Parade, aber eine Demo.
Wenn man irgendein Produkt überall verkaufen will, packt man es ins Auto und montiert oben Lautsprecher drauf....


....das gab es nach dem Krieg auch in Deutschland. Längst verboten.

Spezial-Shop für den Einbau von Auto-Lautsprechern

Ein guter Kunde....

...der auf die hintere Sitzreihe verzichtet.

Wenn die hohen Mädchenstimmen aus den Tröten quäken, sind im Park Vogelstimmen nicht mehr zu hören.

Im Tempelpark krächzt es alle 20 Meter aus einem Lautsprecher

Egal ob im Schatten....

...oder in der Sonne, es ist einfach nur Krach.

Höllenlärm im Tempel...

...und auch bei Totenfeiern.
Thailand ist nicht nur das Land des angeblichen Lächelns, sondern viel mehr das Land des unglaublichen Lärms. Als meine Frau den von uns eingeladenen Kunststudenten Pranai nach drei Wochen Aufenthalt in Deutschland und Besuchen bei der documenta und in über 30 anderen Museen und Galerien und vielen Radtouren und Kneipenbesuchen fragte, ob er sich ein Leben in Düsseldorf vorstellen könnte, sagte er: „Nein, das ist hier ja wie auf einem Friedhof.“

In diesem Jahr habe ich mir etwas ganz Besonderes zum Geburtstag geschenkt: Ein Konzert mit Teilen meiner riesigen Musiksammlung, von Klassik über Folk, Soul, Jazz, Worldmusik, Pop und Rock´n Roll. Das Ganze natürlich aus geliehenen, typischen Thai-Boxen.
Anfangen wollte ich aber nicht wie die Thai vor Sonnenaufgang, sondern gegen sieben Uhr. Da sind alle längst wach, waren auf dem Markt oder sind schon zur Atbeit gefahren.
Die Boxen waren nicht riesig, die Anlage produzierte eine konzertante Qualität. Bässe habe ich fast weggedreht, die Boxen gaben davon sowieso genug ab.





Gestartet wurde um 7.15 Uhr mit „Happy Birthday“ von Stevie Wonder. Danach kam das „Halleluja“ von Händel und „Freude schöner Götter Funke" aus der Neunten von Beethoven. Als nach 13 Minuten der Walzer von Lehar „Gold und Silber“versprechen sollte, stand ein schwarzer Thai vor der Tür. Er hatte weiße Buchstaben vorne und hinten auf der Kleidung, die ihn als einen Mitarbeiter der örtlichen Polizei auswiesen. Ich wollte ihn zum flotten Walzer auffordern, aber er hatte einen anderen Auftrag. „Die Musik ist zu laut, wir haben Beschwerden, die Thai schlafen noch.“ So einen Schwachsinn habe ich noch nie am frühen Morgen gehort.

Mein Konzert wurde nach Plan fortgesetzt. Erst Klassik, dann ruhiger Jazz und New Wave, danach griechischer Bouzouki, Latin und so weiter.
Die Polizei kam oft. Ich fragte sie, ob sie heute Morgen auch im einen Kilometer entfernten Nachbardorf waren, als um 5 Uhr ein Einheimischer über viel größere Boxen seinen Thai-Pop abspielte. Davon wurden wir geweckt.

Einmal kam die Polizei sogar mit Signalhorn und Blaulicht. Sie brachten mit keinen Kuchen, auch keine Geschenke.
Mein schönes Konzert endete eine Stunde früher als geplant um 20 Uhr.

Ich gebe es zu: natürlich war dies auch ein Test. Hier wird gesagt, die Thai seien meist unfreundlich, unhöflich, ungastlich, ausländerfeindlich und bisweilen rassistisch. Sie fühlen sich selbst als die Größten und Besten. Ausländer sind etwas ganz Anderes. Menschenrechte? Nan arai?
 Ich wollte mehr wissen. Jetzt bin ich um einige Erfahrungen reicher.

Es ist kurz nach Mitternacht. Also leise Grüße von Manfred Spies

Nachtrag
Natürlich gab es auch die üblichen Geburtstags-Rituale. Aber kein Fest. Ich wollte diesen Tag mal ganz entspannt genießen. Meist saß ich im Gartenhaus, hörte meine Musik von allen Seiten, löffelte mein Essen mit den Zutaten aus dem Garten, trank einen Chardonnay (oder mehrere) und las.


Natürlich bekam ich auch eine Torte. Allerdings machte sie mich älter, was mich aber nicht ärgerte.
Für die hungrigen Thai-Besucher wurde sie dann später angeschnitten.




An dieser Stelle möchte ich den vielen Besuchern und Gratulanten danken, die mir persönlich, per Mail und drei über über facebook ihre Grüße und guten Wünsche übermittelten. Monika und Walter danke ich für den Prosecco, der noch auf ein leckeres Abendessen wartet. Ich danke auf diesem Wege Dorotheé Haeseling, Brigitte Stöckhert, Werner und Gabi Wierich, Monika-Maria Schinke, Jürgen Büssow, Eddy Wyrsch, Margrit Baur-Fisch, Erika Koch, meiner fast entschwundenen Freundin Petra-Maria, Paul Martini, Marianne Dengler, Thomas Ohl, Günter und Luise Herr, Aykut Egeli, "Speedy" Christoph Hermes, Jörg Biendarra in Chiang Mai, Kalle, Regine Mengel. Dank auch bei denen, die ich vergessen habe und mich dafür entschuldige. Meine Frau Luck ist überzeugt, dass ich 100 werde. Drückt mir die Daumen, dass ich diese lächerliche Prognose in den Schatten der Thai-Sonne stelle :-).

Euer Manfred


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