Donnerstag, 24. September 2015

Thailand, Morde im Paradies oder in der Hölle?

Auf Koh Tao machten Luck und ich einen sehr schönen Urlaub. Fernab von Trubel in der Stadt und an den Touri-Stränden hatten wir natürlich nie Kontakt zur Polizei oder bekamen nie irgendwelche unerfreulichen Ereignisse mit. 
Wir kennen Horror-Geschichten über Polizisten auch aus Pakchong. Wir kennen aber auch sehr gewissenhaft arbeitende, gute Polizisten, denen wir helfen und sie unterstützen, wenn wir es können. (z.B. mit Alkohol-Testgeräten)

dpa-Bild aus der SZ vom 7.7.2017 zu Beginn des Mordprozesses

Was seit langer Zeit in Koh Samui über die Morde in Koh Tao an zwei englischen Touristen verhandelt wird, erfüllte mich zunehmend mit Schrecken, ja mit Abscheu. Nie wollte ich darüber etwas schreiben. Das können andere besser und gelassener.
Nun am Tag vor dem Abschluss der Beweisaufnahme möchte ich so einen Beitrag auf meine Seite setzen. Kommentarlos.


Sam Gruber, FARANG, 24.9.2015

KOH SAMUI: Die Verteidigung im Mordprozess von Koh Tao hat am Dienstag und Mittwoch mit Zeugen des ‚Central Institut of Forensic‘ (CIFS) sowie der Zuarbeit einer ausländischen gerichtsmedizinischen Expertin weitere schwere Zweifel an der Arbeit der thailändischen Polizeiermittler aufgerührt. Bis Freitag sollen zudem Hinweise dafür bekräftigt werden, dass die mutmaßlichen Doppelmörder Zaw Lin und Wai Phyo aus Myanmar durch Folter und Psychoterror zu ihren später widerrufenen Geständnissen genötigt worden sind.
Es scheint wie das Tauziehen um zwei ermordete junge britische Touristen – und das gleichzeitige Reißen am Tau des Lebens zweier burmesischer Angeklagter: Einen Tag vor dem offiziellen gerichtlichen Abschluss dieses Doppelmordfalles sitzen nicht nur die Angehörigen der am Sairee Strand von Koh Tao erschlagenen Hannah Witheridge und David Miller fassungslos im Gerichtssaal Nummer 6 des Provinzgerichtes Koh Samui. Längst hat keiner der Prozessbeobachter mehr den Glauben, dass nach diesem Verfahren und der unfassbar willkürlichen Ermittlungsarbeit der thailändischen Polizeibehörden jemals ein erhellendes Licht auf diesen grausamen Mord des 15. September 2014 geworfen werden kann.
Thailands unabhängige und weltweit anerkannte Forensikbehörde CIFS hat die Spurenuntersuchung nach dem Doppelmord an Hannah Witheridge und David Miller in vielen Punkten als dilettantisch, nicht nachvollziehbar, lückenhaft und unterschwellig sogar als einseitig bezeichnet. Die forensische Expertin Jane Taupin aus Australien – von der Verteidigung wegen ihrer 25 jährigen gerichtsmedizinischen Arbeit in Down Under und Großbritannien als unabhängige Beraterin hinzugezogen – lässt ebenso kein gutes Haar an der Polizeiarbeit auf Koh Tao und im Forensischen Institut der Polizei in Bangkok.
Fast alles sei falsch gemacht worden nach dem Fund der Leichen am frühen Morgen des 15. September 2014. Nur wenig kann heute bruchstückartig rekonstruiert werden, obwohl es hier um den Tod zweier unschuldiger Urlauber auf einer thailändischen Ferieninsel geht und auch um das Leben zweier 22 Jahre alter Gastarbeiter aus Myanmar, die auf Koh Tao als billige Hilfskräfte geschuftet hatten und für zwei Morde ihren Kopf hinhalten müssen, die sie möglicherweise nie begangen haben.
