Donnerstag, 23. April 2020

Kultur in Viren-Zeiten

Ein Facebook-Mitglied (Reiner Kerner) gibt sich mit seinen Beiträgen über die Thai-Kultur und die Sehenswürdigkeiten sehr viel Mühe. Er ist belesen, recherchiert ausgiebig und zeigt immer ausgezeichnete Fotos, die hochhausweit entfernt sind von dem üblichen Handy-Müll.

Foto: Reiner Kerner, Erawan-Museum


Nun präsentierte er einen Bericht über ein Museum, das natürlich wie alle anderen Museen, historischen Parks und Tempel zur Zeit geschlossen ist. 


Ich war in den letzten 15 Jahren viermal dort und kaufte auch Dokumentationen über das Erawan-Museum. Reiner Kerner erntete für seine sogar mir unbekannte Faktensammlung in seinem langen Text und für seine Bilder keine Lobeshymnen, nicht einmal einen kleinen Satz der Anerkennung. Man schrieb,  dass das Museum geschlossen sei und er solche Beiträge nur zeigen soll, wenn die Corona-Krise vorbei ist.



Mal abgesehen davon, dass in den asozialen Netzwerken keiner jemand neben sich duldet und Lob fast unbekannt und Nörgelei der tägliche Lesestoff sind, ärgert mich so etwas, weil es die wenigen, die sich Mühe geben, mutlos macht. Ich habe darauf nicht kritisch reagiert, sondern ironisch und sarkastisch. Das musste sein.

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Manfred Spies: Reiner, es geht nicht nur darum, keine Perlen vor die Säue zu werfen. Du MUSST auch darauf achten, welche Themen du zu welcher Zeit anpackst. 

Jetzt haben wir Corona-Zeit. Da berichtet man über Krankenhäuser und die hübschen Krematorien. Da zeigt man die prachtvollen Eingänge von Banken und Behörden, die ja geöffnet sind. Man zeigt die vermummten Gestalten, die ganze Wohnsiedlungen mit Desinfektionsmitteln einstäuben, aber doch um Gottes Willen keine Museen, keine Tempel oder historischen Anlagen, weil die ja zur Zeit geschlossen sind. Und Konzertmitschnitte und Dokus von früheren Sportveranstaltungen dürfen auch nicht gezeigt werden. Die Leserinnen und Leser und die TV-Konsumenten sind ja so doof, dass man sie nicht in Verwirrung bringen darf. 

Gähnende Leere auf Straßen und Warteschlangen an Armenküchen sind aktuell, sehenswert und können ganztägig besichtigt werden. Und Bilder von Verkehrsunfällen sind auch in Corona-Zeiten immer noch präsent. Auf Fotos von zunehmend häuslicher Gewalt und von Suizidtoten würde ich aus Gründen der Pietät verzichten, obwohl sie (ohne Eintrittspreise) überall zu sehn sind. 
Du könntest natürlich deine morgendliche Kaffeetasse abbilden, weil das ja von allgemeinem Interesse ist.



Vielleicht könntest du hin und wieder Menschenmassen an überfüllten Stränden oder Warteschlangen vor Museen zeigen, um die Erinnerung an vergangenen Zeiten wach zu halten und Zukunftssehnsüchte zu wecken.




Mach weiter, lieber Reiner!

Wilailuck Lakkhamphan und Manfred Spies
24.4.2020

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