Donnerstag, 3. September 2015

Ägypten erleben, erleiden?

Für einen Urlaub in Ägypten braucht man ein Visum. Angeblich gibt es neue gesetze und man muss zur Embassy of the Arab Republic of Egypt.
Die Ägyptische Botschaft in Bangkok kennt kein Taxifahrer. Die von der Botschaft im Internet angegebene Straße ist falsch. Zumindest eine der angegebenen Adressen. Man muss also mehrfach und umfangreich recherchieren.  Am Gebäude der Botschaft ( Sorachai Building) sind auf einem großen Schild alle Firmen angeschlagen, von der Botschaft der Arabischen Republik Ägyptens keine Spur. Aber fragen und noch mal fragen hilft weiter.





Die im Internet angegebenen Öffnungszeiten sind falsch. Im Building gibt es weder im Eingangsbereich noch auf der Konsulatsetage Stühle oder Bänke zum Sitzen und Warten. Man kann sich aber draußen bei Spaziergängen in der klaren, frischen Luft der leise summenden Stadt Bangkok die Zeit vertreiben. Wenn man Hustenbonbons dabei hat, ist das hilfreich.

Relativ pünktlich, also 11 Minuten nach der offiziellen Öffnungszeit, erschien auf der Botschaftsetage im 31 Stock zuerst ein bewaffneter Polizist, danach die Mitarbeiter und die Exzellenz. Nach Abgabe unserer Taschen, Handys und Waffen betraten wir als Einzige den großen Warteraum mit 70 modernen, leeren Stühlen. Ein Mitarbeiter führte uns zu einem Nummerndrucker. Wir zogen das anscheinend wichtige und notwendige Zettelchen und unsere Nummer wurde tatsächlich umgehend angezeigt und aufgerufen. 
Natürlich hatten wir nicht nur im Internet die unterschiedlichsten, für ein Touristenvisum notwendigen Dokumente gesehen. Auch bei unseren Telefonaten erfuhren wir immer wieder interessante Neuigkeiten. So hatten wir eine Aktentasche voller Ordner und Schnellhefter mitgebracht und die Dame hinter dem Panzerglas war sichtlich überrascht und erfreut auch über die große Anzahl von Kopien, die wir mitgebracht hatten, um unsere kostbare Lebenszeit nicht zu leichtsinnig der ägyptischen Botschaft zu schenken.Ein Kopiergerät gab es natürlich nicht auf der Botschaftsetage.
Viele Dokumente werden angegeben, andere Angaben fehlen. Das kennt man auch von der thailändischen Bürokratie zur Genüge. Jeder hat diese Leute schon verflucht, weil sie nie genau sagen, was sie haben wollen und man immer erneut anreisen muss.

Wenn Luck und ich in der Vergangenheit von Deutschland nach Ägypten reisten, bekamen wir für 35,-  €  am Ankunftsflughafen unter Vorlage unseres Passes ein Visum. Jetzt mussten wir außer dem gültigen Pass, Passbildern und den vielen Kopien eine Vermögensbestätigung der Bank, Heiratsurkunden, Wohnsitzbescheinigungen, Rechnungen der Flugtickets und der Hotelbuchung vorzeigen. Die Konsulats-Mitarbeiterin sagte uns kopfschüttelnd, warum wir nicht in einer Gruppe reisen. Da hätten wir überhaupt keine Probleme und keinen Papierkram. Ich habe keinen Versuch gemacht, mit ihr über Individualität und Lebensqualität zu diskutieren.

Bemerkenswert fand ich, dass die Kosten für die beiden Visa etwa 75% teuerer als üblich waren und wir keine Quittungen erhielten. Bemerkenswert fand ich auch, dass die Pässe bis zur Aushändigung der Visa in drei Wochen einbehalten wurden und wir auch dafür keine Quittungen erhielten. Als ich reklamierte und erklärte, es kann sein, dass ich den Pass bei einer Polizeikontrolle usw. benötige - eine ID-Card besitze ich nicht - , gab man mir eine Telefonnummer. Die Thai-Polizei soll anrufen.

Die Dame am Schalter sah alle unsere Unterlagen durch, verglich und prüfte. Nach etwa 90 Minuten waren wir wieder auf der Strasse und bestellten ein Taxi zum Busbahnhof und zur Heimfahrt. 
Im Taxi erhielt Luck einen Anruf des ägyptischen Konsulats. Ihr Pass sei ab Januar 2016 ungültig, sie könne mit diesem Pass kein Visum erhalten. Der Pass muss eine Gültigkeit von mindestens sechs Monaten haben. Die Dame hinter dem Panzerglas brauchte wohl etwas länger, um das festzustellen. Nun ist das eine übliche Frist bei der Ausstellung von Visa und Luck war sauer auf sich selbst. 
Das Taxi brachte uns zurück zum Konsulat, mit dem Pass rasten wir zur Thai-Behörde, um einen frischen Pass zu beantragen und danach brachten wir den alten Pass wieder zurück zu den Ägyptern. Gut für Luck war die Nachricht, dass sie den neuen Thai-Pass schon nach einer Woche abholen und zum ägyptischen Konsulat bringen kann. Da wird dann ein neues Antragsformular mit der neuen Passnummer ausgefüllt. Mal sehen, ob wir vor unserem Flug die Visa haben.

Irgendwann am Nachmittag brachte uns ein Taxi zum Minibus und wir landeten etwas genervt in Pakchong. Luck war sauer, dass sie durch ihre Unachtsamkeit so viel Geld für Autobahngebühren und Taxikosten ausgegeben und so viel Zeit verloren hatte. Ich kaufte ihr zwei Lottoscheine.

Überall die gleiche hierarchische Ordnung gleicher Köppe
Wenn ich diese idiotische Bürokratie besonders in den Ländern erlebe, die wirtschaftlich und bildungsmäßig am Arsch sind, die auch noch im digitalen Zeitalter der elektronischen Datenspeicherung täglich ganze Wälder für unnötige Papierberge vernichten und nicht das Zusammenleben der Menschen verbessern sondern behindern, bin ich froh, schon so alt zu sein.
Aber es scheint so, dass sich die Ägypter in Bangkok nicht an die Thailänder angepasst haben. In Kairo muss es die Hölle sein.

http://derstandard.at/2000021244741/Mugamma-im-Herzen-des-Wahnsinns?ref=nl

Wahrscheinlich werden wir auf Reisen in solche Länder am Ende unseres Lebens verzichten. Luck möchte sowieso am liebsten in Deutschland Urlaub machen. Angeblich liebt sie nicht nur mich, wie sie in ihren Aquarellen und Kartoffeldrucken dokumentierte.



Manfred am 3.September 2015


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