Signifikant unwohl stimmten regelmäßige Beobachter dieses seit 8. Juli andauernden Mordprozesses auf Koh Samui neben dem Ermittlungschaos die merkwürdig teilnahmslosen Zeugen der Anklage. Meistens waren es Polizeiermittler und gerichtsmedizinische Mitarbeiter des Forensischen Institutes der Polizei Bangkok, die ihren Auftritt hatten. Nicht einer davon hat bei genauerer Betrachtung auch nur ansatzweise nach internationalem Standard ermittelt und dokumentiert. Dazu kamen von den Ermittlungsbehörden eingesetzte burmesische Übersetzer. Auch hier konnte nicht ein einziger thailändisch lesen oder schreiben – geschweige denn zweifelsfreie Aussagen über die tatsächlichen Mordverhöre liefern. Das Bild war dunkel nach diesen Einlassungen der Anklage-Zeugen und es wurde nicht heller bis zum heutigen Prozesstag Nummer 20.
Weshalb eine mittlerweile zweifelsfrei als Mordwaffe identifizierte Gartenharke erst ein Jahr nach dem Mord plötzlich DNA-Spuren aufweist (keine DNA der Beschuldigten/die Redaktion) – nachgewiesen vom unabhängigen Central Institut of Forensic der Direktorin Dr. Pornthip Rojanasunand, warum Bekleidung der erschlagenen Hannah Witheridge niemals auf solche DNA untersucht worden ist, aus welchen Gründen die gesamte Dokumentation einer prozessrelevanten gerichtsmedizinischen Untersuchung von der Polizei gehandhabt worden ist wie das Umwühlen eines Kindersandkastens – diese Fragen muss das Gericht ins Kalkül ziehen. Wir alle haben 200 Stunden lang viel gehört und gelesen über diesen Doppelmord auf Koh Tao. In Erinnerung bleiben wird das Chaos dieser Ermittlung und ein nervenaufreibender Prozess, der am Ende mehr Fragen aufwirft als er Antworten geben konnte.
Morgen wird der letzte offizielle Tag der spektakulärsten Mordaufarbeitung in Koh Samuis Inselgeschichte in Szene gehen. Dieser Gerichtsfall hat auch offenbart, in welch grausam-zynischer Form lokale Familien auf Koh Tao ihre burmesischen Angestellten halten und wie wenig Geld und Lebensqualität ihnen nach 28 Arbeitstagen im Monat mit bis zu 20 Stunden für ihr jämmerliches Dasein verbleiben. Die Abhängigkeit vom thailändischen Immigrationssystem, das Migranten dritter Klasse nur geduldete Legalität ermöglicht, aber keinen menschenwürdigen Lebensstandard, spielt – so die Aussagen von Menschenrechtlern – hinein in das Umfeld dieses furchtbaren Schauplatzes.
Ein Doppelmord, eine Ermittlung, ein Verfahren, noch kein Urteil. Vielleicht können die drei Richter des Provinzgerichts Koh Samui bis Ende Oktober etwas wiederherstellen,  das dem  Glauben an Gerechtigkeit nahekommt. Zu beneiden sind der besonnene Vorsitzende Richter und seine zwei weiblichen Beisitzer nicht um ihre Aufgabe. Es dürfte die schwierigste Entscheidung sein, die thailändische Richter in der jüngeren Landesgeschichte treffen mussten. Es kann nach dieser Form einer ‚Ermittlung‘ kaum Gerechtigkeit geben, es wird wohl eher der Schlussstrich unter ETWAS sein, das viele ungeachtet des Ausgangs so zurücklässt, dass sie dieses Land mit seiner hier praktizierten Polizeiarbeit nicht mehr lächelnd wahrnehmen.

> Sam Gruber:
http://der-farang.com/de/author/sam



Manfred Spies, 25.9.2015

Sonntag, 20. September 2015

Thailand reconciliation?

Good day, Mr Prayut Chan-o-Cha,

It is rude to point the finger at other people. I learned that in Thailand. Have you changed it now?

You didn´t allow any criticism of the "driven far ahead reconciliation process“?

The Government declared the ISAN to the terrorist area and the red shirts as the bombers immediately after the bombing. Stokes that hatred and discord, especially since these suspicions proved perfect nonsense going to be reconciliation in the country?

Manfred Spies, 21.9.2015

My friends and my family told me, it is very dangerous to write such a letter to you, because "you didn´t allow any criticism". But I have some QUESTIONS only. And also you want to have hamony in Thailand, you want reconciliation. I think the best way to this wonderful morning sunrise is diskussion and freedom and looking for the best arguments.

Donnerstag, 17. September 2015

Thailand: Regen, Politik, Korruption und Blödheit

Hochwasser nach Regen in Thailand

Hochwasser nach Regen in Thailand

Hochwasser nach Regen in Thailand
Auf Konferenzen, Klimagipfeln und in hunderten von Interviews und anschließenden Medienberichten warnen bereits seit über vierzig Jahren Wissenschaftler und Organisationen vor den Folgen unseres unüberlegten und hemmungslosen Fortschritts- und Konsumfetischismus´. Aber die Politiker - allen voran die Verantwortlichen für die größten und mächtigsten und bevölkerungsreichsten Nationen der Welt - denken nur weiter an die Qualität des Fortschritts, die eine Katastrophe für die Lebensqualität in der Zukunft bedeutet. Sie zeugen bedenkenlos auch eigene Kinder, von denen sie in der Zukunft verflucht werden.

Ich habe keine Kinder und bin alt. Insofern sehe ich das alles mit Gelassenheit und Resignation. Wann habe ich das erste Buch des „Club of Rome“ gelesen? Irgendwann Anfang der Siebziger. Lange her. Und was entwickelte sich danach???? Nein, ich engagiere mich fast nicht mehr, renne nicht mehr gegen die Wand. Dazu ist mit mein Kopf zu schade.

Was sich jetzt in Pattaya und anderen Orten in Thailand abspielt ist das alte Lied von Ignoranz, Hochnäsigkeit gegenüber Argumenten, Korruption und politischer Saublödheit. Es gibt ja nicht das erste Mal in Thailand diese Wetterfolgen, die manchmal Millionen Menschen schädigen.



Aber nicht nur die Thailänder praktizieren eine Vogel-Strauss-Denke. Nur ist sie bei ihnen besonders ausgeprägt und verbindet sich zusätzlich mit Glauben statt Wissen und Denken. Besser beten und Lotto spielen als Fragen stellen und Kritik üben. Und „Gier ist geil“ ist der Slogan für den Thai-Alltag!

In unserer Siedlung habe ich massenhaft fotografiert, wie die Thais all ihren Müll im Wald, am Straßenrand und in der Kanalisation "entsorgen" und der Verwaltung die Bilder übergeben, Ich habe damals 10.000 bebilderte DIN A3 Drucke verteilt, auf denen die Folgen in thailändischer Sprache beschrieben wurden.






Ob das etwas genützt hat, weiss ich nicht. Es gibt jedenfalls weniger Müll (s. Blog-Beitrag: )

und durch den Neubau der Kanalisation - da muss man die Verwaltung wirklich loben!! - werden die Überschwemmungen der wichtigen Straßen und des Highways vermieden. Es geht also auch anders, als in Bangkok oder in Pattaya und anderen Zentren der Geschäftemacherei und der Korruption, die seltsamerweise immer einhergeht mit absoluter Blödheit und Raffgier.




Und wenn es bei uns heftig wochenlang Tag und Nacht regnet, steht die Straße vor unserem Haus nicht mehr unter Wasser, Wir bleiben drin, machen ein wenig Hausputz, lesen und schauen uns aus dem riesigen, mitgebrachten Archiv Filme an: Das Boot, Findet Nemo, 20.000 Meilen unter dem Meer, Deep Star Six oder den wunderbaren Deep Blue der BBC wäre doch alles angemessen:-)))

Un sere Einfahrt vor einigen Jahren. Das ist heute Geschichte, hoffen wir.



Hier ein paar Links zum Verständnis für meine Resignation in einer fast lernresistenten Umwelt.

Aktuell: Einmal starker Regen und Pattaya steht unter Wasser

Kennen wir doch schon aus Bangkok in diesem Jahr und aus den Katastrophen vorher
Müll auf Koh Larn
http://der-farang.com/de/pages/koh-larn-muellberg-waechst-taeglich-um-zehn-tonnen

Müll in Pattaya

Ein bisschen Hochwasser ist dagegen harmlos
http://der-farang.com/de/pages/muell-verschmutzt-das-meer-und-toetet-unzaehlige-tiere


Nun will ich aber all unseren Besuchern sagen, dass das Leben ein schöner, langer Fluss ist, mit einer Quelle, einem Leben in wechselnden Betten und einem sich verlierenden Ende im großen Meer. Und alles ist immer gleichzeitig da und Eins. Und alles ändert sich, und bald haben wir wieder wunderbare regenfreie, laue Abende auf der Terrasse.




Luck und Manfred am 17.September 2015


Donnerstag, 3. September 2015

Ägypten erleben, erleiden?

Für einen Urlaub in Ägypten braucht man ein Visum. Angeblich gibt es neue gesetze und man muss zur Embassy of the Arab Republic of Egypt.
Die Ägyptische Botschaft in Bangkok kennt kein Taxifahrer. Die von der Botschaft im Internet angegebene Straße ist falsch. Zumindest eine der angegebenen Adressen. Man muss also mehrfach und umfangreich recherchieren.  Am Gebäude der Botschaft ( Sorachai Building) sind auf einem großen Schild alle Firmen angeschlagen, von der Botschaft der Arabischen Republik Ägyptens keine Spur. Aber fragen und noch mal fragen hilft weiter.





Die im Internet angegebenen Öffnungszeiten sind falsch. Im Building gibt es weder im Eingangsbereich noch auf der Konsulatsetage Stühle oder Bänke zum Sitzen und Warten. Man kann sich aber draußen bei Spaziergängen in der klaren, frischen Luft der leise summenden Stadt Bangkok die Zeit vertreiben. Wenn man Hustenbonbons dabei hat, ist das hilfreich.

Relativ pünktlich, also 11 Minuten nach der offiziellen Öffnungszeit, erschien auf der Botschaftsetage im 31 Stock zuerst ein bewaffneter Polizist, danach die Mitarbeiter und die Exzellenz. Nach Abgabe unserer Taschen, Handys und Waffen betraten wir als Einzige den großen Warteraum mit 70 modernen, leeren Stühlen. Ein Mitarbeiter führte uns zu einem Nummerndrucker. Wir zogen das anscheinend wichtige und notwendige Zettelchen und unsere Nummer wurde tatsächlich umgehend angezeigt und aufgerufen. 
Natürlich hatten wir nicht nur im Internet die unterschiedlichsten, für ein Touristenvisum notwendigen Dokumente gesehen. Auch bei unseren Telefonaten erfuhren wir immer wieder interessante Neuigkeiten. So hatten wir eine Aktentasche voller Ordner und Schnellhefter mitgebracht und die Dame hinter dem Panzerglas war sichtlich überrascht und erfreut auch über die große Anzahl von Kopien, die wir mitgebracht hatten, um unsere kostbare Lebenszeit nicht zu leichtsinnig der ägyptischen Botschaft zu schenken.Ein Kopiergerät gab es natürlich nicht auf der Botschaftsetage.
Viele Dokumente werden angegeben, andere Angaben fehlen. Das kennt man auch von der thailändischen Bürokratie zur Genüge. Jeder hat diese Leute schon verflucht, weil sie nie genau sagen, was sie haben wollen und man immer erneut anreisen muss.

Wenn Luck und ich in der Vergangenheit von Deutschland nach Ägypten reisten, bekamen wir für 35,-  €  am Ankunftsflughafen unter Vorlage unseres Passes ein Visum. Jetzt mussten wir außer dem gültigen Pass, Passbildern und den vielen Kopien eine Vermögensbestätigung der Bank, Heiratsurkunden, Wohnsitzbescheinigungen, Rechnungen der Flugtickets und der Hotelbuchung vorzeigen. Die Konsulats-Mitarbeiterin sagte uns kopfschüttelnd, warum wir nicht in einer Gruppe reisen. Da hätten wir überhaupt keine Probleme und keinen Papierkram. Ich habe keinen Versuch gemacht, mit ihr über Individualität und Lebensqualität zu diskutieren.

Bemerkenswert fand ich, dass die Kosten für die beiden Visa etwa 75% teuerer als üblich waren und wir keine Quittungen erhielten. Bemerkenswert fand ich auch, dass die Pässe bis zur Aushändigung der Visa in drei Wochen einbehalten wurden und wir auch dafür keine Quittungen erhielten. Als ich reklamierte und erklärte, es kann sein, dass ich den Pass bei einer Polizeikontrolle usw. benötige - eine ID-Card besitze ich nicht - , gab man mir eine Telefonnummer. Die Thai-Polizei soll anrufen.

Die Dame am Schalter sah alle unsere Unterlagen durch, verglich und prüfte. Nach etwa 90 Minuten waren wir wieder auf der Strasse und bestellten ein Taxi zum Busbahnhof und zur Heimfahrt. 
Im Taxi erhielt Luck einen Anruf des ägyptischen Konsulats. Ihr Pass sei ab Januar 2016 ungültig, sie könne mit diesem Pass kein Visum erhalten. Der Pass muss eine Gültigkeit von mindestens sechs Monaten haben. Die Dame hinter dem Panzerglas brauchte wohl etwas länger, um das festzustellen. Nun ist das eine übliche Frist bei der Ausstellung von Visa und Luck war sauer auf sich selbst. 
Das Taxi brachte uns zurück zum Konsulat, mit dem Pass rasten wir zur Thai-Behörde, um einen frischen Pass zu beantragen und danach brachten wir den alten Pass wieder zurück zu den Ägyptern. Gut für Luck war die Nachricht, dass sie den neuen Thai-Pass schon nach einer Woche abholen und zum ägyptischen Konsulat bringen kann. Da wird dann ein neues Antragsformular mit der neuen Passnummer ausgefüllt. Mal sehen, ob wir vor unserem Flug die Visa haben.

Irgendwann am Nachmittag brachte uns ein Taxi zum Minibus und wir landeten etwas genervt in Pakchong. Luck war sauer, dass sie durch ihre Unachtsamkeit so viel Geld für Autobahngebühren und Taxikosten ausgegeben und so viel Zeit verloren hatte. Ich kaufte ihr zwei Lottoscheine.

Überall die gleiche hierarchische Ordnung gleicher Köppe
Wenn ich diese idiotische Bürokratie besonders in den Ländern erlebe, die wirtschaftlich und bildungsmäßig am Arsch sind, die auch noch im digitalen Zeitalter der elektronischen Datenspeicherung täglich ganze Wälder für unnötige Papierberge vernichten und nicht das Zusammenleben der Menschen verbessern sondern behindern, bin ich froh, schon so alt zu sein.
Aber es scheint so, dass sich die Ägypter in Bangkok nicht an die Thailänder angepasst haben. In Kairo muss es die Hölle sein.

http://derstandard.at/2000021244741/Mugamma-im-Herzen-des-Wahnsinns?ref=nl

Wahrscheinlich werden wir auf Reisen in solche Länder am Ende unseres Lebens verzichten. Luck möchte sowieso am liebsten in Deutschland Urlaub machen. Angeblich liebt sie nicht nur mich, wie sie in ihren Aquarellen und Kartoffeldrucken dokumentierte.



Manfred am 3.September 2015


Montag, 31. August 2015

Bomben in Bangkok

Unter dem Titel "Die üblichen Verdächtigen" wollte ich zwei Tage nach dem Anschlag einen ganz persönlichen Beitrag mit einer ganz persönlichen Wertung und einer ganz persönlichen Vermutung veröffentlichen.
Das wurde mir von den Mitgliedern meiner Familie untersagt. Ich habe mich zähneknirschend daran gehalten, denn dieses Land ist - wie mir mein Freund Paul Martini bei seinem Besuch am Wochenende bestätigte - ein Tollhaus. Wir verstehen nichts, selbst bei einer therapiebedürftigen Anpassung und einer fast physisch schmerzhaften Toleranz der Verhältnisse.

Jetzt habe ich mich mit guten Argumenten anders entschieden. Es scheint so, dass ich mit meiner relativ spontanen, allerdings von Recherchen unterfütterten, ersten Einschätzung nicht alleine da stehe. Daher werde ich nach meiner Rückkehr aus Bangkok in die Tastatur greifen.

Manfred Spies, 31. August 2015

Donnerstag, 20. August 2015

Täglicher Terror in Thailand

Terror ist die systematische und oftmals willkürlich erscheinende Verbreitung von Angst und Schrecken durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen (Wikipedia). Das geschieht in Thailand täglich. 
Wenn Personen oder Gruppen sich durch staatliche Organe (Polizei, Justiz, Behörden…) terrorisiert fühlen, kann das auch auf Unterlassungen zurück zu führen sein. Durch korrupte Beamte unter Druck gesetzt oder mit Angst erfüllt zu werden, ist nicht nur Horror, sondern ebenfalls Terror. Auch das geschieht in Thailand täglich.
Hier soll nur an einen Fall erinnert werden, der skandalös genug ist, um auch in ausländischen Medien lange beobachtet worden zu sein. Und danach?




EXPRESS-Redakteur Günther Classen recherchierte und schrieb sehr viel über den Mord auf Koh Saums in der Düsseldorfer Zeitung. Hier Auszüge aus einem Leserbrief vom 26.11.2014 an die in Thailand erscheinende Zeitung FARANG:
„…Hier aber drängt sich der Eindruck auf, nicht zuletzt durch hartnäckiges Hinterfragen des FARANG, dass offenbar in Thailand, speziell in KOH SAMUI wohl andere Maßstäbe gelten ALS IN JEDER WESTLICHEN ZIVILGESELLSCHAFT. Dem entgegenzutreten ist nicht nur die Pflicht eines jeden Journalisten, sondern auch jeden Bürgers, vor allem aber auch Derjenigen, die dafür bezahlt werden und geschworen haben, das Recht zu achten und Verbrechen zu verfolgen und zu sühnen.(Anmerkung: Aber die Thai-Polizei ist weitgehend Teil einer ÖSTLICHEN KORRUPTIONSGESELLSCHAFT!) Das ist man nicht zuletzt auch dem Menschen schuldig, der vermutlich durch ein Verbrechen getötet wurde. Vermutlich deshalb, weil es noch keinen Richterspruch gibt. Es kommt etwas hinzu, dass die örtlichen Behörden bedenken sollten. Wir leben nicht mehr in einer Welt, wo ein Ort so entlegen sein kann, dass er nicht mehr in den Fokus geraten kann….“ 
Und fast ein Jahr nach den angeblichen „Bewegungen“ in dem Fall und den Versprechungen der Staatsanwaltschaft in Koh Samui hat sich nichts getan. In einem Leserbrief direkt nach der Mordtat und der sofortigen Freilassung der geständigen Täter forderte ein Leser Massendemonstrationen und ein Engagement der internationalen Medien. Und? Was ist geschehen? 
Ja, Freunde, mit Gleichgültigkeit, Desinteresse, Wegsehen und Biertrinken ist dem Anarchismus und hausgemachten, alltäglichen Thai-Terrorismus nicht zu begegnen.






Hallo, Volker Schwartges.
ich habe deinen Text im FARANG vom 20.6.2015 gelesen. Deine Worte haben mich bewegt, erschüttert und natürlich wütend gemacht. So bin ich nun mal. Als Buddhist habe ich schon vor 20 Jahren gewusst, dass Buddha seine 2500 Jahre alten Lehren SELBSTVERSTÄNDLICH heute den veränderten Bedingungen anpassen und mir auch meine Rachegefühle erlauben würde.
Vielleicht würde Buddha heute für die Thais, die ja angeblich zu 95% gläubige Buddhisten sind, den Achtfachen Weg der Erkenntnis auch für Mopeds zulassen. Ich bezweifele allerdings, dass das im Verhalten der uns umgebenden Thais - Ausnahmen ausgeschlossen - etwas verändert. Es gibt in Thailand keine Ethik, keine Moral und keine Wertevermittlung, wie wir sie kennen. Thailand hat keine Aufklärung gehabt. Und keine Regierung hat versucht, daran etwas zu ändern.

Aber das alles ist vielleicht eine Erklärung für die Arroganz, die Rücksichtslosigkeit, die Oberflächlichkeit, den Neid und die Gier, die Gewalttätigkeit und die Korruption der Thailänder - Ausnahmen gibt es immer. Sogar bei der Polizei. Eine Entschuldigung ist es nicht.
Deine Ermordung geschah in einem Land, in dem so etwas täglich passiert. Es ist falsch, deshalb zur Tagesordnung übergehen zu dürfen. Und es ist auch falsch, anzunehmen, der Mord an einem Farang sei weniger bedeutend als die Ermordung eines Thais. Meine Frau erklärt mir täglich die Horror-Nachrichten und die anschließend unfassbar nachlässigen oder total ausbleibenden Ermittlungen und Anklagen der Polizei und der Gerichte. (Um das Thai-Gesicht nicht zu verlieren - oftmals ist es nur eine Fratze - sucht man die Schuldigen am liebsten bei Ausländern und besonders gern bei ausländischen Gastarbeitern. )

Da spült ein intelligenter, junger, hilfsbereiter Thailänder bei einem Fest der Nachbarn am Rande der Strasse das Geschirr der Gäste. Der arrogante Sohn der Familie ist Boss einer Dorfgang. Im Hinterzimmer raucht er mit Freunden einen Joint. Seine Gang-Rivalen aus dem Nachbardorf fahren mit Mopeds am Fest vorbei, sehen nicht den Sohn aber den Freund der Familie. Auch ein Verhasster. Also wird er erschossen. 
Die Ermittlungen verlaufen schleppend und dilettantisch, die Täterfamilien aus dem Nachbardorf sind reich und damit einflussreich. Nichts geschieht, wie in deinem Fall, lieber Volker. 
Der Vater des Erschossenen fährt an einem warmen Wochenende, an dem er die Familien beisammen vermutet, ins Nachbardorf und löscht die beiden Täterfamilien aus. Anschließend steckt der die Anwesen in Brand und erschießt sich. „Wer sich nicht weht, der lebt verkehrt“ empfand er wahrscheinlich. In einem durch und durch korrupten System scheint abrupte Selbstjustiz ein Ausweg.

Was würde ich als Bürger in Koh Samui tun, wenn ich dich gekannt und deine Ermordung miterlebt hätte? Würde ich sachliche Kommentierungen (s. FARANG-Kommentare) verfassen a´la  „Das rechtsempfindliche Verständnis aus der gelebten Aussage - ist hier nicht grösser - als das der Täter - und seiner Umgebung!“ und „Dank dem, dass sogar die zur Kritik fähigen Menschen - im reziproken Wert sagen: ich bleibe hier weil ich es liebe!! - entspricht indirekt - einer Ode an das Verbrechen!“ oder „Da es leider nur ein "Farang" war, wird wohl keiner mehr seinen Finger rühren.“ 
Ist das die ANTEILNAHME, die du traurig aus deinem Grab erhoffst? Warum tun sich in deinem Wohnort Koh Samui nicht die Ausländer aller Nationalitäten zusammen und demonstrieren, machen Mahnwachen, protestieren JEDEN TAG vor der Polizei und vor dem Gericht und vielleicht auch vor dem Bürgermeisteramt gegen eine Ermittlungsbehörde, die angeblich ein Wirtschaftsunternehmen ist. Anpassung? Angst? Nasse Hosen beim bloßen Gedanken an Proteste? Da wird sich NIE etwas verändern und die gelangweilten Nörgler trinken weiter ihr abendliches Bier - Ausnahmen ausgeschlossen.

Ich bin auch der Meinung, dass wir hier in einem ganz anderen kulturellen Umfeld mit einer anderen Geschichte leben. Das bedeutet aber nicht, dass ich meinen kritischen Verstand und mein Engagement am Visaschalter der Immigration abgebe. In unserer völlig vermüllten Siedlung habe ich ein halbes Jahr lang jeden Tag den Müll an den Straßen und Waldrändern in 33 riesige Säcke gesammelt. Außerdem haben wir 10.000  große DIN A3-Flyer mit vielen Bildern und Texten in Thai gedruckt und überall verteilt. Es war die Absicht eines guten Beispiels. ABER wenn Leute weiter ihren gesamten Müll oder Bauschutt am Waldrand deponierten, habe ich daneben Schilder in Thai in den Boden gerammt mit dem Text: „Hier waren Schweine!“ Respekt vor den kulturellen Unterschieden ja, aber Anpassung und Arschkriechen nein. 

Und das achselzuckende Tolerieren von Verbrechen und Korruption wird auch von mir als Ausländer bekämpft. Ja wohl, das sage ich all den Gutmenschen und Ignoranten, die Worte wie Engagement, Mitgefühl, Anteilnahme oder gar Empathie nicht kennen: Im Notfall reagiere ich so, wie der Thai-Vater. Und auch ein korrupter Polizeichef wird dran glauben müssen. 
Das wollte ich dir und deiner Familie und deinen Freunden nur mal gesagt haben. Nichts ist vergessen! Zumindest nicht von allen. Das konntest du ja in einigen Kommentaren lesen. Dass du aus meiner Heimatstadt Düsseldorf kommst, ist schön, aber eine Nebensache. Auch wenn du aus Castrop-Rauxel oder München kämst, würde ich so fühlen.

Manfred Spies, 20.8.2015
PS. Es wäre natürlich beeindruckend, wenn auch nach dem 20.8. in Kommentaren an dich gedacht würde.

Mittwoch, 29. Juli 2015

Thailand: Freedom + Justice = Peace


Über die Meinungsfreiheit in Thailand muss man nicht diskutieren. Fakt ist, sie existiert nicht. Wer sich wehrt und den Mund aufmacht, lebt gefährlich. 


Der Junta-Chef und heutiger Ministerpräsident, General Prayut, will keine Kritik


Trotzdem wagen einige, vor allem junge Thais, nicht nur dem Mund auf zu machen, sondern sie demonstrieren (natürlich werden sie eingesperrt), drucken Plakate, bemalen Transparente und leisten Widerstand auch über die sozialen Medien. Bewundernswert.


Ich zeige ein paar sehr gut gestaltete Plakate und ich stelle einen Mann vor, der im letzten Jahr eine riesige Kampagne initiert hat. Es ist Akawutt Ake Auttagon, auf Facebook leicht zu finden.

Zuerst wollte er auf einer Versammlung des ehemaligen, gelben Regierungsschefs
Abhisit diskutieren. Abhisit gehört zwar der Demokratischen Partei an, aber er ließ ihn abführen. Sein kleines Pappschild mit der Aufschrift RESPECT MY VOTE wurde zu einem Slogan und zum Renner der Rothemden und auch sehr vieler Liberaler und sogar Anhänger der Gelbhemden, die sich eine Wahl nicht verbieten lassen wollten.

Akawutt protestierte bei einer Versammlung und wurde abgeführt

Ein großartige Idee auf dem Shirt, die das heutige Rechtssystem Thailands auf den Punkt gebracht visualisiert.



Dass dieser junge Mann intelligent und kreativ ist, seigte sein T-Shirt bei einem TV-Interview. Hut ab, die Idee mit der kaputten Waage, bei der eine Waagschale fehlt, ist genial! Auf den Punkt gebracht. Das gibt es also auch in Thailand, politische Kunst und Grafik, die sich international messen lassen kann. 

Der Mann hat im Ausland studiert, logisches und analytisches Denken ist ihm nicht fremd.  Das ist in Thailand sehr ungewöhnlich. Das sollte man fördern. Ich bin dabei.


Dass zu einer Demokratie selbstverständlich das Demonstrationsrecht gehört, bezweifeln viele Thais
Ein Wettbewerb, eine Ausstellung wären doch denkbar. Und meine vielen weissen Wände um unser Haus warten längst auf Ideen.

Über 20 Wände für gute Ideen, und das muss natürlich nicht alles Politik sein









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You must not discuss about freedom of expression in Thailand. The fact is, it does not exist. Anyone who resists and opens his mouth, lives dangerously.
But some, especially young Thais, dare to make not only open their mouth but they demonstrate (of course they are imprisoned), print posters, paint banners and resist via social media. Admirable.
I will show some very well designed posters and I imagine a man who has a huge campaign initiated last year. Akawutt Ake Auttagon. He is easy to find on Facebook
First, he wanted to discuss at a meeting of the former, yellow prime minister
ABHISIT. He is member of the Democratic Party, but he had run him off. His little cardboard sign with the words RESPECT MY VOTE later was a slogan and the resistance-symbol of the red shirts and also very many liberal and even supporters of the yellow shirts. They wanted to choose, that is their right.
That this young man is intelligent and creative, showed his T-Shirt during a TV interview. Hats off, the idea with the broken scales, which lacks a weighing pan, is awesome! To the point. There also in Thailand, political art and graphics, which can compete internationally.
The man has studied abroad, logical and analytical thinking is not foreign to him. This is very unusual in Thailand. We should promote it. I'm in.
It could take a competition, an exhibition. And my many white walls around our House long waiting for ideas.
(Unfortunately, my English is not very good, but I hope you know what I mean)

Manfred Spies, 29.Juli 2015